andere gesellschaftliche Themen Altersdiskriminierung, ein Interview mit Waldemar Futter
Es gibt auch noch andere Themen als nur Corona. Eines davon ist "Altersdiskriminierung". Aus Tübingen wurde jetzt ein eklatantes Beispiel bekannt.
Der Oberbürgermeister Palmer dort ließ zwar eine Abstimmung über eine Brückensperrung für Autofahrer durchführen, missachtete aber deren Ergebnis und zwar mit der Begründung, dass die Abstimmung durch das Wahlverhalten der Alten verfälscht worden sei.
Margit hat dies zum Anlass genommen, ein Interview mit Waldemar Futter, dem Landesvorsitzenden des "Seniorenverbandes öffentlicher Dienst Baden-Württemberg" zu führen.
Dieses Interview von Margit mit Waldemar Futter findet ihr wie immer in unseren Lebensbereichen:
Das Interview kann dort direkt kommentiert oder hier diskutiert werden. Hier im Thread könnten wir auch andere Beispiel für Altersdiskriminierung sammeln, gegen die wir uns zur Wehr setzen sollten.
Karl
So viel ich nachlesen konnte, war das keine Abstimmung, sondern das Einholen des Stimmungsbildes der Bevölkerung mittels App am Handy. Wie das durchgeführt wurde weiß ich nicht,es war aber offensichtlich verbunden mit Altersangaben.
Da diese betreffende enge Straße zugunsten des Radfahrverkehrs und der Luft für Autos gesperrt werden soll, (Autos könnten einen kleinen Umweg fahren) interpretiere ich das knappe Ergebnis für den ungehinderten Autoverkehr nicht unbedingt als Altersdiskriminierung....Da Radfahrer, bes viel Schüler dort) eher jünger als die Autofahrer sind, steht der "eklatante" Fall einer Altersdiskriminierung für mich eher unter dem Zeichen "Unsolidarität" der alten und älteren Autofahrer.
Bei Gelegenheit könnte man sich dem Thema "alte Omasau".und den"weißen alten Männern" widmen.
Nachtrag:
Die Befragung und ihre Auswertung ist HIER nachzulesen.
In Zeiten des Coronavirus ist es verständlich, dass andere Themen kaum noch Beachtung finden. Wir sollten aber bedenken, dass Altersdiskriminierung gerade in solchen Zeiten fatal werden kann. So war z. B. im Internet unter der Überschrift "Clash der Generationen" zu lesen:
"Ein Virus, das für ältere Menschen deutlich gefährlicher ist als für jüngere, sorgt für eine neue Distanz zwischen den Generationen. Die Jungen bleiben erstaunlich unbesorgt. "Altersdiskriminierung ist die logische Konsequenz des liberalen Ichbezugs. Wenn das Individuum, damit das Ich und dessen Selbstverwirklichung zum alleinigen Wert erhoben wird, dann stören die anderen, die die eigene Freiheit einschränken.
Quelle
Die selektive Anfälligkeit der Älteren bei Covid-19 Infektionen hat in allen betroffenen Gesellschaften Maßnahmen zur sozialen Separation ausgelöst. Dadurch werden zwar alle Generationen stark einschränkt, aber doch in unterschiedlichem Maße.
Es sind die älteren Generationen, die aus dem Virenschutz den größten Nutzen ziehen können, es sind aber die jüngeren Generationen, die die größeren Opfer erbringen müssen. Deren Drang nach Bewegung, Sport, Freizeitaktivitäten und sozialen Kontakten wird massiv beeinträchtigt - und all dies, in den Augen nicht weniger, um vor allem die Gruppe der Alten zu schützen, da man sich selbst nicht in der Risikogruppe sieht.
Die gegenwärtige Krise entwickelt sich deshalb in unseren westlichen Gesellschaften auch zu einem Stresstest für die Beziehung der Generationen untereinander. Um richtig verstanden zu werden: Ich persönlich mache gute Erfahrungen und hoffe deshalb auch auf einen positiven Ausgang dieses Stresstestes.
Wir Alten dürfen Respekt und Rücksichtsnahme einfordern. Wir werden aber nur das bekommen, was wir an die jüngere Generation selber weitergegeben haben.
