Aktuelle Themen Physiognomik - die Präpotenz von "Sehern"
Aus gegebenen Anlaß möchte ich einen neuen Thread beginnen.
Es gibt und gab Menschen, die nicht nur Gefühlsregungen und positive/negative Einstellungen dem Leben gegenüber, Spuren des gelebten Lebens aus Gesichtern oder Fotos abzulesen glauben, sondern sogar ihre zukünftigen und vergangenen Taten.
Lichtenberg sieht klarsichtig voraus, was sich ergibt, wenn man den Gedankengängen von Lavater, Schweizer Pfarrer, und Begründer der modernen Physiognomik folgt.
"Wenn die Physiognomik das wird, was Lavater von ihr erwartet, so wird man die Kinder aufhängen, ehe sie die Taten getan haben, die den Galgen verdienen
--------
Die Frage, ob es eine genetische Veranlagung zum Ermorden anderer Leute gibt, laß ich (vorerst) noch einmal außer acht.
Ebenso die Frage, ob die Eltern eines Mörders ebenfalls ermordet werden sollten.
Es gibt und gab Menschen, die nicht nur Gefühlsregungen und positive/negative Einstellungen dem Leben gegenüber, Spuren des gelebten Lebens aus Gesichtern oder Fotos abzulesen glauben, sondern sogar ihre zukünftigen und vergangenen Taten.
Lichtenberg sieht klarsichtig voraus, was sich ergibt, wenn man den Gedankengängen von Lavater, Schweizer Pfarrer, und Begründer der modernen Physiognomik folgt.
"Wenn die Physiognomik das wird, was Lavater von ihr erwartet, so wird man die Kinder aufhängen, ehe sie die Taten getan haben, die den Galgen verdienen
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Die Frage, ob es eine genetische Veranlagung zum Ermorden anderer Leute gibt, laß ich (vorerst) noch einmal außer acht.
Ebenso die Frage, ob die Eltern eines Mörders ebenfalls ermordet werden sollten.
Lavater war aber doch ein Menschenfreund - und er kann eigentlich nichts dafür, daß seine Ansichten den Rassismus des Nationalsozialismus beflügelten und inspirierten.
Denn er bezweifelte, "im Gegensatz zu vielen seiner Nachfolger, nie an der Daseinsberechtigung jedes einzelnen Geschöpf Gottes, wie minderwertig es im Vergleich zur Krönung der Schöpfung, dem weißen Mann, auch sein mochte."
--
mart
Denn er bezweifelte, "im Gegensatz zu vielen seiner Nachfolger, nie an der Daseinsberechtigung jedes einzelnen Geschöpf Gottes, wie minderwertig es im Vergleich zur Krönung der Schöpfung, dem weißen Mann, auch sein mochte."
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mart
aus ein anderen sicht betrachtet, hat physiognomik eine sehr negative beigeschmack.
leider wurde es , wie so vieles von den nazis missbraucht.
die rassentheorien beriefen sich auf Lombrosos hypothesen.
mit willkürlichen schädel vermessungen wurden unterschiede von *höhere* und *niedere* rassen ermittelt.
--
eleonore
leider wurde es , wie so vieles von den nazis missbraucht.
die rassentheorien beriefen sich auf Lombrosos hypothesen.
mit willkürlichen schädel vermessungen wurden unterschiede von *höhere* und *niedere* rassen ermittelt.
