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Aktuelle Themen Ist das Leben auf dem Dorf wirklich erstrebenswert?

poldy
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Re: Ist das Leben auf dem Dorf wirklich erstrebenswert?
geschrieben von poldy
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.09.2011, 20:14:37
Da kann ich nur zustimmen, habe beruflich schon viel erlebt und viele Kontinente bereist, doch in meinem kleinen Dorf, da fühle ich mich sehr wohl.

Es ist ganz einfach - Heimat.
doerthe
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Re: Ist das Leben auf dem Dorf wirklich erstrebenswert?
geschrieben von doerthe
auch ich wohne am land, direkt vor meiner haustüre der wald und nur 22 km von nürnberg entfernt. ich liebe diese ruhe, die natur und das zusammenleben mit den nachbarn. Nach der Arbeit bin ich immer gerne nach hause gefahren. wir haben hier lidl, edeka, norma, penny, aldi, eine konditorei und den beck. ein krankenhaus an der nächsten ecke, ein ärztezentrum mit verschiedenen fachärzten....eine metzgerei die noch selbst schlachtet und einige kleine restaurants...nach nürnberg fahre ich zwei bis dreimal im jahr zum bummeln oder ins kino aber wohnen möchte ich dort nie mehr. hier bin ich zuhause und glücklich wenn ich die meisten erledigungen zu fuss erledigen kann...

doerthe
bongoline
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Re: Ist das Leben auf dem Dorf wirklich erstrebenswert?
geschrieben von bongoline
56 Jahre habe ich in Innsbruck - also Stadt gewohnt, bin dort zur Schule gegangen, meine Mutter (Vater ist im Krieg gefallen, als ich ein halbes Jahr alt war) hat mir einen sehr guten Grundstock für meine weitere berufliche Laufbahn ermöglicht, allerdings war ich immer mit dem Dorf, das Heimatort meines Vaters war, also Seefeld, verbunden und habe viel meiner Freizeit auch hier verbracht. Und ich bin in den Genuss gekommen, einen Wohnsitz (damals mit rosiger Brille sozusagen als Alterswohnsitz angedacht) hier in Seefeld mein Eigen zu nennen.

1998 bin ich dann endgültig von Innsbruck nach Seefeld übersiedelt, genieße die herrliche Natur, das Meiste, was ich zum Leben benötige, kann ich in relativ kurzer Zeit zu Fuß erreichen. Aber ... so schön es hier ist, manchmal kommen mir schon die Gedanken, was ist, wenn ich z.b. nicht mehr selbst fahrtauglich sein sollte. Fachgeschäfte, Klinikum, Fachärzte - alles ist in Innsbruck drunten. Sicher es gibt die Zug- und Busverbindung, aber dann bin ich erst mal am Bahnhof und muss dann entweder mit Straßenbahn oder Taxi mich weiter bewegen. Da könnte sich dann ein normaler Facharzttermin oder der Einkauf in einem Elektrofachmarkt z.b. schon zu einer Tagesreise entwickeln, bis ich wieder die Wohnungstüre hinter mir zumachen kann.

Ich habe die Situation erlebt, eine Zeit lang nicht gehfähig zu sein und im Anschluss nur mit Krücken mich zu bewegen, wenn damals meine Mutter mit 84 nicht für mich das Alltägliche erledigt hätte - ich wäre aufgeschmissen gewesen. In so einer Situation kann die schönste Natur nicht darüber hinweghelfen, für alles Krankentaxi, Rettung oder Nachbarschaftshilfe in Anspruch nehmen zu müssen.

Es hat alles sein Schönes und Gutes, die Stadt aber, so sehe ich es, bietet halt mehr Bequemlichkeit. Mein Sohn lebt weit weg, in der Stadt könnte ich mich im widrigen Fall noch lange selbst über Wasser halten, hier in Seefeld müßte ich dann schon sehr bald Hilfe in Anspruch nehmen.

