Diskussion historischer Ereignisse Selbstverortung

RE: Selbstverortung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Der-Waldler vom 31.01.2021, 15:17:20

Lieber @Der Waldler,

wenn Du schon alle Ereignisse in den verschiedenen Threads
kennst und Du Dich - zurecht - beklagst, dann solltest Du auch
meine Antwort verstehen, denn ich schrieb Dir als eine
Betroffene.

Nein, wir müssen uns nicht per PN unterhalten, meine Post ist
klar und deutlich, die Du jetzt nicht auf Dich beziehen musst.
Ich will hier wegen solchen Userinnen keine schlaflosen Nächte
mehr. Fertig!

Ich hab nur den Ablauf geschildert, ja , ich bleib dabei:
Geh mal beim Anfang gucken, das wurde auch schon von
Vielen dem Admin empfohlen.

Clematis

 

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Selbstverortung
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.01.2021, 16:01:22

Liebe Clematis,

vielleicht bin ich heute zu blöd, um das zu verstehen, kann ja sein. Aber wenn man MIR auf ein Posting von MIR antwortet, dann bin ich nicht gemeint?

Naja, okay, dann bleiben wir also kryptisch. Schade.

Lieben Gruß

DW

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Selbstverortung
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Michiko vom 31.01.2021, 12:47:46
Ich erinnere mich an erste Bücher, wie z.B. Nackt unter Wölfen von Bruno Apitz oder "Das siebte Kreuz" von Anna Seghers oder "Die Abenteuer des Werner Holt" von Dieter Noll, die das Unfassbare schilderten. Später auch die Verfilmungen, von "Nackt unter Wölfen" über die Geschichte des Buchenwaldkindes mit Armin Mueller-Stahl. Das war in der Schulzeit und das vergisst man nicht, zumal sich ein Besuch des KZ's Buchenwald anschloss. Da muss ich so ca. 12-13 Jahre alt gewesen sein, das hat einen prägenden Eindruck hinterlassen.
In dieser Zeit hatte ich einen oft wiederkehrenden Traum: Ich würde mit meiner Grossmutter in einem Duschraum sitzen, Seife in der Hand und nur ich allein wusste, dass es eine Gaskammer war und die Seife aus Stein. Wo ich das damals gelesen hatte, das weiß ich nicht mehr. Als ich ihr das erzählte, glaubte sie mir nicht, dass es das wirklich gab.

Irgendwann später begann ich mich für deutsche Geschichte zu interessieren, besonders für beide Diktaturen und las und sah alles, was ich dazu in die Finger bekam oder im TV geboten wurde. Und das ist bis heute so geblieben. Habe mal, obwohl ich kein gelernter Bibliothekar bin, geholfen, in einer Gedenkstätte eine Bibliothek aufzubauen, das war eine gute Zeit.


Michiko
Hallo @Michiko
da ich die von Dir genannten Bücher nicht kenne, habe ich nun mal bei Wikipedia nachgeschaut: Nackt unter Wölfen von Bruno Apitz, Das siebte Kreuz von Anna Seghers, Die Abenteuer des Werner Holt von Dieter Noll.
Danke für diese Auflistung!

Ich lese z B dass Nackt unter Wölfen von allen DDR-Schüler seit 1960 gelesen wurde, er diente dem neuen Staat als emotionale Grundlage. Ich vermerke das ganz neutral. Es zeigt mir, dass wir zwangsläufig mit unterschiedlichsten Beurteilungen der Nazizeit und Nachkriegszeit aufgewachsen sind.

In den Niederlanden war Anne Frank eins der Pflichtschulbücher. Im Studium standen Bücher von Brecht und Böll auf der Liste der Pflichtbücher.

Mein Mann, Jahrgang 1941, wuchs hier in NRW auf mit romantischer Heimatlektüre, ganz und gar unpolitisch, die Nazizeit wurde totgeschwiegen - sowohl in der Schule als auch zu Hause.

