Fernsehen und Film FErnseh-Tip Montag, 17.5. - 20.15 Uhr ZDF
Der Film heisst "Systemsprenger" und handelt von einem kleinen Mädchen,das des öfteren grosse Ausraster hat, was Psychologen auch als "Schrei nach Liebe" erklären. Der Film ist mehrfach ausgezeichnet und ich freue mich, dass er jetzt auch im TV zu sehen ist, zumal die Hauptdarstellerin, ein 10-jähriges Mädchen, sehr gut sein soll. Olga
Vor 2 Jahren wollte ich diesen Film im Kino ansehen. Nach den ersten 10 Min. war ich vom Geschrei des jungen Mädchens so genervt, dass ich den Saal verließ. Im Vorraum traf ich auf die Geschäftsführerin, die es sehr bedauerte, dass ich mich hab abschrecken lassen und bot uns dann im Kinosaal nebenan eine andere Filmvorführung an.
Heute Abend werde ich es aber noch einmal versuchen, ich kann ja - falls nötig - den Ton leiser stellen.
LG Ladouce
Es stimmt: anfangs nervt dieses ständig brüllende Kind. ABer wenn man sich darauf einlässt auf diese wirklich harte Kost, erkennt man dieses vermutlich unlösbare Drama. Es sind ja sehr viele Kinder, die von Geburt an "herumgereicht" werden, weil weder Eltern mit ihnen klarkommen, noch Jugendämter, Kinderärzte, Psychologen und Pflegeeltern oder -einrichtungen.
Und in diesen Kindern ,die dies bald erkennen, dass sie wirklich keiner will, entwickelt sich eine unbändige Wut und je älter sie werden, wohl auch ein immenser Hass auf diese Gesellschaft.
Ich habe mir anschliessend auch die Doku angesehen und die Aussage einer Kinderpsychologin, die spezialisiert auf diese wütenden Systemsprenger ist, erklärte, die Zukunftsprognose wäre immens negativ. D.h., wenn diese Kinder mal erwachsen sind, werden sie in den meisten Fällen scheitern - und ich denke, sie leben ja bereits unter uns. Denn auch die laufende Verrohung unserer GEsellschaft, die Radikalität und die Gewaltbereitschaft von immer mehr Menschen muss ja irgendwo seinen Ursprung haben.
Kinder werden nicht wütend oder systemsprengend geboren - aber sie machen ihre Erfahrungen und oft sind diese leider nicht gut.
Bei dem Film habe ich mich immer wieder gefragt, wie es ein Regisseur schafft, einem 10-jährigen Mädchen zu vermitteln, wie es nun welche Seite der Rolle zu spielen hat. Dieses Kind war so ausgezeichnet, dass ich stellenweise vergass, dass sie ja Schauspielerin ist und dann erleichtert aufatmete in meiner Hoffnung ,dass es dieses Kind wohl nicht erleben muss, unerwünscht zu sein. Olga
Danke @Olga64 für diesen wertvollen Tipp.
Ich habe mir den Film und die Doku angeschaut. In der Doku wurde eindeutig festgestellt, dass das Versagen der Eltern am Anfang einer Odyssee durch Pflegefamilien und Erziehungseinrichtungen ist.
Als ermutigendes Zeichen war aber auch eine junge Frau zu sehen, die jetzt eine Ausbildung macht und der neue Konzepte der Erziehungsarbeit offenbar helfen konnten.
Interessant fand ich den positiven Effekt des Verzichts auf allgemeine Strafen nach Verfehlungen. An deren Stelle traten auf den Zusammenhang bezogene Sanktionen, z. B. wenn sie ein Handy demoliert hatte, musste sie eben längere Zeit auf ein Handy verzichten, aber sie wurde nicht eingesperrt oder gar - was mich zu hören erschüttert hat - festgebunden ("fixiert").
Karl
Die kleine Schauspielerin erhielt für diese großartige Leistung den verdienten "Deutschen Filmpreis". Der Film hat mich zutiefst erschüttert, zumal ich in früherer Nachbarschaft ein Kind mit diesem Verhalten kannte. Der Vater hatte die Familie verlassen, die Mutter bekam Depressionen und bemerkte kaum, wie das Mädchen, damals 7 Jahre alt, völlig abdriftete. Kein anderes Kind wagte sich mehr in die Nähe der Kleinen, die kaum zu bändigen war. Einmal knallte sie mir mit ihrem Stiefel ans Schienbein, eine Stunde später kam sie, um zu fragen, ob es weh getan hat, trank eine Tasse Kakao mit mir und verschwand wieder. Wir sind kurz darauf weggezogen, aber eine Bekannte erzählte mir, dass die Kleine in ein Erziehungsheim für Kinder gekommen sei. An dieses Mädchen musste ich denken, deshalb denke ich schon, dass der Film diese Problematik sehr gut schilderte.
Luchs35
Ich habe mir diesen Film auch "angetan" , konnte die Tränen nicht zurückhalten.
Selten habe ich einen so außergewöhnlich guten Film gesehen. Die junge Schauspielerin Helene Zengel hat diesen "Systemsprenger" beeindruckend gespielt. Ein Mädel mit einer Hochbegabung fürs Schauspiel.
Eine Lösung für dieses verstörte leidende Kind konnte ich auch nicht sehen......
Der Film hat mich traurig gemacht.
