Geisteswissenschaft / Philosophie richtig - falsch

Hallo,

in den letzten Tagen lese ich öfter von richtigen Meinungen und falschen Meinungen. Nun stellt sich mir die Frage, gibt es überhaupt richtige oder falsche Meinungen? Ich denke nicht, denn jede Meinung ist entstanden vor dem Hintergrund der Lebenserfahrungen und der Befindlichkeiten des einzelnen Menschen und sozusagen die Quintessens seines Denkens. Seine Meinung sieht er aus seinem Blickwinkel und der stimmt nicht immer mit den Blickwinkeln anderer Menschen überein.

Je mehr Menschen sich an einer Diskussion beteiligen, umso mehr Blickwinkel und Meinungen gibt es und an allen ist etwas Wahres dran. Keiner hat für sich der Weisheit letzten Schluss gepachtet und deswegen das Recht, die Meinung eines anderen Menschen *falsch* zu nennen und seine eigene *richtig*.

Manche Meinung mag man bedenklich finden oder merkwürdig (jeweils im wahrsten Sinne des Wortes, aber falsch? Wer will denn entscheiden, ob eine Meinung falsch ist und nach welchen Kriterien, unter welchen Gesichtspunkten soll das entschieden werden? Womit kann der Beweis angetreten werden?

Über Meinungen kann man trefflich streiten, man kann sie ablehnen, aber sie falsch nennen, wäre eine Anmaßung, denn dafür müsste man der Weisheit letzten Schluss kennen.

Warum ist es für manch einen so schwer, die Meinung eines anderen Menschen einfach als gegeben hinzunehmen, ohne sie zu beurteilen, sie als schädlich zu verurteilen oder gar falsch zu nennen?

Warum bestehen so viele darauf, dass ihre und nur ihre Meinung die einzig richtige ist und sind dann sauer, wenn andere sie nicht übernehmen wollen, gar eine eigene Meinung haben und diese vertreten?

Gerade die bunte Meinungsvielfalt macht doch das Zusammenleben und auch das Forenleben interessant. Wenn alle immer einer Meinung wären, wäre da nicht der Stillstand die Folge? Wäre das nicht totlangweilig? Dann könnte man alle Foren schließen, sie hätten ihren Sinn verloren.

Auch alles nur meine Meinung.

Was meint Ihr dazu?
Gibt es falsche und richtige Meinungen?
Wie fühlt Ihr Euch, wenn jemand Eure Meinung als schädlich oder falsch abtut?
Und wie fühlt Ihr Euch, wenn jemand Eure Meinung für richtig hält?

Liebe Grüße,
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woelfin

@woelfin

wenn es um erwiesenermaßen fachliche themen geht, so ist es relativ einfach richtig und falsch zu bestimmen, da nicht haltbarer blödsinn schnell widerlegt werden kann - oftmals schon durch einen klick auf wikipedia.

moralische themen sind da schon etwas heikler, da dort die spanne jedes einzelnen was richtig, oder falsch ist ganz anders ausfallen kann. dafür sind dann die diskussionen ein gutes werkzeug, um seinen eigenen standpunkt darzulegen und auf den prüfstand zu stellen.

in meinen augen ist es falsch dann seine meinung als richtig durchsetzen zu wollen, wenn man auf widerspruch trifft. das geht schief und endet in streitereien. wie gesagt: moralisch-ethische diskussionen sehe ich als nichts anderes, als einen test meiner eigenen meinung - aber als keinen beweis ob sie falsch oder richtig ist.

ihr werdet bemerkt haben, daß ich entsprechende beiträge immer mit: "ich denke..." oder "ich bin der meinung..." beginne. niemals würde ich behaupten, daß ich die weisheit mit löffeln gefressen habe, zumal mich die sieben jahre in holland weit von dem entfernt haben, was in deutschland richtig und falsch ist. *schmunzel*

Hallo Wölfin,

es gibt ohne Frage falsche Aussagen. Solche Aussagen sind meist direkt nachprüfbar, was für vieles, zu dem wir eine "Meinung" haben, so nicht zutrifft. Zu zukünftigen gesellschaftlichen Entwicklungen kann man z. B. eine Meinung haben, die andere fragwürdig oder zum Lachen finden können, aber es wird schwer sein sie aufgrund ihrer Komplexität direkt falsifizieren zu können. Deshalb stimme ich dir zu, dass man die Meinung eins jeden Menschen als Bereicherung ansehen sollte, auch dann wenn man nicht zustimmt. Zumindest verhilft eine andere Meinung oft dazu, die eigene Sicht der Dinge zu schärfen, vielleicht auch schon einmal zu hinterfragen und im selten Fall - aber das haben wir hier im ST schon erlebt - seine eigene Meinung zu ändern. Diskussionen, in denen so etwas passiert, sind oft die besten und am sachlichsten geführten.