Seine Mutter, Kriegerwitwe, weigerte sich etwas zu erzählen - erst eine unserer Töchter schaffte es später von ihr einiges zu erfahren.
Unmittelbar am Hausgarten angrenzend war ein Gefangenenlager, wo russische und französische Gefangenen interniert waren. Somit das ganze Elend unmittelbar vor der Haustür.
Schwiegermutter war dort Köchin. Ursprünglich in der Offiziersküche, dann zwangsversetzt in die Gefangenenküche mit Androhung von Zwangsarbeit. Dies, weil sie den hungernden Gefangenen Lebensmittelresten zukommen ließ. Sie hatte 8 jüngere Geschwister, den Sohn und eine Nichte zu versorgen. Wie wäre da weiterer mutiger Widerstand möglich gewesen???

Mein Mann hat später viel nachgeforscht und sich darum bemüht den sogenannten Russenfriedhof würdevoller zu gestalten. Da waren wir bereits in den 80er Jahren angekommen.
Mareike
 

Anzeige

Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Selbstverortung
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Mareike vom 31.01.2021, 17:10:06
 Ich vermerke das ganz neutral. Es zeigt mir, dass wir zwangsläufig mit unterschiedlichsten Beurteilungen der Nazizeit und Nachkriegszeit aufgewachsen sind.

In den Niederlanden war Anne Frank eins der Pflichtschulbücher. Im Studium standen Bücher von Brecht und Böll auf der Liste der Pflichtbücher.
 
Hallo Mareike,

habe mich gefreut über Deinen ausführlichen Beitrag zum Thema. Ist es wirklich so, dass wir mit unterschiedlichsten Beurteilungen der Nazizeit aufgewachsen sind? Die Schule ist das eine und das häusliche Umfeld das andere. Anne Frank und Brecht ganz klar, dass war auch in der DDR Pflichtlektüre. Das Brecht-Theater in Berlin, das Berliner Ensemble, brachte zum Beispiel neben der bekannten "Mutter Courage" auch den "Unaufhaltsamen Aufstieg des Arturo Ui", eine Parabel über die Machtergreifung und den Aufstieg von H., daran erinnere mich gut.

Umfassend und hervorragend geschrieben sind die Bücher des britischen Historikers Ian Kershaw über den Nationalsozialismus, und speziell seine 2teilige Biografie über A.H. Vielleicht kennst Du sie ja, wenn nicht, sie sind unbedingt lesenswert.

Übrigens:  Das Buchenwaldkind hat es wirklich gegeben, nur liegen die Fakten etwas anders, als im Roman "Nackt unter Wölfen" geschrieben. Der Junge hiess Stefan Jerzy Zweig und wurde zusammen mit seinem Vater im Alter von drei Jahren im August 1944 in das KZ Buchenwald verbracht. Seine Mutter und Schwester kamen um. Es gibt ein Buch namens "Das Buchenwaldkind" von Bill Niven. Stefan J. Zweig lebt heute vermutlich in Israel.
 


Michiko
Bias
Bias
Mitglied

RE: Selbstverortung
geschrieben von Bias
als Antwort auf Michiko vom 31.01.2021, 13:58:57
Nun bin ich zwar erst knapp 9 Monate im ST, aber so einige andere sind noch viel kürzer hier und können gewiss auch nichts damit anfangen, dass irgendeine/r hier die AfD verteidigt. Es kann stimmen oder auch nicht, ich kann's glauben oder auch nicht.
Den ganzen ST über Monate oder Jahre in den fraglichen politischen Foren nachzulesen, das halte ich doch für etwas übertrieben, dann sollte man eher seine Behauptung belegen können.
Manchmal, Michiko, manchmal genügt es schon nicht mit in die Behauptung, dass sich in dieser Partei Leute versammeln, die das Grundgesetz abschaffen und die Diktatur einführen wollen, einzustimmen, ist mein Eindruck.
Für anständige Leute, für aufrechte Demokraten gilt es, Menschen wie bspw. Herrn Dr. Gauland die Maske herunter zu reißen und ihn als verkappten alten Nazi zu enttarnen.

