Internationale Politik Ist die Ukraine eine Nation?

Juro
Juro
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RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von Juro
als Antwort auf Nick42 vom 14.02.2022, 04:16:39

Nick42 hallo,
volle Zustimmung. Er war der Vater des "Sozialistengesetzes" (Kurzbezeichnung für das Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie, das von 1878 bis 1890 im Deutschen Reich galt.) und legalisierte die Verfolgung der Arbeiterbewegung. Als Trostpflaster klaute er der Sozialdemokratie die Idee der Sozialversicherungen und verordnete diese nach seinem Gusto von oben.
Juro

aixois
aixois
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RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von aixois
als Antwort auf Juro vom 13.02.2022, 23:50:01
акушеркa
danke ! Wusste ich bisher nicht, mal wieder was gelernt. Neben dem obstétricien gibt es auch heute noch in Frankreich den accoucheur (accoucher). Die Hebamme aber ist die 'weise Frau', sage-femme, nicht accoucheuse.

Es wird doch einmal mehr deutlich - Du hattest das ja schon angesprochen - dass z.B. die Sprache kein eine Nation konstitutierendes Element ist. Nation ist eine unlösbare Definitionsaufgabe, gleichwohl eine schöne intellektuelle Spielwiese für Völkerrechtler, Heimatforscher und Historiker uvam .

'Moderne', die Zukunft gestalten wollende  Politiker sollten aber dabei nicht mitspielen (mal davon abgesehen, dass sie sich möglicherweise auf so einer Spielwiese gar nicht heimisch fühlen könnten 😁) , sollten  die Finger davon lassen, die 'Nation' zu instrumentalisieren. Denn Nation wird dann meist zur Abgrenzung, zu nostalgischen Überlegenheitsvergleichen o.ä. benützt.
Solche Haltungen bringen keinen Mehrwert in einer auf  Globalität ausgerichteten Welt.


Wie ich überhaupt meine, dass im konkreten Fall 'Ukraine' man mit dem Begriff Nation nicht weiterkommt, weshalb sich die Nationalisten in der Ukraine (und auch sonstwo in anderen Ländern) auf dem Holzweg sind , wenn sie auf Sprache, Geschichte usw. rekurrieren, um eine neue 'Nation' auf dem Boden der Geschichte wiedererstehen lassen wollen.

Wenn ich mir z.B.  vorstelle, dass die Vorzeigeindustrie der Deutschen, das Automobil, der 'Daimler/Benz'* , dank der  Franzosen, dank der eingewanderten hugenottischen Flüchtlinge entstanden ist, dann zeigt sich, wie fruchtbar 'internationale' Offenheit und vielfältiges Völkervermischen sein können.

Das wäre auch so, wenn sich die NATO auflösen würde und die dadurch eingesparten Energien für den (Wieder-) Aufbau eines  kulturell-wirtschaftlichen Zusammenarbeitsraums in Mittel-/Osteuropa genutzt würden - und da wären dann die Ähnlichkeiten der Sprachen sogar von Nutzen.

Ideen gibt es en masse, das beträchtliche Potenzial z.B. an erneuerbaren Energien liegt weitgehend brach. Es fehlt aber am Engagement was zu 'unternehmen' , wenn sich die Diskussionen  eher um Panzerhaubitzen drehen, als um Klimatechnologien und alternative Energiequellen (Wasserstoff ?).
Nochmals : die Ukraine muss eine Antwort finden - ganz allein, ohne westliche Beeinflussung - was ihr wichtiger ist:  eine Nato Mitgliedschaft oder wirtschaftlicher Wohlstand ?



aixois

*) die Mutter von Benz war eine Hugenottin. Benz hiess ,  als uneheliches , nach der Mutter  "Vaillant" .
Bias
Bias
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RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von Bias
als Antwort auf aixois vom 14.02.2022, 12:16:32

Guten Tag,
"Solche Haltungen bringen keinen weiter in einer auf  Globalität ausgerichteten Welt", schreibst Du, Aixois.

Kurz vorm Abgrund ists nicht unbedingt erstrebenswert "weiter" zu kommen, oder - was die Nation angeht - für Deutschland "nach vorne zu kommen", scheint mir.
Eine von Nationen befreite Welt muss sich entwickeln dürfen und nicht einfach gesetzt werden.
Angehörige der Nationen scheinen das mehr und mehr zu verstehen, nachdem sie es lange geahnt haben.
Indem ihnen von einer akademischen Ebene her auch  ignorant ihre jeweils eigene Kultur abgesprochen wird, ihnen erklärt wird, wie der Mensch des 21. Jahrhunderts zu sein hat, um als ethisch gereift angesehen werden zu dürfen, scheint ihr Widerstand auf immer breiterer Ebene zu wachsen.

