Internationale Politik Tagung der BRICS-Staaten
Hallo,
ein Thema schiebt sich in den Vordergrund - die Tagung der BRICS-Staaten in der Republik Südafrika. Für einen Teil der an diesem Ereignis Interessierten ist nur die Frage wichtig, ob Putin, der zu diesem Gipfel eingeladen ist, auch kommen wird und ob Südafrika ihn verhaften und an den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) ausliefern wird.
Das beides ist noch nicht entschieden.
Real ist aber, das der Bund der BRICS-Staaten für eine Reihe von Ländern interessant wird, dort Mitglied zu werden. Verhandelt werden wird unter Teilnahme von Vertretern dieser Länder über eine mögliche baldige Aufnahme in diesen Bund.
Wer sind diese Länder, die im Gegensatz zu den vom Westen geforderten Verhaltensregeln keine Probleme sehen, mit Russland an einem Tisch gemeinsame Politik zu machen. Wenn eine Aufnahme weiterer Länder erfolgen sollte, dann ist wohl auch ein neuer Name sinnvoll, denn 23 bis 25 Buchstaben kann sich keiner merken. Es sollen 19 Länder sein, die sich ins Spiel bringen wollen.
Wer sind diese Länder?
Es ist von Saudi-Arabien, Ägypten, der Türkei, Argentinien, dem Iran und Äthiopien die Rede. Indonesien ist im Gespräch.
Wer nun glaubt, dass diese Länder in Zukunft ein feindlicher Block zu den G20 werden wollen, irrt ein wenig. Ein Gegengewicht zu hegemonialer westlicher Politik wollen sie sein, aber mit dem Ziel mehr Frieden und mehr Sicherheit herbeizuführen.
Den Link über Pressenza habe ich beigefügt, damit nicht wieder jemand auf die Idee kommt, hier würden "Petersburger Nachrichten" verbreitet.So "haben die fünf BRICS-Länder jedoch betont, dass sie ihren Hauptprioritäten treu bleiben und den ursprünglichen Charakter der Gruppe – eine informelle Organisation, die auf Grundlage gemeinsamer Interessen für Frieden und Zusammenarbeit in der Welt eintritt – beibehalten wollen."
https://www.pressenza.com/de/2022/07/saudi-arabien-tuerkei-und-aegypten-fuer-beitritt-zu-brics-gruppe-als-zukuenftige-alternative-zur-g20/
Pressenza Link: https://it.wikipedia.org/wiki/Pressenza#:~:text=Descrizione%20Pressenza%20%C3%A8%20un%27agenzia%20stampa%20internazionale%20tematica%20dedicata,anche%20pagine%20Facebook%20e%20canali%20video%20su%20YouTube.
Wir werden sehen, ob der Westen das ähnlich interpretiert.Die russische Seite hat diesbezüglich klargestellt, dass die BRICS im Falle einer Erweiterung keine Alternative zu den G20 sein könnten, da es sich um zwei sich ergänzende Mechanismen handle. „Nein, unmöglich. Es ist ein wichtiger Mechanismus der Koordinierung, Zusammenarbeit und Partnerschaft, zu dem Länder gehören, die einen sehr großen Anteil am weltweiten BIP aufweisen. Aber natürlich ist die G20 ein ganz anderer Mechanismus, ein breiter. Daher sind sie nicht austauschbar, sie sind eher komplementär“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow gegenüber der Russischen Zeitung.
(ebenda)
Juro
Wenn Du Südafrika etwas kennen würdest, wäre Dir klar das sie niemals den Russischen Mafiaboss verhaften würden, genauso wenig wie sie den sudanischen Dictator vor einigen Jahren beim Besuch in SuedAfrica verhaftet haben.
Naja man kann nur hoffen das sie ( die potentialen Beitrittslaender) wenn diese Länder beitreten, nicht , wie du schreibst, mehr Frieden und Sicherheit , a la Russland verfolgen.
Ich brauche dafür keine "westliche Interpretation", weil mir meine eigene vollkommen reicht. Es wäre allerdings sinnlos und, i. S. des ST-Friedens, kontraproduktiv, wenn ich die hier schreiben würde. Allerdings werde ich die Entwicklung mit Interesse verfolgen.