Mir ist so etwas fremd, das entspricht nicht meiner Art.
Ich kenne wissentlich niemanden persönlich, der dieser Partei angehört.
Bei rd. 6.000.000 erhaltenen Wählerstimmen in der letzten BT-Wahl, sollte ich aber doch zumindest ein oder zwei Leute kennen, welche die AfD gewählt haben.
Auch da - Fehlanzeige.
Hier im Forum stelle ich verwundert fest, dass ich damit ein Exot zu sein scheine.
Erfahre ich doch von Mal zu Mal mehr, wer in Sachen Ratten, Nazis und AfD alles bescheid weiß. Wer in der Sache bestens vernetzt und informiert ist.

Manchmal wundert mich die Art des Umgangs mit meinen Texten. Manchmal - so wie heute Vormittag - aber auch nicht.
Denn im Anschluss dachte ich daran wie einer der Vorgänger Dr. Schäubles , Philipp Jenninger, von seinen ehrenwerten Kollegen, Kolleginnen und Diversen einst behandelt worden ist.
Ausschließlich deswegen wie ein Aussätziger schäbig behandelt worden ist, weil er als Bundestagspräsident in seiner Gedenkrede zum 50. Jahrestag der Progrome den Begriff "Faszinosum" verwandt hatte.
Ich hatte mir damals die Rede schicken lassen, wollte auch ein wenig mit empört sein, wo doch Empörung angesagt war und fand - nichts was mir einen Anlass dazu geben konnte.

Ich erinnere dass ein WELT-Redakteur am Ende seines Nachrufs auf Herrn Jenninger im Januar 2018 fragte:
Was hat nun Philipp Jenninger falsch gemacht?
Seine Antwort auf die rhetorische Frage gleich hinterher war: Nichts!

Für Interessiert, hier noch der Text der 1988 gehaltenen Rede:
https://www.lmz-bw.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Handouts/2018-06-13-jenninger-rede.pdf

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Aus der bisherigen Erfahrung abgeleitet erkläre ich fürsorglich, dass ich mich standesmäßig nicht auf einer Ebene mit Herrn Jenniger stehend sehe. Die Anmaßung wäre mir fremd.
Doch der verwandte Vergleich mit dem was wie geschieht - dieser Vergleich hat sich mir förmlich aufgedrängt und findet jetzt, Stunden danach, seine Bestätigung in einigen weiteren Beiträgen.

Und auch hier präventiv: Nein - ich geriere mich nicht als Opfer wenn ich die eine oder andere mir zugedachte Widmung als unanständig empfinde und sie so benenne.
Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Selbstverortung
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Bias vom 31.01.2021, 18:20:11

@Bias

Du erwähnst in Deinem Beitrag die Rede von Philipp Jenninger Bias und zwangsläufig fiel mir ein, welche Begeisterung einerseits und Unmut andererseits die Rede von Richard von Weizsäcker hervorrief, die er zum 40. Jahrestag der Beendigung des Krieges in Europa und der nationalsoziallistischen Gewaltherrschaft hielt. Es war seine historische Rede als Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland am 8. Mai 1985 in der Gedenkstunde im Plenarsaal des Bundestages. Es heisst, er prägte mit seinen Worten eine Kernaussage der Erinnerungskultur in der Bundesrepublik.


Redezitat:
(...)
Gerade deshalb müssen wir verstehen, dass es Versöhnung ohne Erinnerung gar nicht geben kann. Die Erfahrung millionenfachen Todes ist ein Teil des Innern jedes Juden in der Welt, nicht nur deshalb, weil Menschen ein solches Grauen nicht vergessen können. Sondern die Erinnerung gehört zum jüdischen Glauben.

"Das Vergessenwollen verlängert das Exil,
und das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung." (...)

Kompletter Redetext:


PS: Mit gesundem Selbstbewusstsein und einer gewissen Resilienz umschifft man so manche Klippe, das habe ich im Laufe des Lebens gelernt Bias.
 

