Diskussion historischer Ereignisse Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten keine Mahnmale/Denkmale der eigenen Schande?
Bei weiterem Nachdenken im Vergleich zu Deutschland kommen mir spontan einigeVor allem diese ganz spezielle Form der "Gründlichkeit", die bei anderen Völkern nicht so stark ausgeprägt ist, scheint auch mir einer der Gründe zu sein. Devise: "Wenn schon, dann richtig!" Sowohl Im Guten, als auch im Bösen. Letzteres ist hoffentlich inzwischen Vergangenheit.
"Erklärungen" wieso das Erinnern unterschiedlich gestaltet und auch empfunden wird.
Ich bin mir bewusst, dass es eine sehr persönliche Einschätzung ist:Im Zusammenhang mit der Gründlichkeit habe ich immer wieder die Analyse von Hannah Ahrend im Kopf:
- "Die Deutschen" fühlen sich stärker als Volk
- Somit auch stärker als Volk schuldig oder verantwortlich, was in Sprache und Denkmäler offenkundig wird
- Hinzu kommt die deutsche Gründlichkeit.
Die Banalität des Bösen
Die Gedanken von Hannah Arendt finde ich übrigens sehr interessant und es wert, sich näher damit zu befassen. Vielen Dank für den Hinweis!
Mich würde auch interessieren, ob es denn stimmt, dass es keine solchen Denkmale in den genannten Städten gibt.
Wenn es so ist und du nach dem WARUM NICHT fragst, so wäre meine kurze und allgemeine Antwort, dass ich die Frage umformulieren würde in: "warum noch nicht ?", denn das kann ja noch kommen. Das "Noch Nicht" hängt mit der Ungleichzeitigkeit und der müsahmen Konsensbildung der unterschiedlichen Gruppen in einer Gesellschaft zusammen. Jede Generation stellt neue Fragen an die Geschichte. Wie und an was erinnert werden soll, was also identitätsstiftend ist, ist nichts Statisches, sondern ist einem kontinuierlichen Prozess des Aushandelns unterworfen. Denken wir an das Errichten und Abmontieren von Denkmalen, die Umbenennung von Straßen und Einrichtungen. Es kommt darauf an, welche Gruppen sich in z.T. heftigen Auseinandersetzungen durchsetzen können und (temporär) entscheidenden Einfluss auf das kollektive Gedächtnis haben. Auch in Deutschland hat es lange gedauert, bis das Holocaust-Denkmal an einem zentralen Platz errichtet wurde.
Federstrich
Gut , dass Du den Namen korrigiert hast. Hannah Arendt. Danke!
Ja, das Stürzen von Denkmälern zeigt auch vieles auf!
Nur ein Beispiel: usa-denkmal-des-rassismus-gestuerzt
Da findet man sehr viele spektakuläre Beispiele und sogar eine eigen Bezeichnung: Ikonoklasmus
Lieber Federstrich,
Deine Antwort ist sehr gut und ich kann sie unterschreiben.
Hier noch einige Informationen, damit jeder überprüfen kann, ob die Aussagen im Thema dieses Threads überhaupt der Wahrheit entsprechen:
Denkmäler in Washington
Denkmäler in London
Denkmäler in Paris
Denkmäler in Moskau
Naturgemäß stehen viele Denkmäler für die Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland, aber es gibt sie weltweit.
- 1Albanien
- 2Argentinien
- 3Australien
- 4Belgien
- 5Bosnien und Herzegowina
- 6Bulgarien
- 7China
- 8Dänemark
- 9Deutschland
- 10Estland
- 11Finnland
- 12Frankreich
- 13Griechenland
- 14Israel
- 15Italien
- 16Japan
- 17Kanada
- 18Kosovo
- 19Kroatien
- 20Lettland
- 21Litauen
- 22Luxemburg
- 23Mazedonien
- 24Moldawien
- 25Montenegro
- 26Niederlande
- 27Norwegen
- 28Österreich
- 29Polen
- 30Rumänien
- 31Russland
- 32Schweden
- 33Schweiz
- 34Serbien
- 35Slowakei
- 36Slowenien
- 37Spanien
- 38Südafrika
- 39Tschechien
- 40Ukraine
- 41Ungarn
- 42Vereinigte Staaten
- 43Vereinigtes Königreich
- 44Weißrussland
Eine zentrale Gedenkstätte in Berlin ist mehr als angemessen.
Karl
Mich würde auch interessieren, ob es denn stimmt, dass es keine solchen Denkmale in den genannten Städten gibt.Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass sich in den von mir genannten Hauptstädten keine auch nur annähernd mit dem Berliner Holocaust-Denkmal in Bezug auf Größe und zentrale Lage vergleichbare Erinnerungsstätten befinden. Weder in der Pariser Innenstadt und auch nicht auf dem Roten Platz in Moskau. Auch nicht in der Londoner City oder in Washington DC!
