Internationale Politik Ist die Ukraine eine Nation?
Die Größenordnung ist Stalins Hang zu Monumentalbauten geschuldet. Auch in der Sowjetunion gibt es über 600 solcher monumentalen Denkmäler und Bauten aller Art, die in den Jahren zwischen 1930 und 1957 (ungefähr) errichtet wurden. Typisch auch der sog. Zuckerbäckerstil wie in Moskau z.B. die Lomonossov-Universität, in dem auch in Berlin-Ost die Wohnhäuser in der ehem. Stalin-Allee gebaut wurden (jetzt Frankfurter Allee). Soweit ich weiß, stehen sie unter Denkmalschutz.
Das Denkmal Mutter Heimat in Wolgograd (Stalingrad) ist 85 m hoch, erinnert an die Schlacht um Stalingrad und ist die größte Kolossal-Frauenstatue der Welt.Bild wikipedia
Das ist zuvörderst die Aufgabe der Bewohner der Ukraine selbst. Das hatte ich wohl schon mal geschrieben, weil diese 'Selbstfindung' in meinen Augen eine Voraussetzung ist, um den geopolitischen Konflikt gemeinsam zu lösen.
Nicht an uns von aussen definitorische Kriterien an ein Land legen, um seinen Status als 'Nation' ein zuschätzen. Zu welchem Behufe eigentlich ?
Die Schweiz erfüllt die Hauptkriterien dessen, was eine Nation ausmacht, auch nicht. Dennoch fühlen die Schweizer sich als Schweizer, sind sich einig , was ihre Identität ausmacht, was sie gemeinsam wollen oder sein wollen. Sprachen z.B. sind gleichberechtigt, in der Ukraine nicht.
Ich sehe - zugegeben von aussen und auf dem Sagen von Besuchern und Einheimischen basierend - diesen gemeinsamen Willen in der Ukraine nicht.
Das Land ist vielmehr in mehrfacher Hinsicht gespalten, nicht nur in den Westen und den Osten, auch in widerstreitende Oligarchien und den Richtungen der orthodoxen Kirchen, in Jung und Alt usw.usw.
Geschichtlich ist es zusammen mit den Russen einen gemeinsamen Weg gegangen. Das zeigt sich z.B. an traditionellen Verhaltensmustern, oder auch sonst auf gesellschaftichem, kulturellem, auch politischem Gebiet, wo die Ukrainer um einiges eher wie Russen ticken als wie ein Texas Yankees oder Franzosen aus dem Périgord.
Es sollte nicht der gleiche Fehler gemacht werden, wie bei der m.E. zu schnellen Osterweiterung (nicht nur der DDR,auch den anderen ex-SSR Staaten wurdeinnerhalb kurzer eine neue Ordnung 'übergestülpt , die zu praktizieren sie erst lernen mussten bzw. immer noch müssen.
Wenn das Bauen einer neuen, demokratisch gewollten Nation sich in Patriotismus, nostalgisch , rückwärtsgewandeten Vaterlandsfantasien, in populistischen Überlegenheitsnationalismen versteigt und sich über andere erhebt, dann werden dabei die noch frischen, erst schwach keimenden Pflänzchen einer alle gleich und gerecht behandelnden, einer wirklich freiheitlichen Demokratie schnell zertrampelt und am Hochkommen dauerhaft gehindert.
Wer, wenn nicht wir Deutschen wüssten das besser. Mir fällt da gerade ein, dass am 31.1.1922 Walther Rathenau Aussenminister wurde. Er blieb es nicht lange . Gut fünf Monate später haben sie ihn ermordet.
Ich sehe nicht, dass die sich Ukraine schon auf dem richtigen Pfad befindet, sondern ihn vielmehr immer noch sucht. Ich mache mir Sorgen , ob sie die Kraft dazu hat. Dabei Hilfe anzubieten, halte ich für viel 'friedenstiftender' als ein paar alte Haubitzen.
Leider steigert sich die Kriegsrhetorik von Tag zu Tag.
Eine Grüne MdEP ist z.B. stolz, dass "in Litauen AUCH wieder deutsche Soldaten stehen", die im Ernstfall 'NATÜRLICH' auf die Russen schießen würden und zieht dabei ohne mit der Wimper zu zucken einen direkten Vergleich von Hitler zu Putin . (Tagesspiegel 26/01/22) .
