Literatur Lyrik/Gedichte für Liebhaber
@ enigma
Wenn Du so eine herbstliche Stimmung hier herein bingst, dann darf ich ja auch schon Hermann Hesse "Im Nebel" bingen und etwas Stimmungsmusik dazu
Im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam, Im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
Hermann Hesse
Musik zum Hesse Gedicht Im Nebel
Wenn Du so eine herbstliche Stimmung hier herein bingst, dann darf ich ja auch schon Hermann Hesse "Im Nebel" bingen und etwas Stimmungsmusik dazu
Im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam, Im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
Hermann Hesse
Musik zum Hesse Gedicht Im Nebel
Das glaube ich aber jetzt nicht, genau die CD “Watermark” von Enya habe ich noch in der letzten Woche zu einem Geburtstag verschenkt. Ich besitze sie schon seit Jahren und finde, dass sie ausgezeichnet zu dem Hesse-Gedicht passt.
Die Berichterstattung über “den 11. Sepember” war übrigens auch mit einem Titel von Enya unterlegt.
Ich meine mich zu erinnern, dass es “Only One” war. Da müsste ich noch mal nachgucken.
So, jetzt aber noch ein Gedicht eines Russen.
Die Spanier sind schon gestern und heute sind es eben die Russen.
Herbstabend
Herbstabende voll weicher Helligkeit
Mit ihrem rührend rätselhaften Zauber...
Ein böser Glanz, der Bäume buntes Kleid,
Purpurner Blätter matt und leicht Geplauder;
Die Bläue ist so neblig, still und kühl,
Worunter die verwaiste Erde trauert,
Und - wie der nahen Stürme Vorgefühl -
Bisweil ein Windstoß jäh, der uns durchschauert;
Erschöpfung, Niedergang, doch überall
Das Lächeln sanft des Welkens und des Scheidens,
Das wir in des Verstandes Widerhall
Erkannt als die erhabne Scham des Leidens.
Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew
1803-1873
Gruß von Enigma
Die Berichterstattung über “den 11. Sepember” war übrigens auch mit einem Titel von Enya unterlegt.
Ich meine mich zu erinnern, dass es “Only One” war. Da müsste ich noch mal nachgucken.
So, jetzt aber noch ein Gedicht eines Russen.
Die Spanier sind schon gestern und heute sind es eben die Russen.
Herbstabend
Herbstabende voll weicher Helligkeit
Mit ihrem rührend rätselhaften Zauber...
Ein böser Glanz, der Bäume buntes Kleid,
Purpurner Blätter matt und leicht Geplauder;
Die Bläue ist so neblig, still und kühl,
Worunter die verwaiste Erde trauert,
Und - wie der nahen Stürme Vorgefühl -
Bisweil ein Windstoß jäh, der uns durchschauert;
Erschöpfung, Niedergang, doch überall
Das Lächeln sanft des Welkens und des Scheidens,
Das wir in des Verstandes Widerhall
Erkannt als die erhabne Scham des Leidens.
Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew
1803-1873
Gruß von Enigma
Re: Lyrik/Gedichte für Liebhaber
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Die Netzflickerinnen
Schweigend an den Dünen
sitzen die Fischerfrauen und
flicken die schweren Netze.
Guten Fang mag der Himmel
den Männern schicken.
Guten Fang und gute See.
Manches Netz ist schon draußen
geblieben
und manches Boot ohne Fischer
und Fisch irgendwo an den Strand
getrieben.
Die See macht's still und karg
ist das Wort der Frauen
die dort im Sande sitzen,
kurz wie der Schrei der Möwen,
die ruhelos über die Dünen flitzen.
Meli
Max Liebermann - Die Netzflickerinnen
Schweigend an den Dünen
sitzen die Fischerfrauen und
flicken die schweren Netze.
Guten Fang mag der Himmel
den Männern schicken.
Guten Fang und gute See.
