Internationale Politik Der Brennpunkt Syrien

Via
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von Via
als Antwort auf olga64 vom 14.01.2022, 19:15:00

Das ist alles völlig richtig, auch möchte ich keine Wortklauberei betreiben.
Ich respektiere deinen Standpunkt, der mir immer mal wieder eine etwas andere Sicht auf Geschehnisse ermöglicht.
Für solche Anreize bin ich immer offen.
VG - Via

olga64
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von olga64
als Antwort auf Via vom 14.01.2022, 19:25:05

Danke - geht mir genau so. Und es ist gut, zu erleben, dass Diskussionen mit etwas unterschiedlicher Betrachtungsweise auch anständig geführt werden können. Olga

olga64
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von olga64

In einem TV-Bericht sah ich die hochdramatische Lage in Idlib, wohin Millionen Syrer flüchteten, um den Bombenabwürfen in der Gegend um Aleppo usw. zu entgehen.
Dort herrschen nun starke Regenfälle und Überschwemmungen vor; die notdürftigen Zelte, in denen ganze Familien leben, sind praktisch unbewohnbar. Die Menschen haben bei Minusgraden auch keine Möglichkeit, zu heizen und verbrennen in ihrer Verzweiflung Abfall - ansonsten sind sie von Schlamm und Matsch umgeben, erhalten keine medizinische Betreuung und nicht genügend Nahrung.
Die NGO`s, die sich bisher darum kümmerten, erklären, dass sie nur unzureichend finanzielle Mittel dafür erhalten und man kann kleine Kinder sehen, die in die Kameras schauen, die mit Sicherheit viel Besseres verdient hätten.
Interessiert uns das alles nicht mehr? Glauben wir wirklich,damit nichts zu tun zu haben? Olga


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Rispe
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von Rispe
als Antwort auf olga64 vom 17.01.2022, 17:32:23

Doch, mich interessiert das noch. Diese Bilder finde ich ganz furchtbar. Ich weiß nur nicht, was ich dagegen tun kann.
 

Via
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von Via
als Antwort auf olga64 vom 17.01.2022, 17:32:23

Inhaltlich dasselbe hast du am 13.01.2022 hier eingestellt, da der Bericht am 12.01.2022 ausgestrahlt wurde.
Unbenannt.PNG
Das war meine Antwort, die noch immer gilt.

Sinnvoll wäre es, wenn Frau Baerbock nicht nur den Ukraine-Konflikt, sondern auch das Syrien-Problem in Moskau zur Sprache bringen würde.
Soweit ich informiert bin, gab es bisher noch keine auf Syrien bezogene Sanktionen von Seiten der EU.

Ansonsten sehe ich nur die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit anderen EU-Staaten (und wahrscheinlich unvermeidbarerweise auch der Türkei) einen humanitären Korridor zu eröffnen, der eine sichere und legale Flucht ermöglicht.

Vielleicht hast du selbst auch einen Vorschlag, der sich praktisch umsetzen lässt?

VG - Via
 

olga64
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von olga64
als Antwort auf Via vom 17.01.2022, 18:03:49

Ich befürchte,dass Frau Baerbock personell nicht an die Spitze in Russland wird vordringen können, dass sie z.B. mit Putin über diese Angelegenheit direkt spricht. Da erhoffe ich mir seit vielen Jahren schon Hilfe vom Uralt-Kanzler Schröder,dem aber anscheinend seine persönliche Freundschaft zu Putin und der damit verbundene Reichtum immer wichtiger erscheinen.
Ich weigere mich persönlich auch, einen jahrelangen, grausamen Krieg in Syrien als "Problematik" abzuqualifzieren.
Dort ist Krieg,der von Syrien mit Russland und dem Iran geführt wird.
International denke ich, dass z.B. der UNHCR  und andere Hilfsorganisationen dort immer noch tätig sind, so intensiv wie sie dürfen und das ist vermutlich viel zu wenig.
Sanktionen gegen einzelne syrische Minister und Geschäftsleute gibt es sowohl von der EU als auch von den USA; diese scheinen jedoch den Schlächter nicht sehr zu beeindrucken.
Irgendwann wird der Ruf laut werden, wer die Gelder bereitstellt, um die von Syrern/Russen und Iranern zerbombten Städte usw. aufzubauen. Aber so lange der Krieg vorherrscht, erklärt sich dazu sicher niemand bereit.
Humanitäre Korridore gibt es teilweise noch, um die Versorgung der Menschen wenigstens auf einem Minimum zu gewährleisten - ist aber auch eine Frage der Finanzierung.
Aber Ihr Vorschlag, eine legale Flucht (also Ausreise) zu gewährleisten, dürfte zum Scheitern verurteilt sein. Denn wohin sollen die Leute? In der Türkei, die Sie als unvermeidbar in Klammern aufführen, leben bereits 4 Mio Flüchtlinge und Europa sträubt sich seit Jahren, entsprechend Flüchtlinge aufzunehmen.
Ich schildere hier nur das, was sich seit Jahren abzeichnet - für konkrete Vorschläge halte ich mich aber nicht für zuständig, ebenso wenig wie eine deutsche Aussenministerin es ist.
Oder haben sich hier deren Vorgänger Herr Steinmeier und Herr Maas jemals in Form von entsprechenden Projekten aktiv  gezeigt? Olga
 


