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Aktuelle Themen Was brauche ich wirklich? (Diogenes-Projekt)

Re: Was brauche ich wirklich? (Diogenes-Projekt)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
2000 stand ich zum ersten Mal vor der Frage: "Was brauche ich wirklich?" Kurze Vorgeschichte: Nach einem Herstellerwechsel sah es so aus, als würde die Firma alle Techniker nicht mehr brauchen. Bei meiner damaligen Tätigkeit konnte ich die Zahl der potentiellen Arbeitgeber an einer Hand abzählen. Mit meinem Alter war ich da schon so gut wie aus dem Rennen.

Da saß ich also in meiner zu ca. 20% abbezahlten Eigentumswohnung und mußte mich mit dem Gedanken beschäftigen, wie denn wohl die Zukunft aussähe, wenn mein Job und damit meine Finanzplanung der Bach runterginge. Anders formuliert: "Wenn morgen der Gerichtsvollzieher vier der Tür steht, was in deiner Wohnung ist so wichtig, daß Du auf keinen Fall darauf verzichten möchtest?" Ich weiß, daß es eine Menge Dinge gibt, die ein Gerichtsvollzieher nicht einkassiert, aber die Frage habe ich absichtlich außen vor gelassen, sondern mich nur darauf konzentriert, was für mich so gut wie unverzichtbar wäre.

Damit habe ich mich so etwa eine Woche lang immer wieder beschäftigt. Zum Schluß blieben 25 Bücher übrig, die zu verschiedenen Zeitpunkten in meinem Leben wichtig gewesen waren. Das hört sich sehr spartanisch an, aber es war die Essenz dessen, was denn wirklich wichtig sei. Ok, da gibt es noch Kleidung, die ich jetzt nicht erwähnt habe, aber darin war ich zum Leidwesen meiner Exen schon immer sehr anspruchslos. Für Lebensmittel gilt das Gleiche. Glotze und Computer sind zwar nett aber nicht wirklich wichtig; auf meine CDs könnte ich verzichten, wenn auch schweren Herzens, wie auch auf die restlichen Bücher.

Die ganze Auseinandersetzung mit der Frage war ungemein befreiend. Die Befreiung lag darin, mich quasi Stück für Stück von meinen Besitztümern zu verabschieden, weil sie die Bedeutung verloren, die sie vorher gehabt hatten. Wenn ich es auch heute nicht muß, so ist trotzdem das Wissen wichtig, daß ich auch anders zu leben vermag.

det
mane
mane
Mitglied

Re: Was brauche ich wirklich? (Diogenes-Projekt)
geschrieben von mane
Warum sollte ich im Alter weniger brauchen als in jüngeren Jahren?
Ausmisten sollte man in jedem Alter. Gebe zu auch mir fällt es sehr schwer!


Ja, Ballast "loslassen" ist schwer.



Es fällt anscheinend sowohl Frauen, wie Männern schwer, sich von Dingen zu trennen.
Monja, meine Ansprüche an äußeren Dingen sind mit dem Alter geringer geworden. Wenn ich mich in meiner Nachbarschaft umschaue, sehe ich, dass das dort anders ist. Wir wohnen jetzt seit etwa 35 Jahren gemeinsam in einer Siedlung, die Kinder sind überall aus dem Haus und viele Leute beginnen nun ihr Haus zu renovieren und umzugestalten. Da werden neue Badezimmer, Sitzmöbel, Küchen usw. gekauft. Das brauche ich nicht, ich bin mit dem zufrieden, was wir haben. Es sei denn es ist kaputt oder sehr verschlissen.

Mane das geht vielen so, aber einmal im Jahr raffen wir uns auf und misten aus. Platzmangel haben wir keinen zumal wir jetzt alleine im Haus wohnen aber ab einen gewissen Füllzustand von Dingen die man zum Teil jahrelang nicht gebraucht hat trennt man sich davon!


Claude, so mache ich das auch. Einmal im Jahr gehe ich die Zimmer und Schränke durch und sortiere aus, was eigentlich weg könnte. Es kommt dann allerdings erstmal in "Wartehaltung" in den Keller. Merke ich dann, dass es nach einem weiteren Jahr nicht gebraucht wurde, kommt es weg. Meistens.

