Diskussion historischer Ereignisse Aus "DDR" wird DDR

pschroed
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RE: Aus "DDR" wird DDR
geschrieben von pschroed
als Antwort auf wandersmann vom 13.07.2021, 19:37:01
Weißte mein Lieber Wandersmann, ich bin in der DDR geboren, aufgewachsen und gut ausgebildet worden.
Ich ebenso dutchweepee.
Ich konnte es mir nicht aussuchen in der DDR geboren zu sein - ich hatte einfach nur Glück.
Die DDR muß ja ein Paradies gewesen sein, vielleicht müsste man die Geschichte umschreiben.
Wenn ich mir heute vorstelle in welchen Loch ich das Licht der Welt erblicken mußte. 😄
Phil. 
Michiko
Michiko
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RE: Aus "DDR" wird DDR
geschrieben von Michiko
als Antwort auf pschroed vom 14.07.2021, 12:27:09

Auch wenn von den 17 Millionen DDR-Bürgern viele das Land nicht als Paradies empfunden haben, diejenigen, die dort eine glückliche Kindheit hatten, eine Familie gründeten und mit dem Mangel und den Repressalien klar kamen, denen sollte man diese Erinnerung belassen.
Und als die Dinge im Lande sich mehr und mehr entpuppten als das, was sie wirklich waren, nämlich ein Leben unter Druck, Anpassung und Mangelwirtschaft, da fand sich ein bayerisches Urgestein, der dem Klassenfeind sogar noch einen Mlliardenkredit verschaffte. Das war 1983, was Ende der 80er passierte, ist hinlänglich bekannt und Geschichte.

Empfehle bei der Gelegenheit ein Buch:  "Ausharren im Paradies" von Renate Feyl, das Leben einer Familie, zunächst Idylle, dann Deformation und ein Leben unter Druck und staatlicher Kontrolle.

pschroed
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RE: Aus "DDR" wird DDR
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Michiko vom 14.07.2021, 12:51:05
Liebe Michiko
Besonders Kinder fühlen sich überall wohl, was bleibt ihnen auch anderes übrig, ob im Osten oder Westen, schließlich konnten die DDR Bürger nicht dafür daß sie eingesperrt wurden.
Im Westen gab es zu derzeit auch Gegenden auch ausserhalb DE  wo es noch schlimmer zuging bzw. Familien am Existenz minimum praktisch  dahin vegetieren mußten. 
Die 50ziger 60ziger sogar noch bis anfang in die 70ziger hinein gab es eben vermehrt Armut.
Ich könnte mir nicht vorstellen diese Zeit schönreden zu wollen.
Natürlich gab es Ausnahmen, besonders von eben etwas besser Situierten in dieser Zeit.
Phil.

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olga64
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RE: Aus "DDR" wird DDR
geschrieben von olga64
als Antwort auf pschroed vom 14.07.2021, 13:03:09

Liebe Michiko
Besonders Kinder fühlen sich überall wohl, was bleibt ihnen auch anderes übrig, ob im Osten oder Westen, schließlich konnten die DDR Bürger nicht dafür daß sie eingesperrt wurden.
Im Westen gab es zu derzeit auch Gegenden auch ausserhalb DE  wo es noch schlimmer zuging bzw. Familien am Existenz minimum praktisch  dahin vegetieren mußten. 
Die 50ziger 60ziger sogar noch bis anfang in die 70ziger hinein gab es eben vermehrt Armut.
Ich könnte mir nicht vorstellen diese Zeit schönreden zu wollen.
Natürlich gab es Ausnahmen, besonders von eben etwas besser Situierten in dieser Zeit.
Phil.
Wenn man das als Nicht-Historiker oder Nicht-Soziologe überhaupt in der Retroperspektive beurteilen möchte, ist das vermutlich immer unzulänglich.

Da es den aufständischen Bürgern 1989 gelang, diese kleine DDR zum Einsturz zu bringen, kann man laienhaft auf den Gedanken kommen, warum haben die es nicht schon viel früher versucht und sind lieber in Scharen abgehauen und haben sich bevorzugt beim Klassenfeind untergebracht?
Aber das ist vermutlich falsch und zu wenig individuell betrachtet.
Es ist richtig, dass auch im Westen, insbesondere kurze Zeit nach dem Krieg das Leben noch nicht so bequem war; aber es ging zügig weiter auch mit Hilfe der internationalen Unterstützung durch Nationen, denen gerade Deutschland vorher viel Leid angetan hatte.
Trotzdem habe ich in meiner individuellen Bewertung die 70er Jahre als besonders positiv in Erinnerung. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass ich damals jung war und für meinen weiteren Lebensweg Pläne schmiedete und die Weichen stellte. War ja möglich - es gab ja viele Chancen.
Und es hing nicht alles daran, ob man nun sehr reich war oder noch finanziell stark zu kämpfen hatte. Es ging ja immer weiter - meist nach oben. Olga
hobbyradler
hobbyradler
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RE: Aus "DDR" wird DDR
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf olga64 vom 14.07.2021, 17:13:16

Da es den aufständischen Bürgern 1989 gelang, diese kleine DDR zum Einsturz zu bringen, kann man laienhaft auf den Gedanken kommen, warum haben die es nicht schon viel früher versucht ...............
 
