Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Ein offener Brief an Henryk Broder: Der Gazastreifen ist nicht das Warschauer Ghetto - Gott sei Dank

Internationale Politik Ein offener Brief an Henryk Broder: Der Gazastreifen ist nicht das Warschauer Ghetto - Gott sei Dank

Re: Ein offener Brief: Der Gazastreifen ist nicht das Warschauer Ghetto - Gott sei Dank
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.06.2010, 21:21:47
Versuch hier nicht zu verdrehen.
Es geht hier nicht um unverzüglich.
Ich habe mit keinem Wort geschrieben, dass ich das Vorgehen der israelischen Regierung und der Militärs für gut und richtig halte.
Also fahre Deinen erhobenen Zeigefinger mal wieder ein.

Es geht hier um Deinen Satz, in dem Du schreibst
Zitat von Hinterwäldler

Der einzige Unterschied besteht wohl darin, das Warschau im Gegensatz zu Gaza nicht zur Endlösung einer nationalen Minderheit vorgesehen war.
geschrieben von Hinterwäldler


und eine von mir erbetene Stellungnahme dazu.
Diese Anfrage beinhaltet nicht eine Zustimmung zu dem, was in Ghaza vor sich geht.

Und Dein Hinweis auf den Chat ist absolut unqualifiziert und unsachlich.
Eine Erklärung oder eine Stellungnahme zu erbitten, ist in einer Diskussion durchaus üblich und möglich. Oder ist das neu für Dich?

Du läßt diesen Satz so stehen, wenn ich Dich richtig verstehe - und das reicht mir als Erklärung.


Meli
Mitglied_bed8151
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Mitglied

Re: Ein offener Brief: Der Gazastreifen ist nicht das Warschauer Ghetto - Gott sei Dank
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 09.06.2010, 07:08:59

WELT ONLINE, 09.06.2010
Israels Regierung muss sich entschuldigen
Die israelische Regierung weitet Akte der Selbstverteidigung auf Rundumschläge aus. Das widerspricht dem Ethos, ziviles Leben zu respektieren.
Von Fania Oz-Salzberger


Mit dem Angriff auf eine Hilfsflotte pro-palästinensischer Aktivisten, die versuchten, die Gaza-Blockade durch Israel und Ägypten zu durchbrechen, beging Israel einen schweren Fehler. Die nach der alleinigen Machtübernahme der Hamas verhängte Langzeit-Blockade des Gazastreifens – im Zuge derer die Hamas auch mit der Palästinensischen Autonomiebehörde brach – ist eine humanitäre Katastrophe und ein gravierender moralischer Fehler.

Die israelische Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu muss sich bei den Opfern entschuldigen, eine Untersuchung der Vorgänge auf den blutverschmierten Decks der Schiffe anordnen und sich ehrlichen Friedensgesprächen mit wohlwollenden palästinensischen Führungspersönlichkeiten wie Abu Mazen, dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, zuwenden.

[...]

Die Autorin ist Professorin an der Universität Haifa und der Monash University

Copyright: Project Syndicate. Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier


--
Wolfgang
Re: Ein offener Brief: Der Gazastreifen ist nicht das Warschauer Ghetto - Gott sei Dank
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.06.2010, 09:50:44
Und das in der pro-israelischen "Welt", immerhin, das will schon etwas heißen, vielen Dank fürs Einstellen, sehr interessanter Artikel.
Die Autorin ist übrigens die Tocher von Amos Oz, ein Schriftsteller (Mitbegründer von "Peace Now"), dessen Buch "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" ich sehr gerne gelesen habe.

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frido
frido
Mitglied

Re: Ein offener Brief: Der Gazastreifen ist nicht das Warschauer Ghetto - Gott sei Dank
geschrieben von frido
Hier ein Artikel von Broder zu seiner Rede und der darauf folgenden Aufregung.
Erschienen in der "Weltwoche" und auf der "Achse des Guten".
Persönlich finde ich ihn lesens- und bedenkenswert, auch wenn ich oft nicht mit Broder einer Meinung bin.
miriam
miriam
Mitglied

Re: Ein offener Brief: Der Gazastreifen ist nicht das Warschauer Ghetto - Gott sei Dank
geschrieben von miriam

Darf ich bei so einer Erklärung wenigstens schmunzeln, wenn nicht lachen?


Die Autorin ist übrigens die Tocher von Amos Oz, ein Schriftsteller (Mitbegründer von "Peace Now"), dessen Buch "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" ich sehr gerne gelesen habe.


Ja ja, ein Schriftsteller...

Amos Oz erhielt folgende Auszeichnungen in Deutschland:

- 1992 Friedenspreis des deutschen Buchhandels

- 2005 Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main

- 2006 Corine-Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten

- 2008 Stefan-Heym-Preis der Stadt Chemnitz

- 2008 Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf

Es beweist wieder mal, wie selektiv man alles wahrnimmt was im Nahen Osten, hauptsächlich aber in Israel, geschieht.
Nicht zur Kenntnis werden dabei meist positive Nachrichten von einigen, nicht nur hier im ST, genommen.

