andere gesellschaftliche Themen Wie verletzlich ist unsere Zivilisation?
Ich habe über die Weihnachtszeit das Buch von Robert Harris "Der zweite Schlaf" gelesen. Dieses Buch spielt in einem mittelalterlich anmutendem England tausend Jahre nach dem Zusammenbruch unserer heutigen Zivilisation. Gegenstand des Buches ist die archäologische Suche nach Zeugnissen der Zivilisation vor der "Apokalypse" und der Versuch, die Vorgänge damals zu verstehen.
2019 hatte ich von Marc Elsberg "Blackout" gelesen, das ebenfalls die Verletzlichkeit unserer Zivilisation zum Thema hat, allerdings in der Gegenwart spielt, in der der vollständige Zusammenbruch auf dramatische Art und Weise so gerade noch abgewendet werden kann.
Beide Bücher sind von der Konzeption und dem Schreibstil der Autoren her völlig unterschiedlich, aber beide Bücher haben doch Gemeinsamkeiten. Sie werfen beide die Frage auf, was eigentlich passieren würde, wenn von heute auf morgen die Elektrizitätsversorgung weltweit (aufgrund z. B. terroristischer Attacken oder eines Weltkrieges) zusammenbrechen würde. Sie machen bewusst, dass unsere Mega-Großstädte immer nur wenige Tage vom Hungertod entfernt sind, denn ohne eine funktionierende Versorgung mit Gütern wären ihre Bewohner dem Tod geweiht.
Ohne Elektrizität kein Internet, kein Geld, keine Lebensmittelversorgung, keine Kommunikation, bald keine Mobilität mehr. Ohne Elektrizität und Pumpen keine Wasserversorgung, keine Klospülung etc.
Ohne Elektrizität wäre unser modernes Leben am Ende, die Milliarden von Menschen würden nicht mehr ernährt werden können. Der Fortschritt, die Zivilisation hat also eine enorme neue Abhängigkeit geschaffen.
Ich selber gehöre nun keineswegs zu den Kassandras und ich sehe die Zukunft nicht düster. Ein Grund dafür ist aber, dass ich an die Fähigkeiten des Menschen glaube, solche Szenarien des "schlimmsten Falles" gedanklich zu erfassen und deshalb Maßnahmen ergreifen zu können, den schlimmsten Fall zu vermeiden.
Jedoch, wäre es nicht hilfreich, sich einige Vorräte für schlechte Zeiten anzuschaffen, um "Durststrecken" zu überbrücken? Diskussionswürdig ist dieses Thema, denke ich und ich hoffe, ihr seht das auch so.
Karl
Das wäre fast unvorstellbar, man müsste einen Brunnen graben für die Wasserentnahme, Gemüse anpflanzen, Hühner für die Eier, usw. das wäre nicht das Schlimmste, meines Erachtens würden viele Menschen durchdrehen , in der Hoffnung dass es nicht zu einem längerem Blackout kommen wird.
Autark leben wäre aber von einer anderen Seite gesehen vielleicht gar nicht so schlecht je nachdem wie man damit umgehen kann. Phil.
Wer aber könnte noch autark leben? Wo züchtest Du in einer Mietwohnung Gemüse und wie kommst Du damit über den Winter?
Karl
Ich befürchte, dass das zu einer 'Auslese' führen würde.
Gruss Val😳
"Blackout" habe ich auch gelesen. Marc Elsberg beschreibt sehr gut darin die Eskalationsstufen von anfänglicher Hilfsbereitschaft bis hin zur Anarchie.
Am verletzlichsten sind dabei natürlich die Städte, in denen Strom und Wasser nicht selbst besorgt werden können.
"Relativ autark" habe ich in meinem Leben zweimal versucht zu leben. Aber selbst mit eigenem Brunnen und Solarenergie gibt es Abhängigkeiten in der Versorgung.
Woher bekommst du Wasser, wenn der Brunnen trockenfällt? Ist mir nach zwei Dürrejahren passiert.
Wie kochst du und machst Lebensmittel haltbar, wenn du es alleine nicht mehr schaffst, Holz zu besorgen? Nicht alles lässt sich lufttrocknen.
So ein Leben ist nur zu zweit (mindestens) möglich.
Und was passiert, wenn die Städter zur Landflucht gezwungen sind, mag ich mir gar nicht vorstellen. Elsberg hat es m.M.n. noch sehr zurückhaltend geschildert.
VG – Via
Deine Stadt ist essbar !
http://mundraub.org/
(auf "Karte" klicken)
In meiner Nähe findet man Äpfel, Pflaumen, Nüsse Walderdbeeren, Esskastanien, Brombeeren,
Himbeeren, Kräuter aller Art und einen Haufen Pilze (die ich aber nicht anrühre, weil ich mich nicht auskenne 😁)
LG
Sam
die Elektrizität ausfällt, bzw. das Internet nicht mehr funktioniert. Die Verwaltung wird
komplett umgebaut, weil mehrere Dörfer "gemeinschaftlich" verwaltet werden sollen.
Die Bibliothekarin war ziemlich hilflos, weil sie nicht mal eine Quittung ausdrucken,
geschweige denn eine E-Mail abschicken konnte.
Man hat sich so daran gewöhnt, dass der Rückweg zum Ursprung einen gewaltigen
Lernprozess zur Folge haben würde.
Fazit: was ich heute an einem kleinen Punkt erlebt habe, würde auf die ganze Welt
bezogen, absoluten Stillstand bedeuten!
Klara
recht hast Phil !
