Geisteswissenschaft / Philosophie Ich bin meine Erinnerungen
arno, machst du keine Fotos?
Falls Antwort: Doch!
Dann Frage: Für was denn? Fotos sind doch nur Erinnerungen - Müll!
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schorsch
Falls Antwort: Doch!
Dann Frage: Für was denn? Fotos sind doch nur Erinnerungen - Müll!
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schorsch
Hallo, , schorsch,
ich habe mehrere Fotoapparate, die ich zur Dokumentation einsetze.
Bei den nun abgeschlossenen Renovierungsarbeiten habe ich die
Leitungsverlegung der Heizungsrohre, Kabel, usw. fotografiert.
Diese Fotos sind für mich keine "Erinnerung" und keine "Altlasten"!
Viele Grüße
--
arno
ich habe mehrere Fotoapparate, die ich zur Dokumentation einsetze.
Bei den nun abgeschlossenen Renovierungsarbeiten habe ich die
Leitungsverlegung der Heizungsrohre, Kabel, usw. fotografiert.
Diese Fotos sind für mich keine "Erinnerung" und keine "Altlasten"!
Viele Grüße
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arno
Re: Ich bin meine Erinnerungen
Ich weiss nicht wie es bei euch oder anderen ist. Meine Erinnerungen sind durchaus positiv, obwohl ich nicht nur positive Erlebnisse hatte.
Ist das eine automatische oder bewusste Verdrängung des Negativen?
Mein empfinden geht auch dahin, je älter ich werde umso näher kommen die Kindheitserinnerungen, die Zeit rinnt mir durch die Finger, alles rast an mir vorbei.
Teils schon ein wenig erschreckend.
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susannchen
Susannchen,
es ist sicher auch wie beim halbleeren bzw. halbvollen Glas, ob man mehr die positiven statt der negativen Erinnerungen wahrnimmt. Verdrängungen halte ich nicht für bewußt, sondern für automatisch, eine Art Selbstschutz.
Bewußt kann für mich nur eine Verarbeitung einer Erinnerung sein.
Dass die Zeit mit dem Älterwerden rast und dies ein wenig erschreckend ist, das erleben wir Ollen wohl alle, oder? Und deshalb erinnern wir uns auch eher an das länger Zurückliegende, als die Zeit für uns noch keine Rolle spielte, im Gegenteil, als wir es herbeiwünschten, älter zu werden. So will ich es mir jedenfalls jenseits aller wissenschaftlichen Erklärungsversuche erklären.
--
baerliner
Hallo Lotte,
schon lange habe ich so einen schönen Beitrag hier nicht gelesen. So klug, fein, ehrlich und sensibel geschrieben.
Ich habe lang gekämpft mit meine Erinnerungen aus der Kindheit, versuchte ich alles verdrängen.
Und doch haben mich die Erinnerungen nachgeholt. Der Tag hat 24 Stunden, meine heftige „Aktionen“ helfen nicht, eher hat mein gnädiges Gehirn geholfen, also alles, was sich in „grauen Zonen“ befand, ist verschönert und idealisiert.
Dein Beitrag habe ich mehrmals gelesen, die letzte Worte aus Gedicht:
..So wie das arme Huhn
leg ich Eier um etwas zu tun…
wäre für uns viele typisch. Ich gaukele mir vor das meine „Arbeit“ ist noch wichtig, es gelingt nicht immer und falle in Tagträume, dann wache ich auf und stelle fest, es ist sehr gefährlich in Tagträume hocken.
Alle meine ältere Bekannte haben das gleichen Problem, die Zeit lauft wie in Schnellzug und wir beklagen uns, vergessen „ wichtige“ Termine, inzwischen muss ich an meine verstorbene Familienangehörige, Freundinnen und Bekannten denken welcher sind schon lange aus dem leben ausgeschieden. Sie hätten sehr gerne unsere Probleme gehabt. Und das tut mir weh, weil mein Geographisches Gedächtnis wie älter ist so heftiger erwacht.
Nasti
Re: Ich bin meine Erinnerungen
Eva,
ich hoffe, Du nimmst mir eine kleine Korrektur nicht übel: es ist das biografische Gedächtnis, mit dem wie uns an Personen erinnern.
--
baerliner
ich hoffe, Du nimmst mir eine kleine Korrektur nicht übel: es ist das biografische Gedächtnis, mit dem wie uns an Personen erinnern.
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baerliner
Hallo,
für mich ist Erinnerung eine konservierte und meistens überflüssige
Information.
Die meisten Erinnerungen sind für mich Müll, der schwer
zu entsorgen ist. V
Viele Grüße
--
arno
Welch traurige Einstellung.
Erinnerungen, egal ob positiv oder negativ, Erinnerungen an Menschen die uns begleitet, verlassen haben ist für mich kein Müll.
Erinnerungen, sie gehören zum Leben...und wenn sich später einmal niemand mehr an mich erinnert, somit als*wie von dir die Erinnerung bezeichnet wird* MÜLL ansieht, dann habe ich nie gelebt und keine Spuren hinterlassen.