Mein Ausmisten geschah zwangsweise in Etappen: vor 10 Jahren nach dem Tod meines Mannes Auszug aus unserem Familienhaus in eine Vierraumwohnung ... 6 Jahre danach von der Wohnung in mein kleines Häuschen (72 qm) mit nur zwei Zimmern, Haustechnik-/Abstellraum


Wenn der Ehepartner stirbt und einer alleine zurückbleibt, wird das Haus zu groß und die Arbeit, die es macht, ist oft alleine nicht mehr zu bewältigen. Ich finde, auch wenn die Kinder aus dem Haus sind, ist viel Platz ungenutzt, jedenfalls bei unseren 200qm.

Es kommt nur auf die innere Einstellung an, ob man mit wenig zufrieden und glücklich sein kann.
14 Monate habe ich mit meinem Mann auf einen südwestfranzösischen Campingplatz ,im kleinen 3, 20 m langen Wohnwagen mit Vorzelt und Katze gelebt.
Uns hat es an nichts gefehlt
geschrieben von Catrinchen


Diese Erfahrungen haben wir auch gemacht, Catrinchen.
Die innere Einstellung und das Bewusstsein, dass wenig von außerhalb in der Lage ist, unserem Leben einen Sinn zu geben. Das muss in uns selber entstehen.
heide †
heide †
Mitglied

Re: Was brauche ich wirklich? (Diogenes-Projekt)
geschrieben von heide †
Was brauche ich wirklich – kurz und knapp und ehrlich beantwortet: Wenig Neues mehr!

Den Gänsebraten zum Weihnachtsfest, die Nerzstola für den Sylvesterball, die Pappnase für Karneval, den Schokohasen zum Osterfest, die goldene Kette als Geburtstagsgeschenk, das Dirndl fürs Oktoberfest, das Theraband für den schlanken Po, meine unzähligen Taschen und Schuhe usw. – all dies bräuchte ich tatsächlich nicht mehr –

‘nur‘ ein Dach über den Kopf, einen gefüllten Kühlschrank, ein kuscheliges Bett mit vernünftiger Matratze, (m)eine Wärmeflasche, ein Bad mit Fenster, meine Tube ‘Retterspitz’, Bachblüten Notfalltropfen und zu guter Letzt mein Döschen ZAM BUK für Insektenstiche – ach ja, und ein Telefon...

denn ‘Wenig‘ an Hab und Gut würden mich wahrscheinlich auch nicht unbedingt unglücklich werden lassen – aber warum spartanisch leben, wenn es auch anders geht...

Von der fast jährlichen Tortur, ‘überflüssig‘ gewordene Dinge an Dritte weiterzugeben, habe ich mich mittlerweile gänzlich befreit. Was jetzt noch hier in den Schränken hängt, steht und liegt und in den Kellerräumen sorgfältig aufbewahrt wird,(manches wird sogar noch entstaubt) stört mich nicht und darf später, falls kein Bedarf für ‘eigene‘ Zwecke vorhanden sein sollte, von den Kindern nach meinem Ableben ( wie schrecklich) mit ‘großer Freude‘ entsorgt werden.

Heide

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mane
mane
Mitglied

Re: Was brauche ich wirklich? (Diogenes-Projekt)
geschrieben von mane
Wir haben uns nun so geeinigt, dass wir alles meiner Meinung nach Unnütze in Kartons packen - und wenn er mir nach einem halben Jahr noch sagen kann, was er vermisst, dann kann er es aus dem Karton wieder rausholen.
Dies ist in all den Jahren noch nicht ein einziges Mal passiert.....


Gute Idee.
Mir ist es schon mehrmals passiert, dass ich Weggeworfenes doch noch wieder gebraucht hätte. Da habe ich mich geärgert, weil ich es erneut kaufen musste.

Und weil Männer ja klamottenmäßig alles noch gut und brauchbar finden und gar nichts abgeben wollen, kam ich in meinen jungen, aktiven Jahren mal auf die Idee, von der uralten Garbadine-Arbeitshose (die inzwischen mit Farbe und Teer vom Hausbau verschmiert war) ein Bein abzuschneiden.


Auweia, das hätte ich mich nicht getraut. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich mich schlecht von Anziehsachen trennen kann und nachempfinden kann, wie es wäre, wenn meine Hosen plötzlich nur noch ein Bein hätten.

Ich brauche die (fuür mich) schönen Dinge, die mich umgeben und über die ich mich jeden Tag freue.
Sie tragen zu meinem Wohlbefinden bei.
Ich käme nur ungern ohne sie aus, auch wenn sie keineswegs lebenswichtig sind.
geschrieben von Val


Ich hänge eher an Erinnerungsstücken, die ich geschenkt bekommen habe. Diese erinnern mich an die Schenker und geben mir ein gutes Gefühl. Da habe ich u.a. noch "Liebesbeweise" meiner Kinder, als sie noch klein waren.

