Diskussion historischer Ereignisse Kniefall

Am selben Tag jährte sich zum 40. Mal die Unterzeichnung des Warschauer Vertrags, des eigentlichen historischen Faktums. Das war halt nicht so anrührend wie der Kniefall.

Olga: ...Gebiete sind leider verloren? Ich finde es leider nach wie vor mehr als anstössig, dass deutsche Menschen, die im letzten Jahrhunderte Kriege anzettelten, viel Leid über die Menschheit brachten und diese Kriege verloren nach Jahrzehnten noch immer "deutschen Gebieten" nachweinen.


Da darf ich mal gelinden Protest anmelden.

Ich habe keinen Krieg angefangen, auf mich wurde geschossen.
Unser Dorf wurde in 15 Minuten platt gemacht.
Es war Winter, und in Polen bedeutet Winter richtig Kälte mit platzenden Zaunpfählen und Eis auf den Gewässern. Schnee ohne Ende.

Ja, auch ich bin 'das Land' losgeworden.
Und ich habe nichts erben können. Jetzt zahle ich noch für den Rückzug der Besatzungsmacht.

Vor vier Jahren war ich mit dem Fahrrad dort.
Und was erlebe ich?

Ich bin hervorragend aufgenommen worden.
Der Förster aus der Gegend hat mich einen Tag lang durch die Gegend gefahren - und mir alles gezeigt. Wenigstens das was noch da war: Das Land. Und ein aufgebrochener Friedhof.
Ich hätte nichts gefunden; denn von Häusern und Kellern waren nur noch Senken und Häufchen übrig.
Ja, und der große Kirschbaum im Garten.

Zwei wunderschöne, klare Seen, mit Fischalder und Pirol. Kiefernduft, warmer Sand...
Ein wunder- wunder-schöner Platz zum Wohnen.
Auf einer Landzunge mit weitem Blink ins Land.

Man hätte mir das Land geschenkt. Wenn ich es mir hätte leisten können. Mit über 70 nochmal komplett neu anfangen? Allein nicht mehr!
Nichts mehr vorhanden.
Kein Wasser, kein Strom, keine Heizung.
Aber wunderschön gelegen, ein sehr schönes Fleckchen. Die Hugentotten wussten wo sie bauten.

Aber habe ich jetzt Groll auf Polen, auf Russen, oder Trauer um das Land?

Nein, mein Leben lief gut, ich habe mehr von der Welt gesehen, als ich jemals dort sehen hätte können. Ich bereue nichts.
Ich kann immer noch slawische Sprachen.

Willi Brand, Helmut Schmidt und Breschnev haben seinerzeit das beste aus der Situation gemacht. Und das haben sie verdammt gut gemacht.


Wie lächerlich sind hier diese Stänkereien um nichts. Widerlich. Ich bin dabei, die Mitgliedschaft im ST deswegen einschlafen zu lassen. Das ist nicht wirklich meine Welt.

-digi- mal von der anderen Seite.

Genau so berichteten Wolf von Lojewski und Marion von Dönhoff vom Wiedersehen mit "seinem" bzw. "ihrem" Ostpreußen.

Eigentlich sollte es hier nur um eine große menschliche Geste gehen...



Warschau, 7. Dezember 1970

@: "...Ich bin dabei, die Mitgliedschaft im ST deswegen einschlafen zu lassen...."

Du lässt das aber ziemlich aufgeweckt einschlafen ()