Geisteswissenschaft / Philosophie Paßt Wirtschaft und Ethik zusammen?
Hallo,
der Wettbewerb um Märkte, Standorte, Subventionen,
usw., usw. ist knallhart. Ständig bleiben viele
Menschen auf der Strecke. Das Ziel ist die Gewinn-
maximierung. Die Regel dieses K. O.-Systems legen
die Politiker und nicht die Wirtschaftsmanager fest.
Hatte Bertold Brecht mit dem Text in seiner Dreigroschenoper
nicht Recht: "Erst kommt das Fressen und dann die Moral?"
Der qualitativ rücksichtslose Ökonomismus, die Rambo-Mentalität
der meisten Manager und der Turbikapitalismus ist aktueller denn
je!
Paßt Wirtschaft und Ethik zusammen?
Viele Grüße
--
arno
der Wettbewerb um Märkte, Standorte, Subventionen,
usw., usw. ist knallhart. Ständig bleiben viele
Menschen auf der Strecke. Das Ziel ist die Gewinn-
maximierung. Die Regel dieses K. O.-Systems legen
die Politiker und nicht die Wirtschaftsmanager fest.
Hatte Bertold Brecht mit dem Text in seiner Dreigroschenoper
nicht Recht: "Erst kommt das Fressen und dann die Moral?"
Der qualitativ rücksichtslose Ökonomismus, die Rambo-Mentalität
der meisten Manager und der Turbikapitalismus ist aktueller denn
je!
Paßt Wirtschaft und Ethik zusammen?
Viele Grüße
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arno
----"qualitativ rücksichtslos" ---- ????
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angelottchen
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angelottchen
Nun, arno, bedenke, dass der bedeutende Nationalokonom des vorigen Jahrhunderts, Max Weber, gerade die Wirtschaftsform Kapitalismus, dessen letzte - uns so verstörende - Ausartung wir gerade erleben ( Neoliberalismus) aus der protestantischen Ethik heraus erklärte.
Jede Rechtfertigung des menschlichen Tuns basiert auf Ideologien, die wir vielleicht verkürzend Ethik nennen dürfen...
Was dem einen seine Unmoral ist, ist dem anderen oft seine Moral.
Es gibt keinen von allen Menschen anerkannten Moralkodex mehr - Moral als praktische, konkrete Handlungsbegründung.
--
lotte
Jede Rechtfertigung des menschlichen Tuns basiert auf Ideologien, die wir vielleicht verkürzend Ethik nennen dürfen...
Was dem einen seine Unmoral ist, ist dem anderen oft seine Moral.
Es gibt keinen von allen Menschen anerkannten Moralkodex mehr - Moral als praktische, konkrete Handlungsbegründung.
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lotte
Paßt Wirtschaft und Ethik zusammen?
Aber sicher doch!
Alles nur eine Frage,
wie Ethik definiert wird.
Natürlich hat Brecht die Sache mal wieder auf den Punkt gebracht.
--
pea
Paßt Wirtschaft und Ethik zusammen?
Aber sicher doch!
Alles nur eine Frage,
wie Ethik definiert wird.
Natürlich hat Brecht die Sache mal wieder auf den Punkt gebracht.
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pea
Ja,pea, nur verbittert es, dass für einige das Fressen so ungeheuer reichlich ausfällt und für andere so ärmlich.
Und es macht auch noch wütend, dass die Satten der Welt die Moral für die Hungrigen auf ihr vorschreiben wollen - es oft auch noch tun.
Dass sie ( Vergaberecht auf Arbeit) dabei Erfolg haben, ist eben nach der Morallogik der Herrschenden ihr natürliches Recht.
--
lotte
Genauer müsste es heißen "Passt Wirtschaften und Ethik zusammen?"
So schön es auch ist mit dem gängigen Begriff "Gewinnmaximierung", aber er stimmt nicht. Maximierung ist nicht das Ziel wirtschaftlichen Handelns allein. Gewinnoptimierung: Ja. Maximierung; Nein. Unternehmen streben oft eine bessere Marktposition an unter Verzicht auf Gewinn, notwendigerweise. Versuchte Gewinnmaximierung kann einen ruinösen Aufwand zur Folge haben, so dass besser darauf verzichtet würde. Expansion ist eben nicht immer und überall die beste Lösung. Es gibt viele Unternehmen, die erkannt haben, dass die Qualität ihrer Produkte und damit ihre Wettbewerbsposition im Marktgeschehen sehr wohl etwas mit der Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter zusammenhängt. Meist werden aber nur die Negativbeispiele zur Kenntnis genommen. Die anderen weniger.
