Diskussion historischer Ereignisse Selbstverortung

Mareike
Mareike
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RE: Selbstverortung
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Edita vom 01.02.2021, 08:32:14

Wie ist es zu erklären, dass 1988 kaum jemand im Deutschen Bundestag in der Lage war die Rede von Philipp Jenninger zu verstehen?

Das Word angeprangert könnte man in dem Zusammenhang mal näher definieren.

 

Michiko
Michiko
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RE: Selbstverortung
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Mareike vom 01.02.2021, 09:18:46
Wie ist es zu erklären, dass 1988 kaum jemand im Deutschen Bundestag in der Lage war die Rede von Philipp Jenninger zu verstehen?

Das Word angeprangert könnte man in dem Zusammenhang mal näher definieren.

 

Hätte Philipp Jenninger seine Rede in der Volkskammer der DDR gehalten, ob da die Reaktionen dieselben gewesen wären? Hatte mal vor längerer Zeit eine Diskussion in dieser Richtung. Nur mal so als Denkanstoss.
Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Selbstverortung
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Michiko vom 01.02.2021, 09:26:47

Gestern spät habe ich mir die Jenninger Rede angehört.
Mir kamen Sätze von meinem Vater in den Sinn, als er mir erklärte, warum anfänglich so wenig Widerstand gegen die Deutsche Besatzung zu verzeichnen war: "Es gab Aufschwung. Wir hatten Arbeit. Die Arbeit im Bergwerk wurde für damaligen Verhältnisse gut bezahlt."
Erst später wurde den Menschen klar, was da für ein verbrecherisches Regime am Werke war, aber da war es bereits äußerst gefährlich Widerstand zu leisten.


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Bias
Bias
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RE: Selbstverortung
geschrieben von Bias
als Antwort auf Michiko vom 01.02.2021, 09:26:47
Hätte Philipp Jenninger seine Rede in der Volkskammer der DDR gehalten, ob da die Reaktionen dieselben gewesen wären? Hatte mal vor längerer Zeit eine Diskussion in dieser Richtung. Nur mal so als Denkanstoss.
geschrieben von Michiko
Das ist durchaus möglich, Michiko.
Doch ich gehe mal hoffnungsvoll davon aus,
dass in beide Häuser nicht unbedingt die Dümmsten und Begriffsstutzigsten gewählt worden sind.
dass, ähnlich wie ich es empfunden habe, für sie im geschrieben Text nichts Empörendes zu finden war und alle Leute die lesen und schreiben konnten das spätestens beim Nachlesen bemerkt haben müssten.

Dennoch war offenbar keine und keiner der AbgeordnetInnen in der Lage, sich anschließend bei Herrn Jenninger - an dessen Integrität doch gar nicht zu zweifeln war - für seine öffentlich geäußerte Empörung noch vor dessen Bestattung ebenso öffentlich zu entschuldigen.

Weshalb verhalten sich Menschen - anscheinend zu allen Zeiten - so?
Ist die TugendböckInnenrolle denn erstrebenswert
oder sinds schlicht dem jeweiligen Zeitgeist und dessen ProtagonistInnen zuzuordnenten Signalreize welche solche unanständigen Verhaltensweisen kollektiv auslösen?

Wie auch immer - versuchen wir fröhlich zu bleiben.
Edita
Edita
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RE: Selbstverortung
geschrieben von Edita
als Antwort auf Mareike vom 01.02.2021, 09:18:46
Wie ist es zu erklären, dass 1988 kaum jemand im Deutschen Bundestag in der Lage war die Rede von Philipp Jenninger zu verstehen?

Das Word angeprangert könnte man in dem Zusammenhang mal näher definieren.

 
Ja Mareike - weil vieles zusammengekommen ist, aber die Haupsache war wohl, daß Jenninger den Text nicht richtig, weil unakzentuiert, und darum für Ohren sehr mißverständlich, vortrug, ich habe von Dusseligkeit des Bundestages gesprochen, ist natürlich auch nicht korrekt, aber mich ärgert im Nachhinein wieder, daß sie ihn am nächsten Tag wenigstens nicht von seinem Rücktritt abgehalten haben, denn in seiner Rede war inhaltlich wirklich nichts auszusetzen!
Irgendwo habe ich mal gelesen, daß die Rede von ihm eintönig vorgetragen wurde, das heißt nichts anderes, als daß er sie runtergeleiert hat, aber ....... mit zwar gutem aber kompliziertem Manuskript, konnte das nur gefährlich werden, so z.B. wenn er an einem jüdischen Gedenktag runterleiert:
" auch wir Deutschen erinnern uns, an das Faszinosum der Jahre 1933 bis 1938, an den politischen Triumphzug Hitlers, an die staunenerregenden Erfolge, die eine nachträgliche Ohrfeige für das Weimarer System gewesen sei. "

Und dann die Juden rethorisch direkt "anleiert":
" Hatten sie sich nicht in der Vergangenheit doch eine Rolle angemaßt, die ihnen nicht zukam? Mußten sie nicht endlich einmal Einschränkungen in Kauf nehmen? Hatten sie es nicht vielleicht sogar verdient, in ihre Schranken verwiesen zu werden?"


Es war ein einziges hausgemachtes Debakel, es lag aber nicht daran, daß er Dinge sagte, die falsch waren, oder die man nicht hören wollte, es lag an seiner Unfähigkeit, akzentuiert sprechen zu können!

Edita
 
Mareike
Mareike
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RE: Selbstverortung
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Bias vom 01.02.2021, 09:49:55
... TugendböckInnenrolle ...
 
geschrieben von Bias
😂

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Mareike
Mareike
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RE: Selbstverortung
geschrieben von Mareike

Zum Reinhören:
 

Edita
Edita
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RE: Selbstverortung
geschrieben von Edita
als Antwort auf Mareike vom 01.02.2021, 09:54:12
... TugendböckInnenrolle ...
 
geschrieben von Bias
😂

Weshalb verhalten sich Menschen - anscheinend zu allen Zeiten - so?
Ist die TugendböckInnenrolle denn erstrebenswert
oder sinds schlicht dem jeweiligen Zeitgeist und dessen ProtagonistInnen zuzuordnenten Signalreize welche solche unanständigen Verhaltensweisen kollektiv auslösen?
geschrieben von bias


Mareike - meintest Du das mit gutem Stil???


Edita
Bias
Bias
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RE: Selbstverortung
geschrieben von Bias
als Antwort auf Mareike vom 01.02.2021, 09:54:12
... TugendböckInnenrolle ...
geschrieben von Bias
geschrieben von Mareike
Gesucht, unschwer gefunden und nachgeliefert:

 
RE: Selbstverortung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Mareike vom 01.02.2021, 09:38:37
@Mareike
das was Dein Vater sagte, kann ich von meinem bestätigen.

Sie waren junge Männer, ohne Arbeit, Seine Schwestern waren als Dienstmädchen
oder sonstige Hilfen, auch daheim, untergebracht.
Doch er und seine Brüder suchten Arbeit.
In der Schuhfabrik Salamander hatten sie ein großes eisernes Tor eingerissen,
die Masse Mensch konnte durch rhythmischen Druck öffnen. Über die ersten,
Fallenden wurde drübergerannt.

(Viele Jahre später hab ich in dieser Firma im Accord Schuhnestel ein"genestelt".)

Arbeiten dürfen war Freiheit.

Clematis

 

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