Internationale Politik Der Brennpunkt Syrien

Jan Dal
Jan Dal
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von Jan Dal
als Antwort auf Bruny_K vom 04.01.2025, 14:05:47
Ich verstehe das ganze Gedöns nicht. Auch nicht warum Frau Baerbock im Auftrag der EU einem Terroristen einen Besuch abstatten wollte/sollte/durfte/musste. Und dann auch noch Frauenrechte anmahnte. Manchmal denke ich mir, wo ist denn überhaupt noch was von Feingespür zu fühlen. Überall erscheint die AA mit mahnendem, erhobenem Zeigefinger. 
Das Baerbock ihre feministische Außenpolitik ausgerechnet dem syrisch-islamistisch geprägten Rebellenführer vorträgt und das so kurz nach der Machtübernahme mit derzeit völlig ungewissener Zukunft für das geschundene Land, mag ihr gutes Recht sein.  Ob das unter den gegebenen Umständen diplomatisch angemessen oder zielführend ist, darf bezweifelt werden. 
Lenova46
Lenova46
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von Lenova46
als Antwort auf aixois vom 04.01.2025, 13:50:57

Die USA hatten eine Belohnung von 10 Millionen Dollar für Informationen zur Ergreifung von Ahmed al-Sharaa ausgesetzt. 
Nachdem al-Sharaa sich mit einer amerikanischen Delegation getroffen hatte, wurde diese Belohnung im Dezember 2024 zurückgezogen.

Es scheint, dass er nicht mehr auf der internationalen Terrorlistenliste steht. 

Bemerkenswert: Die deutsch-französische EU-Delegation hat auch als Forderung u. a. die Auflösung der russischen Militärbasen vorgetragen.  

MarkusXP
MarkusXP
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf Tina1 vom 04.01.2025, 13:09:58
Wie kann man je glauben, auch hier im ST, das durch die islamistischen Gruppierungen, unter Führung des Herrschers Ahmed al-Scharaa, IS nah, es den Menschen in Syrien, allen Gruppierungen, Religionen unter ihrer Führung gut gehen könnte? Jeder kennt doch die Regeln u Ziele der Islamisten, Scharia und Kalifat. Syrien war ein säkulares Land, trotz vieler Religionen, daraus wird jetzt ein islamistisches Land gemacht. Am schlimmsten wird es den Alawiten, den Christen, den ohne Religion gehen, und besonders schlimm den Frauen und Homosexuellen. Sie bekommen Verbote, werden verfolgt, und auch gefoltert werden, wenn sie den Scharia- Regeln nicht folgen. Man muss nur in den Iran u nach SA schauen. Und hier macht man gerade so, als wären die Islamisten tolle Menschen, die Frieden, Freude u. Freiheit für alle in Syrien bringen würden. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Natürlich werden sie sich jetzt erstmal ganz zahm zeigen.

Meine Gedanken, die niemand teilen muss.
T.
...
 
Wenn man die Maßstäbe anlegt wie du es gerade tust, kann das Projekt "Syrien" nur scheitern.

Legt man demokratisch westliche Maßstäbe an, wird es weder "frei Wahlen",  Einhaltung der Menschenrechte u.v.m. geben, Meinungs- und Pressefreiheit ebenfalls nicht. 

Der Maßstab kann nur die abgelöste Regierung der letzten 50 Jahre sein. Wer das nicht akzeptieren kann oder will, der sollte sich in Syrien raus halten. Man kann, speziell nach so kurzer Zeit, nur mäßigend einwirken, mehr ist nicht drin ...
MarkusXP

