Plaudereien Ab wann ist man Senior oder Seniorin - und wie lange noch?
Ob Senior oder Nicht-Senior, die Würde des Menschen ist unantastbar.
In der Regel gibt sich jeder Mensch seine Würde selbst oder auch nicht.
Nicht nur alte Leute ,nicht nur Kindheit ...... Aus meiner Kindheit (Oberhessen) kenne ich noch die höfliche Anrede in der 2. Person: IHR - für alte Leute, ...
Anfang der 1970-er (die 68-er waren voll im Schwung) konnte ich noch miterleben, wie die Knechte eines gräflichen Hofguts morgens um 6 h antreten mussten zur Arbeitsplanung.
"Hat er gestern noch den Stall sauber gemacht ?" " Heute hilft er beim Heuen " .
Das ging soweit, dass der strenge Verwalter einen jungen Anfänger gar nicht direkt ansprach, sondern über den Senior- Knecht: " Sage er ihm, dass auch er hier pünktlich um 6 anzutreten hat !"
Ich dachte, die Zeit wäre stehen geblieben, konnte mich aber sehr in die alten feudalen Herrschaftsverhältnisse hineinfühlen. Das war aber keine Frage des Alters, sondern des Gefälles des sozialen Hierarchie, wo noch oben und unten "ge-erzt" wurde, wobei das Erzen über dem 'Ihr-zen' stand.
Ob es einen emotionalen Unterschied macht, wenn man einen IKEA Mitarbeiter duzt, wenn man ihn vor die Tür setzt ? Kameradschaftlicher, familiärer ... oder eben nur Mode ?
Auf den Respekt kommt es an und der wird m.E. eben auch durch eine distanzierende (nicht gewollt 'vereinnahmende' ) Anrede zum Ausdruck gebracht.
Man stelle sich vor, Fischer hätte 1983 Stücklen geduzt als er rief
"Mit Verlaub Herr Präsident , Sie sind ein ...loch" - das wäre doppelt beleidigend gewesen.
Als eindeutig diskriminierend fand ich eine Szene neulich, als die Kassiererin einer alten Dame, die in ihrem Geldbeutel nach passenden Münzen zum Bezahlen suchte, ihr den Geldbeutel einfach aus der Hand nahm, und sagte, "komm, ich mach das jetzt mal, die anderen haben nämlich nicht soviel Zeit, bis du gefunden hast, was du suchst " .
Zustimmendes Raunen aus der Warteschlange...
Deutlicher kann man es nicht ausdrücken, dass Alte nicht dazugehören, sondern eher stören.
@poldy
@Inge--Ma
Vielen Dank für euere beiden Einträge!
Sie zeigen, wie herrlich doppeldeutig das
Thema des Threads verstanden werden kann 😊
Zunächst war ich besorgt um den Erhalt des
Begriffes "Senior*in". Weil er angeblich nicht
mehr zeitgemäß ist, wird eine neue Bezeichnung
(für Menschen über 60) gesucht.
Ich hoffe, dass Befragung + Auswertung recht
lange dauern werden und dass uns hanebüchener
Unsinn erspart bleiben wird .
Übrigens beim oben verwendeten Gendersternchen
fiel mir gerade ein, wie wohl unser "Seniorentreff"
künftig heißen könnte❓😵
dieAlte
Der Italiener in der italienische Eisdiele, bei dem ich einmal in der Woche sitze, nennt mich Seniora und das klingt gut und höflich, aber im Deutschen gibt es diese charmante Anrede leider nicht. Ich will von Fremden weder gedutzt werden, noch bin ich die Oma für irgendjemand, das verbiete ich mir energisch, passiert aber in dem Umfeld in dem ich lebe, so gut wie nicht mehr.
Das Wort Senior stört mich nicht, warum denn auch, es beschreibt höflich die ältere oder hochbetagte Generation, es gibt Seniorenresidenzen und Seniorenwohnungen, klingt doch besser als Altenwohnheim ect.
Granka
Übrigens beim oben verwendeten GendersternchenDas ist doch sehr einfach. Es würde dann korrekt "Senior*innentreff" heißen.
fiel mir gerade ein, wie wohl unser "Seniorentreff"
künftig heißen könnte❓😵
dieAlte
Aber warte ab, welcher Aufschrei jetzt kommt, ich duck mich schonmal und lauf weg. 😊
Ich bin nicht vom Fach, was den Umgang mit Patienten anbelangt.
Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, was die direkte, ungeschminkte, kurze Ansprache bewirken soll.
Falls das Aufnahmevermögen, die Empfindungen eines Patienten stark eingeschränkt sind: (Un)bewusste Gefühle sind immer noch vorhanden, meine ich.
Kann der Patient nicht mehr reagieren, wird er immer noch spüren, was los ist. Wie grausam kann das für ihn sein. Er ist würdelos und abgeschoben.
Dazu hab ich auch noch eine Story! Man kann das Duzen nicht immer verbieten. Es kommt auf die Situation an. Ich hatte einen Lackschaden am Auto und der Lackierer wollte kommen, sich das ansehen und mir helfen. Er kam - ein netter junger Mann stieg aus dem Werkstattwagen und duzte mich gleich zur Begrüßung (wir hatten uns noch nie real gesehen..)
Ich fragte dann nur grinsend zurück, ob er mir wohl mal seinen Vornamen verraten würde, dass ich ihn auch duzen kann. Es wurde ein freundliches Gespräch und er hat mir sehr geholfen.
Ich weiß nicht, wie es geworden wäre, wenn ich auf
dem " Sie" bestanden hätte...
Klara
Klara39, es kommt immer auf die Situation an, ich meinte das plumpe dutzen womöglich mit Oma verbunden, aber es soll Leute geben, die auch das noch "süss" finden. Ich jedenfalls nicht.
Ausserdem muss jeder für sich entscheiden, wo oder welche Anrede noch die Würde gewahrt wird und bei welcher nicht.
Granka
Bei diesem Ausspruch "Opa, heb deinen A." fehlte es aber sehr am nötigen Respekt. Wenn diese Person immer so drauf ist, sollte sie mal ihr Verhalten überdenken oder auch darüber nachdenken, ob sie den richtigen Beruf gewählt hat. Gerade ältere, bedürftige Menschen brauchen besondere Fürsorge, besondere Empathie und Aufmerksamkeit. Da kann man nicht mit der Holzhammermethode kommen. Bei aller Hektik im Beruf, so etwas ist für mich persönlich ein "No go". Und einen A. hat schon mal niemand, nur ich habe ein Pummelärschchen.😂😂😂
Einen sonnigen Mittwoch wünscht
Jutta
Zunächst einmal bin ich froh, dass diese Diskussion unter "Plaudereien" abgehandelt wird.
Sie könnte sonst zu ernsthaft werden.
In der deutschen Sprache existiert das Wort Senior. Soll dafür ein neues Wort gesucht werden, weil das bisherige nicht mehr zutreffend bzw. zeitgemäß ist?
Einwandfrei nein meine ich. Ausführlich wurde hier bereits mitgeteilt, wo die Bezeichnung Senior angewandt wird.
Wurde bereits schlüssig, wie der Senior in der leichten Sprache benannt wird? 😉