Gallo Hockey,
warst du schon mal in Südafrika? Ich noch nicht. Aber ich habe die Nachrichten verfolgt und die Berichte über Verbrechen unter der menschenverachtenden Apartheidpolitik der früher Regierenden. Und ich habe mich mit südafrikanischen und namibischen Menschen unterhalten können. Die Südafrikanerin war eine Studentin, die auf Einladung des Gewerkschaftsbundes einen Studienplatz bekommen hatte, der ihr in der Heimat verwehrt wurde. Für sie war Mandela der Größte auf Erden und Freiheit das höchste Gut. Sie war, glaube ich, eine Nama.
Auch für den Namibier war Freiheit das höchste Gut, aber erst mal seine eigene. Zu Hause, sagte er, trage er ständig eine Waffe, er war 18 Jahre und sprach seine Muttersprache - Deutsch. Sein Landbesitz war riesig. Er war der Meinung, dass jeder Schwarze ein potentieller Verbrecher sei. Das war schon 1990.
Und eine Englisch-Trainerin, die mir half, die Sprache zu erlernen, kam aus Sambia.
Da war noch eine Studentin, eine Zulu, die unter einem Affenbrotbaum zur Schule gegangen ist und ihr Abitur gemacht hat. Da hieß Simbabwe noch Süd-Rhodesien, wenn du weißt, was das damals bedeutete. Simbabwe wurde es erst nach 1980 genannt. Die Kinder hatte man evakuiert aus den Gebieten der bewaffneten Kämpfe, in ein Homeland im Süden Afrikas. Flüchtlingskind. Ich habe ihr geholfen, ihre Mutter wiederzusehen, die einzige Verwandte, die sie noch finden konnte.
Bevor du die südafrikanischen Politiker als Mafia-Komplizen einordnest, solltest du den historischen Kontext nicht außer Acht lassen. Sie haben nicht vergessen, wer trotz Apartheid mit diesem Land lukrative Geschäfte gemacht hat und so die Entrechtung der schwarzen Bevölkerung gestützt oder aus ihr Gewinne gezogen hat. Das war auch eine Art Mafia. Hat der Westen aber schon lange vergessen, weil - es war unsere "Mafia".
Was die Zukunft der BRICS-Staaten anbelangt, so darf man wirklich gespannt sein. Sollte die Erweiterung kommen, dann werden neben den sogenannten "Schwellenländen des globalen Südens" einige wirtschafts- und finanzstarke Länder dabei sein, die ein anderes Gewicht haben. Wenn du die zitierten Stellen richtig gelesen hast, dann geht es nicht um Vernichtung des dollarbasierten westlichen Währungssystems, sondern um den Aufbau eines starken eigenen Systems, das den Interessen der Mitgliedsländer dient und sie unabhängiger von Dollargeschäften machen kann. Die politische Richtung zeigt mehr auf Kooperation mit dem als auf Vernichtung des Dollarsystems.
Dass diese Beitrittswünsche zu BRICS gerade jetzt so deutlich werden, zeigt doch auch, dass das Dollarsystem, das in erster Linie USA-dominiert ist, nicht mehr den Interessen vieler Länder der Erde entspricht. Entweder es wandelt sich ebenfalls von Diktat auf Kooperation oder es wird zunehmend scheitern.
Juro
Etwas Neues unter der Sonne wäre, wenn trotz aller gegenteiligen Beteuerungen Ramaphosas, das Treffen letzten Endes doch in China (oder gar in Indien, was aber nur hypothetisch wäre) stattfinden würde, wie das ja schon vor einiger Zeit ins Gespräch gebracht wurde, oder Putin wegen anderer wichtigen Arbeiten im Kreml, seinen Stellvertreter schicken würde.