Aber, noch bin ich mobil und, nachdem ich ja nicht jünger werde, hoffe ich, dass dieser Zustand noch lange anhalten wird und ich Natur und Dorf noch lange genießen kann

bongoline

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alexandra57
alexandra57
Mitglied

Re: Ist das Leben auf dem Dorf wirklich erstrebenswert?
geschrieben von alexandra57
als Antwort auf olga64 vom 15.09.2011, 15:37:55
hallo olga,solche vorfälle hat nicht unbedingt was mit dem dorfleben zu tun...die findet man überall,oder im allgemeinen krankes sexuelles verhalten....in der grossstadt kümmert sich keiner um den anderen und fällt deshalb nicht so schnell auf...aber schlimmer finde ich es , wenn es jeder weiss, so wie in einem dorf, UND ALLE SCHWEIGEN....das finde ich genauso schlimm...manch ein kind ,oder ehefrau, wäre über mehr aufmerksamkeit dankbar denke ich, und , was noch wichtiger ist, auch eine helfende hand....lg. monika
geli
geli
Mitglied

Re: Ist das Leben auf dem Dorf wirklich erstrebenswert?
geschrieben von geli
als Antwort auf bongoline vom 19.09.2011, 21:58:12
Ich bin in einer Großstadt geboren, dort aufgewachsen und lebe nun wieder in einer Großstadt.
Früher, als ich noch jung war , habe ich immer geträumt:
wenn ich in Pension bin, ziehe ich aufs Land!
Doch seitdem ich vor nun schon 3 Jahren ganz plötzlich mit der Rettung ins Spital musste und erfahren habe, wenn das nicht so schnell gegangen wäre, wäre ich wohl nicht mehr hier - nee, seitdem bin ich froh, in einer großen Stadt zu leben!
Nicht nur die medizinische und andere Versorgung, auch das kulturelle Angebot ist besser und leichter erreichbar. Ich bin auf kein Auto angewiesen, komme "öffentlich" leicht überall hin - egal, ob die Ziele nah oder fern sind (Straßenbahn oder Flugzeug) - alles da!
Dorf sehr gern, aber nur noch im Urlaub!
bongoline
bongoline
Mitglied

Re: Ist das Leben auf dem Dorf wirklich erstrebenswert?
geschrieben von bongoline
als Antwort auf geli vom 20.09.2011, 10:27:15
geli,

also wegen Rettungseinsatz, da würde ich mir und hatte ich mir nie Sorgen zu machen gebraucht. Innsbruck ist nur 25 km entfernt, der Rettungshubschrauber ist in ein paar Minuten vor Ort (kommt bei uns ja fast täglich vor, wenn Touristen und Skifahrer sich überschätzen oder eben ein wirklicher Notfall ist) oftmals sogar schneller als die Rettung in einer Stadt, die sich durch das Verkehrsgewühl durchwurschteln muss.

Im Gegensatz zur Stadt ist man halt im Dorf kein Noname. So mal schnell ein Ratscherl mit dem Bürgermeister oder dem Pfarrer, wobei dieser immer zuerst meinen Hund und dann erst mich begrüßt Aber ist ja verständlich, er ist ja auch Hundebesitzer.

Vielleicht sind ja auch die Bedenken, andere um Hilfe bitten zu müssen, überzogen, aber ich war mein ganzes Leben lang selbständig und eigenverantwortlich, das prägt halt. Und nachdem wir ja jetzt eine so schöne Seniorenresidenz gebaut haben, sind die Gedanken an die vorletzte Übersiedlung nicht mehr so schlimm.

Meine Devise: genießen, was es zu genießen gibt und zwar JETZT

bongoline

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Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
Mitglied

Re: Ist das Leben auf dem Dorf wirklich erstrebenswert?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich bin in Dresden während des II.WK geboren und habe 55 Jahre in Dresden gelebt. Dann verlor ich meine Arbeit und bekomme noch immer 4500 DM Netto + Zinsen vom letzten Arbeitgeber. Das Arbeitsamt sperrte mein Arbeitslosengeld, weil ich ohne deren Einverständnis nicht mehr zu ihm zurückkehrte. Meine Ehefrau erhielt kurz darauf eine Stelle und Wohnung in Hinterwaldhofen . Ich borgte mir etwas Geld, warf in Dresden alles Überflüssige in einen großen Müllcontainer und zog nach. Zwei meiner Kinder blieben in Dresden.

Wenn ich heute nach 12 Jahren wieder auf ein paar Tage Dresden besuche, bin ich anschließend wieder froh auf der Autobahn zu sein und nach Hause zu fahren. Der Plattenbau, in dem wir wohnten, existiert nicht mehr. Er ist der Abrissbirne zum Opfer gefallen und ist wohl der Unterbau der neuen Autobahn nach Prag.

In Hinterwaldhofen lebt man anders und viel ruhiger. Hier wurde mir ein Hausgarten auf die Augen gedrückt. Ich kann noch Auto fahren und muss es nicht von Ampel zu Ampel durch die Schlaglöscher tragen. In Dresden benötigte ich zwar 6 Minuten zu Fuß zur Konsumkaufhalle. Diese Zeit brauche ich hier auch nur, um ins nächste Gewerbegebiet mit 5 Supermärkten zu fahren.

