Forum Blog-Kommentare Und plötzlich ist alles anders

Blog-Kommentare Und plötzlich ist alles anders

Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

Und plötzlich ist alles anders
geschrieben von Drachenmutter
Nein, es geht mir nicht schlecht, ich schrieb nur nieder, was ich seit dem Schlaganfall meines Mannes vor 4 Jahren empfinde.

Im vergangenen Februar, da ging es mir wirklich schlecht. Da schrieb ich folgendes auf:

Letzter Drachenflug

Großer goldener Drache komm zu mir und nimm mich mit auf meine letzte große Reise, flieg mit mir in das große Feuer aus dem alle Funken geboren werden.
Ich warte auf Dich voller Sehnsucht zu jeder Stunde, denn alles ist besser als das Hamsterrad in dem ich meine Runden drehe.
Allein gelassen und vergessen. Zu krank, um die Ketten zu sprengen und zu fliehen. Vom Pflichtbewusstsein niedergedrückt. Ohne Hoffnung auf Besserung.
Komm, goldener Drache, lass mich nicht zu lange warten. Lass es bald, schnell und schmerzlos geschehen.

woelfin - C.F.
24. 02. 2015

Seinerzeit wollte ich sterben. Danach haben wir den Pflegedienst mit ins Boot geholt. War dringend notwendig, um mich zu entlasten.

LG,
woelfin
Woelfin,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
ohne Pflegedienst kann man das nicht schaffen, was mit einer solch plötzlich eintretenden harten Lebensveränderung einhergeht.
Da kommt zu vieles zusammen.
Das Zusammenbrechen eines Lebensplanes, denn eigentlich war anderes geplant und wurde freudig erwartet.
Und dann ein solcher Schicksalsschlag. Das Hineinwachsen in die neuen Verantwortungsbereiche braucht Kraft.
Das Abschiednehmen vom Geplanten ebenso.
Ich denke, Du hast Dein Bestes getan und sich Hilfe zu holen, gehört unbedingt dazu!

Ich bin froh zu lesen, dass Du den Weg so gehen konntest.

Schönes Wochenende

Meli
Syrdal
Syrdal
Mitglied

Immer wieder
geschrieben von Syrdal
ist zu beklagen, dass langjährige Bekanntschaften, nachbarliche Verbindungen und sogar lebenslange Freundschaften urplötzlich enden, wenn sich ein alles veränderndes Ereignis einstellt. Dann spürt man unvermittelt die "kalte Schulter" derjenigen, denen man früher soviel Zuwendung zugemessen hat und es wird urplötzlich sichtbar, auf welch brüchigem Fundament die letztlich unehrliche "Freundschaft" gebaut war. - Ja, sicher wird es neue freundschaftliche Bindungen geben, ehrliche, hilfreiche... Doch dazu bedarf es neben Geduld enormer Lebensstärke, die einem jeden nur zu wünschen ist, der jemals die schmerzhafte Erfahrung zerbrechender Freundschaften erleiden musste.
All den in dieser Weise Betroffenen wünscht eine solche unerschütterliche Lebensstärke
Syrdal


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Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

@ Meli
geschrieben von Drachenmutter
Ja, ohne Pflegedienst geht es nicht mehr, wenn wir den auch selbst bezahlen müssen, weil die Pflegestufe wieder einmal abgelehnt wurde. Es fehlen ganze 8 Minuten. Wir waren halt zu ehrlich bei der Beantwortung der Fragen.

Aber da wir kein Auto mehr haben, nicht mehr in den Urlaub fahren können und und und, ist das Geld für den Pflegedienst da und wir zahlen es gerne.

Mein Mann hat sich seit geraumer Zeit auch einer Selbsthilfegruppe und einer Turngruppe für Schlaganfallpatienten angeschlossen. Für die Taxifahrten mit dem Rollstuhltaxi bekommt in Duisburg jeder Rollstuhlfahrer im Jahr eine Pauschale von 2000 Euro von der Stadt. Der Rollstuhlfahrer übernimmt 10% der Fahrkosten, den Rest die Stadt, bis der Betrag aufgebraucht ist. So kann mein Mann am öffentlichen Leben teilnehmen.

Ich kann da nicht mitfahren, weil das Rollstuhltaxi für eine weitere Person keinen Platz mehr hat. Außerdem kann ich Finn nicht mehr alleine lassen. Das heißt für mich wieder zu Hause bleiben, während mein Mann sich amüsiert und Abwechslung hat. Das ist auch nicht lustig für mich.

Manchmal komme ich mir halt vor wie die persönliche Bedienung, die selbst keinerlei Rechte mehr hat. Das wird sich wohl erst ändern, wenn mein über alles geliebter Finn nicht mehr lebt. Zwiespältige Gefühle tun sich da auf.

Danke für Deinen Kommentar.

LG,
woelfin
HeCaro
HeCaro
Mitglied

Liebe Wölfin
geschrieben von HeCaro
Ich bin fassungslos über so viel Herzlosigkeit.
Das waren keine Freunde! Und kein menschliches Verhalten!
Ich kann nachfühlen wie verzweifelt Du warst und wie enttäuscht von denen auf die Du gezählt hast.
Du hast diese Krise überwunden? Und ich hoffe Du bist dadurch stärker geworden. Wenn man merkt,
dass die eigenen Schultern nicht mehr ausreiche um die Aufgabe zu bewältigen, muss man die Last
teilen. Alleine das, denke ich gibt schon Hoffnung.