Gerne werden m.E. Nachrichten ignoriert, die ein etwas anderes Bild von Israel vermitteln (zum Beispiel die bedeutende Friedensbewegung des Landes), als der Eindruck welcher hier von einigen wenigen gern verbreitet wird.

Als im Jahr 1992 der Freidenspreis des Deutschen Buchhandels an Amos Oz verliehen wurde, hielt Siegfried Lenz eine bemerkenswerte Laudatio.

Miriam
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Ein offener Brief: Der Gazastreifen ist nicht das Warschauer Ghetto - Gott sei Dank
geschrieben von carlos1
als Antwort auf smokie vom 09.06.2010, 21:07:32
"Es gibt genug Menschen/Völker in dieser Welt, die unschuldiger leiden als die Palaestinenser. Warum also kochen bei diesem Thema, ausgerechnet in Deutschland, die Gefühle derartig hoch?" smokie

Hallo smokie,
die Frage ist berechtigt und ich habe schon lange darüber nachgedacht. Über die Konzentration auf Israel als Zielscheibe der Emotion und des Hasses (Ablehnung ist zu wenig) lässt sich sagen, dass Israel ein ideales Ziel für Proteste abgibt. Der Staat ist erfolgreich. Das ist ärgerlich. Er ist militärisch stark, wo die Juden doch immer als Schwächlinge verachtet wurden. man fühlt sich blamiert. Der Aufsteigertyp ist nicht beliebt. Mit den Juden und dem Staat Israel verbindet sich bei manchen Deutschen ein traumatisches Bewusstsein der Schuld (Holocaust). Wiedergutmachungsleistungen werden als ungerechtfertigt angesehen, durch Holocaust-Mahnmale fühlt man sich an den Pranger gestellt, und gezwungen Demutshaltung anzunehmen und etwas zu ertragen, wofür man sich nicht verantwortlich fühlt und was man nicht verstehen kann. Das Bestreben der Juden den Massenmord mit Erinnerungen an jeden einzelenenn Fall ins Internet zu stellen, damit in der Erinnerung der Menschheit zu fixieren, ängstigt und beschwert die Gemüter. Warum hören die nicht auf? Die jüngere Generation fühlt sich nicht mehr haftbar und weiß nicht wie Verantwortung für die Zukunft aussehen soll. Ergänzend ist anzufügen, dass 500 000 deutsche Juden, deutsche Staatsbürger mit Verlust der bürgerliche nRechte, großenteils getötet wurden oder emigrieren. Die Lebenden beanspruchen teilweise die Wiederherstellung des alte Besitzstandes. Sehr lästig für Beteiligte. Viele Immobilien und Vermögensbestände wurden im Dritten Reich arisiert. Sofern die Eigentümer tot sind, besteht keine Gefahr der Entdeckung der Leiche im Keller. Nicht auszuschließen, dass mancherorts Ängst umgehen, dass einiges ans Licht kommt, Namen genannt werden. An der Verteilung des jüdischen Besitzes waren große Teile des deutsche nVolkes beteiligt. Es gibt Aufzeichnungen, die das belegen. Alle Schichten wurden beteiligt. Die Juden wurden ohnehin als Geldsäcke angesehen. Recht geschieht es ihnen.

Ein erfolgreiches mächtiges Israel mit einem starken Rückhalt in der amerikanischen Politik kann Druck auf die deutsche Politik und Wirtsschaft ausüben. Lohnzahlungen für geleistete Sklavenarbeit im Hitlerreich war vor einigen jahren durchgesetzt worden und betraf auch andere Nationen.

Die Araber als Opfer der jüdischen Staatsbildung und Expansion sind eine idelae Projektionsfläche für Proteste und Ressentiments. ZDen ewigen Anklägern kann es mak heimgezahlt werden, Sie sind nicht besser als wir. Es gibt Fälle, wo die Erregung berechtigt sit und wo das Vorgehen Israels wenig Sinn macht, wie im Fall des Hilfs-Komvois. Die Gazablockade widerspricht den erklärten politischen Zielen Israels.

Ideal als Ansatzpunkt ist Israel auch für Angriffe auf die USA. Geld und Juden ist ein ewiges Thema. Damit lässt sich die Tätigkeit der "Kaptialisten" geißeln. Hitler und Stalin gleicherweise waren Gegner der Juden. Wie die DDR ihre Aufklärung der Jugend durchzog ist aus einschlägigen Ergüssen im Forum hier indierket zu erkennen. Faschisten gab es und gibt es nur im Westen. Mit dem Judenmord hat die DDR nichts zu tun.


