Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik "Eine Beruf wie jeder andere"?

Innenpolitik "Eine Beruf wie jeder andere"?

mane
mane
Mitglied

"Eine Beruf wie jeder andere"?
geschrieben von mane
Die Prostitution gilt in Deutschland als salonfähig und wird, in meinen Augen, verharmlost, während sie in Schweden, Norwegen, Island u.a. als ein Verstoß gegen die Menschenwürde definiert wird.

2002 wurde die Prostitution in Deutschland legalisiert. Es ist eines der liberalsten Prostitutionsgesetze der Welt und war eingeführt worden, um die Position der Huren zu stärken.
Das Gewerbe galt nicht länger als "sittenwidrig", es wurde legalisiert und in der Folge als Beruf anerkannt. Prostituierte können sich seitdem kranken- und rentenversichern, Arbeitsverträge abschließen und ihren Lohn notfalls einklagen.
Von dieser Möglichkeit machen aber nur ein Prozent Gebrauch.

In Schweden dagegen werden die Freier bestraft. Hier ist das langfristige Ziel die Prostitution abzuschaffen.

Wie ist eure Meinung dazu?

Alice Schwarzer - und mit ihr eine Anzahl von Prominenten fordern eine Abschaffung des "Systems Prostitution".

Appell gegen Prostitution

In ihrem Appell heißt es, Prostitution ist "Ausbeutung und zugleich Fortschreibung der traditionell gewachsenen Ungleichheit zwischen Männern und Frauen", sie degradiere Frauen zum käuflichen Geschlecht, brutalisiere das Begehren und verletze die Menschenwürde von Männern und Frauen, und zwar auch die der sogenannten freiwilligen Prostituierten.
qilin
qilin
Mitglied

Re: "Eine Beruf wie jeder andere"?
geschrieben von qilin
als Antwort auf mane vom 02.11.2013, 15:12:06
Prostitution ist „das älteste Gewerbe der Welt“? Prostitution ist „ein Beruf wie jeder andere“? Prostitution wird es immer geben, denn ihre Abschaffung ist utopisch? Falsch. Auch die Abschaffung der Sklaverei galt vor gar nicht so langer Zeit noch als Utopie.
geschrieben von Alice Schwarzer

Das hat was für sich - aber der Vergleich hinkt trotzdem, denn niemand verkauft sich selbst als Sklave. Es gibt aber Frauen (und Männer), die sexuelle Dienstleistungen verkaufen. Und die sollten mit diesem Gesetz besser geschützt werden. Falls ein Gesetz schlecht ist, seinen Zweck nicht erfüllt, ist zu überlegen ob es sinnvoll ist, es der Realität anzupassen, oder es ersatzlos zu streichen. Der erste Anhaltspunkt dabei wäre die Frage, ob die Verhältnisse vor Einführung des Gesetzes besser oder schlechter waren - dazu weiß ich zu wenig von der Materie; die Schreibweise von Frau Schwarzer scheint mir hier allerdings nicht unbedingt sehr objektiv und ausgewogen...

() qilin
Monja_moin
Monja_moin
Mitglied

Re: "Eine Beruf wie jeder andere"?
geschrieben von Monja_moin
Prostitution ist nun mal, wie es so schön heißt, das älteste Gewerbe der Welt.
Abschaffen und verbieten wird nicht klappen.

Besser ist es ist kontrollierbar in einem Haus, als daß es heimlich in irgendwelchen Unterkünften vonstatten geht.
So wird gleichzeitig auch die Hygiene sowie die Mädchen, Frauen die dieses Gewerbe nachgehen kontrolliert.
Minderjährige die dort tätig sind und Zwangsprostitution kann so besser erkannt werden, auch wenn es nicht immer möglich ist.

Freier, die meinen es nötig zu haben solche Einrichtungen zu besuchen, haben so auch eine Anlaufstelle ihre sexuellen Fantasien auszuleben. Besser als wenn sie sich auf der Straße oder einsamen Gegenden sich ihre Opfer suchen.

Auch das wird nicht ganz dadurch zu verhindern sein, aber wird vielleicht nicht in so großem Umfang erfolgen.

Alice Schwarzer mit ihrer ausgesprochenen Männerfeindlichkeit möchte ich noch nie, ihre Aussagen entsprachen noch nie der Realität und sind maßlos übertrieben.

Monja.

Anzeige

mane
mane
Mitglied

Re: "Eine Beruf wie jeder andere"?
geschrieben von mane
als Antwort auf qilin vom 02.11.2013, 17:21:48

Es gibt aber Frauen (und Männer), die sexuelle Dienstleistungen verkaufen. Und die sollten mit diesem Gesetz besser geschützt werden. Falls ein Gesetz schlecht ist, seinen Zweck nicht erfüllt, ist zu überlegen ob es sinnvoll ist, es der Realität anzupassen, oder es ersatzlos zu streichen. Der erste Anhaltspunkt dabei wäre die Frage, ob die Verhältnisse vor Einführung des Gesetzes besser oder schlechter waren
() qilin


Hallo Qilin,

bis 2002 galt die Prostitution in Deutschland als sittenwidrig. Sie war damit nicht ausdrücklich verboten, wurde mehr oder weniger geduldet. Um die Rechte von P. war es schlecht bestellt.
Seit 2002 wird Prostitution als Beruf anerkannt. Diese Reform nutzt vor allem Zuhältern und Menschenhändlern, denn sie erklärt Prostitution zu einem Beruf wie jeder andere - mit fatalen Folgen. Z.B. kann die Polizei keine Razzien in Bordellen mehr machen (wo sie früher regelmäßig Minderjährige und Zwangsprostituierte aufzuspüren pflegte). Es kann für Prostitution ungehemmt geworben werden und jeder kann eine "Modelwohnung" mitten im Wohnhaus führen.
pippa
pippa
Mitglied

Re: "Eine Beruf wie jeder andere"?
geschrieben von pippa
Der mit der Prostitution einhergehende Menschenhandel müsste viel besser bekämpft werden. Dies ginge tatsächlich wesentlich besser, wenn die Freier bestraft würden (alle, weil sie sich sonst rausreden könnten, sie hätten von nichts gewusst) und den Mädchen (oft sind es zu allem Überfluss sogar noch Kinder), sollte unbedingt das Bleiberecht zugestanden werden.