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eleonore
Re: Physiognomik - die Präpotenz von
Hans Stutz, ein journalist, der zu rassistischen vorfällen in der Schweiz schrieb, widmet Lavater folgenden text, aus dem u.a. link zitiert:
"Psychophysiognomik (auch Physiognomik): Deutung des menschlichen Charakters aus den Linien und Formen des Körpers, speziell des Gesichtes. Erstmals bereits Ende des 18. Jahrhunderts von J. C. Lavater entwickelt. Problematisch ist die feste Zuschreibung von Charaktereigenschaften aufgrund von Äusserlichkeiten, wie auch - mindestens bis vor kurzem - die Verwendung von Gruppenbezeichungen (z. B.«arabische» bzw. «jüdische» Nase) mit entsprechender Zuschreibung von Charaktereigenschaften."
der gleiche autor:
"Der esoterische Markt ist immens und - so scheint dem Reporter - häufig von akkumulierter Dummheit. Ein Tummelfeld für allerlei Sinnhubers, die es selbstverständlich nur gut meinen. Meist abgehoben parlierend, doch unkritisch gegenüber rassistischen, antisemitischen, auch nazistischen Ideologiefragmenten. Zwar ist der rechtsextremistisch inspirierte Anteil innerhalb des riesigen Esoterik-Marktes gering, noch geringer ist allerdings der Anteil jener Esoterikerinnen und Esoteriker, die sich öffentlich und vorbehaltlos von antisemitischem, rassistischem oder naziverharmlosendem Gedankengut abgrenzen. Der Schlaf der Vernunft gebiert eben doch Ungeheuer."
http://www.infosekta.ch/is5/themen/esoterik_stutz1999.html
.........
im Tages-Anzeiger vom 19.08.2003 schreibt Martin Halter zu Lavater:
"Der gottesfürchtige Popstar von St. Peter"
Johann Caspar Lavater (1741–1801), Pfarrer, Schriftsteller und Begründer der Physiognomik, führte in Zürich ein öffentliches Leben und ein gastfreies Haus.
Rassistische Entgleisungen
Von Verehrern umringt, die ihm seine Zeit stahlen, träumte Lavater von einer Art Engelssprache, die unmittelbar, von Herz zu Herzen, sprechen sollte. In seinen physiognomischen Schriften hatte er das Gesicht als irdisches Ebenbild des göttlichen Antlitzes und «sichtbares Zeichen unsichtbarer Kräfte» beschrieben; das machte Visitenkarten und Empfehlungsschreiben überflüssig. Lavaters «Wissenschaft der Wissenschaften» wirkt heute ziemlich astrologisch-esoterisch und konfus.
Das «bedeutende Nasloch», das «kriegerische Heldenauge», das «verständige Ohr», die wollüstigen Lippen: Alle Signalements, die er Charakterköpfen, Totenschädeln, ja selbst Rückenansichten («Wenig sieht man von Dir/Doch sieht man, dass du nicht dumm bist») und Kleidungsstücken abnahm, verraten die Kurz- und Zirkelschlüsse eines Menschenkenners, der im Buch des Lebens immer nur las, was er schon ahnte und fühlte.
«Gott schuf den Menschen sich zum Bilde», und der bildergläubige Pfarrer aus der Stadt Zwinglis war sein Prophet. Lavater machte sich anheischig, aus zehntausend Nasen mit verbundenen Augen die eines Königs zu ertasten. Aber sein Lügendetektor versagte schon bei leichteren Aufgaben. Die Gesichter von Mohren, Verrückten und anderen «Missgriffen» der Natur zeigten ihm nur Dummheit und «allergeilste Geilheit», und wenn die Gleichung «je moralisch besser, desto schöner» einmal nicht aufging, gab er der Beschränktheit und Subjektivität seiner Zeichner die Schuld.
Die Natur lügt nicht, die Kunst schon. Die Gegner von Lavaters «Ausspähungskunst des Innern» (Kant) hatten leichtes Spiel mit Spott und ernsteren Einwänden. «Soll das Fleisch Richter sein vom Geist?» fragte der bucklige Zwerg Lichtenberg. Sollte man etwa den geborenen Verbrecher aufhängen, ehe er seine Untat begehen konnte? In Lavaters Physiognomik kündigte sich bereits der biologistische Rassenwahn der Nazis und der Terror des Überwachungsstaates an."