Dazu die´Aussage eines hochrangigen Ukrainers, wonach das kein Krieg zwischen der Ukraine und Russland werden wird. "Das wird ein großflächiger Krieg in Europa."
Soviel zum Verständnis des langen Wegs zum 'nation building', einer friedlichen, auf Kohabitation bedachten Nation ? !
Ja wo sind wir denn ?
aixois
Danke Michiko,
erstaunlicherweise ähnelt Nazikunst sehr der stalinistischen mitsamt den Bauten. Zumindest darin waren sie sich einig. ^^
Dieses Gebäude habe ich früher fast täglich besucht. Es beherbergt u.a. eine der größten westeuropäischen kunsthistorischen Bibliotheken. Das Gebäude ist denkmalgeschützt, was bedeutet, dass an seinem sichtbaren Äußeren nichts verändert werden darf. Da sich die Bestände der Bibliothek ständig vergrößern wird unterirdisch gebaut nach dem Prinzip unter einem Keller noch ein Keller. Unter diesem noch ein Keller...
Ich weiss, wovon Du sprichst. Nur selber erlebt habe ich solch eine Anlage nur im Berliner Treptower Park. Das ging mir durch Mark und Knochen.
70 Jahre Frieden war wohl für einige zu lange. Ich hoffe nur, dass keiner entweder bewusst oder unbewusst eine falsche Bewegung macht. Das könnte ganz blöd ausgehen.
Bruny
......Das Land ist vielmehr in mehrfacher Hinsicht gespalten, nicht nur in den Westen und den Osten, auch in widerstreitende Oligarchien und den Richtungen der orthodoxen Kirchen, in Jung und Alt usw....Hallo aixois,
....Leider steigert sich die Kriegsrhetorik von Tag zu Tag.....
Dazu die´Aussage eines hochrangigen Ukrainers, wonach das kein Krieg zwischen der Ukraine und Russland werden wird. "Das wird ein großflächiger Krieg in Europa." .....
es geht mir nicht um eine Definition von Nation, das ist jetzt mal nicht so wichtig. Ich sehe es so, wie du auch schreibst, dass die Ukraine ein in vieler Hinsicht gespaltenes Land ist und dass das ein Teil des Problems ist.
Worum geht es? In der Ukraine herrscht seit 2014 Krieg und das Land ist völlig überfordert den Krieg zu beenden. Und die Welt schaut zu und schlimmer: Viele schüren noch den Krieg und erschöpfen sich darin, sich gegenseitig als Aggressor zu sehen.
Das kommt mir so vor, wie wenn sich zwei Mannschaften auf ein Länderspiel vorbereiten. Sie wählen ihre besten Spieler aus, denken sich eine gute Taktik aus, der Schiedsrichter pfeift das Spiel an und es geht los. Am Schluss wird einer gewinnen, notfalls durch Elfmeter schießen. Aber es wird nichts weltbewegendes passieren, alle können zur Tagesordnung übergehen.
Aber wenn dieser Krieg in der Ukraine, der jetzt von vielen herbeigeredet wird, wirklich anfängt, dann wird nicht mehr sein wie vorher. Dann treffen mit USA und Russland Atommächte aufeinander. Und das hat es noch nie gegeben in der Geschichte von Kriegen, dass Militärs eine Waffe, die sie haben nicht einsetzen , wenn sie glauben, damit die Schlacht zu gewinnen.
Aber der Herrgott (an den ich nicht glaube), möge uns davor bewahren, dass es soweit kommt.
Der Krieg bleibt die Geisel der Menschheit. Wo bleibt eine Stimme der Vernunft, die das verhindert?
Nick42
"Ja, wo sind wir denn ?" fragt sich Aixois.
Und das frage ich mich auch !
Kriegsgefahr in Europa wegen zweier slawischer "Bruder"-Staaten, die 3 Generationen lang
friedlich im Staatenbündnis der UdSSR zusammengelebt haben ???????
Während dieser Generationen ist eine solche "Durchmischung" von Ukrainern mit Russen erfolgt,
daß man in solchen Vielvölkerstaaten kaum von dem früheren Nationen-Begriff sprechen kann.
Was man aber sowohl in der Ukraine als auch anderswo in Europa beobachten kann, das sind
nationalistische Bestrebungen, die bei Erfolg noch mehr in Kleinstaaterei ausarten würden, was
man doch eigentlich überwunden zu haben glaubte. Ich jedenfalls empfinde es als zutiefst
reaktionär und gefährlich für ein friedliches Zusammenleben, wie man im Ukraine-Konflikt sehen kann.