Manches Netz ist schon draußen
geblieben
und manches Boot ohne Fischer
und Fisch irgendwo an den Strand
getrieben.
Die See macht's still und karg
ist das Wort der Frauen
die dort im Sande sitzen,
kurz wie der Schrei der Möwen,
die ruhelos über die Dünen flitzen.
Meli
Max Liebermann - Die Netzflickerinnen
Ja, Meli,
Dein Gedicht beschreibt die Stimmung des Liebermann-Bildes sehr schön.
Du schönes Fischermädchen
Du schönes Fischermädchen,
Treibe den Kahn ans Land;
Komm zu mir und setz dich nieder,
Wir kosen Hand in Hand.
Leg an mein Herz dein Köpfchen,
Und fürchte dich nicht zu sehr,
Vertraust du dich doch sorglos
Täglich dem wilden Meer.
Mein Herz gleicht ganz dem Meere,
Hat Sturm und Ebb und Flut,
Und manche schöne Perle
In seiner Tiefe ruht.
Heinrich Heine
Dein Gedicht beschreibt die Stimmung des Liebermann-Bildes sehr schön.
Du schönes Fischermädchen
Du schönes Fischermädchen,
Treibe den Kahn ans Land;
Komm zu mir und setz dich nieder,
Wir kosen Hand in Hand.
Leg an mein Herz dein Köpfchen,
Und fürchte dich nicht zu sehr,
Vertraust du dich doch sorglos
Täglich dem wilden Meer.
Mein Herz gleicht ganz dem Meere,
Hat Sturm und Ebb und Flut,
Und manche schöne Perle
In seiner Tiefe ruht.
Heinrich Heine
Re: Lyrik/Gedichte für Liebhaber
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Sorry, ich hatte in der Nacht übersehen, dass ich den Dichter zu dem Gedicht
Also hole ich das hier nach.
Die Netzflickerinnen
Gustav Falke
Meli
Also hole ich das hier nach.
Die Netzflickerinnen
Gustav Falke
Meli
Re: Lyrik/Gedichte für Liebhaber
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Mal nicht Roman Tisch.
Liebe Grüße
nina
Da kommt einer rein:
Ist unattraktiv.
Da kommt eine rein:
Ist auch unattraktiv.
Doch ich ahne:
Die zieht was zusammen.
Da macht er sie an.
Und wirkt unattraktiv
Da geht sie drauf ein.
Wirkt die unattraktiv!
Und doch sehe ich:
Die stehen in Flammen.
Er schaut mich nicht an:
Bin ich unattraktiv?
Sie schaut mich nicht an:
Ich bin unattraktiv!
Und begreif: Auch
Verdammte verdammen.
Gedicht von Robert Gernhardt
Ist unattraktiv.
Da kommt eine rein:
Ist auch unattraktiv.
Doch ich ahne:
Die zieht was zusammen.
Da macht er sie an.
Und wirkt unattraktiv
Da geht sie drauf ein.
Wirkt die unattraktiv!
Und doch sehe ich:
Die stehen in Flammen.
Er schaut mich nicht an:
Bin ich unattraktiv?
Sie schaut mich nicht an:
Ich bin unattraktiv!
Und begreif: Auch
Verdammte verdammen.
Gedicht von Robert Gernhardt
Liebe Grüße
nina
Fußspuren
Heute sah ich wieder dich am Strand
Schaum der Wellen dir zu Füßen trieb
mit dem Finger grubst du in den Sand
Zeichen ein, von denen keines blieb.
Ganz versunken warst du in dein Spiel
mit der ewigen Vergänglichkeit
Welle kam und Stern und Kreis zerfiel
Welle ging und du warst neu bereit.
Lachend hast du dich zu mir gewandt,
ahntest nicht den Schmerz,
den ich erfuhr;
denn die schönste Welle
zog zum Strand
und sie löschte
deiner Füße Spur.
