Diskussion historischer Ereignisse 17. JUNI 1953

hobbyradler
hobbyradler
Mitglied

Re: 17. JUNI 1953
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf hugo vom 20.06.2012, 06:42:09
Hallo Hugo,

die Aussage von Hafel kann ich schon nachvollziehen. Wenn hier zum 17.Juni von Einzeln gesprochen wird, kann dies eigentlich nur wiedergegebene Propaganda der damaligen Führung sein, die sich unter die Kittelschürze der roten Besatzer geflüchtet hatte, deren Schergen dem Aufstand nicht mehr Herr wurden.

Ciao
Hobbyradler
hafel
hafel
Mitglied

Re: 17. JUNI 1953
geschrieben von hafel
als Antwort auf hugo vom 20.06.2012, 06:42:09
@ Hugo : "denk doch mal an die vielen Nazis und Hitlerhoffierer, wie schnell die umgelernt hatten
denk doch mal an die vielen Wendehälse ab 1989, wie schnell die eine neue Fahne trugen
"



Hugo, das ist doch genau eine Diskussion des "Abschiebens der Verantwortung“. Was würdest Du denn als erziehender Vater sagen, wenn Deine Kinder z. B. beim "Klauen" erwischt wurden und sie als Verteidigung sagen: "Schulzes und Müllers Kinder machen das aber auch".

Eine Sache wird nicht dadurch besser oder weniger Schlimm, wenn ich auf die Missstände anderer hinweise.

Hafel
sysiphus
sysiphus
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Re: 17. JUNI 1953
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf hugo vom 20.06.2012, 06:42:09
"denk doch mal an die vielen Nazis und Hitlerhoffierer, wie schnell die umgelernt hatten"
Da muss man dem HUGO beipflichten.
Eben haben Offiziere der Nazi-Wehrmacht noch verbissen gegen den Bolschewismus gekämpft, einen kleinen Moment später sangen die das Lied von der kommunistischen Menschheitsbeglückung im Nationalkomitee Freies Deutschland.

sysiphus...

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Gillian
Gillian
Mitglied

Re: 17. JUNI 1953
geschrieben von Gillian
als Antwort auf hobbyradler vom 20.06.2012, 08:51:09
So, nun sind wohl genug "Weißheiten" verbreitet worden, außerdem ist schon der 20. Juni ...
Na dann auf Wiedersehen im nächsten Jahr, wenn die Brühe zum 60. wieder aufgewärmt wird!
Bis dann!
G.
Re: 17. JUNI 1953
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Gillian vom 20.06.2012, 16:03:42
"Na dann auf Wiedersehen im nächsten Jahr, wenn die Brühe zum 60. wieder aufgewärmt wird!"

Ja - so ist das mit stinkender Brühe - sie kommt immer wieder an die Oberfläche.
Da hilft auch die "Veredlung" und Parfümierung der stinkenden Brühe durch einige recht wenig.
clara
clara
Mitglied

Re: 17. JUNI 1953
geschrieben von clara
als Antwort auf Gillian vom 20.06.2012, 16:03:42
Gillian, Deine Ansicht, dieses Tages nicht mehr zu gedenken, kann ich nicht teilen. Der 17. Juni 1953 ist ein ganz wichtiges Datum im Geschichtsbuch der (Nachkriegs)Deutschen, zusammen mit dem Tag der Wiedervereinigung!

Clara

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silhouette
silhouette
Mitglied

Re: 17. JUNI 1953
geschrieben von silhouette
als Antwort auf lupus vom 20.06.2012, 08:47:34


Übrigens, vielleicht fehlt dir doch was!

Da magst du recht haben: ein ganz bestimmtes Antiallergikum.
olga64
olga64
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Re: 17. JUNI 1953
geschrieben von olga64
als Antwort auf clara vom 20.06.2012, 16:29:01
Früher, als es noch ein gesetzlicher Feiertag war, an dem nicht gearbeitet werden "musste", wurden auch Menschen befragt, weshalb dieser Tag Feiertag ist - sehr viele kannten die Zusammenhänge nicht und dies dürfte sich nicht gebessert haben.
Das ändert sich von Generation zu Generation, vor allem auch in einem Land, wo Menschen oft nicht wissen, wer sie regiert, bzw. wo Berlin liegt. Man sollte auch hier tolerant sein - nach fast 3 Generationen! Und ein zwangsweises Gedenken würde überhaupt nichts bringen, wie ich finde. Olga
sysiphus
sysiphus
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Re: 17. JUNI 1953
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf sysiphus vom 20.06.2012, 11:07:33
Jung verheiratet, wurde ich im Februar 53, Vater. Meine damalige Frau war sehr besorgt, als ich am 17. Juni 1953, zu einem verabredeten Treffen mit zwei Tanten gehen wollte. Die Tanten waren Schwestern meiner damals bereits verstorbenen Mutter. Beide wohnten im Ostsektor. Tante Lisa in Französisch-Buchholz, Emmy in der Pappelallee im Bezirk Prenzlauer Berg. Dorthin machte ich mich um kurz nach 10 Uhr auf den Weg, zu Tante Emmy und Onkel Eduard, der ein Altkommunist und nun ein total überzeugter SED-Genosse war. Wir wohnten in unmittelbarer Nähe zur Bornhomer Brücke,die richtig Bösebrücke heißt. Von da aus hatte ich einen Fußweg von etwa 15 Minuten bis zur Pappelalle. Zunächst war alles wie immer auf der Bornholmer Strasse. Nix zu sehen von den Massenprotesten von denen ich im Radio gehört hatte.