...
noch fragen, was rassistisch bedeutet wenn J. C. Lavater als autor der «Physiognomischen Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe» zum thema und beispiel genannt wird, gesichtsstudien zu treiben?
--
pilli
"Psychophysiognomik (auch Physiognomik): Deutung des menschlichen Charakters aus den Linien und Formen des Körpers, speziell des Gesichtes. Erstmals bereits Ende des 18. Jahrhunderts von J. C. Lavater entwickelt. Problematisch ist die feste Zuschreibung von Charaktereigenschaften aufgrund von Äusserlichkeiten, wie auch - mindestens bis vor kurzem - die Verwendung von Gruppenbezeichungen (z. B.«arabische» bzw. «jüdische» Nase) mit entsprechender Zuschreibung von Charaktereigenschaften."
der gleiche autor:
"Der esoterische Markt ist immens und - so scheint dem Reporter - häufig von akkumulierter Dummheit. Ein Tummelfeld für allerlei Sinnhubers, die es selbstverständlich nur gut meinen. Meist abgehoben parlierend, doch unkritisch gegenüber rassistischen, antisemitischen, auch nazistischen Ideologiefragmenten. Zwar ist der rechtsextremistisch inspirierte Anteil innerhalb des riesigen Esoterik-Marktes gering, noch geringer ist allerdings der Anteil jener Esoterikerinnen und Esoteriker, die sich öffentlich und vorbehaltlos von antisemitischem, rassistischem oder naziverharmlosendem Gedankengut abgrenzen. Der Schlaf der Vernunft gebiert eben doch Ungeheuer."
http://www.infosekta.ch/is5/themen/esoterik_stutz1999.html
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im Tages-Anzeiger vom 19.08.2003 schreibt Martin Halter zu Lavater:
"Der gottesfürchtige Popstar von St. Peter"
Johann Caspar Lavater (1741–1801), Pfarrer, Schriftsteller und Begründer der Physiognomik, führte in Zürich ein öffentliches Leben und ein gastfreies Haus.
Rassistische Entgleisungen
Von Verehrern umringt, die ihm seine Zeit stahlen, träumte Lavater von einer Art Engelssprache, die unmittelbar, von Herz zu Herzen, sprechen sollte. In seinen physiognomischen Schriften hatte er das Gesicht als irdisches Ebenbild des göttlichen Antlitzes und «sichtbares Zeichen unsichtbarer Kräfte» beschrieben; das machte Visitenkarten und Empfehlungsschreiben überflüssig. Lavaters «Wissenschaft der Wissenschaften» wirkt heute ziemlich astrologisch-esoterisch und konfus.
Das «bedeutende Nasloch», das «kriegerische Heldenauge», das «verständige Ohr», die wollüstigen Lippen: Alle Signalements, die er Charakterköpfen, Totenschädeln, ja selbst Rückenansichten («Wenig sieht man von Dir/Doch sieht man, dass du nicht dumm bist») und Kleidungsstücken abnahm, verraten die Kurz- und Zirkelschlüsse eines Menschenkenners, der im Buch des Lebens immer nur las, was er schon ahnte und fühlte.
«Gott schuf den Menschen sich zum Bilde», und der bildergläubige Pfarrer aus der Stadt Zwinglis war sein Prophet. Lavater machte sich anheischig, aus zehntausend Nasen mit verbundenen Augen die eines Königs zu ertasten. Aber sein Lügendetektor versagte schon bei leichteren Aufgaben. Die Gesichter von Mohren, Verrückten und anderen «Missgriffen» der Natur zeigten ihm nur Dummheit und «allergeilste Geilheit», und wenn die Gleichung «je moralisch besser, desto schöner» einmal nicht aufging, gab er der Beschränktheit und Subjektivität seiner Zeichner die Schuld.