Wer über seine Kräfte hinaus pflegt, bricht bald unter
der Last zusammen und braucht selbst bald Pflege.

Ich wünsche Dir, das Du echte Freunde findest.
Vielleicht evtl. in einer Selbshilfegruppe?

Einen herzlichen Gruß
Carola
Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

@ Syrdal
geschrieben von Drachenmutter
Auch Dir danke für Deinen Kommentar.

Der Verlust der Freunde ist ein harter Schlag.

Wir waren über 25 Jahre in einer Spielegruppe, trafen uns mal hier mal da und spielten viele Stunden Fantasy-Rollenspiele. Zuletzt spielte mein Mann alleine dort mit, weil unser Finn dort nicht so gerne gesehen war. So blieb ich mit ihm zuhause.

Nach dem Schlaganfall kam die Gruppe noch einmal zum Kaffeetrinken zu uns. Das war dann wohl der Abschiedsbesuch, denn danach hat sich keiner mehr bei uns gemeldet. Das hat uns beiden schon sehr weh getan, denn damit hatten wir nicht gerechnet.

Man wird aussortiert und vergessen, weil man nicht mehr so am Leben teilnehmen kann wie zuvor.

Würde unsere Tochter nicht alle 14 Tag mit dem Wagen kommen und mit mir Getränkekästen und sonstige Dinge einkaufen, die ich zu Fuß nicht bekommen kann, dann wären wir vollkommen aufgeschmissen.

In Notsituationen lernt man die Menschen erst richtig kennen.

LG,
woelfin

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Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

liebe Carola
geschrieben von Drachenmutter
Ich danke Dir für Deinen Kommentar.

Du fragst, ob ich die Krise überwunden habe. Ich weiß nicht, manchmal denke ich ja, dann wieder nein. Die Stimmungsschwankungen sind recht groß. Manchmal geht es mir gut, ein andermal denke ich, ich werde depressiv.

Einer Selbsthilfegruppe kann ich mich zur Zeit nicht anschließen, da meine Zeitfenster streng ausgerichtet sind. Ich habe nur wenige Stunden, in denen ich außerhäusig etwas unternehmen könnte, weil ich ja auch regelmäßig mit dem Hund raus muss. In unserem Stadtteil gibt es keine Selbsthilfegruppe. Ich müsste also in die Innenstadt. Die Busfahrt dorthin dauert alleine eine Stunde. Zurück dann noch einmal diese Zeitspanne und dazwischen dann die Gruppe. Vorher mit dem Hund raus und hinterher auch direkt wieder. Stress hoch drei für mich. Nix gut.

Wie ich schon an anderer Stelle schrieb, das wird sich erst ändern, wenn mein Hund nicht mehr lebt. Aber daran darf ich nun gar nicht denken.

LG,
woelfin
Woelfin,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
hier offenbart sich wieder einmal die Unmenschlichkeit in der Pflege kranke Menschen zu behandeln, als liefen sie über das Band von VW.
Aber schließlich haben Hartz und Schröder genau das so ausgeklüngelt.
Der Widerstand gegen diese Minutenberechnung wächst und man kann nur hoffen, dass er auch einmal greift.
Du weißt, ich war immer schon der Meinung, dass wir in einem reichen Land leben, dass nur die Verteilung falsch ist.

Du bist in einer echten Zwickmühle. Ich kann nur hoffen, dass Du - und ich weiß, das ist jetzt ganz hart, was ich schreibe, verzeih bitte - auf den sich abzeichnenden Abschied von diesem wundervollen Hund innerlich vorbereitet bist.
Wir haben gerade erst bei hafel erlebt, wie schwer der Abschied von einem geliebten Tier ist.
Ich selbst habe es auch durchmachen müssen und es schmerzt auch heute noch.

Viel Kraft!
LB Meli
HeCaro
HeCaro
Mitglied

nein nein
geschrieben von HeCaro
das habe ich natürlich nicht gemeint, das wäre ja noch viel schlimmer für Dich.

Bei der Selbsthilfegruppe dachte ich an Menschen die sich in der gleichen Lage befinden und das gleiche durchgemacht haben, wie Du. Da entwickelt man ein Gespür für die Nöte, weil man sie kennt.Es war nur ein gut gemeinter Vorschlag, aber ich sehe natürlich, das es Dir die Umsetzung nicht möglich ist.

Dass Deine Stimmungen schwanken und Du manchmal nicht weißt,
was für eine Sinn alles haben soll, ist in Deiner Lage fast normal.
Aber Du bist eine starke Frau, lass Dich nicht unterkriegen und gib nie (die Hoffnung) auf.

Liebe Grüße, Carola
mygeneration38
mygeneration38
Mitglied

und in so einer Lage
geschrieben von mygeneration38
denkst du noch an andere und tröstest sie
du hast ein großes Herz und ich finde keinen
Trost für dich.vielleich hast du ja Freude am
Kunstgewerbe das wäre schöpferisch und dazu müsstest du nicht aus dem haus
solltest du das wählen würde ich dir gerne dabei helfen .Ich habe mich selbst schon damit beschäftigt mit acrylfarben Rosenkugeln bemalt
man kann dabei so gut entspannen
schöne zeitwünscht die evi

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