Literatur Lyrik/Gedichte für Liebhaber
Ohne Feindschaft
Meinem Hunde rief ich zu, Höre: gut und sei gescheit,
Kätzchen ist ein Tier wie du, also tue ihm kein Leid.
Und dem Kätzchen rief ich zu, Höre: gut und sei gescheit,
Mäuschen ist ein Tier wie du, also tue ihm kein Leid.
Und so leben wir im Haus. Friedlich teilend manch Gericht,
Ich, mein Hund, und Katz' und Maus,
Nur die Menschen lernen's nicht!
Finken auch dem Fenster nahn, Speisen mit in Sang und Sing,
Nachbarn freilich, die es sahn, nennen mich den Sonderling.
Emil Claar (1842 - 1930),
RE: Lyrik/Gedichte für Liebhaber
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Eines Morgens Schnee
Was man gelebt, was immer mehr geblieben,
stets mehr gelesen, um so dunkler nur,
was man im Lichte schon wie aufgeschrieben
vorfand und ging auf unstörbarer Spur,
was man mit Sinn erreicht, was man mit Lieben
doch nie vollbringen konnte, — deine Flur
wird dir, du Mensch von Ernte niemals satt,
mit eines Morgens Schnee ein reinstes Blatt.
Es ist kein Trost; und nun der Sonne Scheinen
teilt alles nur noch weiter vor dir aus,
so spurlos steht die Zeit, du willst sie einen
gleich einer Träne dort am letzten Strauß,
du horchst auf einen Laut, nun hörst du keinen,
der Schnee macht nur ein regungsloses Haus, —
geh fort, und wie es dir im Busen klopft,
fühlst du den Schnee, der kalt vom Baume tropft.
Du fühlst nicht Nähe mehr, nur noch dies Pochen,
das dir die kalte Wange seltsam näßt,
das Land scheint dir so weit und ganz zerbrochen,
die weißen Berge gleich dem schweren Rest
von einem Himmel, den du nie besprochen,
und der, je mehr du sprichst, dich werden läßt
gleich einer Spur, die sich aus ihm verlor,
und die du kennst, wenn dir im Herzen fror.
So geh nun fort, und was umsonst bestritten
du Tag und Nacht, was schon im Licht verdorrt,
was du gelebt, was du dir selbst inmitten
gelöst, du Mensch, im stets zerbrochnen Wort,
auf dunkler Spur mit unhörbaren Schritten
gewinnt die Zeit ihr Licht, geh mit ihr fort,
noch blüht zur stillen Nacht die Spur so frisch
wie alle Ernte auf dem Ladentisch.
Das letzte Gedicht von Konrad Weiß, geschrieben am 30.10.1939
Was man gelebt, was immer mehr geblieben,
stets mehr gelesen, um so dunkler nur,
was man im Lichte schon wie aufgeschrieben
vorfand und ging auf unstörbarer Spur,
was man mit Sinn erreicht, was man mit Lieben
doch nie vollbringen konnte, — deine Flur
wird dir, du Mensch von Ernte niemals satt,
mit eines Morgens Schnee ein reinstes Blatt.
Es ist kein Trost; und nun der Sonne Scheinen
teilt alles nur noch weiter vor dir aus,
so spurlos steht die Zeit, du willst sie einen
gleich einer Träne dort am letzten Strauß,
du horchst auf einen Laut, nun hörst du keinen,
der Schnee macht nur ein regungsloses Haus, —
geh fort, und wie es dir im Busen klopft,
fühlst du den Schnee, der kalt vom Baume tropft.
Du fühlst nicht Nähe mehr, nur noch dies Pochen,
das dir die kalte Wange seltsam näßt,
das Land scheint dir so weit und ganz zerbrochen,
die weißen Berge gleich dem schweren Rest
von einem Himmel, den du nie besprochen,
und der, je mehr du sprichst, dich werden läßt
gleich einer Spur, die sich aus ihm verlor,
und die du kennst, wenn dir im Herzen fror.
So geh nun fort, und was umsonst bestritten
du Tag und Nacht, was schon im Licht verdorrt,
was du gelebt, was du dir selbst inmitten
gelöst, du Mensch, im stets zerbrochnen Wort,
auf dunkler Spur mit unhörbaren Schritten
gewinnt die Zeit ihr Licht, geh mit ihr fort,
noch blüht zur stillen Nacht die Spur so frisch
wie alle Ernte auf dem Ladentisch.
Das letzte Gedicht von Konrad Weiß, geschrieben am 30.10.1939
RE: Lyrik/Gedichte für Liebhaber
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Weg im Nebel
Nun wird die Spur der Füße langsam ungetan,
Und aus der Tiefe, aus der tiefen Tiefe steigt
Das Trübe, schwadengrauer Nebel himmelan.
Nun wird der Augen-Aufblick langsam leer,
Und aus der Höhe, aus der hohen Höhe neigt
Die Wolke sich, sinkt Nebel erdwärts schwer.