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Via
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von Via
als Antwort auf olga64 vom 17.01.2022, 18:39:06

Von Schröder erwarte ich nicht mehr viel. Er hat sich im Januar letzten Jahres einmal kritisch gegenüber Putin hinsichtlich der Krim geäußert, wohl nur gegenüber der deutschen Presse. Seitdem ist es sehr ruhig um ihn geworden. Zur Vereidigung von Scholz trat er nochmal in Erscheinung, machte aber auf mich einen sehr angegriffenen Eindruck. Und ob seine "Freundschaft" zu Putin wirklich so weit geht, dass er Einfluss nehmen könnte, bezweifle ich.

Du hast natürlich recht, der Ausdruck "Problem" ist euphemisch, war unüberlegt gewählt.
Die letzte Geberkonferenz für Syrien fand Ende März 2021 statt, dabei kamen 5,3 Milliarden Euro zusammen. Ich habe keine Ahnung, wieviel davon für was bereits verbraucht wurde. Einen Wiederaufbau halte ich derzeit auch für ausgeschlossen.

Ich war eine leidenschaftliche Befürworterin der EU, bin aber mittlerweile entsetzt, dass sich einzelne Länder ihrer Pflicht einfach so entziehen und nur auf ihre Rechte (vor allem finanzieller Art) pochen. Der europäische Gedanke wird hier ad absurdum geführt.

Persönlich hoffe ich weiterhin auf weltweite Unterstützung der Hilfsorganisationen. Der Zustand in Idlib und anderen Flüchtlingslagern ist unmenschlich grausam!

VG - Via

olga64
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von olga64
als Antwort auf Via vom 17.01.2022, 19:41:01

Ich bin völlig Ihrer Meinung.

Zur EU habe ich aber eine mildere Meinung. Wenn ich mir Deutschland mit 16 Bundesländern ansehe und die grossen Probleme, bei wichtigen und strittigen Fragen zu einer Einigung zu kommen (was nie gelingt) habe ich mehr Verständnis für die EU mit 27 unabhängigen Staaten, differierenden Kulturen, Sprachen und oft noch Währungen usw.
Ich bin froh, dass es die EU gibt und möchte nicht in dem Zustand leben müssen, dass diese Staaten untereinander grausame Kriege führen.
Allerdings wäre es gut, wenn auch Staaten (wie z.B. Ungarn und sicher auch Polen) ausgeschlossen werden könnten und wenn anstatt der Einstimmigkeit bei wichtigen Fragen auch eine Mehrheitsentscheidung akzeptiert würde.
Olga

olga64
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von olga64

Heute begann bereits der nächste Prozess gegen einen syrischen Folterer in Frankfurt.
Bei diesem Mann handelt es sich um einen Arzt; er lebt seit 2015 in Deutschland und arbeitete hier auch als Assistenzarzt . Mutmasslich beging er Folter der grausamsten Art unter medizinischer Aufsicht.
Auch wegen einer mutmasslichen Tötung eines Gefangenen wird verhandelt.
Einem Gefangenen goss er z.B.Benzin über dessen Penis und zündete diesen dann an.
Es ist ein weiteres gutes, internationales Zeichen,dass solchen Verbrechen geahndet werden und dies auch ausserhalb des Landes, wo sie begangen wurden. Olga

olga64
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von olga64

Dieser 37-jährige, syrische Arzt,d er jetzt in Frankfurt vor Gericht steht kam 2015 nach Deutschland, aber nicht mit dem grossen Flüchtlingstreck, sodnern per Flugzeug mit einem Visum der deutschen Botschaft als Mediziner, ein Beruf, an bei uns in Deutschland grosser Mangel herrscht.
Er fand schnell Arbeit und praktizierte viele Jahre bei uns. Er wohnt mit Frau und zwei kleinen Kindern in Hessen, verdiente gut und wollte sich bald ein Haus kaufen. Seine Kollegen schätzten ihn und konnten es nicht glauben als er im Juni 2020 an seinem Arbeitsplatz festgenommen wurde.
Er kommt aus einer christlichen Familie; Mutter Lehrerin, Vater Steuerberater und fühlte sich auch familiär dem Assad-Regime verbunden. Der Angeklagte studierte in Aleppo Medizin und wollte dann ins Ausland gehen, was ihm auch mit Hilfe der Botschaften gelungen war.
Aber diese Leute, die in Syrien ihre Foltertaten ausübten, werden auch in Zufluchtsländern wieder erkannt von denen, die dies alles überleben konnten.
Olga


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