Die Freizügigkeit von Kapital, Waren und Arbeitskäften in großem Maßstab (auch Globalisierung genannt, keine Erfindung der Moderne übrigens) führt aber im Weltmaßstab zu einem gnadenlosen Wettbewerb der Volkswirtschaften. Ganze Industriezweige verschwinden, wandern ab in Billiglohnländer. China & Co lassen grüßen. Das ist aber auch eine Folge des technologischen Wandels. Wer mit Bildung und Ausbildung nicht Schritt hält, fällt zurück. Das ist die unerbittliche Konsequenz. Sollen wir aber auf das Voranschreiten in der Technologie verzichten? Uns vom Weltmarkt abkoppeln? Die armen Länder versuchen mit allen Mitteln einen Anteil am großen Kuchen Wohlstand zu ergattern. Würden wir es anders machen? Nokia ging von Bochum nach Rumänien. Bitter für Bochum, ein Glück für die Armen in Rumänien. Nur: In einigen Jahren zieht die Karawane weiter.Turbokapitalismus? Die Devisenvorräte der chinesischen Notenbank sind die höchsten weltweit. In China gibt es 400 Mio Arbeitslose. Oder sind es 300 Mio? Es gibt auch großen Reichtum dort. Der Ölpreis von jetzt 100 USD pro Barrel Rohöl schwemmt Milliarden in die Kassen Russlands und anderer Ölstaaten. Es stammt aus unserer Haushaltskasse. Fressen und Moral?
Wie sieht es am Arbeitsplatz aus? Die Deutschen sind Weltmeister im Mobbing. Der Schaden für die Wirtschaft ist dadurch groß. Ist das Mobbing eine Folge allgemeinmenschlicher Charaktereigenschaften oder nur des Wirtschaftssystems? .......
So schön es auch ist mit dem gängigen Begriff "Gewinnmaximierung", aber er stimmt nicht. Maximierung ist nicht das Ziel wirtschaftlichen Handelns allein. Gewinnoptimierung: Ja. Maximierung; Nein. Unternehmen streben oft eine bessere Marktposition an unter Verzicht auf Gewinn, notwendigerweise. Versuchte Gewinnmaximierung kann einen ruinösen Aufwand zur Folge haben, so dass besser darauf verzichtet würde. Expansion ist eben nicht immer und überall die beste Lösung. Es gibt viele Unternehmen, die erkannt haben, dass die Qualität ihrer Produkte und damit ihre Wettbewerbsposition im Marktgeschehen sehr wohl etwas mit der Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter zusammenhängt. Meist werden aber nur die Negativbeispiele zur Kenntnis genommen. Die anderen weniger.
Die Freizügigkeit von Kapital, Waren und Arbeitskäften in großem Maßstab (auch Globalisierung genannt, keine Erfindung der Moderne übrigens) führt aber im Weltmaßstab zu einem gnadenlosen Wettbewerb der Volkswirtschaften. Ganze Industriezweige verschwinden, wandern ab in Billiglohnländer. China & Co lassen grüßen. Das ist aber auch eine Folge des technologischen Wandels. Wer mit Bildung und Ausbildung nicht Schritt hält, fällt zurück. Das ist die unerbittliche Konsequenz. Sollen wir aber auf das Voranschreiten in der Technologie verzichten? Uns vom Weltmarkt abkoppeln? Die armen Länder versuchen mit allen Mitteln einen Anteil am großen Kuchen Wohlstand zu ergattern. Würden wir es anders machen? Nokia ging von Bochum nach Rumänien. Bitter für Bochum, ein Glück für die Armen in Rumänien. Nur: In einigen Jahren zieht die Karawane weiter.Turbokapitalismus? Die Devisenvorräte der chinesischen Notenbank sind die höchsten weltweit. In China gibt es 400 Mio Arbeitslose. Oder sind es 300 Mio? Es gibt auch großen Reichtum dort. Der Ölpreis von jetzt 100 USD pro Barrel Rohöl schwemmt Milliarden in die Kassen Russlands und anderer Ölstaaten. Es stammt aus unserer Haushaltskasse. Fressen und Moral?
Wie sieht es am Arbeitsplatz aus? Die Deutschen sind Weltmeister im Mobbing. Der Schaden für die Wirtschaft ist dadurch groß. Ist das Mobbing eine Folge allgemeinmenschlicher Charaktereigenschaften oder nur des Wirtschaftssystems? .......