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olga64
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von olga64
als Antwort auf Bruny_K vom 03.01.2025, 20:44:54
Tja, was Sie glauben ist mir egal Olga. Ich war in diesen Ländern als Geschäftsfrau und wurde mit Respekt behandelt, auch begrüßt. Mit Islamisten hatte ich in keinem Land zu tun. Nur in Japan wurde nicht per Handschlag begrüßt, sondern mit einer Verneigung. Von beiden Seiten übrigens.
Eine solche Antwort habe ich erwartet - warum sparen Sie den Iran aus, wo noch ganz andere Sitten für Frauen gelten als ein nicht erfolgter Handschlag? Aber ich habe natürlich übersehen - pardon - dass Sie als "Geschäftsfrau" eine bedeutendere Position hatten als eine deutsche Aussenministerin.
Nachgelesen habe ich heute, dass dieser Nicht-Handschlag, der im westlichen Umfeld als Unhöflichkeit empfunden wird, unter orthodoxen Muslimen in sehr konservativen Ländern, wie zB. auch Saudi-Arabien durchaus üblich ist. Dieser neue syrische Machthaber machte es sicher auch deshalb, um seine islamistischen Anhänger nicht zu irritieren. Wie mir ein geflüchteter Syrer,d er mittlerweile seit 10 Jahren hier lebt, sagte, hätte das früher in Syrien nicht gegeben, bzw. nur teilweise in entsprechenden ethnischen Gruppen.

Erwähnenswert für Hilfen für Syrien ist hier wieder mal unsere EntwicklungsministerIn Svenja Schulze, die soeben Hilfsprogramme in Höhe von 60 Mio Euro auf den Weg gebracht hat. Ein Teil davon soll in die Instandsetzung von Schulen und in psychosoziale Betreuung traumatisierter Kinder fliessen.
Allein 2024 unterstützte die BRD UN-Organisationen und NGO`s mit 220 Mio Euro. Ein wichtiger Partner ist der syrische Zivilschutz,bekannt als Weisshelme, die Deutschland seit 2016 fördert.
Auch dessen humanitäre und medizinische Arbeit würdigte Frau Baerbock bei ihrem Besuch im Foltergefängnis Saidnaya. Die deutschen Investitionen in den zivilgesellschaftlichen Dialog hätten dazu beigetragen,sagt der Nahost-Experte und Publizist Daniel Gerlach,d ass sich die Bevölkerungsgruppen, die hinter den Konfliktparteien stehen, am Ende ziemlich friedlich begegneten und es nicht zu einer grossen Schlacht bisher kam.
Jetzt geht es vor allem darum, die staatlichen Insititutionen funktionsfähig zu machen und dafür zu sorgen,das Syrien nicht weiter zerfällt und die Wirtschaft zu stabilisieren. Olga
olga64
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von olga64
als Antwort auf Jan Dal vom 04.01.2025, 14:43:06
 
Ob das unter den gegebenen Umständen diplomatisch angemessen oder zielführend ist, darf bezweifelt werden. 
Es ist und war sowohl diplomatisch (als Delegierte für die EU) als auch zielführend, wenn man sich die Mühe macht und diese Gegebenheiten mit denen in Afghanistan,dem Iran und anderen LÄndern solcher Kategorie vergleicht. Und es ist auch richtig, diplomatisch zu erklären, dass es nur Geld gibt, wenn dieses nicht zur Fortführung islamistischer Regeln benützt wird.
Ich finde, Frau Baerbock hat es mit ihrem französischen Kollegen sehr gut gemacht und vor allem sehr frühzeitig, um Missverständnisse schon im Vorfeld zu vermeiden. Dazu gehört natürlich ein wenig Mut, sich auch irgendwelchem Macho-Verhalten zu stellen; aber auch das ist Frau Baerbock mittlerweile ja gewöhnt - es geschieht ja nicht nur in muslimischen Ländern, sondern es kann auch auf die Herren Trump und Erdogan verwiesen werden. Olga
Bruny_K
Bruny_K
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von Bruny_K
als Antwort auf olga64 vom 04.01.2025, 16:29:57

Ich spare überhaupt kein Land aus und schon gar nicht den Iran. Dort hatte ich, wie in Syrien, nicht nur geschäftlich zu tun, sondern gewann auch einige Freunde. Aber nirgendwo bin ich mit erhobenem Zeigefinger erschienen. Mit Islamisten hatte ich nirgendwo zu tun und in Länder wo ich mir nicht sicher war, bin ich nicht gereist. Im übrigen hatte ich in Israel auch nichts mit den Ultras zu tun.
Das dürfte doch nicht schwer zu verstehen sein. 