Die Natur lügt nicht, die Kunst schon. Die Gegner von Lavaters «Ausspähungskunst des Innern» (Kant) hatten leichtes Spiel mit Spott und ernsteren Einwänden. «Soll das Fleisch Richter sein vom Geist?» fragte der bucklige Zwerg Lichtenberg. Sollte man etwa den geborenen Verbrecher aufhängen, ehe er seine Untat begehen konnte? In Lavaters Physiognomik kündigte sich bereits der biologistische Rassenwahn der Nazis und der Terror des Überwachungsstaates an."
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noch fragen, was rassistisch bedeutet wenn J. C. Lavater als autor der «Physiognomischen Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe» zum thema und beispiel genannt wird, gesichtsstudien zu treiben?
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pilli
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nasti
Jemand muss aber zugeben dass ich einen guten Stoff liefern kann. Mit Harmonie Bedürftige Gespräche ist weniger interessant. Das ist genauso in leben live, wo ich auftauche ist sofort vorbei mit konventionelle Gespräche. Eine ganze Reihe Physiognomische Bücher stehen hier bei mir in Regale. Hätte ich Zeit dazu, dann kann ich auch „fundiert“ argumentieren, es wäre genug das Google tätigen auch.
Theorien sind sehr interessant, wähle mir aber eher die Bücher selber raus auf welcher ich momentan Lust habe, außerdem diskutiere ich täglich mit Menschen live, keine Zeit.
nasti,
karl hat für uns hier ein wunderbare blog tagebuch eingerichtet.
wäre es unter umstände möglich, dass du deine selbst beweihräucherung dort betreibst???
es ist sehr nervtötend, bei jeden themenberecih, wo du auftauchst zu lesen, was du für eine tolle person bist, und deine statements herzlich wenig mit der ursprügliche thema zu tun haben, so oft.
danke.
--
eleonore
karl hat für uns hier ein wunderbare blog tagebuch eingerichtet.
wäre es unter umstände möglich, dass du deine selbst beweihräucherung dort betreibst???
es ist sehr nervtötend, bei jeden themenberecih, wo du auftauchst zu lesen, was du für eine tolle person bist, und deine statements herzlich wenig mit der ursprügliche thema zu tun haben, so oft.
danke.
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eleonore
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Hi Eleonore,
wenn du gezwungene weise ließt meine Beiträge dann könntest du schon lange feststellen wie wenig ich achte darauf das ich eine beliebte Person sein sollte in Forum.
Das gleiche geschiet in leben live. Einige arbeiten sie sich die hacken ab so stark möchten Sie geliebt und geachtet sein. Das Gegenteil erreichen Sie damit.
Und ich sagte gestern für die weinende Person welcher sich zum Tode gearbeitet hatte:
"Zeig einmal auch deine schlechte Seite, wird Dir besser gehen".
Was ich hier geschrieben hatte gilt nicht für Dich. Du kannst auch deine Zähne zeigen. :O)))))
Re: Physiognomik - die Präpotenz von
"Wer möchte nicht gern in Gesichtern lesen? Einige Gesichter faszinieren uns spontan, andere stoßen uns ab, zu manchen Menschen fassen wir rasch Vertrauen, andere sind uns von vorn herein unsympathisch. Aus dem Gesichtsausdruck können wir die Stimmung unseres Gegenübers erspüren. Aber wie oft haben wir uns nicht auch in diesen Schnelldiagnosen getäuscht?"
so beginnt eine rezension von Gerald Mackenthun zum autor Simon Brown und dessen buch:
"praktischen Kunst des Gesichterlesens...in gesichern lesen zu können, wie in offenen büchern..."
und verweist dann auf Lavater:
"..Diese schon von dem Schweizer Pfarrer und Hobbywissenschaftler Johann Kaspar Lavater (1741-1801) gepflegte Kunst wird von Brown mit asiatischer Qi-Energie, Yin und Yang sowie der amerikanischen "Think positive"-Lebensmaxime verquickt und mündet in konkrete Tipps für Kleidung und Ernährung.