Menschen, die sich aus Not prostituieren sollten auf jeden Fall geschützt werden.

Pippa
mane
mane
Mitglied

Re: "Eine Beruf wie jeder andere"?
geschrieben von mane
als Antwort auf Monja_moin vom 02.11.2013, 18:09:34

Besser ist es ist kontrollierbar in einem Haus, als daß es heimlich in irgendwelchen Unterkünften vonstatten geht.
So wird gleichzeitig auch die Hygiene sowie die Mädchen, Frauen die dieses Gewerbe nachgehen kontrolliert.
Minderjährige die dort tätig sind und Zwangsprostitution kann so besser erkannt werden, auch wenn es nicht immer möglich ist.


Hallo Monja,

deine Aussagen habe ich versucht, oben zu widerlegen. Wahrscheinlich ist dir nicht bekannt, was die beschriebene Prostitutionsreform für Folgen hat.

Im Oktober hielt Kriminalhauptkommissar Helmut Sporer aus Augsburg (er ermittelt seit 22 Jahren vor Ort) vor dem Europäischen Parlament in Brüssel einen Vortrag über die Folgen des Gesetzes von 2002, mit dessen Auswirkungen er täglich zu kämpfen hat. Er erzählte von den vielen neuen Großbordellen, die nach 2002 entstanden sind und deren Besitzer sich jetzt als seriöse Arbeitgeber sehen.
Arbeitszeiten und Tarife wurden vorgegeben, die Frauen durften nur nackt herumlaufen und nicht telefonieren. "Da ist eine neue Form der Sklaverei unter staatliche Aufsicht entstanden", klagt Sporer.
Er erzählt auch von der "Frauenhandelsindustrie", die sich entwickelt hat und dass sich die Anzahl der Prostituierten in den letzten 10 Jahren um 30% gestiegen ist. Ganz genau lässt sich das aber nicht sagen, denn Prostituierte in Deutschland sind nirgendwo gemeldet. "Sie sind vogelfrei".

Europa ohne Prostitution

Anzeige

mane
mane
Mitglied

Re: "Eine Beruf wie jeder andere"?
geschrieben von mane
als Antwort auf pippa vom 02.11.2013, 19:15:27
Der mit der Prostitution einhergehende Menschenhandel müsste viel besser bekämpft werden. Dies ginge tatsächlich wesentlich besser, wenn die Freier bestraft würden (alle, weil sie sich sonst rausreden könnten, sie hätten von nichts gewusst) und den Mädchen (oft sind es zu allem Überfluss sogar noch Kinder), sollte unbedingt das Bleiberecht zugestanden werden.
Pippa


Hallo Pippa,

Schweden hat ja diesen Weg eingeschlagen, den du beschreibst. Das Gesetz ist für die Schweden ein Kernstück ihres Konzepts der Gleichheit von Mann und Frau. Mehr als 70% der Bevölkerung sind dort für eine Kriminalisierung der Prostitution.
panda
panda
Mitglied

Re: "Eine Beruf wie jeder andere"?
geschrieben von panda
als Antwort auf mane vom 02.11.2013, 19:27:23
Kann ich mal allgemein was fragen....
warum gibt es , bei Heterosexuellen , kaum männliche Prostituierte ? Hängt das nur mit der " anderen " Sexualität von
Frauen zusammen ?
Könnte das bitte eine kompetente Foristin mir mal erklären ?
Karl
Karl
Administrator

Re: "Eine Beruf wie jeder andere"?
geschrieben von Karl
als Antwort auf panda vom 02.11.2013, 20:12:22
@ Panda,

das ändert sich ja gerade. Ich denke, das hat sehr viel mit den gesellschaftlichen Rollen von Frauen und Männern zu tun.

Karl
mane
mane
Mitglied

Re: "Eine Beruf wie jeder andere"?
geschrieben von mane
als Antwort auf Monja_moin vom 02.11.2013, 18:09:34

Alice Schwarzer mit ihrer ausgesprochenen Männerfeindlichkeit möchte ich noch nie, ihre Aussagen entsprachen noch nie der Realität und sind maßlos übertrieben.
Monja.


Monja, ich würde dir gerne Alice Schwarzer ein bisschen näher bringen, vieleicht änderst du dann deine Meinung ihr gegenüber.
Alice Schwarzer ist, in meinen Augen, eine ehrliche und mutige Frau mit beachtlichem Kampfgeist. Ich bin nicht immer ihrer Meinung, in wesentlichen Fragen aber schon. Manche pflegen Vorurteile gegen sie, ohne je etwas von ihr gelesen zu haben. Was über sie geschrieben wird, ist oft ungerecht und undifferenziert.

Sie hat vor einiger Zeit ihre Biographie geschrieben, die ich sehr lesenswert finde. In diesem Video spricht sie über ihr Leben.

Alice Schwarzer im Dialog

Anzeige