- Marie Luise Kaschnitz -
Heute sah ich wieder dich am Strand
Schaum der Wellen dir zu Füßen trieb
mit dem Finger grubst du in den Sand
Zeichen ein, von denen keines blieb.
Ganz versunken warst du in dein Spiel
mit der ewigen Vergänglichkeit
Welle kam und Stern und Kreis zerfiel
Welle ging und du warst neu bereit.
Lachend hast du dich zu mir gewandt,
ahntest nicht den Schmerz,
den ich erfuhr;
denn die schönste Welle
zog zum Strand
und sie löschte
deiner Füße Spur.
- Marie Luise Kaschnitz -
Gernhardt und Kaschnitz.
Wunderbar, ich danke Euch.
Bleibt die Geliebteste zu lang aus
So viele Haare,
So viele Gedanken
Sich sonst um meinen Schädel ranken.
Doch heut nach meiner Gedankenzahl
Bin ich am Schädel ratzekahl.
Die Sehnsucht hat mir ohn' Gewissen
Das letzte Härlein ausgerissen.
Und wie des Müllers Esel dumm
Trag ich als Sack mein Hirn herum.
Alles, was ich im Leben verstund,
Hält vor der Sehnsucht erschreckt den Mund.
Die Worte fallen wie Balken schwer,
Gedruckte Bücher sind plötzlich leer,
Und bleibt die Geliebteste zu lang aus,
Sitze ich ganz verblödet im Haus.
Alles werd' ich wieder neu lernen müssen,
Vielleicht sogar lieben und küssen.
Max Dauthendey
(1867-1918)
Grüße von Enigma
Wunderbar, ich danke Euch.
Bleibt die Geliebteste zu lang aus
So viele Haare,
So viele Gedanken
Sich sonst um meinen Schädel ranken.
Doch heut nach meiner Gedankenzahl
Bin ich am Schädel ratzekahl.
Die Sehnsucht hat mir ohn' Gewissen
Das letzte Härlein ausgerissen.
Und wie des Müllers Esel dumm
Trag ich als Sack mein Hirn herum.
Alles, was ich im Leben verstund,
Hält vor der Sehnsucht erschreckt den Mund.
Die Worte fallen wie Balken schwer,
Gedruckte Bücher sind plötzlich leer,
Und bleibt die Geliebteste zu lang aus,
Sitze ich ganz verblödet im Haus.
Alles werd' ich wieder neu lernen müssen,
Vielleicht sogar lieben und küssen.
Max Dauthendey
(1867-1918)
Grüße von Enigma
Mein schönstes Gedicht
Mein schönstes Gedicht?
Ich schrieb es nicht
Aus tiefsten Tiefen stieg es.
Ich schwieg es!
Mascha Kaléko
Träumerei in Hellblau
Alle Landschaften haben
Sich mit Blau gefüllt.
Alle Büsche und Bäume des Stromes,
Der weit in den Norden schwillt.
Blaue Länder der Wolken,
Weiße Segel dicht,
Die Gestade des Himmels in Fernen
Zergehen in Wind und Licht.
Wenn die Abende sinken
Und wir schlafen ein,
Gehen die Träume, die schönen,
Mit leichten Füßen herein.
Zymbeln lassen sie klingen
In den Händen licht.
Manche flüstern, und halten
Kerzen vor ihr Gesicht.
Georg Heym (1887-1912)
Enigma
Alle Landschaften haben
Sich mit Blau gefüllt.
Alle Büsche und Bäume des Stromes,
Der weit in den Norden schwillt.
Blaue Länder der Wolken,
Weiße Segel dicht,
Die Gestade des Himmels in Fernen
Zergehen in Wind und Licht.
Wenn die Abende sinken
Und wir schlafen ein,
Gehen die Träume, die schönen,
Mit leichten Füßen herein.
Zymbeln lassen sie klingen
In den Händen licht.
Manche flüstern, und halten
Kerzen vor ihr Gesicht.
Georg Heym (1887-1912)
Enigma