Es ist ein Irrsinn : Da stehen sich Ukrainer und Russen an ihrer Grenze jetzt schon seit Jahren
im militärischen Konflikt gegenüber . Tote Ukrainer, tote Russen.
Russen, die vielleicht ukrainische Großeltern haben, und Ukrainer, die ihre Wurzeln in Rußland haben.
Die Mehrheit der Ukrainer und der Russen wollen friedlich zusammenleben und nicht aufeinander
schießen. Sie wollen ein gutes Leben in Freiheit führen, möglichst in etwas Wohlstand.
Wer fragt sie, ob sie zu einer Nation gehören wollen ?
Ich habe am 27.1. auf den Geburtstag eines 32-jährigen jungen Künstlers hingewiesen :
Daniel Donskoy - jüdische Wurzeln, Vater Russe, Mutter Ukrainerin. Er lebt in Deutschland, Israel
und England. Was wird der Begriff "Nation" für ihn für eine Rolle spielen ?
Mir war auch in Erinnerung aus der Zeit, als die Klitschko-Brüder im Boxen aktiv waren, daß ihr Vater
Ukrainer war und ihre Mutter Russin, aber darüber ist jetzt nichts mehr bei Wiki zu finden. Die Mutter
sei ukrainische Grundschullehrerin gewesen.
In diesem Thread geht es nur um die Frage, ob die Ukrainer eine Nation seien . Meiner Ansicht nach
nicht. Und ich bin auch dafür, daß man die frühere Definition, was eine Nation ausmacht, heutzutage
neu definiert.
CharlotteSusanne
Der ukrainische Historiker Mychajlo Hruschewskyj schuf Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts in Lemberg die Grundlage für eine ukrainische Nationalbewegung, indem er der Auffassung eines einheitlichen ostslawischen (russischen) „Stromes der Geschichte“ sein Schema einer getrennten Entwicklung der Völker der Russen und Ukrainer entgegenstellte.
Wiki
Man kann alles so sehen wie man es will oder denkt das es richtig ist.
Wenn wir der Ukraine eine Nation absprechen, dann existiert das heutige Russland in der Form nicht.
Und das gilt auch für sehr viele Nationen weltweit.
Man kann alles so sehen wie man es will oder denkt das es richtig ist.So in etwa sehe ich das auch Freddy!
Wenn wir der Ukraine eine Nation absprechen, dann existiert das heutige Russland in der Form nicht.
Und das gilt auch für sehr viele Nationen weltweit.
Natürlich kann man über die Frage Nation Ja oder Nein diskutieren, keine Frage!
Was leitet man aber von dem Ergebnis für die Gegenwart ab ... in diesem Fall: ändert sich etwas, ob man der Ukraine nun dieses zusätzliche Attribut zuspricht oder dies eben nicht tut?
Ein solches Gefühl ist ja nicht einfach da, es muss wachen und sich entwickeln!
MarkusXP
Ich habe da mal eine Frage :
"Nation" leitet sich doch von dem Begriff "nasce" ab . Also "geboren " .
Wenn da nun also in einem Staat ganz viele dort Nichtgeborene leben ( sich im Laufe der Jahrhunderte und Jahrzehnte) , sich ansiedeln , könnte es sein, dass das irgendwann kippt ?
So ähnlich wie es zu kippen droht , wenn "Multikulti" zwar oberflächlich gelebt aber weder vorbereitet und begleitet wird ?
Nun mag "Multikulti" in einer Demokratie noch ganz gut funktionieren . (Vorausgesetzt es darf in zahlreichen Facetten gelebt werden) .
Kann Multikulti aber auch in Staaten wie der Ukraine gelebt werden ohne dass Welten aufeinanderprallen ?
Du darfst nicht vergessen das die Russifizierung ja schon lange läuft und viele Ukrainer ihre eigene aber auch die russische Sprache sprechen. Auch im Osten der Ukraine leben Ukrainer und Russen zusammen. Alle russisch sprechenden Menschen in den ehemaligen besetzten Staaten müssen die Amtssprache lernen.
Du sprichst von Multikulti, das trifft bei uns zu,
in der Ukraine leben überwiegend Slaven...................................................