Forum Wissenschaften Geisteswissenschaft / Philosophie Gibt es einen rechten und linken Totalitarismus

Geisteswissenschaft / Philosophie Gibt es einen rechten und linken Totalitarismus

hafel
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Mitglied

Re: Gibt es einen rechten und linken Totalitarismus
geschrieben von hafel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.08.2011, 08:17:55
@ Mart: „Der Mensch ist eben nicht nur gut; einen neuen Menschen schaffen zu wollen, der dann die Früchte utopiegemäß genießen und nicht mißbrauchen könnte, ist bereits Hybris und führt nicht zu mehr Menschlichkeit sondern nur zur Unmenschlichkeit.


Das sehe ich auch so und möchte das einmal an der Theorie von K. Marx festmachen. Seine Gedanken und Zukunftsvisionen waren eindeutig positiv, er wollte den Menschen eine bessere Welt schaffen. Dabei hat er allerdings nicht den Faktor Mensch berücksichtigt. Marx glaubte, wenn ich die Gesellschaft ändere, wird sich auch der Mensch zum Positiven verändern. Das ist eben leider nicht so. Die "gleichen unveränderten" Menschen haben dann in seinem Namen Schreckenssysteme aufgebaut.

Schön, wenn es nur "gute Menschen" gäbe.

Hafel
silhouette
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Re: Gibt es einen rechten und linken Totalitarismus
geschrieben von silhouette
als Antwort auf hafel vom 31.08.2011, 09:27:47
. Marx glaubte, wenn ich die Gesellschaft ändere, wird sich auch der Mensch zum Positiven verändern. Das ist eben leider nicht so.
Hafel

Mal ganz doof dazwischengerufen: Was ist "die Gesellschaft"? Irgendeine abstrakte Idee? Oder ist sie nicht die Summe der Menschen, die darin leben und sie nach ihren Vorstellungen formen?
Womit wir wieder bei der "Veränderung des Menschen" wären.
hafel
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Re: Gibt es einen rechten und linken Totalitarismus
geschrieben von hafel
als Antwort auf silhouette vom 31.08.2011, 09:34:06
@ silhouette: "Was ist eine Gesellschaft"?


Auf eine einfache Frage, folgt eine einfache Antwort.

Hafel


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Mitglied_81b4260
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Re: Gibt es einen rechten und linken Totalitarismus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf silhouette vom 31.08.2011, 09:34:06
Marx glaubte, wenn ich die Gesellschaft ändere, wird sich auch der Mensch zum Positiven verändern. Das ist eben leider nicht so.


In einer Gesellschaft, in der mehr Gerechtigkeit herrscht, z.B. indem die Kluft zwischen denen da oben und denen da unten geringer ist, wird auch durch einen größeren sozialen Frieden gekennzeichnet sein.

Auf der Ebene des Menschen bedeutet das: Die Menschen können ihre positiven Potentiale besser verwirklichen. (Dass das keine Veränderung der genetischen Ausstattung bedeutet, sollte klar sein - die Gesellschaftpolitik in der UdSSR sah das zu einer bestimmten Zeit anders, dehnte diese falsche Vorstellung auf den Landwirtschaftssektor aus, woraus eine Ära von Mißernten auf dem Getreidesektor resultierte.)

Das Problem liegt m.E. im ersten Teil des Satzes: Wer kann die Gesellschaft verändern (Ich?, Marx?, das Proletariat? der Räterat?....)und welche Methoden werden verwendet? ...Auf dem Papier kann das ja so einleuchtend erscheinen, die Praxis sieht jedoch anders aus - und damit endet alles bei vorhersehbarer Gewalt und bei der philosophischen Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt.
silhouette
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Re: Gibt es einen rechten und linken Totalitarismus
geschrieben von silhouette
als Antwort auf hafel vom 31.08.2011, 10:27:08
Danke, Hafel, für den link.
Meine Vermutung, dass es sich auch hier um Menschen handelt, war also nicht so ganz daneben.
Sofern ich mich nicht der kommunikationstheoretischen Konzeption anschließe, was ich hiermit excludiere.

Ich habe mal gelernt: der Staat ist kein Abstractum, der Staat sind wir. Und die Gesellschaft ist nichts anderes als die soziokulturelle Komponente davon.
hafel
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Re: Gibt es einen rechten und linken Totalitarismus
geschrieben von hafel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.08.2011, 10:47:39
@ mart:

Richtig, da bin ich bei Dir.
Nur hatte eben leider die "Umsetzung" zum Marxismus kein friedvolleres Umfeld geschaffen - dass sich die Menschen bessern konnten. Die "da oben" hatten wieder alle Macht und die "da unten" mussten ihre Befehle ausführen.

Hafel

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clara
clara
Mitglied

Re: Gibt es einen rechten und linken Totalitarismus
geschrieben von clara
als Antwort auf carlos1 vom 30.08.2011, 17:57:44
@ Carlos

Nun bin ich beruhigt, dass Du das Thema nicht philosophisch sehen willst, denn hier kann Philosophie in die Irre führen.

Um noch mal konkret auf die Themenüberschrift zu kommen: Eine Differenzierung von totalitären Herrschaftsformen bringt in der Praxis, bzw. den betroffenen Menschen nichts, genau wie das Wissen um den verschiedenartigen Hintergrund von rechtem und linkem Totalitarismus. Für mich und die Meisten zählt nur das Endergebnis. Natürlich kann man auch dieses Thema rein akademisch behandeln, dann aber ohne mich.