2000 stand ich zum ersten Mal vor der Frage: "Was brauche ich wirklich?" ...
Die ganze Auseinandersetzung mit der Frage war ungemein befreiend. Die Befreiung lag darin, mich quasi Stück für Stück von meinen Besitztümern zu verabschieden, weil sie die Bedeutung verloren, die sie vorher gehabt hatten. Wenn ich es auch heute nicht muß, so ist trotzdem das Wissen wichtig, daß ich auch anders zu leben vermag.
geschrieben von Det


Danke für Deine umfassende Schilderung, wie Du zu dieser Erkenntnis gekommen bist, Det.
Auch ich habe leicht überflüssige Bücher weggeben können oder habe sie weggeschmissen, wenn ich glaubte, dass sie für andere nicht lesenswert seien oder verschlissen waren.

In der anfangs erwähnten WDR5 Radiosendung erwähnte Sven Stemmer, dass er sich für dieses halbe Jahr im Bauwagen von "Kulturellen Opiaten" befreit hätte. Erich Fromm meinte, dass wir "Defekte durch kulturelle Opiate kompensieren". Er meinte damit Dinge wie Fernsehen, Radio oder Sportveranstaltungen.
Stemmer erzählte, dass ihm anfangs oft etwas gefehlt hätte, es wäre schwer gewesen, mit sich allein zu sein. Bis er sich mit Schreiben, Lesen und Musikmachen beschäftigte. Plötzlich hörte er Naturgeräusche, wie das Brummen der Hummeln und fand Gefallen daran, die Natur zu beobachten.
olga64
olga64
Mitglied

Re: Was brauche ich wirklich? (Diogenes-Projekt)
geschrieben von olga64
als Antwort auf heide † vom 06.01.2014, 18:55:42
Bei mir ist dies ähnlich. Ich lebe auch nach der Devise, was ich in einem Jahr nicht mehr brauchte, brauche ich nie wieder. DAs führt dann bei mir zu den Entrümpelungs-Aktionen in Wohnung und Keller, die ich zweimal jährlich durchführe.
ES soll ja Frauen geben,die Klamotten in mehreren Konfektionsgrössen aufbewahren - dazu die Grösse 38 in der HOffnung mal wieder reinzupassen. Das wäre mir wirklich zu frustrierend, auf solche eigenen Illusionen zu bauen.
Eine junge Frau,die auf Flohmärkte geht, holt das Zeugs bei mir ab und verkauft es dort; da hat sie einen kleinen Nebenverdienst, der ihr gut tut und ich freue mich über mehr Platz in Wohnung und Keller. Man muss loslassen können - das befreit ungemein. Olga
Re: Was brauche ich wirklich? (Diogenes-Projekt)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 07.01.2014, 16:46:20
Das brauchen Sie ja nicht verehrte Olga,
Kleider in verschiedenen Größen aufzubewahren.
Wer so viel Sport betreibt ist sicher schlank und rank
wie eine Elfe....

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olga64
olga64
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Re: Was brauche ich wirklich? (Diogenes-Projekt)
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.01.2014, 17:29:36
Nein - ich war mit meiner Höhe von 176 cm nie eine Elfe und bin es auch heute nicht, da der Sport ja für den Muskelaufbau sorgt und nicht für eine zarte Form.
Aber es wäre für mich frustrierend, nie wieder in eine Jeans zu passen, die mal passte und dies nie einzusehen. Den harten Realitäten im Leben sollte man sich irgendwann mal stellen. Olga
Re: Was brauche ich wirklich? (Diogenes-Projekt)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 07.01.2014, 17:31:50
Ja Olga,
das Problem hatte ich nie,
war schon immer eine Realistin,
aber Muskeln bei Frauen , mag ich gar nicht.
Hoffe Sie sehen nicht wie so ein Mann Weib aus....
olga64
olga64
Mitglied

Re: Was brauche ich wirklich? (Diogenes-Projekt)
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.01.2014, 17:34:27
Was ist ein Mannweib? Eine Transe?
Übrigens - Muskelaufbau bedeutet z.B. starker Rücken (weniger Rückenschmerzen), flacherer Bau und Po usw. Denken Sie also nicht nur an jene an den faltigen Armen. Olga
Re: Was brauche ich wirklich? (Diogenes-Projekt)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 07.01.2014, 17:38:52
Ein Mannweib?
Haben Sie noch nie diese , schrecklich aussehenden
Frauen gesehen die durch Muskelmasse keinen fraulichen Körper mehr besitzen?
Einfach furchtbar.

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