Hinzuzufügen ist, dass Juden einen wichtigen Beitrag zum Geistesleben in Deutschland geliefert haben. Jüdische Schriftsteller, Dichter, Schauspieler, Philosophen, Naturwissenschaftler speilten eine wichtige Rolle im Geistesleben. Politiker sind nicht zu vergessen:

"Knallt ab den Walther Rathenau, die gottverdammte Judensau."

Der Außenminister Rathenau wurde 1922 ermordet. Er hatte hervorragende Arbeit in der dt. Rüstungsindustrie geleistet. Prof Haber (Haber-Bosch-Verfahren) war übrigens auch Jude. Ohne seine Entdeckung der Stickstoffsynthes hätte Dtld den Krieg 1914-18 nicht führen können, wegen der Seeblockade.

Es ist eigentlich unmöglich nicht Antisemit zu sein.

Schnell geschrieben. Müsste überarbeitet werden. Aber sicher wissen einige noch mehr zu schreiben.

c.

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Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Ein offener Brief: Der Gazastreifen ist nicht das Warschauer Ghetto - Gott sei Dank
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf miriam vom 10.06.2010, 12:41:42
Fania Oz-Salzberger gehört mittlerweile zum zarten Pflänzchen israelische Friedensbewegung (vgl. wolfgang am 10.06.2010 09:50). - Von ihr und ihresgleichen könntest Du Dir eine Scheibe abschneiden. Es gibt nämlich keinen anerkennenswerten Grund, israelische Rechtsbrecher in Schutz zu nehmen, und einem rechtsbrechenden israelischen Staat das Wort zu reden.

Das haben Fania Oz-Salzberger et al. gelernt: Eine fundamentalistische zionistische Festung Israel, ständig im Krieg mit den Nachbarn, ist der direkte Weg zum Untergang Israels.

--
Wolfgang
Re: Ein offener Brief: Der Gazastreifen ist nicht das Warschauer Ghetto - Gott sei Dank
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf miriam vom 10.06.2010, 12:41:42
Ach Miriam, du Gute. Was passt dir denn nun wieder nicht, wenn ich gerade schreibe, dass ich ein Buch von einem israelischen Schriftsteller sehr gern gelesen habe? Was hat das mit selektiver Wahrnehmung zu tun, wenn ich nicht die ganzen Preise aus Wikipedia kopiere? Das hätte ich tun können, aber warum? Du kannst mir glauben, dass ich die Preisverleihung des Friedenspreises seinerzeit mit großem Interesse verfolgt habe, du bist nicht die einzige kulturell Interessierte in diesem Forum, auch wenn manche es weniger raushängen. Und was die von dir erwähnten Friedensbewegungen betrifft, so bin ich selber durch meine Arbeit aktiv in Kontakt mit ihnen, mit Sicherheit mehr als du. Was meinst du wohl, woher ich so genau weiß, dass die Menschenrechtler in Israel deine Beschönigungen nicht teilen, sondern ganz im Gegenteil dringlich darum bitten, dass wir mehr protestieren gegen die Menschenrechtsverletzungen in den besetzten Gebieten? Nicht nur aus Zeitungen, sondern von manchen persönlich, ich könnte dir Mails weiterleiten, aber bei deiner „selektiven Wahrnehmung“ werden sie dich nicht interessieren, also lassen wir das lieber.



ingo
ingo
Mitglied

Hinweis
geschrieben von ingo
Ich möchte an dieser Stelle auf den Thread "Freiheit für Gaza" hinweisen.
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Ein offener Brief: Der Gazastreifen ist nicht das Warschauer Ghetto - Gott sei Dank
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.06.2010, 14:45:37
Mittlerweilen wundere ich mich, dass hier nie etwas über die Tatsache zu lesen war, dass 5 % des Kaufpreises für die Schiffe und Ladung der Friedensaktivisten für Gaza von amerikanischen Judenverbänden gespendet wurde, die damit gegen die Blockade demonstrieren wollten.

Darüber wurde ausführlich in der österreichischen Diskussionsrunde "Im Zentrum" am vergangenen Sonntag gesprochen.

Die Probleme in Israel und den palästinensischen Gebieten sind sukzessive vor allem in den letzten 10 Jahren "entmenschlicht" worden. Beide Seiten sehen die anderen als "geschlossene Blöcke" und nicht mehr als Menschen, die auf beiden Seiten leiden.

Wahrscheinlich kann dort erst die Chance auf ein konfliktärmeres Leben geschaffen werden, wenn die Menschen auf der Strasse sich aus ihrer Erstarrung und Hoffnungslosigkeit lösen und aufeinander zugehen,wodurch die jeweiligen Regierungen von innen heraus gezwungen werden, das gleiche zu tun.

Heute hat ein israelischer Diplomat bei einem Gespräch gesagt, nur wer Optimist ist, kann in Israel leben, denn die Hoffnung darf nicht schwinden.

Luchs




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