Es gibt durchaus "Zivilisationen", die weitgehend ohne oder nur mit einem kleinen Bruchteil unseres Kwh-Verbrauchs auskommen können (in erster Linie, weil sie müssen). Dann werden die Abende eben mit Kerzen-oder Petroleumlicht verbracht, der Kühlschrank mit Kerosin betrieben, Wasser mit der Handpumpe oder einem Eimer aus dem Brunnen geholt. Die Toilette ist mit einem septic tank verbunden oder arbeitet mit einer Torf etc.etc. Hühner zu halten auch kein Problem, ebenso wenig wie ein kleiner Gemüsegarten mit Obstbäumchen, außerdem gibt es noch den sehr lebendigen Dorfmarkt...
Vorräte anlegen war selbstverständlich besonders für Waren, die man nicht vor Ort bekommen konnte. Auch heute haben wir Lebensmittel im Haus, die bei 1200 kcal /Tag uns gut einen Monat ohne ernsthaften Hunger durch kommen ließen (Wasser aus der Zisterne, Campinggaskocher mit ausreichend Gas, ansonsten Holzfeuer im Garten).
à „Vorsicht! Nicht in der Wohnung oder im Haus grillen – es besteht Erstickungsgefahr!“
Alles ist also vorstellbar, lebbar. Wir haben in den sog. "unterentwickelten" Zivilisationen nicht nur mal kurze Zeit so gelebt, hätten aber jederzeit in 'unsere' Welt zurückkehren können. Will sagen, zwischen archaischen und hyper-neuzeitlichen Energieabhängigkeitsgesellschaften gibt es eine große Bandbreite, zu wenig kann manchmal mühsam sein, wenn man anderes kennt, auf zuviel kann man verzichten.
Was Karl anspricht ist die kritisch-große Abhängigkeit von (elektrischer) Energie besonders im urbanen Bereich und damit die hohe Vulnerabilität, wenn nichts mehr aus der Steckdose kommt. Rückfallpositionen gibt es kaum welche, und wenn, dann nur für eine begrenzte Zeit (Kraftwerke, Hospitäler, schon bei Wasserwerken bin ich mir nicht sicher). Ein Totalausfall wäre auch nicht das absolute Ende, es gibt Energievorräte in DE und Verbundnetze in der EU (inzwischen lassen sich sogar Gaspipelines in beide Richtungen benutzen, was – so unglaublich das klingt – vor ein paar Jahren nicht der Fall war). Es wäre der sofortige Eintritt in eine strikte Kriegswirtschaft mit dem Ziel wenigstens die Subsistenz zu sichern. Es wird viele Opfer geben, besonders im Gesundheitsbereich, wo z.B. Medikamente fehlen werden und nicht alle dringenden OPs vorgenommen werden können.
Ansonsten gehe ich davon aus, dass unser BBK (Bundesamt für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz) bereits genügend Lebensmittelkarten zur sofortigen Verteilung bereitliegen hat. Ich habe noch eine Broschüre (1967 ?) zur Vorbereitung auf den Atomkrieg (Aktenmappe auf den Kopf, in eine Mulde legen oder unter den Tisch kriechen).
Ein aktueller 86-seitiger Ratgeber des BBK kann heruntergeladen werden.www.bbk.bund.de
https://www.bbk.bund.de/DE/Ratgeber/VorsorgefuerdenKat-fall/Checkliste/Checkliste.html
„ Tipps finden Sie auch in der Broschüre „Stromausfall – Vorsorge und Selbsthilfe“ des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe unter www.bbk.bund.de.“
Man höre auf die Empfehlungen des BBK (für Karl und uns alle in die DU Form angepasst :
„Bereite Dich auf den Fall der Fälle vor !“Ist ein Notfall erst eingetreten, ist es für Vorsorgemaßnahmen meist zu spät. Wenn es brennt, musst Du sofort reagieren. Wenn Du und Deine Familie evakuiert werden müssen, kannst Du nicht erst beginnen, Dein Notgepäck zu packen. Wenn der Strom für Tage ausfällt, solltest Du einen Notvorrat im Haus haben.“
Wer aber könnte noch autark leben? Wo züchtest Du in einer Mietwohnung Gemüse und wie kommst Du damit über den Winter?In umliegenden Grünflächen, Parks es bliebe wahrscheinlich keine andere Möglichkeit.
Karl
Obst bzw. Marmelade über dem Holzfeuer für den Winter einkochen.
Die alte Kochmaschine wieder in Betrieb nehmen.
Ja man müsste den Riemen enger schnallen. 😃
Kartoffeln bzw Wurzeln Rote Beete im Keller (Sand) usw. einkellern.
Beim Bauer Hilfe geben um als Entgeld Milch usw. zu bekommen.
Lernen Brot zu Backen.
Tauschen käme wieder in Mode.
Phil,
Lieber @pschroed,
das ist illusorisch, weil alle die Grünflächen und Parks abernten würden, auch diejenigen, die nichts selber gepflanzt hätten. @Via nannte "Anarchie". Das ist das Chaos und niemand wäre sicher, auch Deine Vorräte @aixois wären dies leider nicht.
Lieber @samuelvimes,
was glaubst Du, was Du in einem solchen Katastrophenfall noch an Essbarem in Deiner Stadt finden würdest?
Liebe @val,
brutale Selektion (Auslese) würde sicherlich stattfinden. Es gäbe einen Rückfall in archaische Verhaltensweisen. Ich will es mir nicht im Detail ausmalen.
Liebe @Klara39,
stundenmäßige Ausfälle zerren an unseren Nerven, aber bedrohen uns noch nicht. Sehr problematisch wären mehrtägige, sehr großflächige Ausfälle, so dass auch keine Hilfe von anderen Regionen erfolgen könnte.
Karl