Forum Soziales und Lebenshilfe Lebenshilfe Es gibt ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben.

Lebenshilfe Es gibt ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben.

Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Es gibt ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben.
geschrieben von Rispe
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.09.2022, 11:39:56

Dieses Problem wird ja exemplarisch in dem Drama „Gott“ von Ferd. von Schirach behandelt.
Hier geht es um einen Mann, der nur deshalb sterben will, weil seine Frau tot ist und er keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht.
Dieser Mann möchte Sterbehilfe in Anspruch nehmen, und innerhalb des Dramas werden beide Seiten pro und contra von Juristen und Ärzten beleuchtet.

Ich habe es im Schauspielhaus gesehen, am Schluss konnte das Publikum abstimmen, auf welcher Seite es steht, die Karten wurden gesammelt und das Ergebnis danach bekannt gegeben.
Natürlich war die Mehrheit auf Seiten des Mannes, der sterben wollte.

Und ich war wieder mal eine der wenigen, die auf der anderen Seite abgestimmt hat. Denn ich hatte den Eindruck, dass dieser Mann eine große Chance hatte, trotzdem ein lebenswertes Leben wieder aufbauen zu können, zumal er eine intakte Restfamilie mit Enkelkindern hatte.

Das waren für mich schwerwiegende Argumente, die auch von den im Stück vorkommenden Ethikern und Ärzten vorgetragen wurden.

Etwas anderes ist es, wenn jemand an einer unheilbaren Krankheit und großen Schmerzen leidet, in diesem Fall würde ich sicher anders urteilen.

Man sollte es sich nicht zu leicht machen, es gibt nur ein Leben, und das ist kostbar.
Ein Leben kann schnell vernichtet, aber danach nie wieder zurückgeholt werden.
 

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Es gibt ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben.
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf aixois vom 14.09.2022, 12:22:03

Lieber aixois,

ich stimme Dir zu.

Aber nur damit das klar wird: Ich habe absolut nichts gegen Sterbebegleitung! Wenn ein Arzt dazu bereit ist, unter Abwägung  gewisser Parameter (z.B. bin ich dagegen, dass Kinder und Jugendliche selbst darüber entscheiden dürfen, wie es (glaube ich) in NL der Fall ist oder werden soll), soll er das tun dürfen.

Ich bin nur dagegen, dass der Staat verpflichtet werden soll, die Mittel dafür zur Verfügung zu stellen. Dann soll der Staat das ganz aus der Hand geben, und nur noch dem Patienten und seinem Arzt überlassen (der das Medikament dann per Verordnung rezeptieren kann und darf) und sich da ganz raushalten. Aber so etwas über eine Behörde laufen zu lassen, das geht m.M.n. nicht.

Und noch einmal: Wer sterben will, findet einen würdigen (!) Weg. Das Internet ist voll von solchen Informationen.

LG

DW

schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Es gibt ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben.
geschrieben von schorsch

Der Eid des Hypokrates war bestimmt gut gemeint. Aber inzwischen gibt es auch Ärzte, die begriffen haben, dass auch an einem todkranken Patient noch gut und lange zu verdienen ist -, wenn man ihm die richtigen Medikamente gibt.....


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schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Es gibt ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben.
geschrieben von schorsch

Ich setze mal einen   LINK  zum Thema ein.

https://zeitlupe.ch/magazinLINK/begegnung/letzter-ausweg/Ich setze mal einen guten Link zum Thema ein:  

aixois
aixois
Mitglied

RE: Es gibt ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben.
geschrieben von aixois
als Antwort auf Der-Waldler vom 14.09.2022, 13:33:01

Lieber D-W,

Ich bin nur dagegen, dass der Staat verpflichtet werden soll, die Mittel dafür zur Verfügung zu stellen.

Auch ich bin absolut dagegen und halte eine solche Forderung für eine "Einzelmeinung".
Der Staat hat die Aufgabe, das Leben und die Würde seiner Staatsbürger bestmöglich zu schützen. Dazu gehört auch, dass er einen gesetzlichen Rahmen setzt, durch den Exzesse vermieden werden, wie das auch der Fall ist in den Ländern, die 'Euthanasie' ermöglichen.