Achso, weil es oben lobend erwähnt wurde: Der Haltepunkt des Seehäsle (Lokalbahn) und Bushaltestelle ist 250m sowie die Auffahrt zur Autobahn 2 km entfernt. Der International Airport Zürich ist mit dem Auto in 30 Min erreichbar. In Dresden benötigte ich zum Bahnhof und zur Autobahn 30 und zum Flughafen 60 Min.

Um in die nächstgrößere Stadt Singen (Htwl) zu gelangen brauche ich weniger Zeit als früher ins Dresdner Zentrum. Das Einzige, was mich hier stört sind die Glocken der Dorfkirche auf dem Nachbargrundstück und auch deshalb haben wir uns Fenster mit Dreifachverglasung einbauen lassen. Nun müssen wir kein Telefongespräch mehr abbrechen.

Meine Jüngste ist Verkäuferin bei Karstadt in Singen und lebt mit einem gleichaltrigen Mann zusammen, der in Winterthur (CH) Lehrer für behinderte Kinder wurde. Er fand in Deutschland keine Arbeit. Wie dumm ist doch das deutsche Bildungswesen....! Nun lacht er jeden Lehrer in Deutschland aus und spart schon auf einen 911. Es soll ein Barkauf werden.

Ich möchte niemals wieder im Staub, Qualm, Lärm und der Hektik einer Großstadt leben. Hier ticken die Uhren anders. Da nehme ich schon mal den Stallgeruch vom Nachbarn in Kauf. Ich kann nur jedem älteren Menschen empfehlen sich sein Hinterwaldhofen zu suchen. Sie/Er wird es bestimmt nicht bereuen. Die Kinder müssen es nicht auf Anhieb verstehen, die leben eh ihr eigenes Leben.

Dagegen sind die Enkel viel lieber bei uns, denn hier gibt es lebende Kühe, Hühner, Schweine, Fische, Greifvögel und Störche nicht nur im Zoo und Äpfel, Birnen, Pflaumen, Erdbeeren, Kirschen, selbst Melonen wachsen nicht bei Aldi sondern in Omas und Opas Garten hinterm Haus.
Marija
Marija
Mitglied

Re: Ist das Leben auf dem Dorf wirklich erstrebenswert?
geschrieben von Marija
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.09.2011, 12:09:21
Bin Süddeutsche
Zustimmung !

Winkewinke aus der weiteren " Nachbarschaft"

Marija
Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

Re: Ist das Leben auf dem Dorf wirklich erstrebenswert?
geschrieben von Der-Waldler
Ich habe fast 60 Jahre lang in Grossstädten gelebt, in Essen, Köln, Bonn, Frankfurt und Düsseldorf. Seit 8 Jahren lebe ich zeitweise auf einem 800-Seelen-Dorf im Bayrischen Wald (2-4 Monate pro Jahr) und seit Anfang dieses Jahres lebe ich endgültig hier in "meinem" Dorf. Hierhin zu ziehen, war die beste Wohnort-Entscheidung meines Lebens. Und meine Frau empfindet das genauso, wobei sie in einem Dorf geboren und aufgewachsen ist, während ich ein reiner Stadt-Mensch war.

Gruss

DW


hafel
hafel
Mitglied

Re: Ist das Leben auf dem Dorf wirklich erstrebenswert?
geschrieben von hafel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.09.2011, 12:09:21
@ HW:

Ich habe sehr aufmerksam Deine Vita gelesen. Danke für die Offenheit.

Auch ich bin in einer Großstadt (Leipzig) geboren und habe mich dann in meinem weitern Berufsleben weitgehend in Großstädten, wie Stuttgart, Köln, Hamburg, München und Kiel aufgehalten. Schon bei meiner längeren Berufstätigkeit in Kiel, haben wir am Stadtrand (im Kreis Plön) fast ländlich gewohnt und hatten beides, die Ruhe auf dem Land und in wenigen Autominuten den Trubel der Stadt.

Nach dem Tod meiner Frau habe ich mein Haus meinen Kindern überlassen und bin restlos aufs Land gezogen. Das habe ich bis heute nicht bereut und freue mich jeden Tag über die Ruhe. Es ist ja in der Tat heute nicht sehr schwierig in wenigen Minuten große Einkaufscenter anzusteuern und für kulturelle Bedürfnisse ist die nächste Großstadt nicht unerreichbar.

Hier HW, sind wir einer Meinung.

Hafel

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