Was hat uns Brown mitzuteilen? Hier ein paar Kostproben:
"Volle Wangen und weit stehende Augen weisen auf einen Menschen mit offenem Geist hin", Menschen mit quadratischem Gesicht "denken logisch und bringen Sachen schnell zu Ende", Menschen mit runden Gesichtern haben "eine kräftige Konstitution", eine niedrige Stirn deutet auf einen "gut organisierten und scharfen Geist" hin, waagerechte Falten auf der Stirn rühren von zu viel Fleisch und Salz im Essen her und Männer mit Haarausfall im Stirnbereich "haben meist eine reiche Fantasie und einen kreativen Geist".
Ferner sind Menschen mit langen Haaren Freidenker und solche mit geraden Haaren sind freundlich. Ein rasierter Schädel zieht Qi-Energie aus der Atmosphäre an, was dem Intellekt zu gute kommt (gilt nur für Männer). Menschen mit buschigen Augenbrauen haben einen starken Charakter, während solche mit dünnen sich Veränderungen leicht anpassen können. Menschen mit tief liegenden Augen habe eine starke Anziehungskraft; wenn sie eng zusammen liegen, deute das auf Diskussionsfreude und Obsessivität hin. Eine große Nase zeige starke Antriebskraft und eine kleine ... es reicht. Irgendwie bekommt bei Brown jeder was Positives.
Der Autor zitiert keine einzige Quelle, um seine Behauptungen über den Zusammenhang von Gesichtsform und charakterlichen Eigenschaften zu belegen. Im Grunde handelt es sich um nichts als Vorurteile, und die können gefährlich werden. Lavater war ohne Zweifel ein Menschenfreund, aber seine "Physiognomik", die Lehre von der Außenausprägung der Seele in Gesicht und Schädel, richtet - kommt sie in falsche Hände - verheerende Folgen an. Schon Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799), der körperlich mißgestaltet war, empörte sich über die seltsame Art der Menschenbeurteilung und entwickelte halb in Wut, halb aus Spaß eine "Physiologie der Schwänze" anhand der Ringelung von Schweineschwänzen. Davon hat Brown, der sich auf die "antike Kunst der Gesichtsdiagnostik" und ihre "5 000 Jahre alten Tradition" beruft, natürlich keine Ahnung, ebenso wenig wie von der Praxis der Physiognomie bei den Nazis. Die Nazis waren, im Gegensatz zum kauzigen Lavater, gewiß keine Menschenfreunde. Eine Hakennase (Brown: "erfolgreich, enthusiastisch, energisch, mutig") war für die Nazis ein Hauptmerkmal der Juden, die sie bedenkenlos verfolgten.
Lavater konnte sich naiv darüber wundern, dass seine ferndiagnostizierten Eigenschaften mit dem Original oft nicht übereinstimmten. Er kam nie auf die Idee, dass vielleicht die ganze Konstruktion seiner "Wissenschaft" schief sein könnte, ebensowenig wie Brown der geringste Zweifel plagt. Der Mosaik-Verlag, zu Goldmann gehörend und spezialisiert auf meist esoterische Lebenshilfe, hat diesen hanebüchenen Unsinn mit vielen Bilder aufwändig gedruckt.
Das alles wäre nicht der Rede wert, wenn nicht ein damit zusammenhängender Dauerskandal zu beklagen wäre: das Buch steht in den Regalen der Buchhändler unter "Psychologie". Browns Buch ist ein schönes Beispiel (und nur darum gehe ich darauf ein) für die üblich gewordene Verquickung von Psychologie und Esoterik. Die Psychologie hat daran selbst mit am meisten Schuld. Seit Freud tradiert sie, wie jüngst Rolf Degen in seinem "Lexikon der Psycho-Irrtümer" (Eichborn Verlag, Frankfurt/Main 2000) belegt, unhinterfragte Behauptungen und vorindustrielle Mythen. Ihr Hauptmerkmal ist der Verzicht auf empirische Kontrolle. Damit machte sich die Psychologie hilflos gegen das Eindringen der seltsamsten Lehren aus aller Welt.