Ein gesellschaftlicher Lernprozess am Ende der Coronakrise könnte sein, dass wir wieder weniger nur das Individuum sehen, sondern ähnlich wie viele asiatische Gesellschaften begreifen, dass die Gemeinschaft als Ganzes schützenswert ist und dass der Einzelne seinen Beitrag zum Ganzen unabhängig vom Alter leisten sollte.
Karl
Ich bin einverstanden mit dem,was du ausgeführt hast.
Ich sehe aber keine Antwort auf die eklatante Altersdiskriminierung,die ein Herr Palmer in Tübingen verbal verbrochen hätte.
...und auf die bösartigen "satirischen" Abqualifikationen alter Menschen, die vielerorts ja auch inhaltlich verteidigt werden.
@mart2,
wir hatten wohl zeitgleich geschrieben, ich kannte Deinen Beitrag beim Schreiben noch nicht. Margit wird Dir u. U. darauf antworten.
Karl
sorry @Karl,
"die Jungen" gibt es nicht - die jungen Menschen sind unterschiedlich
es gibt viel Hilfsbereitschaft, wie du selber geschrieben hast
und könnte man nicht endlich mal anerkennen, dass die ganz große Mehrheit junger Menschen, sich an die Vorgaben halten und solidarisch zu Hause sitzen
ich habe die letzten Tage viel mitgelesen hier im ST und es ist ganz offensichtlich, dass sich auch viele von uns hier stark eingeschränkt fühlen, weil sie nicht hinaus gehen sollten
natürlich sind junge Menschen weniger besorgt um ihre Gesundheit, warum wird ihnen das zum Vorwurf gemacht?
sie sind dafür umso besorgter um ihre Jobs und ihre Existenzen und das ist ganz und gar nicht unbegründet
es braucht meiner Meinung nach mehr Fairness bei der Einschätzung junger Menschen und ja,
es würde mich auch stressen, wenn ich jung wäre, daheim bleibe zum allgemeinen Wohl, vlt meine Existenz aufs Spiel setze und dann irgendein Journalist oder Meinungsforscher mir auch noch vorwirft, dass mich das stresst und daraus einen Generationenkonflikt konstruiert.
Von mir mal ein großes DANKE an alle jungen Menschen die zu Hause bleiben zum Wohle aller - auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass viele junge Menschen hier mitlesen
WurzelFluegel
@WurzelFlügel,
ich mache der Jugend keinen Vorwurf aus dem Faktum ihrer relativen Resistenz. Ich schrieb zudem auch von eigenen positiven Erfahrungen. Einen Stresstest sehe ich trotzdem und hoffe auf einen positiven Ausgang.
Karl
Es sind die älteren Generationen, die aus dem Virenschutz den größten Nutzen ziehen können, es sind aber die jüngeren Generationen, die die größeren Opfer erbringen müssen.
Ja, müssen sie das..? Wer sagt eigentlich das dieser Virus nicht noch weiter mutieren kann und dann auch den jungen zur Gefahr werden kann..? Wer will denn das gewährleisten..? Wenn die jungen hier im Moment ein Opfer bringen, ein Opfer der Solidarität - dann könnte es auch für ihr eigenes Wohl sein.
Zu Beginn der Pandemie war wohl nur von den "Alten" als Opfer die Rede, zwischenzeitlich sind auch jüngere mit Vorerkrankungen als Opfer zu beklagen.
Insofern finde ich es aberwitzig die Alten zu diskriminieren, denn jeder wird früher oder etwas später selber ein "Alter" sein.
Wenn dem "Herrn Bürgermeister" die Stimmen der Alten nicht so wichtig sind, so das er meint deren Meinung zum Thema schlichtweg ignorieren zu können, wird vieleicht sich wundern bei der nächsten Wahl, wenn die Alten mal die Grünen ignorieren.
Er scheint nicht verstanden zu haben, das er der Bürgermeister aller Bürger in der Stadt ist und nicht nur der Grünen-Wähler. Ein gewisser Joshka Fischer wurde einst Außenminister von Deutschland, aber nicht Außenminister der Grünen. Vieleicht erkundigt er sich mal bei Joshka mal wie sowas geht..? Joshka hat übrigens einen sehr guten Job gemacht.
