Geisteswissenschaft / Philosophie Ich bin meine Erinnerungen
Mensch Angelottchen da schreibst mal was Berührendes, so wie ich dich von früher kenne und das ich jetzt schon seit einiger Zeit vermisse.....lass es doch stehen...
Auch der Lebensgefährte meiner Mutter erlitt bei einem Unfall eine Gehirnquetschung und er musste neu sprechen und schreiben lernen - auch charakterlich hatte er sich verändert... war keine leichte Zeit für uns damals...
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simba
Auch der Lebensgefährte meiner Mutter erlitt bei einem Unfall eine Gehirnquetschung und er musste neu sprechen und schreiben lernen - auch charakterlich hatte er sich verändert... war keine leichte Zeit für uns damals...
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simba
simba - dazu fällt mir ein Beitrag ein, den hier vor einigen Jahren ein unvergesslicher Teilnehmer schrieb
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angelottchen
Affe 99 antwortete am 06.09.02 (14:38):
Die Japanische Affenart "Macaca Fuscata" wird seit über 30 Jahren in der Wildnis beobachtet. 1952 haben Wissenschaftler den diesen Affen auf der Insel Koshima Süsskartoffeln in den Sand gelegt. Die Affen liebten den Geschmack der rohen Süsskartoffeln, aber sie fanden die Erde und den Sand, der daran klebte unangenehm. Imo - ein 18-Monate altes Weibchen - fand heraus, dass sie das Problem lösen konnte, indem sie die Kartoffel im nahegelegenen Fluss reinigte. Sie zeigte diesen Trick ihrer Mutter. Ihre Spielgefährten lernten diese neue Methode ebenfalls kennen und zeigten sie ebenfalls ihren Müttern.
Die Wissenschaftler konnten beobachten, wie diese kulturelle Innovation zunehmend von anderen Affen übernommen wurde. Zwischen 1552 und 1958 lernten alle jungen Affen die sandigen Süsskartoffeln zu waschen, um sie schmackhafter zu machen. Doch nur diejenigen Erwachsenen, die ihre Kinder nachahmten, lernten diesen sozialen Fortschritt kennen. Die anderen Erwachsenen assen weiterhin dreckige Kartoffeln.
Dann geschah etwas Überraschendes. Im Herbst 1958 wuschen bereits eine bestimmte Anzahl Affen die Kartoffeln - wieviele genau ist unbekannt. Nehmen wir an, dass es eines Tages bei Sonnenaufgang 99 Affen auf der Koshima Insel hatte, die ihre Süsskartoffeln wuschen. Und nehmen wir ferner an, dass im Verlauf dieses Morgens der 100. Affe lernte seine Kartoffeln zu waschen.
Da geschah es! Am selben Abend begannen praktisch alle in der Sippe ihre Süsskartoffeln vor dem Verzehr zu waschen. Die hinzugekommene Energie des 100. Affen hatte irgendwie einen ideologischen Durchbruch erzeugt.
Doch das Überraschendste für die Wissenschaftler war, dass die "Mode" Süsskartoffeln zu waschen über das Meer sprang. Affenkolonien auf anderen Inseln und die Affenpopulation von Takasakiyama auf dem Festland begannen ebenfalls ihre Süsskartoffeln zu waschen.
Wenn eine kritische Anzahl ein bestimmtes Bewusstsein erreicht, kann dieses neue Bewusstsein von Geist zu Geist kommuniziert werden.
Wenn auch die genaue Anzahl verschieden sein kann - das 100. Affe-Phänomen bedeutet, dass das Erkennen eines neuen Weges durch eine kleine Anzahl von Menschen auf deren Bewusstseinsfeld begrenzt bleiben kann. Es gibt aber den Punkt, an dem ein Einzelner, der hinzu kommt, den nötigen Unterschied ausmachen kann, bei welchem das Feld auf andere überspringt.
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Was könnte das für den Seniorentreff bedeuten?
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angelottchen
Ich bin von einer Art vegetativem Gedächtnis überzeugt
Wer sich für „unbewußtes“, „ererbtes“, „kollektives“, „vegetatives“ Gedächtnis (Erinnerung) interessiert, wird möglicherweise mit einer Recherche nach dem Begriff „Archetypen“ (C. G. Jung) fündig. Es geht dabei unter anderem um unbewußt ablaufende, von unseren Ahnen überkommene Denk- und Verhaltensmuster. Einiges dazu scheint mir allerdings recht spekulativ, nichtsdestotrotz interessant.
