Literatur Lyrik/Gedichte für Liebhaber
Re: Lyrik/Gedichte für Liebhaber
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Enigma, so schön, genau dort würde ich gerne Urlaub machen.
Grüßle
nina
Der Brunnen
Wie ich dich im Herzen trage,
das weiß niemand außer mir.
Stellst du mir des Zweifels Frage,
geb ich keine Antwort dir.
Meiner Liebe Brunnentiefe
misst nicht Leine und nicht Lot.
Fragst du, was am Grunde schliefe,
bringst du dir nur selber Not.
Alles Fühlen, alles Denken,
alles Dunkel, alles Licht
kann ich deiner Schönheit schenken,
aber messen kann ich nicht.
Wie ich dich im Herzen trage,
das weiß niemand außer mir.
Stellst du mir des Zweifels Frage,
geb ich keine Antwort dir.
Thilo von Trotha
Damit es Frieden in der Welt gibt,
müssen die Völker in Frieden leben.
Damit es Frieden zwischen den Völkern gibt,
dürfen sich die Städte nicht gegeneinander erheben.
Damit es Frieden in den Städten gibt,
müssen sich die Nachbarn verstehen.
Damit es Frieden zwischen Nachbarn gibt,
muß im eigenen Haus Frieden herrschen.
Damit im Haus Frieden herrscht,
muß man ihn im eigenen Herzen finden.
Laotse, (6. oder 4. - 3. Jh. v. Chr.), eigentlich Laozi, nur legendenhaft faßbarer chinesischer Philosoph, Begründer des Taoismus, Laotse bedeutet 'der Alte' und sein Sippenname war 'Li Erl'
müssen die Völker in Frieden leben.
Damit es Frieden zwischen den Völkern gibt,
dürfen sich die Städte nicht gegeneinander erheben.
Damit es Frieden in den Städten gibt,
müssen sich die Nachbarn verstehen.
Damit es Frieden zwischen Nachbarn gibt,
muß im eigenen Haus Frieden herrschen.
Damit im Haus Frieden herrscht,
muß man ihn im eigenen Herzen finden.
Laotse, (6. oder 4. - 3. Jh. v. Chr.), eigentlich Laozi, nur legendenhaft faßbarer chinesischer Philosoph, Begründer des Taoismus, Laotse bedeutet 'der Alte' und sein Sippenname war 'Li Erl'
Hallo Nina,
ja, klingt idyllisch, finde ich auch.
Und im Geiste können wir ja immer in der imaginären Urlaubslandschaft sein, auch in der Dämmerung.
Regen in der Dämmerung
Der wandernde Wind auf den Wegen
War angefüllt mit süßem Laut,
Der dämmernde rieselnde Regen
War mit Verlangen feucht betaut.
Das rinnende rauschende Wasser
Berauschte verwirrend die Stimmen
Der Träume, die blasser und blasser
Im schwebenden Nebel verschwimmen.
Der Wind in den wehenden Weiden,
Am Wasser der wandernde Wind
Berauschte die sehnenden Leiden,
Die in der Dämmerung sind.
Der Weg im dämmernden Wehen,
Er führte zu keinem Ziel,
Doch war er gut zu gehen
Im Regen, der rieselnd fiel.
Hugo von Hofmannsthal
Enigma
ja, klingt idyllisch, finde ich auch.
Und im Geiste können wir ja immer in der imaginären Urlaubslandschaft sein, auch in der Dämmerung.
Regen in der Dämmerung
Der wandernde Wind auf den Wegen
War angefüllt mit süßem Laut,
Der dämmernde rieselnde Regen
War mit Verlangen feucht betaut.
Das rinnende rauschende Wasser
Berauschte verwirrend die Stimmen
Der Träume, die blasser und blasser
Im schwebenden Nebel verschwimmen.
Der Wind in den wehenden Weiden,
Am Wasser der wandernde Wind
Berauschte die sehnenden Leiden,
Die in der Dämmerung sind.
Der Weg im dämmernden Wehen,
Er führte zu keinem Ziel,
Doch war er gut zu gehen
Im Regen, der rieselnd fiel.
Hugo von Hofmannsthal
Enigma
Leise Herbsttage
Die silberne Allee der Weiden
Dreht sich schon tagelang im Wind nach Ost.
Die Blumen rollen ihre Seiden,
Im Sonnenscheine zittert fern ein Frost.
Die Seele fährt auf leisen Achsen,
Und alles, was ein großes Glück heißt, stört,
Denn unsichtbare Wurzeln wachsen
Zu größer'm Glücke, heiß und unerhört.
Und über allem, was man vornimmt,
Liegt ein Verschweigen wartender Geduld,
Und hinter alles, was ins Ohr klingt,
Lauschst du auf eine unverhoffte Huld.
Oscar Loerke
Die silberne Allee der Weiden
Dreht sich schon tagelang im Wind nach Ost.
Die Blumen rollen ihre Seiden,
Im Sonnenscheine zittert fern ein Frost.
Die Seele fährt auf leisen Achsen,
Und alles, was ein großes Glück heißt, stört,
Denn unsichtbare Wurzeln wachsen
Zu größer'm Glücke, heiß und unerhört.
Und über allem, was man vornimmt,
Liegt ein Verschweigen wartender Geduld,
Und hinter alles, was ins Ohr klingt,
Lauschst du auf eine unverhoffte Huld.
Oscar Loerke
Danke,liebe Enigma, für das Herbstgedicht...
ja es herbstelt schon wieder und ich denke dann immer an das Gedicht "Herbsttag" von R.M.Rilke und bin sehr froh, dass ich eine warme Bleibe habe...
Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf die Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
(Anm.:"gieb" steht so in meinem Text in Deutsche Gedichte aus zwölf Jahrhunderten)
ja es herbstelt schon wieder und ich denke dann immer an das Gedicht "Herbsttag" von R.M.Rilke und bin sehr froh, dass ich eine warme Bleibe habe...
Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf die Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
(Anm.:"gieb" steht so in meinem Text in Deutsche Gedichte aus zwölf Jahrhunderten)
Liebe Indra,
das ist für mich ein im besten Sinne zeitlos schönes Gedicht.
Danke Dir dafür und dass Du wieder mitmachst.
Klabund gefällt mir auch (fast) immer, besonders auch dieses hier:
Sternschnuppen
Als ein seliger Vagant
Zieh ich in der Sterne Horden,
Streu von meines Schiffes Borden
Goldne Körner in das Land.
Wo ein Mädchen hellen Blicks
Eines Strahles Bahn ergattert,
Fühlt sie leuchtenden Geschicks,
Wie ihr Wunsch zum Stern entflattert. -
Süßer Vogel, halte still,
Komm in meine Sternkajüte,
Sag, was deine süße lütte
Herrin Gutes von mir will...
Klabund
(1890-1928)
aus: Morgenrot! Klabund! Die Tage dämmern!
Viele Grüße an Dich
von Enigma
das ist für mich ein im besten Sinne zeitlos schönes Gedicht.
Danke Dir dafür und dass Du wieder mitmachst.
Klabund gefällt mir auch (fast) immer, besonders auch dieses hier:
Sternschnuppen
Als ein seliger Vagant
Zieh ich in der Sterne Horden,
Streu von meines Schiffes Borden
Goldne Körner in das Land.
Wo ein Mädchen hellen Blicks
Eines Strahles Bahn ergattert,
Fühlt sie leuchtenden Geschicks,
Wie ihr Wunsch zum Stern entflattert. -
Süßer Vogel, halte still,
Komm in meine Sternkajüte,
Sag, was deine süße lütte
Herrin Gutes von mir will...
Klabund
(1890-1928)
aus: Morgenrot! Klabund! Die Tage dämmern!
Viele Grüße an Dich
von Enigma
Indira:
Hier zum Herbsttag von R.M. Rilke auch noch die Rezitation von
Gottfried John: Herbsttag aus dem Rilke Projekt"Überfließende Himmel"
Herbsttag R.M. Rilke
Hier zum Herbsttag von R.M. Rilke auch noch die Rezitation von
Gottfried John: Herbsttag aus dem Rilke Projekt"Überfließende Himmel"
Herbsttag R.M. Rilke
Rilke - Zwischen Tag und Traum
Rezitation: Sir Peter Ustinov aus dem Rilke Projekt „Überfließende Himmel“
Zwischen Tag und Traum
Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum.
Dort wo die Kinder schläfern, heiß von Hetzen,
dort wo die Alten sich zu Abend setzen,
und Herde glühn und hellen ihren Raum.
Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum.
Dort wo die Abendglocken klar verklangen
Und Mädchen, vom Verhallenden befangen,
sich müde stützen auf den Brunnensaum.
Und eine Linde ist mein Lieblingsbaum;
Und alle Sommer, welche in ihr schweigen,
rühren sich wieder in den tausend Zweigen
und wachen wieder zwischen Tag und Traum.
R.M. Rilke - Zwischen Tag und Traum
Rezitation: Sir Peter Ustinov aus dem Rilke Projekt „Überfließende Himmel“
Zwischen Tag und Traum
Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum.
Dort wo die Kinder schläfern, heiß von Hetzen,
dort wo die Alten sich zu Abend setzen,
und Herde glühn und hellen ihren Raum.
Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum.
Dort wo die Abendglocken klar verklangen
Und Mädchen, vom Verhallenden befangen,
sich müde stützen auf den Brunnensaum.
Und eine Linde ist mein Lieblingsbaum;
Und alle Sommer, welche in ihr schweigen,
rühren sich wieder in den tausend Zweigen
und wachen wieder zwischen Tag und Traum.
R.M. Rilke - Zwischen Tag und Traum
Danke, steve, das waren wunderschöne Ergänzungen...
Da kommt doch gleich Frohsinn in mein Herz...
Und Johann Ludwig Tieck hat dieses Gefühl auch noch schön als Verslein verpackt...
Frohsinn
Nur die Heiterkeit ist Leben,
..Selbst das Alter wird verjüngt,
Wem der Scherz, der Saft der Reben
..Jugend lachend wiederbringt,
Der mag manches Jahr noch leben,
..Lust und Frohsinn ihn umschweben.
Und dem Greise selbst gelingt,
sich der Sorgen zu entheben;
Nur die Heiterkeit ist Leben,
...selbst das Alter wird verjüngt...
Da kommt doch gleich Frohsinn in mein Herz...
Und Johann Ludwig Tieck hat dieses Gefühl auch noch schön als Verslein verpackt...
Frohsinn
Nur die Heiterkeit ist Leben,
..Selbst das Alter wird verjüngt,
Wem der Scherz, der Saft der Reben
..Jugend lachend wiederbringt,
Der mag manches Jahr noch leben,
..Lust und Frohsinn ihn umschweben.
Und dem Greise selbst gelingt,
sich der Sorgen zu entheben;
Nur die Heiterkeit ist Leben,
...selbst das Alter wird verjüngt...