Internationale Politik Ist die Ukraine eine Nation?

Bias
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RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von Bias
als Antwort auf marmotte vom 22.02.2022, 04:00:54

Menschen haben ein Recht auf Irrtum, schreibst Du in Deinem Porträt, Marmotte.
Der Mensch irrt aufgrund seines Menschseins, meine ich.
Insofern sind wir nah beieinander.

Das vorausgesetzt spreche ich Dir Respekt für einen Beitrag aus, der mir von Kenntnis geprägt zu sein scheint, haltungsbestimmt aber auch Zweifel zulässt.

Ließe ich es bleiben, würde es auch nichts ändern, denn über das Leben in der Ukraine weiß ich so gut wie gar nichts, bin ich auf das angewiesen was Medien und Leute wie Du vermitteln.

Weshalb ich es dennoch tue?
Mir war danach.
Komm gut durch den Tag.

Fialka
Fialka
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RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von Fialka
als Antwort auf marmotte vom 22.02.2022, 04:42:34
Leider ist Russisch in der Ukraine eine bekämpfte Sprache gewesen. Präsidenten vor dem gegenwärtigen Präsidenten Silenski, der selbst russisch als Muttersprache hat haben russisch bekämpft, Früher war die russische Sprache in allen Schulen Lehrfach, heute ist Englisch die erster Fremdsprache, das ruft bei den vielen Millionen Russen und in den Mischehen aus Ukrainern und Russen, die es auch zu Millionen gibt besonders gute Gefühle hervor
Liebe Marmotte,

alles, was Du zum Thema hier schreibst, mag völlig zutreffen. Nur womit ist es zu erklären, dass alle Teilnehmer der  Münchner Sicherheits-Konferenz vor wenigen Tagen Putins Vorgehensweise verurteilten? Alle, also zu aller Überraschung auch China. Rede von Wang Yi


 
olga64
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RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von olga64
als Antwort auf marmotte vom 22.02.2022, 05:06:11

, Er spricht das Ukrainisch ungefähr so, wie er hier in Deutschland unsere Sprache gesprochen hat.Darüber lachen die Zuschauer Tränen.
Also bei derSIKO in München sprach Herr Selenskij ukrainisch oder russisch, aber nach meiner Erinnerung nicht Deutsch.
Ich bezweifle auch ,dass seit der gestrigen neuerlichen Annexion eines Teils der Ukraine durch Putin "die Zuschauer Tränen" lachen. Würde es ihnen zwar wünschen, dass sie über die russischen Soldatenmännern und deren Sicherheitsrat (eine Ansammlung lächerlich erscheinender Männer in vermutlich teuren Anzügen und Schuhen) es nocht könnten - aber dieZeit erscheint mir dafür nicht witzig genug. Olga

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Mitglied_20f0c4d
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RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf marmotte vom 22.02.2022, 04:42:34

Die auslösende Aktion zu der heutigen Krise war die Abschaffung des Russischen als eine der Amtssprachen durch das revolutionäre Parlament.  Gleichzeitig eine Diskriminierung der russischsprachigen Bevölkerung in den Abspaltungsregionen.
Russen, Ukrainer und Weissrussen waren vor Zeiten mal ein Volk.
Heute wollen viele in Belarus und der Ukraine nichts mehr von Russland wissen.
Ebenso im Baltikum, Polen, Rumänien, usw.

 Die US-Politik und ihre Dienste inszenieren ein Eskalationsszenarium um vernünftige und sachliche Diskusdionen unmöglich zu machen.
In der Kuba-Krise waren russische Raketen vor der Haustür für die USA nicht akzeptabel.
Der Nahe Osten liegt durch den herbeigelogenen Irakkrieg in Trümmern, jetzt weiss man wozu die USA fähig sind.
Alle Konflikte wurden in Europa und Asien ausgetragen, noch nie auf US-amerikanischen Boden.
Die Distanz von Donezk bis ins ehemalige Stalingrad beträgt gerade mal 780 km.
Ich glaube kaum,  dass unsere US-hörigen Politiker wissen, was das für Russland bedeutet.
Wir sind gemeinsam mit Russland, nicht mit den USA, Europa.





