Fernsehen und Film Nackt unter Wölfen - heute Abend in der ARD
Re: Nackt unter Wölfen - heute Abend in der ARD
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich schau grundsätzlich keine Filme über Geschichtliches
oder Menschen.
Es wird immer filmisch verfälscht, nach Gutdünken des Initiators
oder sonstigen Leuten.
Dokumentationen sind mir lieb. In ihnen ist meist das Geschehen
oder die Biografie am wahrsten enthalten.
Clematis
oder Menschen.
Es wird immer filmisch verfälscht, nach Gutdünken des Initiators
oder sonstigen Leuten.
Dokumentationen sind mir lieb. In ihnen ist meist das Geschehen
oder die Biografie am wahrsten enthalten.
Clematis
Hier wurden besonders die Kommunisten - für meine Begriffe eher negativ - hervorgehoben, die sich besonders um bessere Posten bemühten-oft mit Erfolg ...
"Um was geht es bei dieser filmischen "Neuinterpretation"?
Die "BILD"-Zeitung schreibt, dass die Legende von der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald korrigiert werde und "DER SPIEGEL" kündigt an: "Die Geschichte wird ideologisch entrümpelt."
Damit reiht sich die Neuverfilmung ein in die überwiegend antikommunistische Grundtendenz der bürgerlichen Geschichtsschreibung zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald am 11. April und der Befreiung Deutschlands vom Hitler-Faschismus am 8. Mai.
Im KZ Buchenwald existierte eine von der KPD geführte Widerstandsorganisation. Sie organisierte die Selbstbefreiung der Häftlinge von Buchenwald, was der Film offenbar abschwächen soll. Die Befreiung sei nicht das Ergebnis des heldenhaften Widerstands der KZ-Häftlinge gewesen, sondern wird letztlich allein der US-Armee zugeschrieben."
(Rote Fahne , Zeitung der MLPD)
so habe ich das auch gesehen .
ein (noch) subtiler versuch der revision der geschichte .
da geht noch mehr und da kommt noch mehr ... soviel ist sicher .
sitting bull
Der Vergleich der beiden Verfilmungen fällt insofern schwer, da ich den DDR-Film vor etwa 50 Jahren sah.
In positiver Erinnerung sind mir die damaligen Schauspieler.
Im Geschehen um das Kind teile ich die Meinung von aurora völlig. Die filmische Darstellung im DEFA-Film zielte mehr auf die Herausstellung der trotz allem vorhandenen Menschlichkeit.
Es ist wohl nicht zu vermeiden, daß immer , sicher mehr gewollt als ungewollt , politisch geprägte Ansichten zum tatsächlichen Geschehen in das Kunstwerk einfließen.
Die DDR- Politiker sollen ja Apitz mehrfach zu Korrekturen gezwungen haben.
Bezeichnend und fast ein Witz ist, daß sie erzwungen haben, in die Figurengruppe des Buchenwalddenkmals einen Sowjetsoldaten einzufügen, obwohl der nur ganz indirekt mit der Befreiung zu tun hatte.
lupus
In positiver Erinnerung sind mir die damaligen Schauspieler.
Im Geschehen um das Kind teile ich die Meinung von aurora völlig. Die filmische Darstellung im DEFA-Film zielte mehr auf die Herausstellung der trotz allem vorhandenen Menschlichkeit.
Es ist wohl nicht zu vermeiden, daß immer , sicher mehr gewollt als ungewollt , politisch geprägte Ansichten zum tatsächlichen Geschehen in das Kunstwerk einfließen.
Die DDR- Politiker sollen ja Apitz mehrfach zu Korrekturen gezwungen haben.
Bezeichnend und fast ein Witz ist, daß sie erzwungen haben, in die Figurengruppe des Buchenwalddenkmals einen Sowjetsoldaten einzufügen, obwohl der nur ganz indirekt mit der Befreiung zu tun hatte.
lupus
Wenn man hier so liest, kann man den Eindruck bekommen, daß eine Dokumentation der Geschichte hergestellt wurde, ist es aber nicht, Nackt unter Wölfen ist " nur " ein Roman, der zwar geschichtliche Wahrheiten enthält, aber eben nicht voll durchgängig! Gottseidank gibt es aber reine Dokumentationen, ohne schmückendes und verzerrendes Beiwerk, z.B. von Willi Bleicher, einem der Häftlinge, die dem kleinen Jerzy das Leben gerettet haben und in Stuttgart nicht nur deswegen, immer eine Persönlichkeit bleibt!