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olga64
olga64
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von olga64
als Antwort auf Bruny_K vom 04.01.2025, 16:40:37

Schon gut Bruny - möchte nur festhalten, dass Sie nirgendwohin in ihrer Mission als Aussenministerin für Deutschland oder die EU gereist sind. Da ergeben sich dann andere Aufgaben und Pflichten.
Ist auch kein Wunder, dass keine westliche PolitikerIn z.B. in den Iran reist, um sich dann von bis unten verhüllt irgendwelche alten Religionsmännern auszusetzen.
Aber vielleicht ändert sich die Situation auch im Iran schneller als diese "Garden" es erahnen. Olga

Bruny_K
Bruny_K
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von Bruny_K
als Antwort auf olga64 vom 04.01.2025, 17:34:41

Warten Sie doch einfach mal ab, was da in Syrien nachkommt. Ich befürchte nix Gutes. 
Wenn ich Politikerin hätte werden wollen, wäre ich es. Eine Ausbildung dazu braucht es ja nicht und Wissen auch nicht 😂.

Nick42
Nick42
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von Nick42
als Antwort auf Bruny_K vom 04.01.2025, 18:15:17
....Wenn ich Politikerin hätte werden wollen, wäre ich es. Eine Ausbildung dazu braucht es ja nicht und Wissen auch nicht 😂.
Hallo Bruny_K,
das stimmt nicht ganz. Als Politikerin brauchst du zum Beispiel das Wissen, wie du dich bei den Wählern beliebt machst, sonst wählen sie die anderen, die das können.

Nick42
aixois
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RE: Der Brennpunkt Syrien
geschrieben von aixois
als Antwort auf Jan Dal vom 04.01.2025, 14:43:06
Das Baerbock ihre feministische Außenpolitik ausgerechnet dem syrisch-islamistisch geprägten Rebellenführer vorträgt und das so kurz nach der Machtübernahme mit derzeit völlig ungewissener Zukunft für das geschundene Land, mag ihr gutes Recht sein. 
Ehrlich gesagt ist das Ganze für mich immer noch verwirrend, denn es war nicht ihr Besuch, sondern ein gemeinsamer Besuch der die EU (und ihre Politik Syrien gegenüber) vertreten sollte.

Denn angeblich soll das ja eine gemeinsame Mission aufgrund eines 'Mandats' der EU und keine bilaterale Veranstaltung gewesen sein, was für mich bedeutet, dass die EU vorfühlen möchte, was sich in Syrien so entwickelt und welcher Art die EU am besten Flagge (Hilfsbereitschaft) zeigen kann, jetzt in der so entscheidenden Phase der Aufbauvorbereitung.
EU Hilfe wird von allen EU Mitgliedern geleistet, nicht nur von Deutschland. Mehr "wir", weniger "ich", wäre angebracht gewesen.

Warum das dann in DE (nicht so in Frankreich !) als ein deutsches Unternehmen präsentiert wird, bei der Frau Baerbock ihre Außenpolitik betreiben konnte - dabei wieder mal stolz war auf ihre klaren Worte d.h. den oberlehrerhaft mahnend ausgestreckten Zeigefinger (ich sag euch mal, welche Hausaufgaben ihr bis morgen machen müsst ...), und nicht die Positionen ihres 'Auftraggebers',  der EU, leuchtet mir nicht ein, oder höchstens, wenn ich die Darstellung der Franzosen und ihres Außenministeriums mit der der Deutschen vergleiche. Bis hin zur Bildauswahl : DE Baerbock mit Al-Scharaa (der Franzose im Hintergrund) F: Baerbock - Barrot - Al-Scharaa nebeneinander auf gleicher Höhe ....
das sind subtile Zeichen, die von den sensiblen Antennen der Diplomaten aufmerksam registriert werden.

Ob den Vertetern der HTS aber klar war, dass Frau Baerbock symbolschwer in Suffragetten - Tracht auftrat, das kann man sich fragen.
Tagesschau (3.1.2025):

Als wolle sie auch optisch ihre Forderung unterstreichen, dass Rechte, Schutz und Gerechtigkeit auch für Frauen im neuen Syrien gelten müssten, war Annalena Baerbock ganz im Weiß der Suffragetten zum Treffen mit Syriens neuem starken Mann erschienen.

Mein Eindruck : da hat es jemand nötig, sich so in den Vordergrund zu drängen...

Diplomatische Kunst ist, wenn man weiss, was man wann wie  wem sagen kann.

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