Diskussion historischer Ereignisse Selbstverortung
Frau Arendt beschreibt Eichmann als beflissenen Bürokraten, Michiko.Die Historikerin Bettina Stangneth sieht genau das anders in ihrem Buch. Es fragt sich, ob jeder beflissene Bürokrat Menschen sukzessive in Vernichtungslager schicken würde. Und dann nach Feierabend ruhigen Gewissens zu seiner Familie und den Kindern nach Hause geht. B. Stangneth beurteilt noch einiges anders als Hannah Arendt, was die Person Eichmann angeht. Erscheint mir persönlich plausibler, besonders wenn man den Eichmann-Prozess mal in der Doku verfolgt hat.
Als einen der keinen Hass gebraucht hat um das zu erfüllen was seine Aufgabe war: Möglichst effizient Lagertransporte zusammenstellen.
Ein bürokratischer Charakter wie ihn Erich Fromm beschrieb. Einer, dessen Bibel ein Erlass oder eine Dienstverordnung gewesen ist.
Auch dieser Aspekt war Teil dessen, was Frau Arendt "banal" genannt hat.
Hannah Arendt sprach von der Banalität des Bösen, der Mann war die Inkarnation des Bösen unter einer scheinheiligen Maske.
Was glaubst Du Bias, wie wäre das Urteil ausgefallen, hätte Eichmann in Deutschland vor Gericht gestanden?
Plausibler, weil das gemeinhin sowohl unserer Vorstellung als auch unserem Wünschen eher entspricht?Die Historikerin Bettina Stangneth sieht genau das anders in ihrem Buch. Es fragt sich, ob jeder beflissene Bürokrat Menschen sukzessive in Vernichtungslager schicken würde. Und dann nach Feierabend ruhigen Gewissens zu seiner Familie und den Kindern nach Hause geht. B. Stangneth beurteilt noch einiges anders als Hannah Arendt, was die Person Eichmann angeht. Erscheint mir persönlich plausibler, besonders wenn man den Eichmann-Prozess mal in der Doku verfolgt hat.
geschrieben von Michiko
Mit ein Grund - nein, wahrscheinlich der eigentliche Grund - weshalb H. Arendt nach der Veröffentlichung ihrer Beiträge im New Yorker böse Kritiken geerntet hat.
Zur Erinnerung: Hannah Arendt hat den Prozess vor Ort im Gerichtssaal verfolgt.Sie hat die handelnden Personen beobachten können
Sie war Jüdin und hat ganz gewiss während der Zeit der Teilnahme an den Prozesstagen ihre eigenen Vorstellungen von Eichmann und von dessen Hass welcher das Böse geboren hat, mehrfach korrigiert.
Angeregt durch die Diskussion hier, werde ich das in den Briefen aus jener Zeit an Jaspers oder Blücher nochmal nachschlagen.
Einer der heute für die effiziente Verteilung von Impfstoffen eingesetzt werden könnte und sich in dieser Aufgabe vermutlich bewähren würde.
Erst musste ich schlucken, aber da ist was dran...
Ich weiss das Bias und beschäftige mich hier nicht zum 1. Mal mit dem Thema. Es ist furchtbar, da wieder einzusteigen, aber ich mache es .. immer wieder. Der Chefankläger Gideon Hausner eröffnete den Prozess mit den Worten:
"Wenn ich hier vor Ihnen stehe, Richter Israels, um die Anklage von Adolf Eichmann zu leiten, stehe ich nicht allein. Mit mir stehen sechs Millionen Ankläger. Aber sie können nicht aufstehen und einen anklagenden Finger auf den richten, der im Dock sitzt und schreien: „Ich klage an." Denn ihre Asche stapelt sich auf den Hügeln von Auschwitz und den Feldern von Treblinka und übersät die Wälder Polens. Ihre Gräber sind über die gesamte Länge und Breite Europas verstreut. Ihr Blut schreit, aber ihre Stimme ist nicht zu hören. Deshalb werde ich ihr Sprecher sein und in ihrem Namen die schreckliche Anklage entfalten. "
Die Anklage fusste unter anderem auf der Auswertung der Tagebücher von Adolf Eichmann, vielleicht würde darin Enthaltenes die Auffassung der Historikerin Stangneth stützen, ich weiß es nicht.
