Literatur Gedichte
Der Mensch braucht ein Plätzchen,
Und wär's noch so klein,
Von dem er kann sagen:
Sieh, hier dies ist mein!
Hier leb' ich, hier lieb' ich,
Hier ruhe ich aus,
Hier ist meine Heimat,
Hier bin ich zu Haus.
(Unbekannt)
Quelle: Inschrift. Hausinschrift in Niederweimar 1912
Und wär's noch so klein,
Von dem er kann sagen:
Sieh, hier dies ist mein!
Hier leb' ich, hier lieb' ich,
Hier ruhe ich aus,
Hier ist meine Heimat,
Hier bin ich zu Haus.
(Unbekannt)
Quelle: Inschrift. Hausinschrift in Niederweimar 1912
Duldsam
Des morgens früh, sobald ich mir mein Pfeifchen angezündet,
Geh ich hinaus zur Hintertür, die in den Garten mündet.
Besonders gern betracht ich dann die Rosen, die so niedlich;
Die Blattlaus sitzt und saugt daran so grün, so still, so friedlich.
Und doch wird sie, so still sie ist, der Grausamkeit zur Beute;
Der Schwebefliegen Larve frißt sie auf bis auf die Häute
. Schluppwespchen flink und klimperklein,
So sehr die Laus sich sträube, sie legen doch ihr Ei hinein
Noch bei lebend'gem Leibe.
Sie aber sorgt nicht nur mit Fleiß durch Eier für Vermehrung;
Sie kriegt auch Junge hundertweis als weitere Bescherung.
Sie nährt sich an dem jungen Schaft der Rosen, eh sie welken;
Ameisen kommen, ihr den Saft sanft streichelnd abzumelken.
So seh ich in Betriebsamkeit das hübsche Ungeziefer
Und rauche während dieser Zeit mein Pfeifchen tief und tiefer.
Daß keine Rose ohne Dorn, bringt mich nicht aus dem Häuschen.
Auch sag ich ohne jeden Zorn: Kein Röslein ohne Läuschen!
Wilhelm Busch (1832 - 1908), deutscher Zeichner, Maler und Schriftsteller
Manche Menschen wissen nicht,
wie wichtig es ist, dass sie einfach da sind.
Manche Menschen wissen nicht,
wie gut es tut, sie nur zu sehen.
Manche Menschen wissen nicht,
wie tröstlich ihr gütiges Lächeln wirkt.
Manche Menschen wissen nicht,
wie wohltuend ihre Nähe ist.
Manche Menschen wissen nicht,
wie viel ärmer wir ohne sie wären.
Manche Menschen wissen nicht,
dass sie ein Geschenk des Himmels sind.
Sie wüssten es,
würden wir es ihnen sagen.
Notwendige Anmerkung:
„Manche Menschen wissen nicht“ ist ein wunderbares Gedicht, jedoch nicht von Paul Celansondern von Petrus Ceelen, einem belgischen Geistlichen, Psychotherapeuten und Autor,
geboren am 11.2.1943. Er arbeitete als Gefangenenseelsorger und war von 1992 bis 2005
in der Betreuung von Aidskranken in Stuttgart tätig.
Ich hatte ungeprüft diese falsche Zuordnung dem Netz entnommen, obwohl der Duktus ja eigentlich ziemlich deutlich von Celans Sprache abweicht.
Quelle: https://www.deutschelyrik.de/manche-wissen-nicht-1409.html
Die Schaukel
Auf meiner Schaukel in die Höh,
Was kann es Schöneres geben!
So hoch, so weit: Die ganze Chaussee
Und alle Häuser schweben.
Weit über die Gärten hoch, juchhee,
Ich lasse mich fliegen, fliegen;
Und alles sieht man, Wald und See,
Ganz anders stehn und liegen.
Hoch in die Höh! Wo ist mein Zeh?
Im Himmel! Ich glaube, ich falle!
Das tut so tief, so süß dann weh,
Und die Bäume verbeugen sich alle.
Und immer wieder in die Höh,
Und der Himmel kommt immer näher;
Und immer süßer tut es weh,
Der Himmel wird immer höher.
Richard Dehmel (1863 - 1920), dt. Dichter, Lyriker, Dramatiker und Kinderbuchautor