Es gibt immer ein vorgeschaltetes 'Prüfverfahren' bei assistiertem Suizid.
Übrigens auch im Fall von Minderjährigen in Belgien, wo die Entscheidung nicht allein Sache der Jugendlichen ist, sondern auf eine mE sehr sorgfältige Weise geprüft wird (u.a. medizinische Gutachten...).
In den wenigen Fällen von denen ich weiss, ging es um schwerwiegende Leiden durch unheilbare Krankheiten,  die den Jugendlichen unerträglich waren und für die es keine medizinische Linderung gab (kurze Lebenserwartung: schwere Mukoviszidose, progresssive Muskel-/Atemlähmung, inoperabler Gehirntumor).

Da leider auch viele Scharlatane (bes. im Internet) unterwegs sind, die selbst mit diesen Menschen in Not noch ihren Profit machen wollen, ist es umso notwendiger, dass der Staat 'rechts-regulierend' eingreift. Nicht alle verfügen über die Kraft, die Zeit und das Wissen,  sich ein fundiertes Urteil über die verfügbaren "Hilfs-Angebote" zu bilden.

Bei wehrpflichtigen jungen Männern als auch bei schwangeren Frauen (Schwangerschaftabbruch hat der Staat bereits über "Willensentscheidungen" entschieden, die das Selbstbestimmungsrecht betreffen.

Wie es zu rechtfertigen ist, dass z.B. Feministinnen das Recht der Frau reklamieren, über ihren Körper selbst zu bestimmen (mein Körper gehört mir ! - Schwangerschaftsabbruch) , gleichzeitig aber das Recht einem Menschen absprechen,  selbst über das Ende seines  Lebens zu bestimmen, habe ich immer noch nicht verstanden.


 
olga64
olga64
Mitglied

RE: Es gibt ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben.
geschrieben von olga64
als Antwort auf Rispe vom 14.09.2022, 13:24:04
 



Man sollte es sich nicht zu leicht machen, es gibt nur ein Leben, und das ist kostbar.
Ein Leben kann schnell vernichtet, aber danach nie wieder zurückgeholt werden.
 
Ja, liebe Rispe - weil das Leben so kostbar und einzigartig ist, ist auch eine entsprechende Positonierung zu Sterbehilfe so schwierig - jeder Fall liegt anders. Solange Menschen noch gesund sind, entscheiden sie sicher anders als wenn sie krank sind und ihr Leben als unwürdig empfinden und sie es nicht weiterleben wollen.
Aber da würden für mich die Probleme sofort beginnen: wie komme ich dazu, von einem anderen zu verlangen, dass er oder sie mir dabei helfen? Und dann vermutlich selbst lebenslang nicht mehr damit fertigwerden mit dieser Hilfe-Äusserung?
Und würde es nicht auch wieder Risiken in sich bergen, wenn jemand z.B. sehr alt und pflegebedürftig ist, aber auch einiges zu vererben hat - diesen Menschen zu "überreden" sich helfen zu lassen?
Ich habe es persönlich schon immer als letzte grosse Freiheit des Menschen empfunden, selbst zu entscheiden, wann und wie man sein Leben beenden möchte.
Allerdings soll auch hier jeder Verantwortung für Dritte übernehmen. Es ist nicht richtig, sich vor einen Zug zu werfen und damit einen Lokführer in lebenslange Probleme zu bringen.
Die Tochter einer Freundin fand ihren Vater als dieser sich im Keller des gemeinsamen Hauses aufgehängt hatte. Er hinterliess keinerlei erklärenden Brief o.ä. - und diese Tochter hat lebenslang Probleme damit, weil ihr niemand so wichtige Fragen beantworten konnte und kann.
Auch für den ultimativen Gedanken der Selbsttötung sollte man Verantwortung übernehmen. Auc hwenn man dazu tendiert, dies "auf den Staat" verlagern zu wollen - dieses anonyme Wesen Staat macht es ja nicht - es sind immer auszuführende Menschen erforderlich.
Ich für mich hoffe, dass ich nie in so eine Situation kommen, bzw.entsprechend für mich vorgesorgt habe, wenn es doch dazu käme, dass ich mir selbst aus dieser Welt helfen kann, wenn ich denke, das wäre nun richtig so für mich .Olga