Der Sohn Eichmanns beantragte später die Rückgabe derTagebücher seines Vaters, dieser Wunsch wurde ihm abgeschlagen.
Der "bürokratische Charakter" ist eine Typisierung, welche der Psychoanalytiker Erich Fromm so getroffen hat, Waldler.
Erst musste ich schlucken, aber da ist was dran...
Ein Typ der nicht sein Gewissen befragen muss.
Die Dienstordnung ersetzt ihm das und so blickt er hinein, schaut was drin steht und tut, was von ihm erwartet wird.
"Obzwar die Bürokraten weniger Abscheu erregen als reine Sadisten, sind sie gefährlicher als diese, da sie nicht einmal einen Konflikt zwischen Gewissen und Pflicht auszutragen haben: Ihr Gewissen befiehlt ihnen ihre Pflicht zu tun; Menschen als Objekt des Mitgefühls und der Barmherzigkeit existieren für sie nicht".
(Aus meiner Zitatensammlung, vermutlich aus "Die Seele des Menschen, Ihre Fähigkeit zum Guten und Bösen" entnommen).
Das war bis ins kleinste Detail organisierte Mörderbande ...... penibel und bürokratisch noch dazu......
Man kann die Schriften größer stellen, dann kann man sie ganz gut lesen .........
Besprechungsprotokoll über die "Endlösung" der Judenfrage vom 20.01.1942
Geheim-Schnellbrief Eichmanns betr. "Evakuierung von Juden", 31.1.1942.
HIER kann man noch mehr Protokolle finden .......
Edita
Ich bin sicher, dass man das in einer vis-á-vis-Diskussion ganz anders machen würde. Sicherlich würde man dort auch primär mit Menschen diskutieren, die man näher kennt, und auch das erleichtert vieles.
Dennoch bin ich der Überzeugung, dass man auch mittels "geschriebenem Wort" sachlich und respektvoll diskutieren kann *mir-manchmal-selbst-an-die-Nase-fass*
Lieben Gruß
DW
Ganz sicher ist das so, den Schuh ziehe ich mir bis auf ganz wenige Ausnahmen auch selber an!
Aber leider ist es auch so, daß nur der Widerspruch, auch ganz ohne Animositäten formuliert, bei manchen schon als Attacke oder gar Pöbelei reklamiert wird, hab ich alles schon erlebt ......
Ich bin aber so ein Typ, den das nicht schreckt, der trotzdem am Ball bleibt!
Edita bleibt die meiste Zeit cool ...... 😄
Edita
Ja, manches wird auch missverstanden, Edita, das war bei mir auch schon so. Umso klarer versuche ich immer wieder zu formulieren. Möglicherweise bin ich ja ein Harmioniehanserl... ;-)
Ja, manches wird auch missverstanden, Edita, das war bei mir auch schon so. Umso klarer versuche ich immer wieder zu formulieren. Möglicherweise bin ich ja ein Harmioniehanserl... ;-)
O ja, das war ich früher auch, lieber HW, habe es mir aber in der langen Zeit hier im ST abgewöhnt, denn diese leidige Harmoniesucht ist ein echter Hemmschuh und man tritt sich dabei fast immer auf die eigenen Füße.
Ja, manches wird auch missverstanden, Edita, das war bei mir auch schon so. Umso klarer versuche ich immer wieder zu formulieren. Möglicherweise bin ich ja ein Harmioniehanserl... ;-)
O ja, das war ich früher auch, lieber HW, habe es mir aber in der langen Zeit hier im ST abgewöhnt, denn diese leidige Harmoniesucht ist ein echter Hemmschuh und man tritt sich dabei fast immer auf die eigenen Füße.
Ja, das sagten mir schon einige, dass es bei ihnen auch so war wie bei Dir, Pippa. Aber ich glaube, ich würde eher gehen, als diese meine Art aufzugeben.
Aber das ist jetzt OT, sorry.
Lieben Gruß!