Internationale Politik Ist die Ukraine eine Nation?

Ist die Ukraine eine Nation?

Warum ich die Frage so stelle? Die Ukraine ist in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gerückt. Viele befürchten einen Krieg mitten in Europa.

Und es gibt einen Streit darüber, wer oder was die Ursache und der Aggressor ist. Auch in diesem Forum. Die Truppenansammlungen Russlands an der Grenze zur Ukraine? Oder die Bestrebungen des Westens, vor allem der USA, die NATO noch weiter nach Osten zu erweitern? Und damit die berechtigten Sicherheitsinteressen Russlands verletzt und missachtet?

Die Ukraine ist ein bedeutender Teil Europas. Mal von von Russland abgesehen (das geografisch zum größten Teil aus Asien besteht), das Land mit der größten Fläche in Europa. Ganz unterschiedliche Regionen und Ethnologien mit unterschiedlichen Sprachen und Religionen und oft langer eigener Geschichte.

Soweit ich weiß ist die Ukraine zum ersten mal seit 1991 (nach der Auflösung UDSSR) ein eigenständiger unabhängiger demokratischer Staat. Aber ist die Ukraine auch eine Nation?

Ich definiere mal, was ich in diesem Zusammenhang unter einer Nation verstehe. Das sind Menschen die in einem Staat leben die gemeinsames verbindet. Zum Beispiel eine gemeinsame Geschichte, gemeinsame Traditionen, gemeinsame Sprache. Aber ich finde, entscheidend ist, ein Zusammengehörigkeitsgefühl: Wir gehören zusammen, das verbindet uns, dadurch sind wir eine Nation,

In diesem Sinn sind zum Beispiel die Deutschen seit der Wiedervereinigung eine Nation. Weil die Menschen in Leipzig, München, Köln und Hamburg dieses Zusammengehörigkeitsgefühl haben und die Weltmächte 1990 es zuließen.

Oder die kleine Schweiz ist eine Nation, weil die Menschen in Genf Bern und Lugano dieses Zusammengehörigkeitsgefühl haben obwohl sie drei verschiedene europäische Sprachen sprechen.

Und auch die USA sind eine Nation, obwohl sie keine eigene (lange) Geschichte haben, aus lauter Einwadenren bestehen und die eigentlichen Amerikaner, die Prärieindianer Nordamerikas, fast vollständig vernichtet sind. Und auf dem Weg sind (oder schon sind?), eine gespaltenes Land zu werden. Aber alle US-Amerikaner, so unterschiedlich sie auch sind, (fast) alle singen mit Inbrunst die Nationalhymne als Zeichen der Zusammengehörigkeit.

Um zur Ausgangsfrage zurück zu kommen. Ist die Ukraine in diesem Sinn eine Nation? Haben die Menschen in Kiew, in Lemberg im Westen, in Donezk im Osten mit den Menschen in Odessa und der Krim im Süden ein Zusammengehörigkeitsgefühl? Und weil sie das nicht haben, liegt darin nicht der Kern des Problems der Ukraine? Dass die einen in den Westen wollen und die anderen sich mit Russland verbunden fühlen?

Ich kenne die Ukraine nicht aus eigener Anschauung. Was sagen die im Forum, die russisch oder ukrainisch, die osteuropäische Geschichte und die Menschen in Osteuropa kennen?

Nick42
 

Wissen und Nichtwissen - ist es das was Du hinterfragt, Nick?
Wenn es so sein sollte:
Ich habe von der Ukraine über das hinaus was ich über deren Funktion als Kornkammer in Hitlers Plänen gelesen habe, das was die aktuelle Berichterstattung hergibt und das was ich hier lerne, kaum eine Ahnung.

Ein uraltes Zusammengehörigkeitsgefühl gibt es doch kaum in irgendeinem Land, höchstens in Malta zum Beispiel, 2 kleine Inseln.
Auch Deutschland ist nach und nach zusammengeschustert worden und selbst Österreich ist, obwohl klein, auch ganz schön bunt, frag mal die Tiroler, wie gern die ihre Hauptstadt Wien mögen.

"Nationen" sind Gummmibegriffe, nach meinem Empfinden, sonst gäbe es Monaco etwa nicht, ein ehemaliges Seeräuber-Nest.

😏

Aber ist die Ukraine auch eine Nation?