--
blauerenzian
Berliner,
lasse mich gerne belehren. Das geographisches spielt eine große Rolle auch, automatisch habe ich das „biografische“ Wort verändert wie gewöhnlich nach meiner Vorstellung. *g*
Ich bin eine entwurzelte, ich sehne mich nicht nach meine Heimat, nur in Erinnerungen leben die Erlebnisse auf, und mit Zeit hat eine schöne Farbe bekommen.
Grüsst die Nasti
Mit geographische Erinnerungen.
@ lotte,
Allerdings stelle ich immer wieder fest, dass unterschiedliche Menschen sehr unterschiedlich stark in ihrer Erinnerung wohnen. Ich kann mir meiner auch bewusst sein, wenn ich über Zukunft nachdenke und meine Rolle dabei bedenke. Allerdings wären wir ohne Verwurzelung in der Vergangenheit ohne Identität.
Ein (mich erschreckendes) Detail ist das Faktums, dass ich offensichtlich im Mittel immer weniger aus einer erlebten Woche erinnere und die subjektive Zeit deshalb immer schneller an mir vorbei rauscht. "Ich habe doch erst gestern den Müll raus gestellt", denke ich (fast) jeden Freitag. Ob dies daran liegt, dass eine Woche prozentual immer weniger Anteil an der Gesamterinnerung hat je älter ich werde? Oder nimmt der Anteil des wirklich aufregend Neuen mit wachsender Erfahrung entsprechend ab?
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karl
Hallo @ all .. eine kurze Bemerkung. Ich will nun der Reihe nach auf die Postings eingehen, die direkt an mich gerichtet worden sind, bezwe, aus denen dieses klar hervorgeht.
Karl, selbstverständlich ist jede Art von Erinnerung eine Verknüpfung des Aktuellen mit dem Vergangenen.
Das gilt für Kulturweitergabe ( = institutionelles Lernen , der ja jedes menschliche Lebewesen unterworfen ist - das gilt für die Abfrage von Informationen, die wir für gerade aktuelles Handeln brauchen.
Meine ( vielleicht nicht verifizierbare ) These ist es ja, dass neben dieser " normalen" und überlebensnotwendigen Erinnerungsarbeit, die ja - nach Grad der genetischen Voraussetzungen unterschiedlich - jeder leistet, leisten muss und die auf sozialem Konsens (eine gewisse Assoziationsredundanz bei allen Beteiligten) beruht, um wirksam zu werden, dass es daneben Erinnerungen gibt, die nur EIN Lebewesen hat und die deshalb ( vielleicht ?) ichkonstituierender sind als die eher kulturell abhängigen.
Und da hast Du sicher wieder Recht: auch hier behindern alterabhängige Prozesse zwar oft das Erinnern an kurz vorher Gespeichertes ... aber an unserem Ichbewusstsein ändert DAS wohl nichts: zumindestens, solange wir nicht altersdement oder "veralzheimert" sind. * lächel*
Danke für Deine Erweiterung meiner Gedanken.
"
Natürlich gibt es auch den emotionalen Teil unserer Erinnerungen. Vielleicht ist dieser Teil auch bei uns eher derjenige der uns ausmacht.
Doch die Erinnerung, kann auch eine negative Macht auf uns ausüben.
Ich denke, dass die Fähigkeit uns zu erinnern, gepaart sein muss mit derjenigen des Vergessens. Auch das macht uns aus, diese Möglichkeit des Sortierens, des (unbewussten) Wählens zwischen dem was wir bewahren möchten – aber auch die Fähigkeit manches hinter uns zu lassen um uns nicht darin zu verstricken.
Auch dieses doppelte Potenzial des Gehirns, macht uns aus.
Gute Nacht Euch allen
Miriam
Hallochen, Blimele ...
Ich bin fest davon überzeugt, dass beide Formen des Erinnerns - vielleicht muss man sogar die rein vegetative Erinnerung unserer Physis dazu rechnen - UNS als ICH " formatieren".
Unsere ganz eigenen Erinnerungen - egal, ob wir sie rational abrufen oder ob sie uns "kommen", solche, wenn wir sie jemandem erzählen wollen, brauchen der Worte und Erklärungen viele zum Allgemeinverständnis - formen uns -- auf zukünftiges Handeln ...
Irgendwie gehören in meinem Selbstverständnis sowohl positiv wie negativ besetzte Erinnerungen. Aber es soll ja Leute geben, die (fast) nur in die eine Kerbe hauen ... allerdings sind die dann eben so... und meistens nicht immer leicht zu genießen: n Suderer: früher war alles besser - es ist alles alles wunderbar * grins*
Die einen können nichts Unangenehmes vergessen ---- die anderen vergessen oft alles aus diesem Kistel.
a kischkele
Hallo,
für mich ist Erinnerung eine konservierte und meistens überflüssige
Information.D
Ich bin mit Sicherheit nicht meine Erinnerung!
Viele Grüße
--
arno
Hallo, arno..
Du bist mit Sicherheit AUCH das, was Deine Erinnerungen - halt die kulturell vermittelten - sind.
Hast Du in der Schule, als wir die Erinnerungen an unsere Kultur lernten - jeden tag alles wieder neu gelernt?
Hast Du in der Berufszeit jeden Arbeitstag alle notwendigen Kenntisse, die dazu nötig waren, neu gelernt.
Ich vermute mal, Du siehst mein Thema zu eng.
lächelndes Grüßchen