Innenpolitik "Eine Beruf wie jeder andere"?
" Nicht die sexuellen Beziehungen bestimmen das moralische Ansehen der Frau , sondern ihr Wert im Arbeitsleben , bei der gesellschaftlich-nützlichen Arbeit."
(Alexandra Kollontai)
vielleicht sollten wir dieses thema nicht der deutungshoheit "kleinbürgerlicher feministinnen"
wie Alice Schwarzer überlassen ...
sitting bull
Hallo Sittingbull,
danke für den Link, in dem ich eine bemerkenswerte Frau kennenlernen konnte, die sich bereits am Anfang des letzten Jahrhunderts für die Rechte der Frau einsetzte.
Sie stellte die patriarchalischen Strukturen in Frage, was heute für die von dir nicht sonderlich gemochte Alice Schwarzer und die Frauenbewegung immer noch Thema ist.
Ob die Gleichberechtigung von Frau und Mann allerdings allein im Sozialismus zu verwirklichen ist und "Arbeit" über allem zu stehen hat und Liebe, Ehe, Familie dem untergeordnet zu sein hat, da vorübergehend, leuchtet mir nicht ganz ein.
Re: "Eine Beruf wie jeder andere"?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
.
Eine gewagte These, ich weiss ... (cit.)
nerida, falls du mich meinst, kannst du dein köpfchen wieder vom schafott auflesen.
voranschicken muss ich, dass ich den disput "alice schwarzer / esther vilar" nicht sah und auch nicht vilars buch las. ich versuchte zu begründen, dass m.e. prostitution kein "normaler beruf wie jeder andere" und auch "keine dienstleistung wie jede andere" ist,
und auch in freizügigen epochen nie war, nicht mehr und nicht weniger.
die notwendigkeit der prostitution wurde von mir bestätigt.
die wichtigkeit von prostitution für behinderte, wie ich schrieb,
wird oft vergessen, wurde kurz angeschnitten.
meine freundin arbeitet mit behinderten, daher sind mir deren nöte bekannt.
alle anderen deiner angeführten punkte sind richtig.
ersetze aber mal gedanklich frau durch mann,
umgekehrte wird auch ein schuh draus,
vergessen wird in solchen (schriftlich sehr schwierigen) diskussionen oft:
die meisten ehen oder partnerschaften werden nicht mit hintergedanken eingegangen,
sondern schlicht und einfach AUS ZUNEIGUNG UND LIEBE.
gruss von
margarit
.
Eine gewagte These, ich weiss ... (cit.)
nerida, falls du mich meinst, kannst du dein köpfchen wieder vom schafott auflesen.
voranschicken muss ich, dass ich den disput "alice schwarzer / esther vilar" nicht sah und auch nicht vilars buch las. ich versuchte zu begründen, dass m.e. prostitution kein "normaler beruf wie jeder andere" und auch "keine dienstleistung wie jede andere" ist,
und auch in freizügigen epochen nie war, nicht mehr und nicht weniger.
die notwendigkeit der prostitution wurde von mir bestätigt.
die wichtigkeit von prostitution für behinderte, wie ich schrieb,
wird oft vergessen, wurde kurz angeschnitten.
meine freundin arbeitet mit behinderten, daher sind mir deren nöte bekannt.
alle anderen deiner angeführten punkte sind richtig.
ersetze aber mal gedanklich frau durch mann,
umgekehrte wird auch ein schuh draus,
vergessen wird in solchen (schriftlich sehr schwierigen) diskussionen oft:
die meisten ehen oder partnerschaften werden nicht mit hintergedanken eingegangen,
sondern schlicht und einfach AUS ZUNEIGUNG UND LIEBE.
gruss von
margarit
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inwiefern ist es ethisch vertretbar, eine Handlungsweise strafrechtlich zu verfolgen, die an sich weder Einzelne noch die Gemeinschaft schädigt, aber ein hohes Missbrauchsrisiko beinhaltet?