Übrigens: Pallas Athene soll völlig ohne Mutter ausgekommen sein. Dennoch reklamierten sie die Griechen der Vorzeit für sich.

Komm gut durch die Woche


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Nick42
Nick42
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RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von Nick42
als Antwort auf Bias vom 14.02.2022, 08:10:11
..Aber was meinst Du: Wäre der Otto ohne den Arminius, alias Hermann aus heutiger Sicht möglich gewesen?.....
 
geschrieben von Bias
Das was du Arminius nennst steht für die schwarze Seite Bismarcks. Die vielen Denkmäler nach 1871 als Ausdruck des nationalistischen Kults, der um Bismarck betrieben wurde.

Aber das war Teil des Wegs in den Abgrund.

Nick42
aixois
aixois
Mitglied

RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von aixois
als Antwort auf Bias vom 14.02.2022, 12:33:52

Pallas Athene soll völlig ohne Mutter ausgekommen sein. Dennoch reklamierten sie die Griechen der Vorzeit für sich.



Genese ohne Partner (Parthogenese) gibt es ja nicht nur bei  den Griechen.

Auch bei den Blumentopfschlangen und den flotten Schnecklein.

Weiland Benz hatte aber eine Mutter, die in mehrfacher Hinsicht recht flink war.

Ohne sie wäre der 'Benz'  eher im Dampfloktempo (vom Papa her) oder gar Schneckentempo dahergekommen und nicht über den heimischen Blumentopf hinausgekommen, und ganz sicher nicht bis Pforzheim. 😂

aixois

 

Nick42
Nick42
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RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von Nick42
als Antwort auf Juro vom 14.02.2022, 12:13:15
Nick42 hallo,
volle Zustimmung. Er war der Vater des "Sozialistengesetzes" (Kurzbezeichnung für das Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie, das von 1878 bis 1890 im Deutschen Reich galt.)
geschrieben von Juro
Ja, "Sozialistengesetz" steht auch für die schwarze Seite Bismarcks. Den Reichskanzler, der Demokratie und Parlament verachtete.

Nick42

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Bias
Bias
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RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von Bias
als Antwort auf Nick42 vom 14.02.2022, 13:10:56
Ja, "Sozialistengesetz" steht auch für die schwarze Seite Bismarcks. Den Reichskanzler, der Demokratie und Parlament verachtete.
geschrieben von Nick42
Bismarck, 
Teil von jener Kraft, die das Böse will und per Sozialgesetzen das Gute schafft?
Fialka
Fialka
Mitglied

RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von Fialka
als Antwort auf Juro vom 13.02.2022, 23:22:00
Hallo Fialka, 
NEIN, weil euer Ludwig II. schließlich doch 1871 dem (nord)deutschen Bund beigetreten ist und so das Deutsche Kaiserreich (unter Preußens Führung) ermöglicht hat. Aber das haben andere süddeutsche Fürsten vor ihm auch getan. Den hat der Bismarck genötigt, dann doch noch zu unterschreiben. Das hat nichts mit dem Volk der Bayern zu tun.
 
geschrieben von Juro
Hallo Juro,

nicht erwähnt wurde in diesem Zusammenhang, dass damals der gehobene Adel Französisch sprach. Es war die Sprache der Kommunikation unter den Adelshäusern, lange auch in der Diplomatie. Habe mir als Schülerin den Luxus gegönnt Tolstojs "Krieg und Frieden" zu Ende zu lesen, allerdings in einer deutschen Übersetzung. All die ellenlangen Passagen in französischer Sprache wurden unübersetzt wiedergegeben. Zum Glück hatte ich auch Französisch als Unterrichtsfach.😊

Wie dem auch sei, Bayern ist auch heute noch ein Freistaat. Das gemeine Volk der Bayern stand teilweise in Diensten des gehobenen Adels und übernahm gelegentlich dessen Ausdrucksweisen, wenn auch skurril.  "Das mußt Ihnen merken" (Karl Valentin) galt im Volk als gehoben.