Was Baerbock bei dieser Frage erreicht hat bei ihrem Besuch vor einer Woche , ist nicht bekannt. Öffentlich bekannt wurde ja nur die Kritik an ihrem oberlehrerhaften auftreten, aber auch, dass Ramaphosa sie nach langem Hinhalten, doch noch empfangen hat, was nicht alle Medien rechtzeitig mitbekommen haben, so dass es vergüglich zu lesen war, warum SAs Präsident die DE Aussenministerin nicht empfangen hat, während sie mit ihm gemütlich (?) und letztlich zufrieden ein Tässchen Kaffee schlürfte (oder war es Tee ?). Auch in solchen Gesten kommt zum Ausdruck, wo in Zukunft der Hammer hängt bzw. der Bartel den Most holen kann. Nicht nur bei einem einem Weinschenk allein.
China (wie auch Indien) machen beim ICC ja nicht mit (USA auch nicht).
Eine einfache Kosten - Nutzen Überlegung.Was dürfte der Preis sein (langfristig gesehen), wenn Putin nicht nach Den Haag ausgeliefert würde ? Würde SA aus dem ICC Kreis ausgeschlossen werden ? Welche anderen Sanktionen wären zu erwarten ? etc. etc.
Propagandistisch seitens der, sich vom westlichen Hegemonie-Gebaren bevormundet vorkommenden, BRICS-Gruppe gut "ausschlachtbar".
Warum strotzt eigentlich dein Beitrag so von Verachtung für Frau Baerbock?
Ganz so, wie du es beschreibst, war es jedenfalls nicht, wenn ich einer Journalistin der immerhin eher konservativen und nicht unbedingt grün angestrichenen FAZ glauben kann:
„Wenn das Land von Nelson Mandela seine Stimme erhebt, hört die Welt zu“
Und meine Achtung hat diese tüchtige Frau trotz aller Hetze gegen sie. Aber ich habe natürlich nicht deinen großen, allumfassenden, nicht zu toppenden Durchblick.
Ein weiterer Punkt, den ich vergaß, zu erwähnen, der aber beim Kartengeben für die nächsten Runden des "Wer, und wie mächtig bin ich im Erdenrund?"- Spiels durchaus von Interesse sein dürfte : was geschieht eigentlich mit der (immer noch , ohne Sitz und ständiges Sekretariat existierend, aber eher dümpelnden) Bewegung der Blockfreien ?
Wer erinnert sich noch an die Bandung Konferenz,an das Bemühen, in der Epoche der Entkolonialisierung, der Erlangung von 'Unabhängigkeit" vieler Staaten, neutral zu bleiben,sich nicht vor den Karren der einen oder anderen Blockmächte spannen zu lassen ?
Wem sagt die Charta von Algier der Gruppe der 77 (einst auch als Gewerkschaft der armen Staaten bezeichnet) noch etwas. Einer Gruppe,die immerhin innerhalb des UN Systems die international größte Interessengruppe darstellt (mit ca. 130 Mitgliedern) und der auch China (als einflussreiches Entwicklungsland) angehört ?
Nicht viel (aber doch partiell) mehr als nur ein Papiertigerdasein mit viel Resolutionen usw. aber doch existenten , weitgehend informellen Strukturen, die durchaus als Gegenpol eine Renaissance (Yanis Varoufakis z.B. macht sich dafür stark) erleben könnten, wenn es denn gewollt wäre, und sich die internen Rivalität glätten liessen.
was wissen unserer Medien (und damit wir) schon davon, was die Mitglieder der neuen, jungen, heranwachsenden Politiker Generation denkt und will ? Für viele der jungen ''Afrikaner" ist Lumumba und seine gezielte Ermordung durch den "Westen" präsenter als uns.
Für viele ist Thomas Sankara (auch er ermordet, weil er bestimmte Kreise störte ...) ein Vorbild , ein "Che Guevara" Afrikas.
Wenn selbst der Westen anfängt, die einst von ihm stark beförderte Globalisierung, wenn nicht in Frage zu stellen , so doch zurückzudrehen (wegen der zurückschlagenden starken Abhängigkeiten), dann ist das nur ein weiteres Zeichen für eine "Welt in Bewegung", bei der die Klimawandelimpulse immer stärker werden.