Wenn es so ist und du nach dem WARUM NICHT fragst, so wäre meine kurze und allgemeine Antwort, dass ich die Frage umformulieren würde in: "warum noch nicht ?", denn das kann ja noch kommen. Das "Noch Nicht" hängt mit der Ungleichzeitigkeit und der müsahmen Konsensbildung der unterschiedlichen Gruppen in einer Gesellschaft zusammen. Jede Generation stellt neue Fragen an die Geschichte. Wie und an was erinnert werden soll, was also identitätsstiftend ist, ist nichts Statisches, sondern ist einem kontinuierlichen Prozess des Aushandelns unterworfen. Denken wir an das Errichten und Abmontieren von Denkmalen, die Umbenennung von Straßen und Einrichtungen. Es kommt darauf an, welche Gruppen sich in z.T. heftigen Auseinandersetzungen durchsetzen können und (temporär) entscheidenden Einfluss auf das kollektive Gedächtnis haben. Auch in Deutschland hat es lange gedauert, bis das Holocaust-Denkmal an einem zentralen Platz errichtet wurde.
Federstrich
Wobei ich nicht ausschließen will, dass das eine oder andere kleinere Denkmal in einer Seitenstraße oder einem Vorort steht.
"Warum noch nicht?" ist eine weitere und sehr berechtigte Frage, die künftig verstärkt im Focus der Weltöffentlichkeit stehen sollte. Hoffen wir, dass sich die Befürworter einer Aufstellung von Mahnmalen an zentrralen Orten auch im Ausland durchsetzen.
Fred
... Hier noch einige Informationen, damit jeder überprüfen kann, ob die Aussagen im Thema dieses Threads überhaupt der Wahrheit entsprechen:Diese Informationen sind im Hinblick auf eine Überprüfung meiner Aussagen nicht hilfreich.
Naturgemäß stehen viele Denkmäler für die Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland, aber es gibt sie weltweit...
... Eine zentrale Gedenkstätte in Berlin ist mehr als angemessen.
Karl
Es geht bei meiner Frage ausschließlich darum, warum in vielen Hauptstädten der Welt in zentraler Lage keine ich wiederhole keine Denkmale/Mahnmale der eigenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit stehen!
Dass eine zentrale Gedenkstätte in Berlin mehr als angemessen ist, wird von mir nicht bestritten.
Fred
Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass sich in den von mir genannten Hauptstädten keine auch nur annähernd mit dem Berliner Holocaust-Denkmal in Bezug auf Größe und zentrale Lage vergleichbare Erinnerungsstätten befinden. Weder in der Pariser Innenstadt und auch nicht auf dem Roten Platz in Moskau. Auch nicht in der Londoner City oder in Washington DC!
Eine Argumentation, die lediglich nebulös auf "allgemein bekannt" basiert, ist für mich nicht überzeugend. Auch wenn der Autor erklärt, er habe dies durch eigenen Augenschein so beobachtet (wann war das? wie oft ist der Autor zur Kontrolle in diesen Städten?). Und warum werden hier "nur diese Städte genannt"? Was ist z.B. mit Rom und er geschichtlichen,faschistischen Vergangenheit mit dem Hitler-KOmpagnon Mussolini?
Irgendwie denke ich, dass in solchen Beiträgen in diesem Tenor eine gewisse Tendenz ersichtlich ist, die mir persönlich nicht gefällt und mich nie überzeugen könnte. Olga
Bingo liebe Olga, Edita denkt genau so! Warum sucht man den Dreck in anderen Hauptstädten, wenn derselbige in der eigenen Heimat mit Hauptstadt nicht auszurotten ist!
Irgendwie denke ich, dass in solchen Beiträgen in diesem Tenor eine gewisse Tendenz ersichtlich ist, die mir persönlich nicht gefällt und mich nie überzeugen könnte. Olga
Edita
@ fred-lang
Die Frage ist natürlich berechtigt und jenseits jeglicher, von den Damen vermuteter, Relativierung der Geschichte.
In London bspw. wurde dieser Kriegsverbrecher im Jahr 1992 gar auf einen Sockel gehoben.
"Bomber-Harris" - verantwortlich u.a. für das Massaker an der Dresdner Zivilbevölkerung vom 13. und 14. Februar 1945. Dies ist in der Tat ein Denkmal der Schande, auch wenn es die Briten gänzlich anders sehen, um 180 Grad gedreht quasi, für sie ist Massenmörder Harris immer noch ein Held.
Dieses Beispiel steht exemplarisch dafür, dass die betreffenden Staaten vermutlich gar nicht erkennen wollen, welche Verbrechen sie einst begangen haben, und was für Gestalten sie damit eigentlich huldigen.
Gibt es in den USA eine einzige Gedenkstätte, in der in aller gegebenen Demut der Opfer des us-amerikanischen Atom-Terrorangriffs gegen die japanische Zivilbevölkerung gedacht wird? Sicher nicht, denn nach wie vor wird dieser Massenmord an Zivilisten als notwendig angesehen, um eine Beendigung des Krieges herbeizuführen. Die Besatzung der "Enola Gay" genießt nach wie vor Heldenstatus.
Die Einen errichten Denkmale, die Anderen reißen sie ab.
In der ostthüriger Stadt Gera bspw. wurde nach der "Wiedervereinigung" das "Mahnmal für die Opfer des Faschismus" geschleift, der "Park der Opfer des Faschismus" in welchem dieses Denkmal stand, wurde umbenannt in "Küchengarten".
Die Mahnung dieses Denkmales "Wehret den Anfängen" und "Nie wieder Krieg" war den neuen Herren vermutlich zu sehr kommunistisch belastet.