Anzeige

Bias
Bias
Mitglied

RE: Selbstverortung
geschrieben von Bias
als Antwort auf Michiko vom 31.01.2021, 18:48:33
@Bias
Du erwähnst in Deinem Beitrag die Rede von Philipp Jenninger Bias und zwangsläufig fiel mir ein, welche Begeisterung einerseits und Unmut andererseits die Rede von Richard von Weizsäcker hervorrief, die er zum 40. Jahrestag der Beendigung des Krieges in Europa und der nationalsoziallistischen Gewaltherrschaft hielt. Es war seine historische Rede als Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland am 8, Mai 1985 in der Gedenkstunde im Plenarsaal des Bundestages. Es heisst, er prägte mit seinen Worten eine Kernaussage der Erinnerungskultur in der Bundesrepublik.
Redezitat:
(...)
Gerade deshalb müssen wir verstehen, dass es Versöhnung ohne Erinnerung gar nicht geben kann. Die Erfahrung millionenfachen Todes ist ein Teil des Innern jedes Juden in der Welt, nicht nur deshalb, weil Menschen ein solches Grauen nicht vergessen können. Sondern die Erinnerung gehört zum jüdischen Glauben.
"Das Vergessenwollen verlängert das Exil,
und das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung." (...)
Kompletter Redetext:
Ich stelle fest, Michiko: Dr, Weizsäcker war nicht Philipp Jenninger und er hat vermutlich auch schon deswegen eine andere Rede gehalten als dieser (wer immer auch Redenschreiber bei den beiden gewesen sein mag und was immer Herrn von Weizsäckers Redenschreiber und er aus den Vorgängen um Herrn Jenninger gelernt haben mögen).
Rechtfertigt das den Umgang mit dem ehemaligen Budestagspräsidenten, der bald nach seiner Rede den Rücktritt vom Amt erklärt hat?
Lorena
Lorena
Mitglied

RE: Selbstverortung
geschrieben von Lorena
O.T.

Sorry....

würde mein Vater noch leben und diesen Thread durchlesen,
würde er anmerken: Viel leeres Stroh gedroschen, dabei raus kam nichts.


Man müsste ihm doch recht geben.


Es wären mal persönliche Meinungen gefragt gewesen und nicht irgend welche wichtigen Leute.
Bücher und Schriften kann  jeder selbst lesen.

Dann bräuchten wir hier nicht schreiben, sondern nur noch Buchempfehlungen oder links einstellen.

LG Lorena 

 
Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Selbstverortung
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Bias vom 31.01.2021, 18:56:00
Ich stelle fest, Michiko: Dr, Weizsäcker war nicht Philipp Jenninger und er hat vermutlich auch schon deswegen eine andere Rede gehalten als dieser (wer immer auch Redenschreiber bei den beiden gewesen sein mag und was immer Herrn von Weizsäckers Redenschreiber und er aus den Vorgängen um Herrn Jenninger gelernt haben mögen).
Rechtfertigt das den Umgang mit dem ehemaligen Budestagspräsidenten, der bald nach seiner Rede den Rücktritt vom Amt erklärt hat?
geschrieben von Bias
Das kann ich nicht sagen Bias, aber Richard von Weizsäcker hat seine Rede 1985 gehalten und Philipp Jenninger 1988. Oder verstehe ich hier etwas falsch?
Bias
Bias
Mitglied

RE: Selbstverortung
geschrieben von Bias
als Antwort auf Michiko vom 31.01.2021, 19:10:01
Ich stelle fest, Michiko: Dr, Weizsäcker war nicht Philipp Jenninger und er hat vermutlich auch schon deswegen eine andere Rede gehalten als dieser (wer immer auch Redenschreiber bei den beiden gewesen sein mag und was immer Herrn von Weizsäckers Redenschreiber und er aus den Vorgängen um Herrn Jenninger gelernt haben mögen).
Rechtfertigt das den Umgang mit dem ehemaligen Budestagspräsidenten, der bald nach seiner Rede den Rücktritt vom Amt erklärt hat?
geschrieben von Bias
Das kann ich nicht sagen Bias, aber Richard von Weizsäcker hat seine Rede 1985 gehalten und Philipp Jenninger 1988. Oder verstehe ich hier etwas falsch?
Nein, Michiko - da habe ich anhand des Linkdatums etwas falsch verstanden und kurzgeschlossen.
Dennoch bleibt die Frage: War der Umgang mit Herrn Jenninger gerechtfertigt?

Anzeige