Willi Bleicher und Stefan Jerzy Zweig
Edita
Willi Bleicher und Stefan Jerzy Zweig
Edita
Trotz meiner Warnung wollte meine Frau den Film gestern gucken. Sie guckte bis klar war, dass der Film in einem KZ handelt. Dann wurde aber schnell um-gezappt!
Ich habe diesen Film nun gesehen, denke aber auch,dass niemand, der ihn vor 50 Jahren gesehen hat, sich noch allzu genau daran erinnern wird und es doch wichtig ist, auch diese Seite der unrühmlichen deutschen Geschichte aufzubereiten, um andere und mehr Zuschauer dafür zu gewinnen.
Sehr interessant fand ich die spätere Dokumentation. Ich denke, eine solche hat es nach dem Film vor 50 Jahren in der DDR nicht gegeben, oder?
Mir zumindest war nicht bekannt ,dass im Lager Buchenwald die sog. Funktionshäftlinge mit vielen Vorteilen agierten - wohl auch, weil sie in gewisser Weise mit den Nazi-Verbrechern kooperierten (auch um überleben zu können und vermutlich auch, um zu helfen). Da diese Kommunistengruppe jedoch die kleinste im Lager war (nur ca 7% der Insassen) und mehrheitlich aus Deutschen bestand, kann davon ausgegangen werden, dass die Nazi sicher dieser Leute bedienten, um die eigenen Personal-Ressourcen nicht weiter zu strapazieren.
Besonders nachdenklich machte mich die Tatsache, dass die Kleidungsstücke der vielen Juden, die in Auschwitz ermordet wurden, nach Buchenwald transportiert wurden. Dort wurden sie dann in einer eigenen Abteilung sortiert, aufbereitet und vor allem durchsucht, weil sich meist geschmuggelter Schmuck und Geld darin befand. Sicherlich haben die damit beschäftigten "Funktionshäftlinge" nicht alles an ihre Nazi-Schikanierer ausgehändigt und es gelang ihnen, auch davon für sich selbst und ihre geplanten Zwecke abzuzweigen.
Auch wenn ich mir jetzt vermutlich mal wieder die gesamten DDR-Nostalgie selbst auf den Hals hetze - kann es sein, dass auch damit das Grundkapital der SED angelegt wurde?
Was mich auch nachdenklich machte, ist dass wohl Generationen von DDR-Schulkindern "zwangsweise" Buchenwald besuchen musste, diesen dann von den heroischen Taten der Kommunisten in diesem Lager berichtet wurde, aber totale Verschwiegenheit darüber herrschte, dass es die Amerikaner waren, die dieses Lager befreiten.
Ich sass jedenfalls vor dem Film und flehte stundenlang die imaginären Amerikaner an, dass sie bitte bald kommen mögen, um diese armen Menschen zu befreien, bevor in einem letzten Akt weitere Tausende "durch den Schornstein gejagt" werden. Olga
Sehr interessant fand ich die spätere Dokumentation. Ich denke, eine solche hat es nach dem Film vor 50 Jahren in der DDR nicht gegeben, oder?
Mir zumindest war nicht bekannt ,dass im Lager Buchenwald die sog. Funktionshäftlinge mit vielen Vorteilen agierten - wohl auch, weil sie in gewisser Weise mit den Nazi-Verbrechern kooperierten (auch um überleben zu können und vermutlich auch, um zu helfen). Da diese Kommunistengruppe jedoch die kleinste im Lager war (nur ca 7% der Insassen) und mehrheitlich aus Deutschen bestand, kann davon ausgegangen werden, dass die Nazi sicher dieser Leute bedienten, um die eigenen Personal-Ressourcen nicht weiter zu strapazieren.
Besonders nachdenklich machte mich die Tatsache, dass die Kleidungsstücke der vielen Juden, die in Auschwitz ermordet wurden, nach Buchenwald transportiert wurden. Dort wurden sie dann in einer eigenen Abteilung sortiert, aufbereitet und vor allem durchsucht, weil sich meist geschmuggelter Schmuck und Geld darin befand. Sicherlich haben die damit beschäftigten "Funktionshäftlinge" nicht alles an ihre Nazi-Schikanierer ausgehändigt und es gelang ihnen, auch davon für sich selbst und ihre geplanten Zwecke abzuzweigen.