() qilin
Hallo Qilin,
sie/er investiert Körper und Seele. Jahrelang ausgeübt, wird diese Tätigkeit, in meinen Augen, Narben hinterlassen und die Einstellung zu sich, zu den Männern/Frauen und zur Sexualität verändern.
ich sehe gelegentlich eine sendung (wdr), in der des öfteren auch prostituierte zu wort kommen.
oft dreht sich das gespräch um's "geld" und auch der "spassfaktor" kommt zur sprache.
prostitution ist ein altes gewerbe, dass es das älteste ist, bezweifle ich.
meines erachtens wurde es aber NIE als "ein beruf wie jeder andere" angesehen.
Liebe Margarit,
ich erinnere mich an eine Maischberger - Sendung, wo ein Großbordellbetreiber nichts dabei findet, sich an (oft sehr) jungen Frauen, die oft kein Wort deutsch verstehen, zu bereichern. Diese müssen viel Geld für ein Zimmer in seinem "Wellness-Paradies" bezahlen. Als er aber darauf angesprochen wurde, wie er empfinden würde, wenn sich seine junge Tochter prostituieren würde, sagte er: "Es würde mir das Herz zerreißen". Das ist in meinen Augen Doppelmoral.
Für ihn war es kein "Beruf, wie jeder andere" und ich glaube auch für die meisten Menschen ist es das nicht. Niemand würde es wollen, dass sein eigenes Kind diesen "Beruf" wählen würde, oder?
Es sind doch aber auch Väter, welche dieses Angebot nutzen.
Ob ihnen wohl bei ihren Aktivitäten in diesen Häusern auch mal ihr eigenes Kind, vielleicht die Tochter, einfällt?
Für mich sind das schwache Menschen, die ihre Triebe nicht im Griff haben.
Ob ihnen wohl bei ihren Aktivitäten in diesen Häusern auch mal ihr eigenes Kind, vielleicht die Tochter, einfällt?
Für mich sind das schwache Menschen, die ihre Triebe nicht im Griff haben.
Es sind doch aber auch Väter, welche dieses Angebot nutzen.
Ob ihnen wohl bei ihren Aktivitäten in diesen Häusern auch mal ihr eigenes Kind, vielleicht die Tochter, einfällt?
Begegnen wäre noch besser und vielleicht sogar heilsam?
Ich persönlich finde jeden einzelnen Freier zum kotzen und würde dem schwedischen System sofort zustimmen.
Die deutsche Gesetzgebung war jedoch - so weit ich weiß - gut gemeint, weil sie den Frauen etwas mehr Sicherheit gewähren wollte.
Leider ist das wie mit fast jedem neuen und auch oft gut gemeintem Gesetz:
Es gibt immer genug Ausbeuter, die mit krimineller Energie auch noch die winzigste Lücke für jhre persönlichen Vorteile zu nutzen verstehen.
Pippa
Bevor ich hier aber mein Haupt aufs Schafott lege, möchte ich an den legendären Disput zwischen Alice Schwarzer und Ester Vilar erinnern.
Mit ihrem Buch "der dressierte Mann" hat Vilar ja den Ehefrauen unterstellt, Sex gegen Versorgung zu bieten.
Eine gewagte These, ich weiss, aber sie hat schmerzhafte Scharten ins Gemüt ehrbarer Ehefrauen geschlagen und letztendlich mehr für den Feminismus getan als Alice, denn es regte sich endlich Wiederstand bei den Frauen.
Vorallem verstand so Manche/r warum Männer des öfteren für ein natürliches Bedürfniss dann doch lieber das unverbindliche Arrangement mit Prostituierten vorziehen.
Hallo Nerida,
Ich habe damals das Streitgespräch zwischen Alice Schwarzer und Esther Vilar gesehen. Als Reaktion auf die Sendung stand damals im Spiegel, dass bei den Frauen bei weitem die Empörung über die "mannesfromme" Esther Vilar überwog, während sich die Mehrheit der Männer sich an der "scharfen Art" von Alice Schwarzer störte.
Alice kommt für mich sehr authentisch und sehr glaubwürdig rüber, betroffen, aber auch angriffslustig, wie ich zugebe. Esther Vilar, mit gleichbleibendem Lächeln zeigt sich davon unbeeindruckt.
Allerdings irrt sich Alice Schwarzen in einem Punkt. Sie spricht von einer Statistik, wo belegt werden sollte, dass Frauen mit Doppelbelastung, in den Industrieländern 5 Jahre früher sterben, als Männer.