 

marmotte
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RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von marmotte
als Antwort auf olga64 vom 22.02.2022, 17:39:59

Olga, nicht über Silenskij lachen die Zuschauer Tränen sondern über Klitschko, den ein Schauspieler aus Silenskis Theatertruppe Quartal 95 häufig spielt. Solche Szenen hat Silenski, als er noch Schauspieler und Regisseur war mitgespielt und selbst inszeniert.Was er gestern als Präsident gesagt hat natürlich auf Ukrainisch ist angesichts der Handlungen der RF weit weg von Kabarett. In der ernsten Lage daran überhaupt zu denken verbietet sich für mich von  selbst. Was Silenskis Ukrainisch betrifft, so kann man beim genauen Hinhören auch erkenne, dass es nicht seine Muttersprache ist. Als ehemaliger hervorragender  Schauspieler und sehr kluger Mann kommt er aber damit gut zurecht. Klitschko hingegen mit seiner Partei udar - Schlag wirkt eigentlich nur recht unter bemittelt . In der Theatertruppe von Silenski wird er immer wieder so dargestellt, als ob er zu viele Schläge auf den Kopf abbekommen hat und er ist eine Dauerfigur in deren Aufführungen.  Ich persönlich würde es für besser halten , er würde in unserer Presse nicht so oft als Kronzeuge und politische Figur zitiert.

marmotte
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RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von marmotte
als Antwort auf Fialka vom 22.02.2022, 17:14:46

Hallo Fialka, Natürlich ist Russlands Verhalten völkerrechtlich nicht akzeptabel, Wie die fünf Vetomächte, (Russland, USA, Frankreich, Großbritannien, China) bei einer Resolution im Sicherheitsrat die Russlands Handlungen verurteilt abstimmen werden ist fraglich. Russland wird dagegen stimmen, China wird sich enthalten oder dagegen stimmen? Wir werden sehen.


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marmotte
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RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von marmotte
als Antwort auf marmotte vom 22.02.2022, 05:06:11

hallo Corgy, nicht Silenski ist der Dauerdepp sondern Klitschko!!!

RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf marmotte vom 22.02.2022, 21:12:56

Die Frage, ob die Ukraine eine Nation ist, muss aus zwei Richtungen betrachtet werden.
Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen Kulturnation/Kulturvolk und Staatsnation/Staatsvolk.
Eine Kulturnation kann über die Grenzen einer Staatsnation hinaus gehen. Sie umfasst Sprache, Traditionen, Brauchtum aus dem geschichtlichen Ursprung eines Volkes. Aus der  bloßen Zugehörigkeit  zu einer bestimmten Kulturnation lassen sich grundsätzlich keine territorialen Ansprüche ableiten. 
Eine Staatsnation dagegen befindet sich innerhalb der souveränen Grenzen eines Landes, für die erst einmal völkerrechtlich der Grundsatz der Unantastbarkeit gilt. Zum Staatsvolk können auch Menschen aus anderen Kulturen gezählt werden, die sich dafür entschieden haben, innerhalb der Grenzen dieses bestimmten Staates mit ihrem eigenen kulturellen Hintergrund zu leben.  Diese Menschen stehen dann unter dem Schutz des Staates, den sie für sich gewählt haben, unabhängig von ihren kulturellen Wurzeln.
Also müssen wir daraus schlussfolgern, dass auch die Ukraine eine Staatsnation ist, gleichzeitig hat sie ihre Wurzeln historisch in der russischen Kultur.
Auf Deutschland bezogen sagen wir, Deutschland ist eine Staatsnation, ein in sich geschlossener Rechtsraum mit einem Grundgesetz, einer Hymne, einer Staatsflagge, genau wie die Ukraine.
Wir sind aber zudem auch Bestandteil einer großen Kulturnation innerhalb des deutschsprachigen Raums, zu dem  Österreich, Teile der Schweiz und Tirols gehören. Innerhalb unserer Kulturnation können wir z.B.
muttersprachliche Änderungen (Rechtschreibung usw.)  festlegen. 
 

Fialka
Fialka
Mitglied

RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von Fialka
als Antwort auf marmotte vom 22.02.2022, 21:03:40
[Admin: Die Korrektur von Rechtschreibfehlern eines anderen Mitglieds wurde gelöscht. Solche "Korrekturbeiträge" bitte unterlassen.] 
Juro
Juro
Mitglied

RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von Juro
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.02.2022, 22:16:14