Wer sagt eigentlich das dieser Virus nicht noch weiter mutieren kann und dann auch den jungen zur Gefahr werden kann ?
Nix genaues weiss man derezit dazu aber ... Meldung von gestern sagt , wie du auch bereits andeutest, dass :
"dass laut amerikanischen Daten bis zu 40 Prozent aller schweren Krankheitsverläufe auch 20 bis 40jährige betreffen und davon 12 Prozent auf Intensivstationen behandelt werden müssen. Die WHO hat deshalb auch einen Appell an junge Menschen gerichtet, die sich nicht an Einschränkungen halten, weil sie der Ansicht sind, dass es sie nicht betrifft.
Es gibt auch Vermutungen dahingehend, dass das Virus bereits mutiert sein könnte. Dies könnte die Ursache dafür sein, dass jetzt auch vermehrt jüngere Menschen betroffen sind. "
Die Alterdiskriminierungsfrage ist recht komplexund hat für mich eine Reihe von Aspekten, die man jetzt nicht unmittelbar im Zusammenhang mit der C-Krise sehen sollte. Ist mangelnder Respekt vor dem anderen altersspezifisch ? Sind Empathiemangel, Verrohung der Sprache, Gewaltbereitschaft, Nutzenmehrung zu Lasten der Schwächeren nicht eher Erscheinungen einer gespaltenen Gesellschaft ?
Wenn die Lebenserwartung (z.B. durch den C-Virus ) erheblich sinken würde, hätten die "Jungen" erhebliche "Nutzeneinbussen" materieller (z.B. Jobverluste durch Nachfrageausfall, Wegfall elterlicheer Zuwendungen) als auch immaterieller (z.B. kostenlose Pflege-Betreuungsleistungen) Art.
Auch könnte gefragt werden, welchen Preis die Jungen für die bislang für sie weitgehend kostenlose Nutzung öffentlicher Einrichtungen (die früher von den jetzt Alten für die heute Jungen finanziert wurden) zahlen, wie Ausbildung, Schulen, Straßen, Schwimmbäder, etc.
Auf die jeweiligen Lebensleistungen bezogen (wer hat wieviel für welche Altersgruppe aufgebracht, 'geopfert'), dürfte die Bilanz für die Älteren so schlecht nicht aussehen, und mögliche Einkommens-Freizeitvergnügensverluste noch lange übertreffen.
Ich sehe eher ein Problem beim relativ hohen Gewicht der 'Alten' wenn es um Abstimmungen (z.B. Umwelt) geht, die weit über deren Restlebensalter hinaus, die längerfristige Zukunft der 'Jungen' möglicherweise gegen deren Interessen bestimmen.
Ich meine jetzt nicht unbedingt die Bürger-App Abstimmung über die Mühlstrasse/Neckar-Brücke in Tübingen, wo man sicher einen für beide akzeptablen Kompromiss (Palmer sucht schon nach "drittem Weg") finden wird.
Zitat Dicker68@Mart2
"Wenn dem "Herrn Bürgermeister" die Stimmen der Alten nicht so wichtig sind, so das er meint deren Meinung zum Thema schlichtweg ignorieren zu können, wird vieleicht sich wundern bei der nächsten Wahl, wenn die Alten mal die Grünen ignorieren.
Er scheint nicht verstanden zu haben, das er der Bürgermeister aller Bürger in der Stadt ist und nicht nur der Grünen-Wähler."
Dicker hat die Aussage auf den Punkt gebracht. Bei der Einholung eines Meinungsbildes geht es um ein demokratisches Instrument, das den Willen der Bürger wiedergeben soll. Und da darf eine Gruppe der Abstimmenden nicht abqualifiziert werden aufgrund ihres Alters, Geschlechts oder Berufs oder der Zugehörigkeit zu einer religiösen Gruppe.
Wenn dies geschieht, ist das für mich eine Diskriminierung, ganz gleich, um welche der oben genannten Gruppen es sich handelt.
Margit