In "Der dressierte Mann" von Esther Vilar steht (S.22), wie Frau Vilar Prostitution auch definiert:
"Spätestens mit zwölf Jahren - einem Alter, in dem die meisten Frauen beschlossen haben, die Laufbahn von Prostituierten einzuschlagen, das heißt, später einen Mann für sich arbeiten zu lassen und ihm als Gegenleistung ihre Vagina in bestimmten Intervallen zur Verfügung zu stellen - hört die Frau auf, ihren Geist zu entwickeln. Sie lässt sich zwar weiterhin ausbilden und erwirbt dabei allerlei Diplome - denn der Mann glaubt, dass eine Frau, die etwas auswendig gelernt hat, auch etwas weiß (ein Diplom erhöht also den Marktwert der Frau)-, doch in Wirklichkeit trennen sich hier die Wege der Geschlechter ein für allemal. Jede Verständigungsmöglichkeit zwischen Mann und Frau wird an diesem Punkt abgeschnitten und zwar für immer."
Ganz schön starker Tobak, was meint Ihr?
Nach Sittingbulls Link fiel mir das Buch "Wege der Liebe" ein, das noch in meinem Bücherschrank steht (Verlag Der Morgen, Berlin 1984), und ich habe es gleich mal wieder zur Hand genommen.
Alexandra Kollontai war eine faszinierende Persönlichkeit: Tochter eines Adligen, Revolutionärin, Botschafterin der SU in Norwegen, Mexiko und Schweden (wie mir der Klappentext des Buches in Erinnerung rief).
Gi.
Alexandra Kollontai war eine faszinierende Persönlichkeit: Tochter eines Adligen, Revolutionärin, Botschafterin der SU in Norwegen, Mexiko und Schweden (wie mir der Klappentext des Buches in Erinnerung rief).
Gi.
"Spätestens mit zwölf Jahren - einem Alter, in dem die meisten Frauen beschlossen haben, die Laufbahn von Prostituierten einzuschlagen, das heißt, später einen Mann für sich arbeiten zu lassen und ihm als Gegenleistung ihre Vagina in bestimmten Intervallen zur Verfügung zu stellen - hört die Frau auf, ihren Geist zu entwickeln. Sie lässt sich zwar weiterhin ausbilden und erwirbt dabei allerlei Diplome - denn der Mann glaubt, dass eine Frau, die etwas auswendig gelernt hat, auch etwas weiß (ein Diplom erhöht also den Marktwert der Frau)-, doch in Wirklichkeit trennen sich hier die Wege der Geschlechter ein für allemal. Jede Verständigungsmöglichkeit zwischen Mann und Frau wird an diesem Punkt abgeschnitten und zwar für immer."
Ganz schön starker Tobak, was meint Ihr?
Das hat die geschrieben? Die meisten Frauen haben heute einen Beruf, viele wollen ihn auch ausüben oder üben ihn aus. Er macht sie unabhängig von Männern. Die meisten Scheidungsanträge (über 50%)gehen heute von Frauen aus.
Clara
Hin und wieder stößt man in Filmen oder Büchern darauf, dass sich eine Frau das Studium damit finanziert hat, indem sie zeitweilig "auf den Strich" ging.
Das berührt mich immer besonders unangenehm. In Büchern oder Filmen werden dann die zu Ruhm und Anerkennung gekommenen Frauen mit der Veröffentlichung erpresst.
Ein Studium verlangt sowieso alle Kraft, die man hat, und da noch nebenbei arbeiten zu müssen (auch ohne die hier diskutierte Tätigkeit), kenne ich von meiner Zeit nicht.
(@mane: Vielleicht meinte SB das in seinem letzten Satz, den du angezweifelt hast).
Gi.
Das berührt mich immer besonders unangenehm. In Büchern oder Filmen werden dann die zu Ruhm und Anerkennung gekommenen Frauen mit der Veröffentlichung erpresst.
Ein Studium verlangt sowieso alle Kraft, die man hat, und da noch nebenbei arbeiten zu müssen (auch ohne die hier diskutierte Tätigkeit), kenne ich von meiner Zeit nicht.
(@mane: Vielleicht meinte SB das in seinem letzten Satz, den du angezweifelt hast).
Gi.