Diskussion historischer Ereignisse Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten keine Mahnmale/Denkmale der eigenen Schande?
Eine Argumentation, die lediglich nebulös auf "allgemein bekannt" basiert, ist für mich nicht überzeugend. Auch wenn der Autor erklärt, er habe dies durch eigenen Augenschein so beobachtet (wann war das? wie oft ist der Autor zur Kontrolle in diesen Städten?). Und warum werden hier "nur diese Städte genannt"? Was ist z.B. mit Rom und er geschichtlichen,faschistischen Vergangenheit mit dem Hitler-KOmpagnon Mussolini?"Allgemein bekannt" ist ein fester Begriff und keinesfalls nebulös. Außerdem wüsste ich gern wo in diesem Thread steht, dies durch eigenen Augenschein beobachtet zu haben. Als ausgesprochen nebulös empfinde wiederum ich die hier veröffentlichte Antwort auf meine Frage(n).
Irgendwie denke ich, dass in solchen Beiträgen in diesem Tenor eine gewisse Tendenz ersichtlich ist, die mir persönlich nicht gefällt und mich nie überzeugen könnte. Olga
Zitat: "Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten ..."
Auch Rom gehört dazu und noch viele weitere Hauptstädte! Sie alle aufzulisten, hätte den Thementitel allzu lang werden lassen.
Die geäußerte Vermutung, in meinem Beitrag eine gewisse Tendenz - zu was auch immer - zu erkennen, entbehrt jeglicher Grundlage.
Es ist eben nicht allgemein bekannt und allgemein auch falsch. Ich habe schon in meiner allerersten Antwort darauf hingewiesen, dass es sehr wohl Hauptstädte gibt, in denen auch Mahnmale an die Verbrechen von Vorfahren stehen.
Aber selbst wenn Berlin eine Ausnahme wäre (der Holocaust war eine monströse und beispiellose Tat), dann wäre das Mahnmal in Berlin am richtigen Ort und dies würde keinesfalls durch andere Hauptstädte in Frage gestellt.
Wir müssen uns um unsere Geschichte Gedanken machen. Der Holocaust ist nun einmal ein desaströses und fürchterliches Alleinstellungsmerkmal der deutschen Geschichte. Es ist sehr gut, dass in vielen Köpfen der Wille zur Aufarbeitung der Geschichte gewachsen ist und traurig, dass wiederum andere diese Erinnerungskultur um 180 Grad wenden möchten.
Keine Ehre den Tätern! Was anderes als Scham ist angebracht?
Karl
Ich denke, die Frage, die in der Überschrift zu diesem Thread formuliert wurde, kann nicht beantwortet werden. Es gibt solche Denkmale in anderen Ländern nicht, zumindest ist mir außer dem in Lissabon keines bekannt. Und das in Lissabon wurde erst vor nicht allzu langer Zeit, etwa 500 Jahre nach dem schrecklichen Ereignis aufgestellt. Es ist nur ein kleines, wenig auffälliges Denkmal, eigentlich nur eine Inschrift, an einer Ecke des Rossio Platzes.
Das Holocaust Denkmal in Berlin erinnert an Ereignisse, die es in solch einem erschreckendem, auch heute noch unvorstellbarem Maße, noch nie auf der Welt gegeben hat und es hoffentlich auch nie wieder geben wird. Dass es solche Erinnerungsstätten in Berlin gibt, zeigt, dass wir Deutschen, anders als andere Völker, versuchen, unsere Geschichte kritisch zu sehen und uns unserer Fehler bewusst zu sein. Wir müssen nicht mit dem Finger auf andere Völker zeigen, die ähnliches begangen haben, auch nicht verlangen, dass sie ähnlich wie wir, aufarbeiten. Das müssen sie schon selber mit sich ausmachen.
jacare4
@ fred-langDanke für diese klare Ansage!
Die Frage ist natürlich berechtigt und jenseits jeglicher, von den Damen vermuteter, Relativierung der Geschichte...
Die im Übrigen von dir angeführten Beispiele einer fehlenden Bereitschaft vieler Länder, an ihre eigenen Schandtaten an prominenter Stelle in Form von Mahnmalen zu erinnern, verdeutlichen dies. Dass im Gegenteil für den Massenmörder Harris ein ehrendes Denkmal errichtet wurde, zeigt auf, wie gänzlich anders im Ausland über das von mir angescnittene Thema gedacht wird. Schuld haben immer nur die anderen!
Das genau ist auch für mich der Punkt!
Das Holocaust Denkmal in Berlin erinnert an Ereignisse, die es in solch einem erschreckendem, auch heute noch unvorstellbarem Maße, noch nie auf der Welt gegeben hat und es hoffentlich auch nie wieder geben wird. Dass es solche Erinnerungsstätten in Berlin gibt, zeigt, dass wir Deutschen, anders als andere Völker, versuchen, unsere Geschichte kritisch zu sehen und uns unserer Fehler bewusst zu sein. Wir müssen nicht mit dem Finger auf andere Völker zeigen, die ähnliches begangen haben, auch nicht verlangen, dass sie ähnlich wie wir, aufarbeiten. Das müssen sie schon selber mit sich ausmachen.
jacare4
Edita
Es ist eben nicht allgemein bekannt und allgemein auch falsch. Ich habe schon in meiner allerersten Antwort darauf hingewiesen, dass es sehr wohl Hauptstädte gibt, in denen auch Mahnmale an die Verbrechen von Vorfahren stehen...Ich habe nicht geschrieben, dass es keine Hauptstädte gibt, in denen nicht auch Mahnmale an die Verbrechen der Vorfahren stehen.
