Diskussion historischer Ereignisse Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten keine Mahnmale/Denkmale der eigenen Schande?
Lara
Nie wieder! Ja, da stehe voll und ganz dazu.
Diesem Menschen zu widersprechen, wenn er mir gegenüberstände, ja, da wäre ich bereit mir ´ne blutige Nase zu holen.
Hin und wieder kann der Blick über den Zaun doch zu neuen Erkenntnissen führen.
"Die Debatte um Kollaboration und Widerstand ist nicht abgeschlossen. Zu sehr besteht weiter das Bedürfnis, Taten in die moralischen Kategorien von gut und schlecht, schwarz und weiß einzuordnen. Und hier wird es immer streitenswerte Zweifelsfälle geben.
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Moralische Bedürfnisse bedeuten auch Grenzen für die Bemühungen von Fachhistorikern. Sie verweisen darauf, dass die Fixierung auf moralische Kategorien allzu häufig das Verständnis von Vorgängen aus der Besatzungszeit erschwert. Und sie haben eigene Begriffe für Zwischenkategorien geprägt: „Akkomodation“ für die bereitwillige Anpassung an die durch die Besatzungsherrschaft gegebenen Umstände und „Resistenz“ für eine Unzugänglichkeit gegenüber nationalsozialistischen Verlockungen, die nicht zu einem vollwertigen Widerstand führt."
Es wäre auch in Deutschland gut und hilfreich solche Zwischenkategorien mehr in den Blick zu nehmen, erst recht wenn es um Gegenwart und Zukunft geht.
Eine Schwarz-Weiß-Zuspitzung führt zwangsläufig zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen.
https://www.uni-muenster.de/NiederlandeNet/nl-wissen/geschichte/vertiefung/besatzung/widerstand.html
Beachtenswert: "Der niederländische Staat war einfach zu effizient und zu straff organisiert."
![](/thumbs/getimage.php?src=/community/public/uploads/adopted/sys-userbild/613227_1_DSCN0176.jpg&wl=100&hp=100&zc=1)
Hallo Mareike, tut mir leid, aber ich verstehe den Artikel, den Du zitierst, inhaltlich nicht. Auch nicht nach mehrmaligem Lesen.
Jacare4
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Hier ein Foto von einem Poster, das ich an einer Litfaßsäule in Berlin gesehen habe:
![](/thumbs/getimage.php?src=/community/public/uploads/users/c82e1231b9cd22244b3b361dbeb503ad/profile_picture/622bd04e3cdf833573bea4e94c714ac8.jpg&wl=100&hp=100&zc=1)
Lieber Udo,
das Gedenken an den deutschen Widerstand (erschreckend selten und deshalb besonders mutig) ist wichtig und dies ist sicherlich ein Aspekt, der hervorgehoben gehört. Daneben muss jedoch auch den Opfern der Naziherrschaft gedacht werden. Erst wenn das Ausmaß der Verbrechen bekannt ist, kann auch der Mut der Widerstandskämpfer richtig eingeordnet werden.
Karl
![](/thumbs/getimage.php?src=/community/public/img/profile-picture.png&wl=100&hp=100&zc=1)
Hallo Mareike, tut mir leid, aber ich verstehe den Artikel, den Du zitierst, inhaltlich nicht. Auch nicht nach mehrmaligem Lesen.Und in dem Artikel, den Mareike verlinkt hat, steht :
Jacare4
geschrieben von jacare4
Wenn man etwa den Begriff Widerstand schon für die bekannte Situation anwendet, dass einem deutschen Soldaten ein falscher Weg zum Bahnhof gewiesen wird (Dick Verkijk tut dies), führt man den Begriff durch seinen übermäßigen Gebrauch in die vollkommene Bedeutungslosigkeit. Auf der andere Seite war auch nicht jede Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern eine verachtenswerte Kollaboration.
Das was Mareike verlinkt hat ist, weil aus dem Zusammenhang gerissen, auch schwer zu verstehen, man muß den ganzen Artikel lesen um dahinterzukommen, was der Autor sagen möchte!