In letzter Zeit beklage ich persönlich in den Diskussionen nicht unbedingt das Festhalten an eigenen Meinungen, sondern eine Verstärkung einer Tendenz, die zwar schon immer latent vorhanden war, aber doch gravierend zugenommen hat, dass persönliche Streitereien vom Zaun gebrochen werden und zwar sehr oft ohne jeden Bezug zum Thema. "Off topic" werden persönliche Befindlichkeiten ausgetragen und dadurch sinkt das Niveau der Diskussion beträchtlich. In einigen Fällen kommt dies einer Störung der Diskussionsabläufe gleich.

Die Diskussionsforen des Seniorentreffs vereinen Menschen völlig unterschiedlicher Bildungserfahrung. Nicht nur die schulische, auch die geografische Herkunft ist sehr heterogen. M. E. macht dies einen großen Reiz der Diskussionsforen aus, allerdings nicht, wenn Diskutanten völlig das Gespür dafür vermissen lassen, an welchen Diskussionen sie sich inhaltlich beteiligen. Persönlicher Streit darf sich nicht spamartig durch alle Themen hindurch ziehen, sonst wird der Webmaster die Notbremse ziehen müssen.
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karl

Meinungen sind wie Ansichten: Es kommt darauf an, wo und was der eigene Standpunkt ist.


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schorsch

Das meinte ich, Meinungen können weder falsch noch richtig sein, lediglich die Information, die jemand hat und weitergibt kann falsch oder richtig sein. Und darüber aufzuklären ist vollkommen ok.

woelfin

Hallo Karl,

ich fürchte, dass diese persönlichen Streitigkeiten zum Zeitgeist gehören. Sie finden nicht nur in Foren statt, sondern auch im realen Leben. Keiner will sich mehr was sagen lassen, jeder fühlt sich gleich angegriffen, weil in die Beiträge anderer das eigene Denken hineingebracht wird und die sich daraus ergebenden Annahmen als Absicht des Schreibers interpretiert werden. Da wird gar nicht erst nachgefragt, ob der das wirklich so gemeint hat, sondern es wird sofort losgepoltert, mit Beleidigungen, Unterstellungen und Üblerem, um sich sein verlorenes Selbstwertgefühl wiederzuholen und das Gegenüber zu erniedrigen.
Und das Schlimme an diesem Verhalten ist, dass es ansteckend ist. Je mehr man davon liest, umso mehr passt man sich an.
Ich gebe offen zu, dass mich die Beiträge von Arno reizen und ich darauf immer allergischer reagiere. Nicht umsonst habe ich diesen Thread hier eröffnet.
Eigentlich ist es nicht meine Art, so mit Menschen umzugehen, wie ich das mit Arno im Thread über die Erdbebenvorhersage getan habe. Aber ich merke, wie der Grundton, der im ST herrscht sich auf mein Tun überträgt und auch ich so langsam angriffslustiger werde. Das ist wie eine ansteckende Krankheit.
Nun, immerhin habe ich das bemerkt und will versuchen, gegenzusteuern. Ich will mich nicht auf Arno einschießen, wenn es mich auch reizt, aber es wäre unfair, weil ich ihn ja nicht wirklich kenne. Er sagt seine Meinung so, wie er das kann, und ich habe nicht das Recht, ihn deswegen an den Pranger zu stellen. So wird es für mich das Beste sein, seine Beiträge in Zukunft zu ignorieren, um nicht doch in die Schraube der Aggressivität hineinzugeraten.

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woelfin

Deine Beschreibung der Streit-un-kultur erinnert mich ein wenig an das Märchen vom Eisenofen, in dem sehr fein und differenziert die narzißtischen Wesenszüge herausgearbeitet werden, vor allem aber die Tatsache ihres Ursprunges, des Mangels an Selbstwertgefühl. - Das, was wohl am meisten "ansteckt", scheint die Projektion zu sein. Nicht immer fällt es leicht, sie herauszufiltern. Vielleicht ist in solchen Momenten ein wenig Abstand zum Gesagten jenes Mittel, was alle Beteiligten am wenigsten verletzt. - Guter Beitrag, der nachdenklich macht.
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gitana

Hallo woelfin,

Meinungen sind subjektive Sichtweisen und deshalb weder falsch noch richtig. Die Argumente, mit denen jemand seine Meinung untermauert, macht sie für andere verständlich und nachvollziehbar - oder auch nicht...