@ angelottchen
Das frage ich mich auch, was das ist und wie das zusammengeht: "qualitativ rücksichtsloser Ökonomismus."
Offensichtlich meint arno, dass es die Qualität des Kapitalismus sei, rücksichtslos zu sein. Ein Blick in die Geschichte zeigt aber, dass es nicht nur Kapitalismus ist, der an sich rücksichtslos ist. Unter Stalin wurde zum Wohl des Sozialismus und der Kollektivierung Millionen von Bauern geopfert. Jeder-Ismus ist eine Abstraktion und tendenziell rücksichtslos weil nur das Prinzip zählt, der Mensch als Individuum aber nicht.
Ökonomie. Darin steckt oikos und nomos. Oikos ist der Haushalt und das Gesetz (nomos), unter dem jeder Haushalt steht ist die Knappheit. Nur so viel darf auf Dauer ausgegeben werden, wie eingenommen wird. Oder: Erst muss das, was ausgegeben wird erwirtschaftet, erarbeitet werden. Das Schlaraffenland gibt es nur im Märchen und in Utopien oder Versprechungen von Scharlatanen. Ohne Ökonomie geht nichts, aber Ökonomie ist nicht alles, das will arno wohl sagen. Das Leben kann (darf) sich nicht in Ökonmie erschöpfen.
Das frage ich mich auch, was das ist und wie das zusammengeht: "qualitativ rücksichtsloser Ökonomismus."
Offensichtlich meint arno, dass es die Qualität des Kapitalismus sei, rücksichtslos zu sein. Ein Blick in die Geschichte zeigt aber, dass es nicht nur Kapitalismus ist, der an sich rücksichtslos ist. Unter Stalin wurde zum Wohl des Sozialismus und der Kollektivierung Millionen von Bauern geopfert. Jeder-Ismus ist eine Abstraktion und tendenziell rücksichtslos weil nur das Prinzip zählt, der Mensch als Individuum aber nicht.
Ökonomie. Darin steckt oikos und nomos. Oikos ist der Haushalt und das Gesetz (nomos), unter dem jeder Haushalt steht ist die Knappheit. Nur so viel darf auf Dauer ausgegeben werden, wie eingenommen wird. Oder: Erst muss das, was ausgegeben wird erwirtschaftet, erarbeitet werden. Das Schlaraffenland gibt es nur im Märchen und in Utopien oder Versprechungen von Scharlatanen. Ohne Ökonomie geht nichts, aber Ökonomie ist nicht alles, das will arno wohl sagen. Das Leben kann (darf) sich nicht in Ökonmie erschöpfen.
Paßt Wirtschaft und Ethik zusammen?
Ich denke ja. Aber nur dann, wenn Wirtschafter überhaupt wissen, was Ethik ist oder bedeutet.
--
schorsch
Ich denke ja. Aber nur dann, wenn Wirtschafter überhaupt wissen, was Ethik ist oder bedeutet.
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schorsch
Paßt Wirtschaft und Ethik zusammen?
Ich denke ja. Aber nur dann, wenn Wirtschafter überhaupt wissen, was Ethik ist oder bedeutet.
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schorsch
Na, da darf ich Dir ein wenig widersprechen...
Auch die Kapitaleigner - es wurde hier weiter oben, ich glaube von Carlos - bereits ausgeführt, haben eine Ethik, es eben die Ethik - das verpflichtende Handlungsziel dieser Menschen ist, ihr Kapital zu mehren. Und DAS wissen sie haargenau.Und nun magst DU Recht haben: auch wenn sie gar nicht wissen, dass man das eben " kapitalistische " Ethik nennt.
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lotte
In der Vorstellung mancher Leute hält sich die Auffassung, dass es unanständig sei, also der Moral und sittlichen widerspreche, Gewinn zu erzielen. Gewinnerzielung aber muss das Ziel eines Unternehmens sei. Keinen Gewinn erzielen hieße nach getaner Arbeit ärmer zu sein als vorher, eine ziemlich deprimierende Vorstellung. Sie führt ins Elend.
Es kommt aber sehr wohl auf das Maß und die Dosierung an und darauf und wie mit Gewinnen umgegangen wird. Gewinne sind die Voraussetzungen für Investitionen. Ohne Gewinne keine Sicherung der Arbeitsplätze. Gewinnerzielung so gesehen ist ein ethisches "Muss" für den Ökonomen.