Diskussion historischer Ereignisse Kniefall

olga64
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Re: Kniefall
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.12.2010, 14:25:14
Ich weiß daß die Heimatvertriebenen sich teilweise noch
bis heute nicht mit der damaligen Situation abgefunden
haben, nur wird ihr Schweigen als Zustimmung gewertet.
nicht richtig,daß die Kinder und Kindeskinder keine Beziehungen mehr zur Heimat der Vorfahren haben Tatsache ist, daß die
ehemaligen deutschen Gebiete jenseits von Oder und Neiße
leider für immer verloren sind.
Kieslatscher[/quote]

Angenommen, die Leute, die damals auf der Flucht waren waren 10 Jahre und älter - die meisten leben nicht mehr.Sie lebten die meiste Zeit ihres Lebens nicht in diesen "GEbieten" - warum sollte sich hier jemand mit "seiner Traumwelt" nicht abfinden? Es waren doch nicht alle Grossgrundbesitzer, obwohl sie in den Anfangszeiten dies stets so verkündeten.
Deren Kleinkinder kennen die Fluchterlebnisse sicher nur aus Erzählungen über Jahrzehnte - sollten Sie die Sehnsucht verspüren, im Lande ihrer Väter leben zu wollen - nur zu: als EU-Bürger ist dies z.B. in Polen jederzeit möglich. Vor dem ehemaligen Königsberg wird sich wohl jeder hüten - da der jahrzehntelange genossene Wohlstand in unserem Land diese Menschen ja auch anspruchsvoll machte.
Gebiete sind leider verloren? Ich finde es leider nach wie vor mehr als anstössig, dass deutsche Menschen, die im letzten Jahrhunderte Kriege anzettelten, viel Leid über die Menschheit brachten und diese Kriege verloren nach Jahrzehnten noch immer "deutschen Gebieten" nachweinen. Olga
Medea
Medea
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Re: Kniefall
geschrieben von Medea
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.12.2010, 14:25:14
Die durch diesen unseeligen Krieg verlorengegangenen deutschen Ostgebiete rufen immer noch Trauer bei den Vertriebenen und auch ihren Kindern hervor. Meine Eltern haben es Willy Brandt und seiner Politik nie verzeihen können, daß Schlesien, Ost- und Westpreußen, Pommern abgetreten wurden. Ich bin sehr dafür, daß die Erinnerungen an diese Provinzen wachgehalten werden, Sprache/Dialekt, Brauchtum etc.

Ich bin einige Male in Schlesien gewesen, die Polen haben viel Anerkennenswertes in den vergangenen Jahrzehnten geleistet, das soll auch nicht unterschlagen werden.

Medea.

olga64
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Re: Kniefall
geschrieben von olga64
als Antwort auf Medea vom 10.12.2010, 15:28:42
Meine Eltern haben es Willy Brandt und seiner Politik nie verzeihen können, daß Schlesien, Ost- und Westpreußen, Pommern abgetreten wurden. Ich bin einige Male in Schlesien gewesen, die Polen haben viel Anerkennenswertes in den vergangenen Jahrzehnten geleistet, das soll auch nicht unterschlagen werden.
Medea.

Obwohl es ja weltpolitisch nicht signifant wichtig ist, was Ihre Eltern verzeihen konnten oder nicht - dies ist fast Geschichtsfälschung, was Sie schreiben: nach dem verlorenen 2. Weltkrieg entschieden die Eroberungs-Mächte, welche Gebiets- Abtretungen der Verlierer Deutschland zu leisten hatte. Mit Willi Brandt wurde Vieles erleichtert - es war auch der erste Baustein zur dann folgenden, sog. Wiedervereinigung (die ja nicht sehr hoch im Kurs steht bei uns Deutschen).
Auch ich war viele Male in Polen, kenne die grossen Städte und viele Gebiete. Ich war nie vorbelastet, da ich weder Grossgrundbesitzerin noch Einwohnerin dort war - dies ermöglicht mir aber bis zum heutigen Tage, sachlich mit den von mir hochgeschätzten Polen diskutieren zu können. Wenn ich mich z.G. im Warschauer Getto, oder was davon übriggeblieben ist nach der Zerstörung durch die Deutschen und beim auch in Polen so gesagten "Umschlagplatz" fürchterlich schämte, waren es meine polnischen Freunde, die mich wieder aufbauten. Olga

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schorsch
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Re: Kniefall
geschrieben von schorsch
als Antwort auf olga64 vom 10.12.2010, 16:04:31
Wer einen Krieg anzettelt und nach einer Niederlage dann meint, er komme ungeschoren davon, ist naiv.

Leider ist es dann in der Regel so, dass die Haupttäter es sich leisten können, zu verschwinden und unter neuem Namen mit den Ressourcen, die sie beizeiten in andere Länder geschafft haben, feudal zu leben. Ausbaden und ausfressen müssen dann jene, die sich zum Werkzeug haben missbrauchen lassen.
clara
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Re: Kniefall
geschrieben von clara
als Antwort auf Medea vom 10.12.2010, 15:28:42
Medea, dieser von Brandt unterzeichnete Verzicht auf die deutschen Ostgebiete war sehr schmerzhaft für die Vertriebenen und hat zu den bekannten Irritationen in Polen geführt. Historisch gesehen war er aber der einzige Weg, das "eingefrorene" Verhältnis zum Ostblock aufzuweichen.
Wie im Film neulich über Brandt zu sehen war, entwickelte sich sogar zwischen ihm und Breschnew eine Art Freundschaft. Breschnew meinte verbürgt zu Brandt, die Zweiteilung Deutschlands tue ihm ja Leid, aber er könne nichts dagegen tun!