Auch wenn ich mir jetzt vermutlich mal wieder die gesamten DDR-Nostalgie selbst auf den Hals hetze - kann es sein, dass auch damit das Grundkapital der SED angelegt wurde?
Was mich auch nachdenklich machte, ist dass wohl Generationen von DDR-Schulkindern "zwangsweise" Buchenwald besuchen musste, diesen dann von den heroischen Taten der Kommunisten in diesem Lager berichtet wurde, aber totale Verschwiegenheit darüber herrschte, dass es die Amerikaner waren, die dieses Lager befreiten.
Ich sass jedenfalls vor dem Film und flehte stundenlang die imaginären Amerikaner an, dass sie bitte bald kommen mögen, um diese armen Menschen zu befreien, bevor in einem letzten Akt weitere Tausende "durch den Schornstein gejagt" werden. Olga
Ich kann mich noch sehr gut an den DEFA-Film "Nackt unter Wölfen" erinnern. Zu mal ich die DVD habe. Dieser erste Film war eher wie ein Kammerspiel ausgezeichneter Schauspieler aufgebaut und setzte auf die verbale Konfrontation zwischen Häftlingen und der SS. Einige der Schauspieler, wie z.B. Erwin Geschonneck, waren selbst in KZs inhaftiert.
Das kann man wohl Heute dem Zuschauer nicht mehr anbieten. Ich bin schon froh, dass in der plakativen Neuinszenierung keine der üblichen Dreiecksbeziehungen wie in anderen DEGETO-Fernsehproduktionen eingebaut wurde, aber das lag wohl ausschließlich am Frauenmangel in Buchenwald. Ich werde mir Heute Abend die 1962er Fassung nochmals zum Vergleich anschauen.
Das kann man wohl Heute dem Zuschauer nicht mehr anbieten. Ich bin schon froh, dass in der plakativen Neuinszenierung keine der üblichen Dreiecksbeziehungen wie in anderen DEGETO-Fernsehproduktionen eingebaut wurde, aber das lag wohl ausschließlich am Frauenmangel in Buchenwald. Ich werde mir Heute Abend die 1962er Fassung nochmals zum Vergleich anschauen.
Ich muss bei mir persönlich dieses Filmerlebnis erst mal sacken lassen und werde dann vermutlich das Buch lesen.
Ich erinnere mich noch sehr gut an die Holocaust-Filme (und auch das Buch) und wie dieses in den 70er Jahren uns alle erschüttert hatte (die wir keine Nazis waren, aber grossenteils solche Eltern hatten). Olga
Ich erinnere mich noch sehr gut an die Holocaust-Filme (und auch das Buch) und wie dieses in den 70er Jahren uns alle erschüttert hatte (die wir keine Nazis waren, aber grossenteils solche Eltern hatten). Olga
Bestimmt ist auch das der Grund dafür, dass die Schauspieler im DDR-Film die Personen oder Rollen wirklich GELEBT haben, in der Neuinszenierung sind sie eben GESPIELT. Da denke ich besonders an den Kapo oder den SS-Mann, der übrigens im alten Film von Herbert Köfer gespielt wurde.
aurora
aurora
In der Neuverfilmung ist mehr Gewalt zu sehen (sie ist im Fernsehen mittlerweile alltäglich, vielleicht deshalb angepasst??), bei Frank Beyer in der DDR-Verfilmung war sie auch dargestellt, sie gab es leider tatsächlich im KZ, war aber mehr indirekt. Diese brutalen Szenen gehen ganz schön an die Nieren...
Eine Aussage dieser Art finde ich befremdlich: glauben Sie wirklich, irgendein Film könnte jemals die brutale und sadistische Gewalt darstellen, die in den Kz`s (nicht nur "indirekt") millionenfach ausgeübt wurde?
Ich kann es auch nicht glauben, dass heutige 70-jährige sich noch so genau an diesen Film vor mehr als 50 Jahren erinnern können und "was er damals mit ihnen machte" - diese Leute waren damals fast noch Kinder, vermutlich aber von Lehrern und der Schule und anderen "Staatsgewalten" so indoktriniert, dass dies bis heute wirkt und natürlich eine heutige Filmversion - nach zwei Generationen - unwahr ist. Olga