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navallo
Ich bin von einer Art vegetativem Gedächtnis überzeugt
Wer sich für „unbewußtes“, „ererbtes“, „kollektives“, „vegetatives“ Gedächtnis (Erinnerung) interessiert, wird möglicherweise mit einer Recherche nach dem Begriff „Archetypen“ (C. G. Jung) fündig. Es geht dabei unter anderem um unbewußt ablaufende, von unseren Ahnen überkommene Denk- und Verhaltensmuster. Einiges dazu scheint mir allerdings recht spekulativ, nichtsdestotrotz interessant.
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navallo
Welch Pech für Euch und Glück für mich: die Archetypen und auch im Allgemeinen CG JUng, sind meine beliebten Steckenpferde. (Glück im Pech: sie waren es früher viel mehr noch als Heute).
In Ergänzung an Navallos Beitrag, möchte ich noch folgendes sagen:
Was sind Archetypen?
Sie sind die Urbilder menschlicher Vorstellungsmuster. Ihr Ursprung sei, nach CG JUng, das so genannte Kollektive Unbewusste.
Sie können auch als mythologische Übertragungen betrachtet werden und beinhalten viel Symbolhaftes. Erstaunlich ist, dass in völlig unterschiedlichen Kulturen, die Archetypen oder Urbilder sich stark gleichen.
Dieses kollektive Unbewusste ist, nach CG Jung, eigentlich die tiefste Schicht unseres Unbewussten – und beruht, wie gesagt, nicht auf unsere persönlichen Erfahrungen.
Und doch soll diese tiefste Schicht des Unbewusstem, einen sehr großen Einfluss auf die Entwicklung unseres individuellen Bewusstseins haben.
Außerdem ist es eine der Anlagen, die zwar vererbt wird, aber nicht durch unser Genmaterial, sondern durch eine Funktionsstruktur des Gehirns.
Am meisten begegnen uns die Archetypen in unseren Träumen.
Ich würde jetzt auch gerne sagen, dass das unser kollektives Erinnerungsvermögen ist, oder eher ein Teil davon.
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miriam
In Ergänzung an Navallos Beitrag, möchte ich noch folgendes sagen:
Was sind Archetypen?
Sie sind die Urbilder menschlicher Vorstellungsmuster. Ihr Ursprung sei, nach CG JUng, das so genannte Kollektive Unbewusste.
Sie können auch als mythologische Übertragungen betrachtet werden und beinhalten viel Symbolhaftes. Erstaunlich ist, dass in völlig unterschiedlichen Kulturen, die Archetypen oder Urbilder sich stark gleichen.
Dieses kollektive Unbewusste ist, nach CG Jung, eigentlich die tiefste Schicht unseres Unbewussten – und beruht, wie gesagt, nicht auf unsere persönlichen Erfahrungen.
Und doch soll diese tiefste Schicht des Unbewusstem, einen sehr großen Einfluss auf die Entwicklung unseres individuellen Bewusstseins haben.
Außerdem ist es eine der Anlagen, die zwar vererbt wird, aber nicht durch unser Genmaterial, sondern durch eine Funktionsstruktur des Gehirns.
Am meisten begegnen uns die Archetypen in unseren Träumen.
Ich würde jetzt auch gerne sagen, dass das unser kollektives Erinnerungsvermögen ist, oder eher ein Teil davon.
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miriam
Bei Rupert Sheldrake nennt sich diese Phänomen Morpfischen Resonanz. Das Konzept der morphishen Resonanz beinhaltet die Übertragung formativer Kausaleineinflüsse durch Raum und Zeit…
…und da die Erinnerung nicht nur kollektiv aber auch kumulativ ist, könnte auch die Erinnerung individuellen Organismen auf direkten Einflüssen aus Ihrer Vergangenheit beruhen.
Morfische Felder sind nicht materielle Kraftzonen die sich in Raum Ausbreiten und in der Zeit andauern.
Aus Buch Rupert Sheldrake „Das Gedächtnis de Natur“, Das Geheimnis der Entstehung der Formen in der Natur.
Diese Hypothesen sind kritisiert, ich glaube einmal wird alles bewiesen
Nasti
Jung studiere ich auch schon jahrelang, werde ich aber nur bisschen kluger, eine sehr schwere Literatur.
Freud ließst sich leichter.
