Literatur Gedichte
Erich Kästner „Traurigkeit, die jeder kennt“
Man weiß, die Trauer ist sehr bald behoben.
Sie schwand noch jedes Mal, so oft sie kam.
Mal ist man unten, und mal ist man oben.
Die Seelen werden immer wieder zahm.
Der eine nickt und sagt: "So ist das Leben."
Der andre schüttelt seinen Kopf und weint.
Wer traurig ist, sei's ohne Widerstreben!
Soll das ein Trost sein? So war's nicht gemeint.
Mascha Kaléko ~ Sehnsucht nach dem Anderswo...
Die Fensterschau
Der bleiche Heinrich ging vorbei, Schön Hedwig lag am Fenster.
Sie sprach halblaut: »Gott steh' mir bei, Der unten schaut bleich wie Gespenster!«
Der unten erhub sein Aug' in die Höh', Hinschmachtend nach Hedewigs Fenster.
Schön Hedwig ergriff es wie Liebesweh, Auch sie ward bleich wie Gespenster.
Schön Hedwig stand nun mit Liebesharm Tagtäglich lauernd am Fenster.
Bald aber lag sie in Heinrichs Arm. Allnächtlich zur Zeit der Gespenster.
Heinrich Heine (1797 - 1856),