Ich definiere mal, was ich in diesem Zusammenhang unter einer Nation verstehe. Das sind Menschen die in einem Staat leben die gemeinsames verbindet. Zum Beispiel eine gemeinsame Geschichte, gemeinsame Traditionen, gemeinsame Sprache. Aber ich finde, entscheidend ist, ein Zusammengehörigkeitsgefühl: Wir gehören zusammen, das verbindet uns, dadurch sind wir eine Nation,
 

So? Meinst Du das wirklich? Viele Bewohner der neuen Bundesländer sind äußerst unglücklich über die Wiedervereinigung. Null Zusammengehörigkeitsgefühl! Sie wünschen sich nicht sehnlicher herbei als eine Wiederherstellung der ehemaligen DDR. Wenn Putin so weiter macht, könnte ihr Wunsch in absehbarer Zeit in Erfüllung gehen.

Heutzutage benötigt man keinen Brockhaus oder eine Encyclopedia Britannica mehr. Wer hier schreibt, hat Internet-Anschluss und kann sich selber informieren. Mit und ohne Gefühl.

Habe die Ehre (aus Bayuwarien)

(...)  Viele Bewohner der neuen Bundesländer sind äußerst unglücklich über die Wiedervereinigung. Null Zusammengehörigkeitsgefühl! Sie wünschen sich nicht sehnlicher herbei als eine Wiederherstellung der ehemaligen DDR. Wenn Putin so weiter macht, könnte ihr Wunsch in absehbarer Zeit in Erfüllung gehen.

Habe die Ehre (aus Bayuwarien)

Das wäre mir neu. Allerdings konnte man aus den alten Bundesländern hin und wieder vernehmen, dass sie nicht böse wären, würde die Mauer wieder hochgezogen werden.

Ein uraltes Zusammengehörigkeitsgefühl gibt es doch kaum in irgendeinem Land😏

Zustimme: Cuius regio, eius religio war über Jahrhunderte eine gültige Regel. Auch bei uns in den deutschen Fürstentümern.

Man bedenke die unendlich vielen Völkerwanderungen, Migrationen von hüben nach drüben und zurück.

@ Michiko

Passt scho. Chronische Nörgler dürfen draussen bleiben. Putin schließt sogar Altbundeskanzler Schröder in sein Herz. Warum nicht auch Leute, denen es bei uns nicht gefällt? Putins PR arbeitet nicht gut, weil außer Schröder keiner nach Russland auswandern will. Selbst Schröder hat bei uns seinen festen Wohnsitz, mehrere Büros mit Angestellten auf Kosten von uns Steuerzahlern nebst üppiger Alt-Kanzler-Pension.

Ein uraltes Zusammengehörigkeitsgefühl gibt es doch kaum in irgendeinem.
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Wenn dem so sein sollte, sind Appelle wie
"wir schaffen das", sinnleer.
Es sei denn - Zusammengehörigkeit wird statt uralt brandneu buchstabiert.

 

....So? Meinst Du das wirklich?....
 

Ja, so meine ich das. Und ich habe Beispiele genannt von Ländern, wo es dieses Gefühl von Zusammengehörigkeit gibt.

Und ich habe seit 1990 schon oft die ehemalige DDR besucht und auch mitbekommen, dass es dort unzufriedene und Verlierer der Wende gibt. Aber ich hab keine angetroffen, die die alte DDR zurück wollen. 

Und das Thema  Wiedervereinigung wurde hier im ST schon oft durchgekaut, da konnte jeder seinen Senf und seine Vorurteile vortragen. Hier geht es um die Ukraine.

Nick42 

Guten Abend ,

ich komme auf die Eingangsfrage zurück .

"Haben die Menschen in der Ukraine ein Zusammengehörigkeitsgefühl . Falls nicht , wenn sie das nicht haben , ist die Ukraine dann trotzdem eine Nation?".

Ich habe lange über den Begriff "ZUsammengehörigkeitsgefühl" gegrübelt .

Ist das sowas wie  "Wir gehören zusammen" ? Oder "Zusammen sind wir Eins" ? Oder sowas wie "Wir müssen zusammenhalten" ? Oder "Nur zusammen sind wir stark" ?

Ich weiß nicht , ob Menschen , die in einem Staat unter einem Dach leben , dieselbe Sprache sprechen , nach denselben Gesetzen leben nur dann eine "Nation" bilden , wenn sie ein "Zusammengehörigkeitsgefühl" haben .

Ich z. B. habe kein Zusammengehörigkeitsgefühl mit Herrn oder Frau XY aus Hamburg , Bayern oder Thüringen . Weil mich mit denen kein "Gefühl" verbindet .
Allenfalls das Wissen , dass die auch Deutsche sind . Falls sie es sind . Und wenn sie es nicht   sind, dann isses auch jut . Sofern sie sich anständig verhalten und gesellschaftsfähig sind .

Ameisen bilden doch auch keine "Nation" ( obwohl sie grandios zusammenarbeiten) .

Die bilden einen "Staat" ..