Nasti
Re: Ich bin meine Erinnerungen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Da die ersten beiden Beiträge von Angelottchen sehr persönliche Wunden von ihr berühren, würde ich ihrem Wunsch durchaus nachkommen. Trotz ihrer persönlichen Note sind jedoch gerade ihre beiden ersten Beiträge diejenigen, die die Bedeutung des Gehirns für das Erinnern unterstreichen und sie sind deshalb realistischer alles, was sonst hier zu lesen ist. Ich würde es also bedauern, wenn sie auf einer Löschung bestehen würde.
Bei dem Beitrag über das kollektive Bewusstsein bezweifle ich jedoch die Interpretation .
--
webmaster
Bei dem Beitrag über das kollektive Bewusstsein bezweifle ich jedoch die Interpretation .
--
webmaster
Re: Ich bin meine Erinnerungen
Auch ich würde sehr bedauern, wenn Angelottchens Beiträge gelöscht würden, obwohl ich dafür Verständnis habe.
Was sind schon die ganzen theoretischen und pseudowissenschaftlichen Auslegungsversüche über Erinnerungen gegen die Realität des wirklichen Verlustes?
Karl: Sollte Angel auf die Löschung bestehen, bitte meine Beiträge dazu auch löschen, da die Antworten Angelottchens an mich gerichtet waren und umgekehrt.
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luchsi35
oder auch mal ein wenig bei Fritz Mauthner mal nachlesen -
der hats schon früher als Jung in Worte gefasst. Ein wahrer Quell für alle, die eine ST-issertation meinen schreiben zu müssen und ich wiederhole gerne: Was sollen all die pseudowissenschaftlichen Theorien, die aber schlussendlich keine Erkenntnis oder Schlussfolgerung bei den Verfasserinnen sichtbar machen? Da hat mich der Text von MAuthner mehr überzeugt und dazu muss ich zu keinen Erkenntnissen kommen: Auszug:
@webmaster: Danke für Deine Worte. Ich habe drüber geschlafen. Gestern war ich zu nah dran an der Erinnerung. Heute gehts besser. Lassen wir es stehen.
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angelottchen
der hats schon früher als Jung in Worte gefasst. Ein wahrer Quell für alle, die eine ST-issertation meinen schreiben zu müssen und ich wiederhole gerne: Was sollen all die pseudowissenschaftlichen Theorien, die aber schlussendlich keine Erkenntnis oder Schlussfolgerung bei den Verfasserinnen sichtbar machen? Da hat mich der Text von MAuthner mehr überzeugt und dazu muss ich zu keinen Erkenntnissen kommen: Auszug:
Wenn nun nach einer Entwicklung von unzählbaren Hunderttausenden von Jahren der natürliche Mensch mit den Hühnern schlafen geht, wenn nicht nur für den Schlaf, sondern sogar für die Müdigkeit Vorstellungen und Worte da sind, was ist es anderes als die Tatsache: es hat der Organismus ein Gedächtnis, es ist nichts im Leben, was nicht vorher in der Erfahrung war? Das Gefühl der Furcht war zuerst im innerer: Sinne, das Aufpicken des Körnchens hat das Hühnchen im ererbten Gedächtnis des Muskelsinnes behalten; die feinste Tätigkeit des Verstandes, die mathematische Abschätzung von Zeit und Raum wäre nicht möglich, wenn ihre Elemente nicht vorher in den Nerven des Gesichtssinns und des Augenmuskelsinns gewesen wären; und in der Vernunft, das heißt im begrifflichen Denken ist erst recht nichts, was nicht vorher bei dem Torschreiber eines Sinnes vorbeigezogen ist. Kurz: unser ganzes Seelenleben, das vegetative sowohl wie das tierische und das begriffliche, ist nichts als Gedächtnis, und insbesondere das begriffliche Seelenleben oder die Vernunft erkennen wir an als nicht mehr und nicht weniger denn das Gedächtnis unserer Sinneseindrücke oder die — Sprache. Sind wir so weit gelangt, dann dürfen wir den bekannten sensualistischen Satz auch so formulieren, ganz leer, ganz arm: In dem Gedächtnis unserer Sinne ist nichts, was nicht vorher in den Sinnen war. Es ist aber dieser tautologische Satz der Grund, weshalb sich die Psychologie fast ausschließlich mit dem Intellekt beschäftigt; und dies wäre noch auffallender, wenn die Psychologie manches traditionelle Geschwätz über Gefühle und Willen aufgeben und wenn sie dafür die sogenannte Logik, wie sich's gehört, zu einem Teil der Psychologie machen wollte.
@webmaster: Danke für Deine Worte. Ich habe drüber geschlafen. Gestern war ich zu nah dran an der Erinnerung. Heute gehts besser. Lassen wir es stehen.
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angelottchen