Die Doko habe ich mir auch angesehen.
Allerdings halte ich den Beruf einer Altenpflegerin für ein Mädel mit so einer Biographie für nicht gut.
Habe 30 Jahre in einer Senioreneinrichtung gearbeitet, wenn auch nicht in der Pflege.
Was die Pflegekräfte alles aushalten müssen, ahnt man nicht. In diesem Beruf darf man nicht die leiseste Veranlagung zur Aggression haben......(meine persönliche Meinung).
Seija
Ich möchte alle, die diese Problematik interessiert, darauf aufmerksam machen ,dass heute Abend 22.15 Uhr im ZDF unter "Zoom" eine weitere Doku gesendet wird, die dann, soweit ich informiert bin, auch abbildet, was aus solchen Kindern wird oder werden kann oder nicht wird, wenn sie erwachsen sind.
Ich denke heute schon den ganzen Tag über diesen Film nach. Besonders ängstlich machte es mich, als die Benny bei ihrem Betreuer und dessen Frau übernachtete und das kleine Baby nahm, während die Eltern schliefen.
Da ertappte ich mich dabei, dass auch ich Angst vor dem Kind hatte, wie es die Mutter während des Films vor ihrem eigenen Kind hatte.
Auch das Verhältnis ihres Betreuers und der Aufenthalt in dieser Hütte waren beeindruckend, weil sich solche Betreuer, wenn sie es professionell machen wollen, nicht zu sehr auf so ein Kind einlassen dürfen - und tun sie es doch, müssen sie das "Projekt" beenden.
Den Einwand von Seja, dass AltenpflegerIn für eine Frau mit dieser Vergangenheit, wohl nicht der geeignete Beruf sei, mag ich nicht gelten lassen. Denn jede(r) hat doch ein Recht auf eine Chance, zumal in solchen Fällen, wo diese Kinder an ihrer Vergangenheit ja keinerlei Schuld trifft.
Auch aus dem Film ist mir hier sehr in Erinnerung, wie eine der BetreuerInnen in Gegenwart dieser Bennie einen Heulanfall bekommt und genau dieses Mädchen es ist ,das die erwachsene Frau tröstet, während alle (erwachsenen) Kollegen verschwinden. Das berührte mich sehr und beweist mir auch,dass das gut werden kann, wenn Menschen mit so einer Biografie endlich erkennen, dass sie jemand braucht und sie irgendwo hingehören. Olga
"Systemsprenger" noch nie gehört hatte. Ich musste mich auch regelrecht durch mein eigens "Gefühls-chaos" durchkämpfen, wie es hier bereits beschrieben wurde.
Meine Tochter, die als Erzieherin in einer inklusion Kita arbeitet, bestätigte mir, dass es auch bei ihnen bereits kleine Kinder gäbe, an denen schon solche Anzeichen zu erkennen seien.
Manchmal wußte ich nicht, wer hat es schwerer, das Kind, oder ihre Betreuer?
Die anschließende Doku sah ich mir auch an und begrüßte es, dass sie gleich anschließend gesendet wurde.
Es war kein Thema zum "Konsumieren"? Es beschäftigte mich auch heute noch und war ein Diskussions-thema in meinem Bekanntenkreis.
Wie hier schon gesagt wurde, die schauspielerische Leistung aller Darsteller war hervorragend, besonders die Rolle der "Benni" und der Preis dafür war mehr, als verdient......das freut mich sehr.
mit Gruß
ladybird-Renate
Ich habe das wohlwollend und fürsorglich gemeint. An diesem Beruf kann man physisch und psychisch zugrunde gehen. Habe es oft genug erlebt......
Den Einwand von Seja, dass AltenpflegerIn für eine Frau mit dieser Vergangenheit, wohl nicht der geeignete Beruf sei, mag ich nicht gelten lassen. Denn jede(r) hat doch ein Recht auf eine Chance, zumal in solchen Fällen, wo diese Kinder an ihrer Vergangenheit ja keinerlei Schuld trifft.
LG Seija
Ich habe mir auch gestern die Doku im ZDF zu diesem Thema angesehen. Da ging es dann schon um junge Leute, die während ihrer Kindheit als wütende Systemsprenger aufgefallen waren und das ganze Prozedere der Unterbringungen, Betreuung, therapeutischen Massnahmen usw.durchlaufen hatten.
Eine junge Frau, die derzeit Schule nachmacht, Drogenentziehung usw., sagte, sie fühle sich als ob sie abgetrieben worden wäre, aber überlebt hätte.
Ein Junge war erstmals nach längerer Zeit wieder über Weihnachten bei seiner Mutter und den teilweise "neuen" Geschwistern. Er war euphorisch, in diese Familie zu dürfen - allerdings erfuhr man dann, dass er anschliessend für einige Zeit ins Krankenhaus musste (die näheren Gründe erfuhr man nicht).
Ich denke, diese Kinder werden lebenslang mit dieser Problematik zu kämpfen haben und es besteht wahrscheinlich nur eine Chance, wenn sie ebenso lange medikamentös eingestellt sind. Ohne wird es mit zunehmendem Alter immer schwieriger, weil sich auch die Betreuungsinstanzen irgendwann zurückziehen müssen, weil sie für Volljährige nicht mehr zuständig sind (z.B. Jugendämter).
Olga