Literatur Gedichte
Da soll noch einer sagen, im Fernsehen wäre kein Platz für Poesie. Noch ganz fasziniert von diesem wirklich guten Tatort aus Stuttgart heute Abend sitze ich hier das Gedicht hier ein welches ist das Leitmotiv dieses Tatorts war
Ich habe es selbst vor vielen Jahren einmal gelernt
Lethe
Von Conrad Ferdinand Meyer
Jüngst im Traume sah ich auf den Fluten
Einen Nachen ohne Ruder ziehn,
Strom und Himmel stand in matten Gluten
Wie bei Tages Nahen oder Fliehn.
Saßen Knaben drin mit Lotoskränzen,
Mädchen beugten über Bord sich schlank, Kreisend durch die Reihe sah ich glänzen
Eine Schale, draus ein jedes trank.
Jetzt erscholl ein Lied voll süßer Wehmut,
Das die Schar der Kranzgenossen sang -
Ich erkannte deines Nackens Demut,
Deine Stimme, die den Chor durchdrang.
In die Welle taucht ich.
Bis zum Marke
Schaudert ich, wie seltsam kühl sie war.
Ich erreicht' die leise ziehnde Barke,
Drängte mich in die geweihte Schar.
Und die Reihe war an dir zu trinken,
Und die volle Schale hobest du,
Sprachst zu mir mit trautem Augenwinken:
"Herz, ich trinke dir Vergessen zu!"
Dir entriß in trotzgem Liebesdrange Ich die Schale, warf sie in die Flut,
Sie versank, und siehe, deine Wange
Färbte sich mit einem Schein von Blut.
Flehend küßt ich dich in wildem Harme,
Die den bleichen Mund mir willig bot,
Da zerrannst du lächelnd mir im Arme
Und ich wußt es wieder - du bist tot.
Noch ein Conrad Ferdinand Meyer
Die Gaukler
Am Strande des Gelobten Lands
Im glühen Stich des Sonnenbrands
Kämpft Ludowig der Fromme;
Er trägt in sich des Todes Keim,
Ihm ahnt es, dass er nimmer heim
Ins schöne Frankreich komme.
Scheu lauscht in Zeltes Dämmerschein
Ein junger Edelknecht herein
Und hinter ihm die andern:
»Herr König, es sind Gaukler da,
Drei Brüder aus Armenia,
Die nach dem Grabe wandern.
Es heisst, sie spielen wunderschön!
Erlaubt ein frisches Horngetön
Uns allen anzuhören!«
Der König seufzt: »Betrug der Welt!
Bringt mir die Gaukler in das Zelt,
Dass sie euch nicht betören!«
Jetzt heben an den Mund die drei
Das Horn und spielen frank und frei,
Als ging es aus zum Jagen.
Dann wie ein Quell im Walde quillt,
So rieselt sanft und wächst und schwillt
Ein Jubeln und ein Klagen.
Gemach vertönt der Hörner Schall,
Laut ruft Renaud von Reineval:
»Du Herzenstrost der Minne!
Lucinden, die sich um mich kränkt,
In Treuen ihres Pilgers denkt,
Sah ich auf stiller Zinne!«
»Ich schaute«, fällt Jung Walter ein,
»In meinem Teich den Widerschein
Von Eichen kühl und düster,
Ich sah mein Boot, der Ruder bar,
Das halb ans Land gezogen war,
Umneigt von Schilfgeflüster!«
Ein jeder hat im Horneslaut
Sein Herz belauscht, sein Lieb geschaut,
Sein Minnen und sein Sehnen.
– »Herr König, sagt, was sinnet Ihr?
Was sehnet Ihr? Was minnet Ihr?
Was rinnen Euch die Tränen?«
Herr Ludwig flüstert: »Selger Traum!
Mich hoben durch den Himmelsraum
Angelische Gestalten.
›Getreuer Knecht willkomm!‹ erscholl
Ein Ruf – ich konnte wonnevoll
Die Tränen nicht verhalten.«
Dota kehr vorgetragen
Glück ist...
glück ist eine tolle Sache, hat man es, dann läuft es rund;
Glück gibt's gar nicht mal so selten, darum hör auf meine Kund':
Glück ist eine Taschenlampe, wenn es um dich dunkel ist;
Glück ist heutzutage, wenn man Herzenswärme nicht vermisst.
Glück ist schon ein Tropfen Wasser, für den Samen, der gedeiht;
Glück ist ein bewegtes Dasein, Mittelpunkt statt Einsamkeit.
Glück ist eine warme Wohnung, und ein Leben ohne Krieg;
Glück ist nicht nur all das Große, sondern auch ein kleiner Sieg.
Darum mach dir mal Gedanken, und sieh nicht nur alles trist;
dann wirst du ganz schnell erkennen, was du für ein Glückspilz bist!
Kurz und knapp:
Ein Alter liebt die Taler; ein Junger liebt sie auch;
Nur jener zum Verstecken, und dieser zum Gebrauch.
Friedrich von Logau
Geboren: Januar 1605