In Anbetracht dessen, daß aus den Niederlanden besonders viele Juden verschleppt und ermordet wurden – mehr als 75 %, ein so hoher Prozentsatz wie sonst nirgends in Westeuropa, finde ich es einfach äußerst fragwürdig sich Tellerränder und Zäune zu basteln, um die Täterschaft genauestens definieren zu können, für ermordete Opfer ist es unerheblich, ob sie von einem halbscharfen oder ganz scharfen Kollaborateur ans Messer geliefert wurden, und einem, auch von einem halbherzigen oder unbedeutendem Widerstand geretteten Juden bedeutete es schlicht und einfach ÜBERLEBEN!
Karl hat recht, hier muß es um die Opfer gehen, und nicht um die Täter, um deren farblicher Weste müssen sich die Juristen kümmern!
Edita
![](/thumbs/getimage.php?src=/community/public/img/profile-picture.png&wl=100&hp=100&zc=1)
Es wäre auch in Deutschland gut und hilfreich solche Zwischenkategorien mehr in den Blick zu nehmen, erst recht wenn es um Gegenwart und Zukunft geht.Ja, schön wäre es, aber gar zu gern wird Geschichte für die eigenen Zwecke instrumentalisiert. Der verlinkte Beitrag resümiert die differenzierte Darstellung des Widerstandes in den NL durch Historiker, den es auch in D gibt. Ob deren Erkenntnisse vom Publikum angenommen werden, steht auf einem anderen Blatt.
Federstrich
Guten Morgen Jacare
Danke, dass Du mich darauf aufmerksam machst, dass meine Gedankensprünge nicht so ohne weiteres nachvollziehbar sind.
Das von mir eingestellte Zitat ist ja nur ein kleiner Ausschnitt aus einem Artikel, den ich verlinkt angefügt habe.
Ich bin mit dem "Mythos" aufgewachsen, dass das niederländische Volk wehrhaft und stark war.
Die bösen NSB-er waren in meiner Kindheit und auch Jugendzeit geächtet und mehr oder weniger von der "guten" Gesellschaft ausgeschlossen.
Ich weiß, dass ich als Kind schon gespürt habe, dass da einiges an Infos unterschlagen wurde.
Nun erst stelle ich fest, dass ich einige Entwicklungen hinsichtlich Aufarbeitung der Kriegs- und Nachkriegsjahre in den Niederlanden regelrecht verpasst habe.
Ich füge den Link nochmal an:
https://www.uni-muenster.de/NiederlandeNet/nl-wissen/geschichte/vertiefung/besatzung/widerstand.html
![](/thumbs/getimage.php?src=/community/public/uploads/adopted/sys-userbild/613227_1_DSCN0176.jpg&wl=100&hp=100&zc=1)
Foto von einer weiteren "Gedenkstätte" in Berlin. Diese befindet sich unmittelbar vor dem Reichstagsgebäude, da wo jetzt die Besucher hineingehen, wenn sie zur Kuppel hoch möchten.
Zitat aus dem Link "Zeithistorische Debatte":
"In der anhaltenden Geschichtswelle spielt der Zweite Weltkrieg („de Tweede Wereldoorlog”) – oder schlicht „der Krieg” („de oorlog”) – eine prominente Rolle. Die Besatzungszeit 1940-1945 bildet nach wie vor das Rückgrat der niederländischen Erinnerungskultur. Sie dient der unsicheren Gegenwart als Orientierung und Referenz, auch in jüngeren politischen Debatten. In Kontroversen über die multikulturelle Gesellschaft und ihr vermeintliches Scheitern, über die Gleichberechtigung verschiedener Religionen im öffentlichen Raum, über den Erfolg des Rechtspopulismus und seiner umstrittenen „Freiheitsverteidiger” – bei allen diesen Themen dient die Besatzungszeit, wenn auch häufiger latent als explizit, als moralischer Anker, als Vergleichsmaßstab und letztgültiges Argument. Die Referenz Besatzungszeit ist in paradoxer Weise in der Lage, sowohl mythisches Pathos wie auch anklagende Skepsis hervorzubringen – das erste in ihrer nach wie vor aktivierbaren moralischen Begründung von Gut und Böse, das zweite im Wissen um das nationale Versagen, als es darauf ankam."
Um die Gegenwart zu verstehen, müssen wir Vergangenheit verstehen.
In diesem Thread sprach Karl vom "Alleinstellungsmerkmal" - ich war zunächst der gleichen Meinung.
Nun stellen sich doch neue, unbequeme Fragen ...