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Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Es gibt ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben.
geschrieben von Rispe
als Antwort auf aixois vom 14.09.2022, 17:59:33
Wie es zu rechtfertigen ist, dass z.B. Feministinnen das Recht der Frau reklamieren, über ihren Körper selbst zu bestimmen (mein Körper gehört mir ! - Schwangerschaftsabbruch) , gleichzeitig aber das Recht einem Menschen absprechen,  selbst über das Ende seines  Lebens zu bestimmen, habe ich immer noch nicht verstanden.

geschrieben von aixois

Mmm! Tun die bösen Feministinnen das wirklich? Und welche? Alle? Einige, die Mann kennt? Wer? Oder fühlt (Macho?)Mann sich nicht genügend auf ein Podest gehoben von ihnen und möchte ihnen deshalb gern etwas anhängen?
Es soll tatsächlich sogar Feministinnen geben,die auch die Sterbehilfe befürworten, nur nicht immer und in jedem Fall, weil sie abwägen bei einer so schwierigen Entscheidung. Genauso wie sie das bei einer Abtreibung tun würden. Was übrigens nicht zwangsläufig heißt, dass sie "das Recht einem Menschen absprechen, selbst über das Ende seines Lebens zu bestimmen", die Betonung liegt auf "Hilfe".
Und ganz davon abgesehen: Es soll sogar unter Feministinnen Frauen geben, die mit dem Slogan „Mein Bauch gehört mir“ nicht einverstanden sind, auch dann, wenn sie im Gegensatz zu den Evangelikalen die Abtreibungserleichterungen befürworten. Wozu man übrigens nicht einmal zwangsläufig eine sein muss von diesen bösen Megären, es soll sogar Männer geben, die das tun. Schon toll, nicht wahr?
Wer hätte das alles gedacht!
Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Es gibt ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben.
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf aixois vom 14.09.2022, 17:59:33

Wie es zu rechtfertigen ist, dass z.B. Feministinnen das Recht der Frau reklamieren, über ihren Körper selbst zu bestimmen (mein Körper gehört mir ! - Schwangerschaftsabbruch) , gleichzeitig aber das Recht einem Menschen absprechen,  selbst über das Ende seines  Lebens zu bestimmen, habe ich immer noch nicht verstanden.


 

Lieber aixois,

ich stimme vielem zu, was Du schriebst. Außer dem letzten Absatz in dieser Form. Es sind ja nicht nur Feministinnen, die diesen Spagat schaffen, einerseits pro Abtreibung bis zum 6. Monat zu sein, andererseits aber gegen Sterbehilfe.Das geht durch viele Teile der Bevölkerung. Ich kenne z.B. mehrere Menschen aus meinem beruflichen Umfeld, die sich für die Abtreibung von Menschen mit Down-Syndrom (und da geht das weit über den 6. SS-Monat hinaus!) aussprechen, aber radikal dagegen sind, dass Menschen Hilfen erhalten sollen, ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen.

LG

DW
Rispe
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Mitglied

RE: Es gibt ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben.
geschrieben von Rispe
als Antwort auf Der-Waldler vom 15.09.2022, 08:32:05

Weil sie einen Unterschied machen zwischen ungeborenem und geborenem Leben.
Diese Spätabtreibungen sind grausam, ich lehne sie ab.
Aber bei Abtreibungen in den ersten drei Monaten ist wohl nicht von der Hand zu weisen, dass sie nicht vergleichbar sind mit der Tötung von bereits lebenden Menschen, denen man vielleicht manchmal noch helfen kann, bevor man ihnen hilft, sich umzubringen.

Diese Vergleiche sind abstrus. Das sind  m. E. zwei paar verschiedene Schuhe.

RE: Es gibt ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf jeweller vom 13.09.2022, 13:26:35

Natürlich darf ich das. Jedoch habe ich schon von zahlreichen "Whiskey+Tabletten-Selbstmordversuchen" gehört, die zu einem bitterbösen Ende (Koma und andere schlimmen Dinge) geführt haben. Ich setze für mich auf professionelle Freitodbegleitung.
LG


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