Karl
Ich habe allerdings im Verlauf der Diskussion versucht deutlich zu machen und darauf hinzuweisen, dass es einen Unterschied macht, ob ein Mahnmal an einem ähnlich prominenten Platz und in etwa gleicher Dimension wie in Berlin steht oder eben nicht. Das Letztere ist nun mal eine Tatsache. Von diesen Ländern zu verlangen diesem Beispiel zu folgen, war nie meine Absicht.
Fred
Das ist vollkommen richtig!... Wir müssen nicht mit dem Finger auf andere Völker zeigen, die ähnliches begangen haben, auch nicht verlangen, dass sie ähnlich wie wir, aufarbeiten. Das müssen sie schon selber mit sich ausmachen.Das genau ist auch für mich der Punkt!
jacare4
Edita
Ich habe übrigens nicht mit dem Finger auf andere Völker gezeigt, sondern nur eine Frage gestellt.
Fred
Lieber Udo,
da sind wir nicht weit auseinander. Aber betrachten wir z. B. die Aufarbeitungen der Militärdiktaturen in Chile und Argentinien (und auch Spanien), dann sehen wir, dass solche Aufarbeitungen langwierige Prozesse sind, aber durchaus stattfinden.
Aufarbeitung in Chile: Der lange Schatten einer blutigen Epoche
Aufarbeitung der argentinischen Militärdiktatur
ebd.Auch bei uns hat es bis 2005 gedauert, also 60 (!) Jahre, bis dass nach zwei Jahren Bauzeit das Mahnmal am 10. Mai 2005 feierlich eröffnet wurde. Es ist deshalb keineswegs so, dass wir Deutschen bei der Erinnerungskultur schon wieder herausragen würden. Nur die fabrikmäßige Vernichtung von Millionen von Menschen in den Konzentrationslagern und die systematischen Erschiessungen Zehntausender durch Sondereinheiten der Wehrmacht bleiben hoffentlich auch in Zukunft ein Alleinstellungsmerkmal unserer Geschichte - und das @fred-lang ist auch die Antwort auf Deine Frage.
Die Aufarbeitung der argentinischen Militärdiktatur begann 1983 und hält bis heute an. Nach wie vor sind viele Verbrechen der Diktatur nicht gesühnt und viele der 30.000 Opfer bleiben verschwunden.
Karl
@ fred-langDiesen Ausführungen kann ich nur zustimmen und wundere mich, dass die von Fred Lang hier gestellten und wie ich finde auch nachvollziehbaren Fragen in diesem Thread von einigen Leuten so missverstanden und falsch interpretiert werden. Den betreffenden Staaten wird doch nichts vorgeworfen und mit erhobenem Zeigefinger gedroht. Es geht nur darum herauszufinden, was die Ursachen sein könnten.
Die Frage ist natürlich berechtigt und jenseits jeglicher, von den Damen vermuteter, Relativierung der Geschichte.
In London bspw. wurde dieser Kriegsverbrecher im Jahr 1992 gar auf einen Sockel gehoben.
"Bomber-Harris" - verantwortlich u.a. für das Massaker an der Dresdner Zivilbevölkerung vom 13. und 14. Februar 1945. Dies ist in der Tat ein Denkmal der Schande, auch wenn es die Briten gänzlich anders sehen, um 180 Grad gedreht quasi, für sie ist Massenmörder Harris immer noch ein Held.
Dieses Beispiel steht exemplarisch dafür, dass die betreffenden Staaten vermutlich gar nicht erkennen wollen, welche Verbrechen sie einst begangen haben, und was für Gestalten sie damit eigentlich huldigen.
Gibt es in den USA eine einzige Gedenkstätte, in der in aller gegebenen Demut der Opfer des us-amerikanischen Atom-Terrorangriffs gegen die japanische Zivilbevölkerung gedacht wird? Sicher nicht, denn nach wie vor wird dieser Massenmord an Zivilisten als notwendig angesehen, um eine Beendigung des Krieges herbeizuführen. Die Besatzung der "Enola Gay" genießt nach wie vor Heldenstatus.
Die Einen errichten Denkmale, die Anderen reißen sie ab.
In der ostthüriger Stadt Gera bspw. wurde nach der "Wiedervereinigung" das "Mahnmal für die Opfer des Faschismus" geschleift, der "Park der Opfer des Faschismus" in welchem dieses Denkmal stand, wurde umbenannt in "Küchengarten".
Die Mahnung dieses Denkmales "Wehret den Anfängen" und "Nie wieder Krieg" war den neuen Herren vermutlich zu sehr kommunistisch belastet.
Dass wir Deutschen, wenn auch relativ spät, ein so bedeutsames Mahnmal der eigenen Gräueltaten an zentraler Stelle errichtet haben finde ich gut und nachahmenswert - auch in anderen Hauptstädten dieser Welt.
Jana
ja, Jana -- nachahmenswert ist das allemal...
schliesslich heisst es "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen" !
chris33