In Diskussionen ist meine Beobachtung, dass häufig (subjektive) Meinung mit (objektiver = nachprüfbarer) Tatsache verwechselt wird.

--
ursula

Ich gebe offen zu, dass mich die Beiträge von Arno reizen und ich darauf immer allergischer reagiere. Nicht umsonst habe ich diesen Thread hier eröffnet. Eigentlich ist es nicht meine Art, so mit Menschen umzugehen, wie ich das mit Arno im Thread über die Erdbebenvorhersage getan habe. Aber ich merke, wie der Grundton, der im ST herrscht sich auf mein Tun überträgt und auch ich so langsam angriffslustiger werde. Das ist wie eine ansteckende Krankheit.
Nun, immerhin habe ich das bemerkt und will versuchen, gegenzusteuern. Ich will mich nicht auf Arno einschießen, wenn es mich auch reizt, aber es wäre unfair, weil ich ihn ja nicht wirklich kenne. Er sagt seine Meinung so, wie er das kann, und ich habe nicht das Recht, ihn deswegen an den Pranger zu stellen. So wird es für mich das Beste sein, seine Beiträge in Zukunft zu ignorieren, um nicht doch in die Schraube der Aggressivität hineinzugeraten.

himmel...wie narzistisch ist denn das, eigens einen thread zu eröffnen, die eigene unzulänglichkeit in epischer breite zu diskutieren und das auch noch im forum Geisteswissenschaft und Philosophie?

aber dann kommt es knüppeldick: nicht nur, dass du dein verhalten nun öffentlich kasteien möchtest, machst du andere sogar dafür verantwortlich, weil du der meinung bist, im ST herrsche ein "Tun", das sich jetzt auf dich überträgt? sowatt macht atemlos! das stimmt mich denn dann doch froh, dass du rechtzeitig gemerkt hast: es ist an der zeit, sich devot niederzuknien und absolution zu erheischen...

ich möchte betonen, dass ich deine meinung gelesen habe und nicht "ablehne" oder sie gar als "falsch bezeichne"; sondern ohne jegliche "Anmaßung" nur staune!

Warum ist es für manch einen so schwer, die Meinung eines anderen Menschen einfach als gegeben hinzunehmen, ohne sie zu beurteilen, sie als schädlich zu verurteilen oder gar falsch zu nennen?

bezogen auf ein diskussionsforum, wage ich mal die überlegung: vielleicht weil ein forum nicht zu verwechseln ist mit einer ablade-station nur für meinungen? da wäre doch sicher wichtig, bissi zu differenzieren zwischen einer meinung oder fakten?

Warum bestehen so viele darauf, dass ihre und nur ihre Meinung die einzig richtige ist und sind dann sauer, wenn andere sie nicht übernehmen wollen, gar eine eigene Meinung haben und diese vertreten?

könnte es sein, das manche der überzeugung sind: "Es kann nicht sein, was nicht sein darf"?

wozu denn tatsachen wahrnehmen wenn sie dem eigenen interesse nicht entsprechen? da setzt dann schon mal ein selbstgesteuerte verdrängungsprozess ein, verbunden mit der weigerung, realität zu erkennen bis hin zur verleugnung und ist vielleicht manchem hilfreich? sie mögen es, wie ein schwankendes rohr im wind der meinungen sich zu drehen...warum nicht?

Was meint Ihr dazu?
Gibt es falsche und richtige Meinungen?

m.e. ist die frage zu oberflächlich angedacht; entweder hat es eine meinung, die personenbezogen zu werten ist und somit falsch und richtig sein kann oder es werden streitbar fakten diskutiert?

Wie fühlt Ihr Euch, wenn jemand Eure Meinung als schädlich oder falsch abtut?
Und wie fühlt Ihr Euch, wenn jemand Eure Meinung für richtig hält?

gut fühle ich mich! warum sollte das verhalten anderer, ob nun zustimmung oder ablehnung signalisiert wird, meine stimmung beeinflussen können?


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pilli

ich finde wölfins Thema angesichts einer ziemlich anmassenden Antwort von arno durchaus berechtigt - stimme auch zu, dass es weder falsche noch richtige Meinungen gibt; allenfalls falsches und richtiges Wissen
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angelottchen