Europa nicht zuletzt wegen alter aus Kolonialzeiten stammender Denkmuster, scxheint mir für diese Entwicklung (noch ?) kein Konzept zu haben . Wir wollen in Bénin (Frankreich) und im Niger wichtige, gut ausgestattete Militärstützpunkte aufbauen. Mit welcher Absicht ? Wir wollen 'grünen' Wasserstoff aus Afrika beziehen ?
Wollen wir diese neuen Rohstoff-Quellen notfalls (heute stabile Länder müssen es nicht ewig bleiben) auch mit Waffengewalt verteidigen in unserem 'vitalen' Interesse - nur mal so eine Frage unter vielen, die sich auch junge afrikanische Politiker stellen ?
PS: Wenn die südafrikanische Aussenministerin der unsrigen gesagt hat, dass - im Klartext ohne diplomatische Schnörkel - sie die Nase voll hat, auch von Deutschland, das mein Land ständig an den Schandpfahl stellt, nur weil wir uns den gegen Russland gerichteten _Resolutionen nicht anschließen, und das als Antwort auf AMin Baerbock, die wenige Minuten vorher den Wunsch geäußert hatte, "bevormundendes Mobbing zu vermeiden", dann ist das keine Breitseite von mir erfunden gegen die AMin, sondern Ausdruck dafür, wie es um die Beziehungen (durchaus auch deren emotionale Seite) steht. Wann eigentlich wurde Berlin zum letzten Mal von Pretoria gemobbt ?
Und vor dem Hintergrund solcher Signale , passt Deine Frage nach der Zukunft und Rolle der "BRICS +" dann wie die "Faust aufs Auge" (nach neuzeitlichen Sprachverständis !).
Hallo aixois,
diese Bemerkungen und Beispiele von dir waren wirklich erfrischend und erinnern, dass viele Länder auf ihrem Weg zur Unabhängigkeit Großes geleistet haben.
Diese Erinnerung sollte nicht verloren gehen.
Sie zeigen aber auch, dass der Westen diesen Weg zu oft ausgebremst, missachtet und verhindert hat.
Wie wirkt das heute in diesen Ländern, wenn eine ständige Bevormundung der einstigen Peiniger und Ausbeuter sowie späteren falschen oder halbherzigen "Freunde" heute erfolgt.
Juro
Juro
ja ich war fuer einige Jahre in Sued Africa (fuer ein internationales Chemie/Pharma Unternehmen) dann ging es weiter in andere Länder. Da ich noch Freunde in Sued Africa haben gehe ich so ca alle 5 Jahre sie besuchen. War Anfang April in Cape Town und erlebte die Ergebnisse der Korruption .( Strom Ausfall fuer Stunden fast jeden Tag) Du solltest Dich mal mit der Korruption in Sued Africa befassen und wie sie den meisten Schwarzen schadet.
Deine Epistel wen du kennst ändert nichts an der Tatsache das die Sued Africanische Regierung nie den Moskauer Verbrecher verhaften wuerde, obwohl sie Mitunterzeichner des International Gerichtshof sind. Obwohl ein Haftbefehle existierte gegen den sudanesischen Präsidenten flog er sicher nach Pretoria und zurueck,
ich bin sehr gespannt darauf, ob Putin den Mut hat, zu dem BRICS-Treffen nach Südafrika zu reisen, wo ihm eine Verhaftung vor Ort drohen könnte, weil das Land den Regeln des Internationalen Gerichtshofes unterworfen ist.
Vor allem dürfte sich auch bei Ramaphosa`s Einstellung so einiges geändert haben, wenn er auf den Putsch-Versuch des Herrn Prigoschin vor einigen Tagen in Russland zurückblickt.
Dieser dokumentiert doch eindeutig,dass die Macht des Herrn Putin, die er grossenteils selbst laufend für seine Person gepriesen hat, daran mangelt, dass die Loyalität seiner '"Getreuen" sehr, sehr still und schweigsam ist.
Herrn Ramaphosa könnte für sich und sein Land nichts BEsseres passieren als wenn Putin absagt und sich wieder im Kreml verkriecht. Denn dieGefahr lauert von allen Seiten für den russischen Diktator, auch wenn er nun ziemlich geschrumpft ist. Olga