Internationale Politik Puigdemont auf der Flucht
Dutch, da stimmt schon lange nichts mehr in diesem schönen Land. Du kannst dich an unseren Diskussion erinnern, als Herr Rajoy das Demonstrationsrecht kassierte. Meine Nachbarn, deren Kinder gestern noch als kleine Monster vor unserer Tür standen, sagten heute hinter vorgehaltener Hand: "MR hat uns 50 Jahre in die Vergangenheit katapultiert.
Ich finde es traurig, einfach nur noch traurig wenn ein Präsident eines Landes zur Gewalt aufruft um seine Macht zu demonstrieren.
Bruny
@Bruny Ich erinnere mich noch gut an dieses Stasi-Demonstrationsverbot in Spanien und ich staune, dass eine Regierung von Deutschland legitimiert wird, die alle demokratischen Werkzeuge des Volkes beschränkt. Wie kann man da nur von europäischen Werten sprechen? Das ist ein Hohn!
Was eigentlich ist Demokratie? Volkes Wille oder bürokratische Justiz??? Das fragt man sich in Europa ja schon lange, und genau so sieht es dann auch aus, wenn sich Regierungen versuchen, sich dem Volk und ihren Wählern entsprechend zu verhalten!
Das beste Beispiel meines Erachtens ist jetzt Katalonien, eine Region, in der die Bevölkerung beschlossen hat, sich von der ursprünglichen Idee des gemeinsamen Spaniens zu verabschieden, und dafür sogar einen Volksentscheid durchgezogen ... gegen irgendwelche (undemokratischen) Gesetze von Zentralspanien.
Hier haben bürokratische Juristen jetzt das Sagen, und die versuchen, eine Staatsgewalt durchzudrücken, völlig unabhängig von Volkes Wille, und damit völlig undemokratisch. Auch Gesetze werden von Menschen gemacht, und es ist immer die Frage, wem sie dienen sollen. Andererseits ist es für mich erschreckend, dass von den Separatisten in Katalonien, Schottland, Bayern oder sonstwo vor allem egoistische, wirtschaftliche Kriterien eine Rolle spielen.
Jedenfalls weiß ich, dass ich nicht genug weiß, um diesen Konflikt gerecht einzuschätzen.
Und genau darum geht es Dutch "Was eigentlich ist Demokratie". Es ist absolut demokratisch die Bürger in einem Referendum abstimmen zu lassen. Ohnehin nur 42% haben dieses demokratische Recht für sich in Anspruch genommen, von diesen 42% waren 90% für eine Abspaltung. MR hatte aber bereits vorher bestimmt ein Referendum für ungültig zu erklären und noch schlimmer, er hat die gefürchtete GC losgeschickt mit dem Auftrag gewalttätig zu sein. Wäre er eine politische Person mit Weitsicht, hätte es zu diesem Referendum nicht kommen müssen, denn er wurde ja laufend gewarnt, dass es zu einem Referendum kommen würde, wenn sich in Katalonien nichts ändert.
Er hätte es auch vorhersehen müssen, dass sich die Katalanen diese Nichtbeachtung, diese Diskriminierung und Unterdrückung nicht für immer und ewig gefallen lassen.
Es wäre doch ein leichtes gewesen, den Katalanen mehr Selbstbestimmung zu genehmigen. Mehr wollten sie doch gar nicht. Mehr Selbstbestimmung und die Verwaltung ihrer Finanzen.
Muss sich erst gar wieder eine Terrorgruppe bilden wie die ETA im Baskenland? Was gewinnt so ein engstirniger Mensch wie Rajoy? Sieht er die Gefahr nicht?
Bruny
*Fußnote: Ein Nachbar besitzt eine große Spedition in Barcelona, ein anderer ist Direktor eines Konzerns dessen Namen ich hier nicht schreiben möchte. Beide sagen aus, dass sie an spanischen staatlichen Ausschreibungen nicht teilnehmen können, weil diese erst gar nicht bis nach Barcelona gelangen. Die Firmen in Barcelona sind international sehr erfolgreich, aber national unberücksichtigt.
Ich hatte vor vielen Jahren in meiner Alma Mater, der UNI Heidelberg den damals wohl besten Politikwissenschaftler - außer Dahrendorff, den hatte ich auch - nämlich Prof. Carlo Schmidt. Wir haben ihn begeistert aufgenommen zu seiner Gastvorlesung. In einer seiner Vorlesungen antwortete er auf die Frage, ob er die kürzeste Definition von Demokratie kennt. Er sprach ja Französisch wie Deutsch und antwortete: La democratie, c'est un plebiscite de tous les jours.
Ich habe zwar Politikwissenschaften studiert, kenne aber bis heute keine treffendere Definition. Ich denke nicht, dass ich das übersetzen muss.
@ achill
Sich jeden Tag danach auszurichten, gegebenenfalls verbiegen zu müssen, nach dem, was die Mehrheit für richtig hält, ist nicht in meinem Sinne. Einer Mehrheit nachzudackeln schon gar nicht. Das aber kennzeichnet das von Dir beschriebene Demokratiemodell.
Im übrigen - was isn dieser Puigdemont eigentlich für 'ne Pfeife, wenn er bereits beim lauesten Lüftchen, das ihm entgegenbläst, den Schwanz einzieht und türmt??
von 1999 bis 2007 lebte ich in Den Haag [NL] und "klagte" über die vielen Abstimmungen, zu denen ich kommunalpolitisch aufgerufen war. Jede Woche waren Abstimmungszettel im Briefkasten.
Darf ein chinesisches Begegnungszentrum in meiner Wijk gebaut werden? Darf die Polizei in meiner Straße Geschwindigkeitskontrollen dürchführen? Darf der Kindergarten in der Nachbarstraße einen Taubenschlag einrichten? Demokratie bedeutet ein Plebiszit jeden Tag. Genau das praktizieren die Niederlanden kommunalpolitisch und das wird zuweilen recht anstrengend.
Andererseits nimmt man so die Belange seiner Straße, Stadt und auch seiner Mitmenschen allgemein wahr und wichtig. Du hast recht: Demokratie ist anstrengend und macht Spaß, wenn man ernst genommen wird.
Andernfalls wäre er verhaftet worden und hätte eine Zelle beziehen dürfen. Das hätte mit Sicherheit blutige Auseinandersetzungen gegeben, wenn nicht gar einen Bürgerkrieg.
Bruny
Andernfalls wäre er verhaftet worden und hätte eine Zelle beziehen dürfen. Das hätte mit Sicherheit blutige Auseinandersetzungen gegeben, wenn nicht gar einen Bürgerkrieg.Wir sollten Puigdemont, angesichts seiner heroischen Flucht für den Frieden, für den Friedensnobelpreis 2018 vorschlagen.
Bruny
Richard
Wir sollten Puigdemont, angesichts seiner heroischen Flucht für den Frieden, für den Friedensnobelpreis 2018 vorschlagen.
Richard
Ja da schau her: dieser etwas wirr und oft grössenwahnsinnig erscheinende Herr Puigdemont,der jahrelang im Exil war, tauchte zu einer Rede in Barcelona wieder auf.
Da aber gegen ihn ein gültiger Haftbefehl vorliegt,verschwand er dann sofort wieder und ist also untergetaucht. Jetzt wird nach ihm gesucht.
Das sind sicher beste Voraussetzungen für eine Wiederaufnahme einer politischen Karriere - oder wurde das Heimweh so unerträglich ,dass es jeden Preis wert ist? Olga