Der "Kampf gegen die Scharlatane" unter den Psychologen, der mit dem Psychotherapeutengesetz 1999 aufgenommen wurde, kann deshalb noch nicht wirksam werden - die "Scharlatane" sitzen ja mitten unter den Psychotherapeuten. Noch heute kann jede fragwürdige psychoanalytische These wie die von der Verdrängung unangenehmer Kindheitserinnerungen ins Unbewußte in hochseriösen Verlagen wie dem wissenschaftlichen Springer-Verlag veröffentlicht werden. Herta Wetzig-Würth und Peter Müller sind zwei Psychoanalytiker, die ihr Buch "Das psychotherapeutische Gespräch - Therapeutisch wirksame Dialoge in der Arztpraxis" (Berlin Heidelberg 2000) auf dieser Freudschen Behauptung aufbauen. Es versteht sich von selbst, dass sie in ihren zahlreichen Beispielen genau das belegen. Sie wissen oder merken nicht, dass die Grundannahme in kontrollierten Untersuchungen nicht bestätigt werden konnte, wie Degen ausführt, bzw. die Verdrängung unangenehmer Kindheitserinnerungen ins Unbewußte nur eine von vielen Möglichkeiten der seelischen Verarbeitung ist.
Degens Buch ist ein starkes Plädoyer dafür, endlich den Elfenbeinturm zu verlassen und anhand der Befunde der empirischen Psychologie (und anderer Gebiete wie der Hirnforschung) die einzelnen Aussagen zur Psyche des Menschen einer Überprüfung zu unterziehen. Es wäre meines Erachtens die einzige Chance, wirkungsvoll eine saubere Trennlinie zwischen Psychologie und Esoterik, die bei Brown ins Gemeingefährliche lappt, zu vollziehen. An die Buchhändler geht die dringende Bitte, ihr Psychologie/Esoterik-Sammelsurium wieder reinlich zu trennen. Sie brauchen dazu nur in die Literaturliste im Anhang zu schauen. Wer dann noch den Schund von Brown und Konsorten kauft, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.
Gerald Mackenthun
Berlin, September 2000"
(zitiert aus dem u.a. link)
...
da scheint mir "Schund" eine treffende bezeichung zu sein, die häuslichen bücherregale mit solchen dahingeschmierten druckwerken zu schmücken!
esoterik vermischt mir rassistischer denke; frau glaubt oft nicht, wie solche denkungsart sich ausbreiten kann aber blättere ich beim frieur in zeitwschriften, die frau ansprechen soll, finde ich tatsächlich tests, die von der form des gesichtes auf charakterliche eigenschaften schliessen sollen!
gestörte leutz berichten von erscheinungen und wundersamen begebenheiten und frau spürt auch mal mitleid mit einzelschicksalen aber wo sich esoterische runen-traum- und wunderwelten in voller breite ergiessen, da fehlt mir das verständis.
--
pilli
so beginnt eine rezension von Gerald Mackenthun zum autor Simon Brown und dessen buch:
"praktischen Kunst des Gesichterlesens...in gesichern lesen zu können, wie in offenen büchern..."
und verweist dann auf Lavater:
"..Diese schon von dem Schweizer Pfarrer und Hobbywissenschaftler Johann Kaspar Lavater (1741-1801) gepflegte Kunst wird von Brown mit asiatischer Qi-Energie, Yin und Yang sowie der amerikanischen "Think positive"-Lebensmaxime verquickt und mündet in konkrete Tipps für Kleidung und Ernährung.
Was hat uns Brown mitzuteilen? Hier ein paar Kostproben:
"Volle Wangen und weit stehende Augen weisen auf einen Menschen mit offenem Geist hin", Menschen mit quadratischem Gesicht "denken logisch und bringen Sachen schnell zu Ende", Menschen mit runden Gesichtern haben "eine kräftige Konstitution", eine niedrige Stirn deutet auf einen "gut organisierten und scharfen Geist" hin, waagerechte Falten auf der Stirn rühren von zu viel Fleisch und Salz im Essen her und Männer mit Haarausfall im Stirnbereich "haben meist eine reiche Fantasie und einen kreativen Geist".