Aber dann - in der Schönhauser Allee, da waren ungewöhnlich viele Meschen unterwegs. Vor Hauseingängen standen Leute und diskutierten aufgeregt. Als ich an die grosse Kreuzung Schönauser Allee / Dimitroffstrasse anlangte, war die völlig von Menschenmassen verstopft. Ein Polizeiauto war eingeklemmt und die Menschen rundherum, waren sehr aufgeregt, ich war jedoch nicht nah genug am Geschehen und wurde auch mit der Masse abgedrängt, zum Glück in Richtung Pappelallee, wohin ich ja wollte.

Endlich raus aus dem Gedränge, lief ich zum Haus in dem meine Verwandten wohnten. Zuvor hatte ich noch gesehen, dass in der Pappelallee auf der anderen Strassenseite, Leute aus den Fenstern im ersten Stock Papiere und Uniformen warfen, ofensichtlich aus einer Polizeidienststelle. Als ich endlich vor der Wohnungstür von Tante und Onkel stand und den Klingelknopf drükte, kam niemand um zu öffenen. Trotz mehrfachem Klingeln rührte sich nichts in der Wohnung. Später erfuhr ich von Tante Lisa, die schon eine Stunde vor mir vergeblich dort gewesen war, "die hatten wohl Paranoia".

Zurück zur Schönhauser Allee, schloß ich mich einer der vielen Gruppen an, die in Richtung Alexanderplatz unterwegs waren. Es wurde viel geredet, über Witze gelacht, die Stimmung war ungeheuer euphorisch. Im Gespräch mit drei Klempnern, die wie sie sagten, die Rohrzangen für heute an den Nagel gehängt hätten, bemerkte ich, dass ich Westberliner sei, "sag das nicht so laut" meinten sie, es sind Häscher zugange, die Leute wie mich einfangen wollen, um westgesteuerte Provokateure voführen zu können.

Inzwischen hatte ich mich einer kleineren Grppe angeschlossen. Wir hatten uns von den Massen auf den grossen Strassen getrennt. Wir waren elf Leute, neben den Männern, drei Frauen. Alle waren in etwa zwischen 20 und 40 Jahre alt. Weil wir gehört hatten, dass vor dem Haus der Ministerien in der Leipziger Strasse eine Großdemonstration statt fände, wollten wir dort hin. Ein junger Mann in meinem Alter fragte mich, ob ich mit ihm komme, er wolle zum Potsdamer Platz. OK, ich ging also mit ihm. Er erzählte mir er wäre bei der Kasernierten Volkspolizei und hätte die Absicht "zu türmen", wie er sagte. Ob ich wohl mitkommen könnte nach Westberlin? Na klar konnte ich. Auf westberliner Seite hab ich ihn bei Polizisten abgeliefert.

Der Tag war noch nicht zu Ende. Die wild umher kurvenden T-34 Panzer hab ich gesehen, die mit Steinen und Holzknüppeln, wütend gegen die Sowjetpanzer angehenden, zumeist jungen Menschen auch. Als das Maschinengewehrfeuer gegen die Menschen auf dem Potsdamer Platz eröffnet wurde, hatte ich eben von westberliner Seite aus den Heimweg angetreten.

sysiphus...
clara
clara
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Re: 17. JUNI 1953
geschrieben von clara
als Antwort auf sysiphus vom 20.06.2012, 17:21:00
Eine eindrucksvolle und realistische Schilderung, Sysiphus! Ähnliche Erlebnisse hatte auch mein oben genannter Zeuge dieses Aufstands.


@ Olga

Sicher geht zwangsweises Gedenken gar nicht. Dieses für Deutsche wichtige Ereignis hat seinen Platz im Geschichts-und Politikunterricht und davon können sich Schüler - anders, als beim Religionsunterricht - glücklicher Weise nicht befreien lassen. Sie müssen sich anhören und lernen, was damals geschah und warum und das ist gut so! Nicht umsonst war der 17. Juni der Nationalfeiertag in der alten BRD.

Umfragen zeigen, dass die Leute in der Mehrzahl nichts mehr vom Ursprung religiöser Feiertage wissen, allerhöchstens noch, wofür Weihnachten steht. (Wegen der arbeitsfreien Tage sind sie allerdings willkommen.) Der 17. Juni ist für mich wichtiger, als jeder religiöse Feiertag und sollte mit einigen anderen geschichtlichen Eckpunkten Bestand in der Erinnerung haben. Dazu dient das jährliche Gedenken.

Clara

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