Nun drängt zu dem verwandten Un-Gesicht
Das Wesenlose aus den fahlen Gründen
Und hebt sich sehnend ins versäumte Licht.
Nun flieht, was war: es fliehen Busch und Baum,
Flieh'n Berg und Tal, die sich zur Flucht verbünden,
Es fliehst du, Herz. Es floh'n die Zeit, der Raum.
Land wurde Meer. Meer wurde schwälend Schaum.
Ihn schlürft, sich fröstelnd zu entzünden,
Das ungelebte Leben und der ungeträumte Traum.
Maria Luise Weissmann
Nun wird die Spur der Füße langsam ungetan,
Und aus der Tiefe, aus der tiefen Tiefe steigt
Das Trübe, schwadengrauer Nebel himmelan.
Nun wird der Augen-Aufblick langsam leer,
Und aus der Höhe, aus der hohen Höhe neigt
Die Wolke sich, sinkt Nebel erdwärts schwer.
Nun drängt zu dem verwandten Un-Gesicht
Das Wesenlose aus den fahlen Gründen
Und hebt sich sehnend ins versäumte Licht.
Nun flieht, was war: es fliehen Busch und Baum,
Flieh'n Berg und Tal, die sich zur Flucht verbünden,
Es fliehst du, Herz. Es floh'n die Zeit, der Raum.
Land wurde Meer. Meer wurde schwälend Schaum.
Ihn schlürft, sich fröstelnd zu entzünden,
Das ungelebte Leben und der ungeträumte Traum.
Maria Luise Weissmann
RE: Lyrik/Gedichte für Liebhaber
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Kahl reckt der baum
Im winterdunst
Sein frierend leben ·
Lass deinen traum
Auf stiller reise
Vor ihm sich heben!
Er dehnt die arme –
Bedenk ihn oft
Mit dieser gunst
Dass er im harme
Dass er im eise
Noch frühling hofft!
(Stefan George)
RE: Lyrik/Gedichte für Liebhaber
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Woher?
Tiefblau der Himmel,
hell glänzt der Firn,
da fällt ein Tropfen
auf meine Stirn.
Ich wend mich um,
und spähe, spähe...
nicht Wolken, nicht Menschen
in meiner Nähe.
Du schöner Himmel,
von Glanz umwoben,
sag, weinen denn
die auch dort oben?
Maria Janitschek
DER ENGEL
Er geht mir wohl zur Seite,
Wär alles sonst zu schwer!
Man könnt es nie ertragen,
Wenn nicht der Engel wär.
Er blickt aus jedem Sternlein,
Er spricht aus jedem Stein,
Er macht die tausend Wunder
Und führt mich doch noch heim!
Er hält mein ganzes Leben,
Wenn auch das Auge bricht...
er schläft an meiner Seite
Ich aber weiß es nicht.
JAKOB HARINGER (1898-1948), deutscher Schriftsteller
RE: Lyrik/Gedichte für Liebhaber
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Schatten
Hüte dich, wider den Tag
die suchende Seele zu kehren,
weil es geschehen mag,
dass sich die Schatten empören.
All dein Dunkles gewinnt
Form und Leben in ihnen,
deine Geheimnisse sind
dann nicht mehr treu, dir zu dienen;
Deine Geheimnisse stehn
gegen dich, riesige Recken,
und dann kann es geschehn,
dass ihre Schilde dich decken.
Margarte Beutler
Der Stern
Hätt einer auch fast mehr Verstand,
Als wie die drei Weisen aus Morgenland,
Und ließe sich dünken, er wär wohl nie
Dem Sternlein nachgereist wie sie;
Dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest
Seine Lichtlein wonniglich scheinen läßt,
Fällt auch auf sein verständig Gesicht,
Er mag es merken oder nicht,
Ein freundlicher Strahl
Des Wundersternes von dazumal.
Wilhelm Busch
RE: Lyrik/Gedichte für Liebhaber
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Weckruf
Spüre
bis in die Schwingenspitzen,
du darfst nicht immer
im Waldbaum nisten,
musst Heimatländer mit Fremden vertauschen,
gegen die Winde der Erde rauschen.
Raste nicht; Seele,
müde vom Eilen:
du bist Gottes Zugvogel,
du darfst nicht verweilen.
Elisabeth Fuhrmann- Paulsen
RE: Lyrik/Gedichte für Liebhaber
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Blumen auf dem Tisch wie ein Gedicht
Ohne Worten ausgesprochen
Wie im Dunkel einem Licht
Liebe braucht, keine Worten
Blumen auf dem Tisch
In viele verschiedene Farben
Sollte sagen was es ist
Und das Herz etwas erwarmen
Blumen auf dem Tisch
Nur zeitlos sind sie nicht
Sie enden wie dieses gedicht
Nur die Liebe wird es nicht.
C.
C.