Ferner sind Menschen mit langen Haaren Freidenker und solche mit geraden Haaren sind freundlich. Ein rasierter Schädel zieht Qi-Energie aus der Atmosphäre an, was dem Intellekt zu gute kommt (gilt nur für Männer). Menschen mit buschigen Augenbrauen haben einen starken Charakter, während solche mit dünnen sich Veränderungen leicht anpassen können. Menschen mit tief liegenden Augen habe eine starke Anziehungskraft; wenn sie eng zusammen liegen, deute das auf Diskussionsfreude und Obsessivität hin. Eine große Nase zeige starke Antriebskraft und eine kleine ... es reicht. Irgendwie bekommt bei Brown jeder was Positives.
Der Autor zitiert keine einzige Quelle, um seine Behauptungen über den Zusammenhang von Gesichtsform und charakterlichen Eigenschaften zu belegen. Im Grunde handelt es sich um nichts als Vorurteile, und die können gefährlich werden. Lavater war ohne Zweifel ein Menschenfreund, aber seine "Physiognomik", die Lehre von der Außenausprägung der Seele in Gesicht und Schädel, richtet - kommt sie in falsche Hände - verheerende Folgen an. Schon Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799), der körperlich mißgestaltet war, empörte sich über die seltsame Art der Menschenbeurteilung und entwickelte halb in Wut, halb aus Spaß eine "Physiologie der Schwänze" anhand der Ringelung von Schweineschwänzen. Davon hat Brown, der sich auf die "antike Kunst der Gesichtsdiagnostik" und ihre "5 000 Jahre alten Tradition" beruft, natürlich keine Ahnung, ebenso wenig wie von der Praxis der Physiognomie bei den Nazis. Die Nazis waren, im Gegensatz zum kauzigen Lavater, gewiß keine Menschenfreunde. Eine Hakennase (Brown: "erfolgreich, enthusiastisch, energisch, mutig") war für die Nazis ein Hauptmerkmal der Juden, die sie bedenkenlos verfolgten.
Lavater konnte sich naiv darüber wundern, dass seine ferndiagnostizierten Eigenschaften mit dem Original oft nicht übereinstimmten. Er kam nie auf die Idee, dass vielleicht die ganze Konstruktion seiner "Wissenschaft" schief sein könnte, ebensowenig wie Brown der geringste Zweifel plagt. Der Mosaik-Verlag, zu Goldmann gehörend und spezialisiert auf meist esoterische Lebenshilfe, hat diesen hanebüchenen Unsinn mit vielen Bilder aufwändig gedruckt.
Das alles wäre nicht der Rede wert, wenn nicht ein damit zusammenhängender Dauerskandal zu beklagen wäre: das Buch steht in den Regalen der Buchhändler unter "Psychologie". Browns Buch ist ein schönes Beispiel (und nur darum gehe ich darauf ein) für die üblich gewordene Verquickung von Psychologie und Esoterik. Die Psychologie hat daran selbst mit am meisten Schuld. Seit Freud tradiert sie, wie jüngst Rolf Degen in seinem "Lexikon der Psycho-Irrtümer" (Eichborn Verlag, Frankfurt/Main 2000) belegt, unhinterfragte Behauptungen und vorindustrielle Mythen. Ihr Hauptmerkmal ist der Verzicht auf empirische Kontrolle. Damit machte sich die Psychologie hilflos gegen das Eindringen der seltsamsten Lehren aus aller Welt.