Hallo Veko,
du hast es versucht, eine Definition zu finden. Stammt dies aus deiner beruflichen Tätigkeit?
Leider wird in vielen Beiträgen mit dem Begriff der "Nation" ein undurchsichtiges Spiel getrieben. Wenn die Nation nicht nur ein ethisches oder kulturelles Konstrukt im Willen aller Menschen, die in einem Staat leben, sein soll, kommt man bei der Definition schnell in Konflikt mit dem "Staat". Ich halte mich da lieber an rechtlich geprüfte Tatbestände, die sowohl innerstaatlich als auch international ausgereift definiert sind.
Diesbezüglich habe ich noch mal das Internet durchforstet und bin auf viele, vom jeweiligen Schreiber abweichend gehandhabte Auslegungen gestoßen.
Der "Staat" ist als Ordnungsmacht klar definiert und sein Inhalt ist juristisch, auch völkerrechtlich, geregelt. Staatsrecht, Staatsgebiet, Staatsorgane usw. sind alles rechtlich klar formulierbare Begriffe. Aber die Auslegung beginnt schon, wenn man den Begriff "Nationalstaat" verwendet. Wirklich reine Nationalstaaten gibt es kaum. Vielleicht die Isländer haben einen solchen. 
In jedem Staat können unterschiedliche Ethnien ihren Lebensraum haben. Die Grenzziehung war in der Vergangenheit ja oft sehr willkürlich. Man denke nur an die Grenzen der alten Kolonialgebiete. Doch sie sind in sich dann keine Nation sondern vielleicht eher als Nationalität zu bezeichnen. Zumeist gilt staatliches Recht für alle in einem Staat lebenden Menschen. Nun kann es aber vorkommen, dass in einem Siedlungsgebiet nationale Selbstbestimmung eingefordert wird. Soll der Staat als ganzes bestehen bleiben (Wille aller Menschen im Staatsgebiet), dann muss ein Staatsrechtskonstrukt gefunden werden, der Eigenständigkeit zulässt. Ein Föderalstaat (USA, Deutschland u.a.) etwa oder autonome Teilstaaten (Russische Föderation), an die ein Teil des Staatsrechts abgetreten werden kann.
Ähnlich haben wir es in der EU mit dem EU-Recht (Gemeinschaftsrecht) und dem Nationalen Recht (innerstaatliches Recht) der Mitgliedsländer. Dabei gibt es den Grundsatz, dass innerstaatliches Recht nicht gegen das Gemeinschaftsrecht stehen kann. Die EU spricht ausdrücklich nicht vom Nationsrecht oder Recht der Nationen sondern vom Nationalen Recht im Sinne innerstaatlichen Rechts der Mitgliedsstaaten.
Der bei uns gebräuchliche Nationsbegriff ist nun aber besonders in der Phase der Überwindung der deutschen Kleinstaaterei und der Schaffung des Deutschen Reiches in Mode gekommen. Sehr schnell wurde er instrumentalisiert, um sich gegen fremde "Nationen", eigentlich andere Staaten, abzugrenzen und einen die Klammer um das Reich bildenden Nationalstolz zu etablieren. Die Auswüchse bis zum Dritten Reich sind bekannt. Da der Begriff der Nation instrumentalisierbar ist und in der Regel auch die Tür zur Unterdrückung anderer Nationalitäten (Ethnien) öffnet, halte ich ihn in der heutigen Diskussion für unbrauchbar.
In einem Staat, der zu fast je der Hälfte aus unterschiedlichen Nationalitäten und dem Vorhandensein weiterer im Staatsgebiet lebender Ethnien besteht, muss ein Verbot der Sprache und der Rechte einer der großen Nationalitäten und auch der weiteren Ethnien unweigerlich zum Konflikt führen. Sich dann noch als die "führende" Ethnie (Nationalität) anzumaßen, den Schutz eines indigenen Volkes zu genehmigen, den anderen aber nicht zu gewähren, ist m.E. neben der Spur. Den Widerstand der unterdrückten Ethnie dann als "Terrorismus" einzuordnen und unter Strafe zu stellen, ist die Krönung bei der Missachtung der Menschenrechte. Es wundert mich, dass die fortschrittliche EU das in keiner Weise kritisiert, sondern Milliarden in dieses Gebilde hineinpumpt und auch noch Waffen liefert. Die Motivation dafür vermute ich in ganz etwas anderem, als in der Förderung des Gemeinschaftsgedankens.
Für sehr wackelig halte ich es, bei bestehender Verweigerung der Lebensrechte dieser ausgegrenzten Ethnie (Menschenrechtsverletzung) das Völkerrecht als Basis für einen Schutz der unterdrückenden Ethnie heranzuziehen. Formell ist es richtig, dass das Herausbrechen eines Gebietes aus einem Staatsgebiet völkerrechtlich nicht erlaubt ist. Aber das Ganze vollzieht sich nicht im luftleeren Raum sondern vor einem harten Konflikt zwischen USA und RF zu einem Instrument. Dem Herausbrechen der beiden Regionen Lugansk und Donezk ging ja das Herausbrechen der Gesamtukraine aus der Wirtschaftsverbindung mit der Russischen Föderation voraus. Welche völkerrechtliche Bewertung erfährt denn ein sogenannter "Regimechange" und wäre der vielleicht sogar gegenseitig erlaubt?

Juro
 


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