Die Frage nach dem Widerhall bei Intellektuellen ist allerdings interessant. Im Nachhinein wundert es mich schon längst, dass relativ viele Wissenschaftler, Künstler u. andere Geistesarbeiter die Naziideologie z. B. nicht durchschauten. Ließen sie sich wirklich von Pseudowissenschaft einlullen? Sicher spielten auch Gründe wie Machtausübung (was dann in die Psychologie gehört) und oft natürlich ganz simpel die Notwendigkeit, arbeiten zu können, müssen und zu dürfen, eine Rolle. Üblicher Weise wird mit den Widerspenstigen kurzer Prozess gemacht. Angsterzeugung ist in totalitären Systemen wichtig.

Der Diamat (tolles Wort!) kann ja auch zunächst durch eine scheinbar bestechende Logik imponieren. Leider wird diese, wie bekannt und in dieser Diskussion wieder genannt, durch die menschliche Natur außer Kraft gesetzt, und dies ist auch nicht zu ändern.
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Danke für die Info zu Shapiro! Dein Hinweis von Weizäcker zu Kant hätte mich allerdings interessiert. Nicht zuletzt wegen der unrühmlichen Rolle des Vaters Ernst von W. im Naziregime.

Clara
sittingbull
sittingbull
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Re: Gibt es einen rechten und linken Totalitarismus
geschrieben von sittingbull
die frage , ob "der mensch" per se "gut" oder "böse" ist , überlassen wir mal dem "klerus" .
marx geht davon aus , dass "das gesellschaftliche sein , dass bewusstsein bestimmt "
"gedanken" , "ideen" , etc. , generieren sich aus der "lebenswirklichkeit" des menschen...
die "lebenswirklichkeit" des einzelnen , generiert sich aus der "gesellschaftlichen realität" .
die "gesellschaft" , bildet die "klassenverhältnisse" ab , denen der einzelne unterworfen ist .
ergo ... : verändern sich die "gesellschaftlichen parameter" mit der "veränderung der klassenverhältnisse" ... und damit die "lebenswirklichkeit" , aus der sich das "bewusstsein" des einzelnen schöpft .
anders liesse sich die "entwicklung menschlicher gesellschaften" kaum sinnvoll erklären .

der "staat"...sind natürlich nicht "vier alle" (otto waalkes)...
der "staat" ist der , in "juristische formeln" gegossene , legitimierte "machtapparat" der "herrschenden klasse" .
der "bürgerliche staat" schützt die interessen der "bürgerlichen klasse" ...
der "sozialistische staat" schützt die interessen der "arbeiterklasse" .

"bürgerliche staaten" , entstanden im "revolutionären" niederringen der klasse des "feudaladels" , im kampf um die "eigentumsverhältnisse" .
das "bürgertum" ging mit seinem "klassenfeind" nicht gerade zimperlich um .
der "sozialismus" revolutioniert die überkommenen "bürgerlichen eigentumsverhältnisse" , die in eklatanten "widerspruch" zur "gesellschaftlichen realität" geraten sind ...wie seinerzeit die "eigentumsverhältnisse" im "feudalismus" ...und schafft ein neues verhältnis zwischen "produktivkraftentwicklung" und "produktionsverhältnissen" .

da sich keine "herrschende klasse" gerne "ablösen" lässt ... reagiert sie mit , mehr oder weniger , ausgeprägter "gewalt" , vermittelt über ihren "staatsapparat" , um das
"rad der geschichte" aufzuhalten .

die moderne "totalitarismus" diskussion , lenkt bewusst auf ahistorische gleise ,
um die "ausbeutungsverhältnisse" in den "bürgerlichen gesellschaften" zu verschleiern und zu konservieren .

"die geschichte , ist eine geschichte von klassenkämpfen" .

sitting bull


Carla21
Carla21
Mitglied

Re: Gibt es einen rechten und linken Totalitarismus
geschrieben von Carla21
als Antwort auf carlos1 vom 30.08.2011, 17:57:44
Macht korrumpiert, totale Macht korrumpiert total – egal in welcher totalitären Regierung.

Wer einmal A gesagt hat, dem widerstrebt es, seine Beurteilung zu ändern und seine Person damit in Frage zu stellen. – unabhängig davon, wie sich die politische Doktrin auch immer nennen mag, der er angehört(e) – auch wenn es um nachträgliche Entschuldigungsversuche geht, Carlos1, dass die Gewalt von links evtl. doch mit etwas anderen (verzeihenderen) Augen gesehen werden könnte als die von rechts.

Wichtig ist allein die Praxis und wer die nicht wahrnehmen will, macht sich mit schuldig – unabhängig davon, welche politische Doktrin wann was wie „eigentlich oder ursprünglich“ gemeint hat. Gut Carlos1, dass Du Dich dann doch noch inhaltlich berappelt hast. Hoffentlich nicht nur deshalb, weil der Gegenwind eindeutig war.
adam
adam
Mitglied

Re: Gibt es einen rechten und linken Totalitarismus
geschrieben von adam
als Antwort auf sittingbull vom 31.08.2011, 13:15:17
sitting bull


@sittingbull,

es sei Dir geraten Solschenizyn zu lesen und nicht, wider besseres Wissen um erlebte Geschichte, überholte Phrasen nach zu plappern.

--

adam


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