Der "Kampf gegen die Scharlatane" unter den Psychologen, der mit dem Psychotherapeutengesetz 1999 aufgenommen wurde, kann deshalb noch nicht wirksam werden - die "Scharlatane" sitzen ja mitten unter den Psychotherapeuten. Noch heute kann jede fragwürdige psychoanalytische These wie die von der Verdrängung unangenehmer Kindheitserinnerungen ins Unbewußte in hochseriösen Verlagen wie dem wissenschaftlichen Springer-Verlag veröffentlicht werden. Herta Wetzig-Würth und Peter Müller sind zwei Psychoanalytiker, die ihr Buch "Das psychotherapeutische Gespräch - Therapeutisch wirksame Dialoge in der Arztpraxis" (Berlin Heidelberg 2000) auf dieser Freudschen Behauptung aufbauen. Es versteht sich von selbst, dass sie in ihren zahlreichen Beispielen genau das belegen. Sie wissen oder merken nicht, dass die Grundannahme in kontrollierten Untersuchungen nicht bestätigt werden konnte, wie Degen ausführt, bzw. die Verdrängung unangenehmer Kindheitserinnerungen ins Unbewußte nur eine von vielen Möglichkeiten der seelischen Verarbeitung ist.
Degens Buch ist ein starkes Plädoyer dafür, endlich den Elfenbeinturm zu verlassen und anhand der Befunde der empirischen Psychologie (und anderer Gebiete wie der Hirnforschung) die einzelnen Aussagen zur Psyche des Menschen einer Überprüfung zu unterziehen. Es wäre meines Erachtens die einzige Chance, wirkungsvoll eine saubere Trennlinie zwischen Psychologie und Esoterik, die bei Brown ins Gemeingefährliche lappt, zu vollziehen. An die Buchhändler geht die dringende Bitte, ihr Psychologie/Esoterik-Sammelsurium wieder reinlich zu trennen. Sie brauchen dazu nur in die Literaturliste im Anhang zu schauen. Wer dann noch den Schund von Brown und Konsorten kauft, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.
Gerald Mackenthun
Berlin, September 2000"
(zitiert aus dem u.a. link)
...
da scheint mir "Schund" eine treffende bezeichung zu sein, die häuslichen bücherregale mit solchen dahingeschmierten druckwerken zu schmücken!
esoterik vermischt mir rassistischer denke; frau glaubt oft nicht, wie solche denkungsart sich ausbreiten kann aber blättere ich beim frieur in zeitwschriften, die frau ansprechen soll, finde ich tatsächlich tests, die von der form des gesichtes auf charakterliche eigenschaften schliessen sollen!
gestörte leutz berichten von erscheinungen und wundersamen begebenheiten und frau spürt auch mal mitleid mit einzelschicksalen aber wo sich esoterische runen-traum- und wunderwelten in voller breite ergiessen, da fehlt mir das verständis.
--
pilli
Es lebe die Pseudowissenschaft!
Sehr schön zum Thema auch der nachfolgende Link ...
--
angelottchen
Sehr schön zum Thema auch der nachfolgende Link ...
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angelottchen
Re: Physiognomik - die Präpotenz von
Wieder einmal ein Tummelfeld für Esoteriker/innen.
Da werden Halbwahrheiten bunt mit Spekulationen zu einer recht gefährlichen Theorie verknüpft.
Mir kommt da auch der Szondi-Test zur Charakteranalyse in den Sinn, der früher recht unkritisch verwendet wurde!
Sicher gibt es Korrelationen zwischen Gestaltung und Wesen ... aber so simpel, wie dies ein Lavater zu wissen glaubte, ist das nicht!
--
felix
Da werden Halbwahrheiten bunt mit Spekulationen zu einer recht gefährlichen Theorie verknüpft.
Mir kommt da auch der Szondi-Test zur Charakteranalyse in den Sinn, der früher recht unkritisch verwendet wurde!
Sicher gibt es Korrelationen zwischen Gestaltung und Wesen ... aber so simpel, wie dies ein Lavater zu wissen glaubte, ist das nicht!
--
felix