Genug von OT
olga64
olga64
Mitglied

RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Juro vom 13.02.2022, 23:22:00
Hallo Fialka, 
NEIN, weil euer Ludwig II. schließlich doch 1871 dem (nord)deutschen Bund beigetreten ist und so das Deutsche Kaiserreich (unter Preußens Führung) ermöglicht hat. Aber das haben andere süddeutsche Fürsten vor ihm auch getan. Den hat der Bismarck genötigt, dann doch noch zu unterschreiben. Das hat nichts mit dem Volk der Bayern zu tun.
Die französische Besetzung war dann wohl 60 Jahre vorher zu Napoleons Zeiten. Der hat Soldaten aus Bayern ausheben lassen, weil er sie gegen Russland brauchte. Eine der Armeen kam bis Schlesien, dann hatten sie sich am Typhus totgesch..., die armen Kerle.
Das mit der Sprache ist bedauerlich. Aber das Alltagsleben schleift da so einiges ab. Ihr habt doch gute Traditionsvereine. Ich mag Bayerisch und die Bayern. Da ist vieles bodenständig und direkt.
na dann - dober noz (gute Nacht - unsere Mundart so um 1850)
Juro
geschrieben von Juro
Was für ein wirrer Beitrag aus der Rubrik "Schmarrn".
Als unser Kini 1871 dem Preissn-Bund beigetreten ist, war er 26 Jahre alt und wie die gesamte Zeit seinen kurzen Lebens nicht an Politik interessiert.
Er hinterliess uns Bayern jedoch eine Reihe schöner Bauten und Schlösser, die noch heute immens viel Geld einbringen, wenn Millionen von Touristen sich daran goutieren (insbesondere viele Asiaten).

Welche Sprache finden Sie bedauerlich? Die bayerische? Diese wird auch bei uns nur noch in reduzierter Form gesprochen. Das hängt damit zusammen, dass so viele Nicht-Bayern aus dem In- und Ausland bei uns leben wollen, weil es hier schön ist, die Jobs zahlreich und gut bezahlt - nur schaffen wir uns damit ein Verknappungsproblem bei Wohnungen.
Man kann sich nicht aussuchen, wer unsere Sprache und unser Bundesland mag - so ist das natürlich auch bei Ihnen, die Sie es anscheinend tun. Rate Ihnen aber, dort zu bleiben, wo Sie sind, weil Sie mit der ARt, mit der Sie hier oft rumturnen, hier sicher nicht glücklich werden würden. Olga
Fialka
Fialka
Mitglied

RE: Ist die Ukraine eine Nation?
geschrieben von Fialka
als Antwort auf olga64 vom 14.02.2022, 19:09:13
Was für ein wirrer Beitrag aus der Rubrik "Schmarrn".
Als unser Kini 1871 dem Preissn-Bund beigetreten ist, war er 26 Jahre alt und wie die gesamte Zeit seinen kurzen Lebens nicht an Politik interessiert.
Er hinterliess uns Bayern jedoch eine Reihe schöner Bauten und Schlösser, die noch heute immens viel Geld einbringen, wenn Millionen von Touristen sich daran goutieren (insbesondere viele Asiaten).

Welche Sprache finden Sie bedauerlich? Die bayerische? Diese wird auch bei uns nur noch in reduzierter Form gesprochen. Das hängt damit zusammen, dass so viele Nicht-Bayern aus dem In- und Ausland bei uns leben wollen, weil es hier schön ist, die Jobs zahlreich und gut bezahlt - nur schaffen wir uns damit ein Verknappungsproblem bei Wohnungen.
 
Nur nicht verführen, Olga. 😉 Nicht jeden heissen wir hier willkommen. Und schon gleich nicht mit einem Kaiserschmarrn.

" Der Kaiserschmarrn (auch: Kaiserschmarren, ungarisch Császármorzsa, tschechisch Císařský trhanec) ist eine verfeinerte Form des Schmarrns, der in seiner Zubereitung dem Palatschinkenteig ähnelt und zählt zu den bekanntesten Süßspeisen der österreichischen Küche. Der Name leitet sich von Kaiser Franz Joseph I. ab." Sonst werden noch weitere Wohnplätze bei uns noch rarer. Und die Mieten steigen ins Unermessliche.

Wer sich in München niederläßt, bekommt in der U-Bahn alle Sprachen der Welt zu hören. Das könnte für manche Ohren sich reichlich ungewohnt anhören. Vor allem für Neonazis. Altnazis sind ausgestorben. Übrigens, in meinem Wohnviertel stimmten bei den letzten Wahlen viele für die AfD. Gab im Internet eine prozentuale Auflistung, der ich das entnommen habe.

In meinem Wohnviertel wurde nahe der U-Bahn-Station ein Türke erschossen, der einen kleinen Lebensmittelladen führte. Erst wesentlich später stellte sich heraus, dass der Mord auf das Konto der NSU ging.

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