Ich habe in Polen auch sehr schön restaurierte ehemals deutsche Gebäude und Stadtteile gesehen, polnische Restauratoren sind ja für ihr Können bekannt. Auch wird von Historikern dort zunehmend an die deutsche Vergangenheit erinnert, was lange verschwiegen oder unterdrückt wurde.

Clara
Karl
Karl
Administrator

Re: Kniefall
geschrieben von Karl
als Antwort auf clara vom 11.12.2010, 12:37:32
Wir dürfen nicht vergessen, dass die Ostpolitik von Brandt den Wandel eingeleitet hat, der schließlich den Eisernen Vorhang hat fallen lassen, so dass wir uns heute, wenn wir wollten, in Polen ansiedeln könnten. Die Ostgebiete sind deshalb keineswegs mehr als verloren, sondern als wiedergewonnen zu betrachten, im Rahmen eines größeren Europas.

Karl

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silhouette
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Re: Kniefall
geschrieben von silhouette
als Antwort auf olga64 vom 10.12.2010, 16:04:31


Obwohl es ja weltpolitisch nicht signifant wichtig ist, was Ihre Eltern verzeihen konnten oder nicht - dies ist fast Geschichtsfälschung, was Sie schreiben: nach dem verlorenen 2. Weltkrieg entschieden die Eroberungs-Mächte, welche Gebiets- Abtretungen der Verlierer Deutschland zu leisten hatte. Mit Willi Brandt wurde Vieles erleichtert - es war auch der erste Baustein zur dann folgenden, sog. Wiedervereinigung (die ja nicht sehr hoch im Kurs steht bei uns Deutschen).

Auch das, Madamchen, ist weltpolitisch nicht signifant, dass Sie die alliierten Siegermächte des 2. Weltkriegs als "Eroberungsmächte" bezeichnen. Denn es ist grottenfalsch. "Eroberung" war das Ziel von Adolf Hitler, und dagegen haben sich die Alliierten verbündet, nachdem sie bzw. ihre Verbündeten von Hitler bzw. dessen Verbündeten angegriffen worden waren, und durch die Niederlage Deutschlands so ganz nebenbei auch noch "etwas bekommen", wie das halt so bei Siegern üblich ist.

Wenn schon an Ausdrücken herummäkeln, dann bitte korrekt!

Und wenn jemand gelegentlich Andeutungen auf stupende Italien- und Italienischkenntnisse einfließen lässt, würde ich erwarten, dass das Wort Ghetto richtig geschrieben wird, und nicht wie Tschetto, phonetisch genauer: Tscheddo (italienisch ausgesprochen, da es sich um ein italienisches Wort handelt).

Salut, Gnädigste, bis zum nächsten Mal!
Re: Kniefall
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf silhouette vom 11.12.2010, 14:32:28
Auch das, Madamchen, ist weltpolitisch nicht signifikant, dass Sie das Wort "signifikant" falsch schreiben.
Wenn schon an Ausdrücken herummäkeln, dann bitte korrekt! Es heißt nicht "signifant", sondern „signifikant“.

Und wenn jemand gelegentlich Andeutungen auf stupende Italien- und Italienischkenntnisse einfließen lässt, würde ich erwarten, dass er weiß, dass ein T im Italienischen nicht wie ein D und ein D nicht wie ein T gesprochen wird. Ohne h wird es im Italienischen also wie Dschetto und nicht wie „Tscheddo“ gesprochen und bedeutet „der Wurf“ von „gettare“ = „werfen“.
Zum anderen: Es gibt es im Deutschen zwei Schreibweisen, man kann immer noch auch „Getto“ (die Schreibweise vor der Rechtschreibreform) schreiben, das ist leider immer noch nicht nicht falsch, s. Link.
Ja, Pech, wenn man jemandem eins auswischen will und es nicht klappt, nicht wahr?

Eine Anmerkung: Da mir in einem anderen Thread eine nicht vorhandene Freundschaft unterstellt wurde: Ich bin keine Freundin von Olga. Aber wo sie Recht hat, hat sie Recht.
silhouette
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Re: Kniefall
geschrieben von silhouette
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.12.2010, 16:18:14

Ja, Pech, wenn man jemandem eins auswischen will und es nicht klappt, nicht wahr?


Wohl wahr!

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.

Und: An der historischen Bedeutung des Kniefalls und der damit eingeleiteten sog. "Deutschen Ostpolitik" scheiden sich bis heute anscheinend noch mehr Geister, als man vermuten könnte.
Nicht wahr?
miriam
miriam
Mitglied

Re: Kniefall
geschrieben von miriam
Dass man über diese große und spontane Geste von Willy Brandt solche Diskussionen führen kann, ist beschämend.

Man sollte eigentlich den berühmten Kniefall, für sich sprechen lassen - und auch wissen, dass es die Geste gewesen ist, die viele Menschen mit Deutschland, trotz der Vergangenheit, damals zum Teil versöhnt hat.

Miriam

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