Nach den Erfahrungen vom 17.Juni 1953 habe ich dafür großes Verständnis.
Vermutlich hätte ich mich das auch nicht getraut.

Ciao
Hobbyradler
RE: Aus "DDR" wird DDR
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pschroed vom 14.07.2021, 13:03:09

Die 50ziger 60ziger sogar noch bis anfang in die 70ziger hinein gab es eben vermehrt Armut.
 
Lieber Phil, was ist Armut? Unser Leben war sehr einfach damals. Filzstifte gab es nur in den Farben rot, blau, grün und schwarz - im Westen waren sie in allen Regenbogenfarben zu kaufen. So war es mit vielen Dingen. Aber es musste niemand hungern, alle hatten Arbeit, alle hatten Wohnung. Autos hatten wir nicht, die waren auch kein Thema: mit Bus und Bahn kam man für wenig Geld in alle Ecken des Landes. Nein, als arm würde ich unser Leben damals nicht bezeichnen.
Dann waren wir plötzlich frei. Es gab Arbeitslose und Obdachlose. Ich habe Kinder unterrichtet, die morgens ohne Frühstück kamen und mittags ohne Essen wieder heim gingen. So etwas kannten wir nicht, das war neu und wir mussten erst lernen damit umzugehen.
Weder der politische Druck damals noch die Arm-Reich-Schere heute sind gut für die Menschen. Es müsste etwas dazwischen geben. Aber das hat noch keiner erfunden.
Simiya

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pschroed
pschroed
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RE: Aus "DDR" wird DDR
geschrieben von pschroed
als Antwort auf olga64 vom 14.07.2021, 17:13:16

Trotzdem habe ich in meiner individuellen Bewertung die 70er Jahre als besonders positiv in Erinnerung. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass ich damals jung war und für meinen weiteren Lebensweg Pläne schmiedete und die Weichen stellte. War ja möglich - es gab ja viele Chancen.
Und es hing nicht alles daran, ob man nun sehr reich war oder noch finanziell stark zu kämpfen hatte. Es ging ja immer weiter - meist nach oben. Olga
Aus meiner eigener Erfahrung ging es mir auch so, nachdem ich begann für mich selbst zu sorgen hatte ich auch keine nasse Füsse mehr. 😉 Phil.
olga64
olga64
Mitglied

RE: Aus "DDR" wird DDR
geschrieben von olga64
als Antwort auf hobbyradler vom 14.07.2021, 17:53:27
 
Da es den aufständischen Bürgern 1989 gelang, diese kleine DDR zum Einsturz zu bringen, kann man laienhaft auf den Gedanken kommen, warum haben die es nicht schon viel früher versucht ...............
 
Nach den Erfahrungen vom 17.Juni 1953 habe ich dafür großes Verständnis.
Vermutlich hätte ich mich das auch nicht getraut.

Ciao
Hobbyradler
Das stimmt in jedem FAll - gerade wir gepamperten Westdeutschen hätten sicherlich diesen Mut überhaupt sehr schwer aufbringen können.
Aber es ist vermutlich so, wenn die Zu- und Umstände unhaltbar werden, wächst auch der Mut (was man derzeit z.B. auch in Cuba sieht).
Zwischen 1953 und 1989 entstanden fast zwei neue Generationen und das bedeutet auch Wechsel in der GEsellschaft, den Ansprüchen und den Anforderungen an Zukunftsperspektiven. Und dann kam es wie es vermutlich kommen musste.
Dann droht auch einem "antifaschistischen Schutzwall" (diesen Namen empfand ich auch immer als grosse Unverschämtheit) Einsturzgefahr. Olga
lupus
lupus
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RE: Aus "DDR" wird DDR
geschrieben von lupus
als Antwort auf aixois vom 13.07.2021, 01:22:48

In dem Strang um die Gänsefüßchen für die DDR habe ich zufällig deinen Beitrag nachgelesen.

Nun wundert mich die Geisteshaltung einiger Leute im ST nicht mehr .
Es waren sicher keine "Neulehrer" die das als gedankliche Ausrichtung eingebläut haben und es ist haften geblieben und spiegelt sich in verschiedenen Beiträgen im ST.

lupus


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