Aktuelle Themen Immer mehr Experten unterwegs...
Bis zur Corona-Pandemie gab es sie in unserem Land - Millionen Fussball-Experten, d.h. theoretische Bundestrainer, die - gemütlich in ihren Sesseln sitzend, meist mit Bierflasche in Reichweite, jedes Fussballspiel nicht nur kommentierten, sondern auch nach eiigener Einschätzung besser spielen und trainieren würden als es der aktuelle Spielverlauf zeigte.
Dann wurden wir von einem kleinen Virus überrannt,das sich in eine weltweite Pandemie ausweitete. Erstaunlicherweise wurden damit auch die Experten auf dem Gebiete der Virologie usw. umfangreicher, die ihr vermeintliches Wissen - oft unabhängig von wissenschaftlichen Standards oder Studien - im Netz, in Talkshows oder Interviews ausbreiteten.
Als die Pandemie kein so grosses Thema mehr war, schulten auch Hobby-Virologen zu Ukraine-Kennern um; dies bot sich an, nachdem Russland dieses Land überfallen hatte. Sie erklärten sich zu Militärexperten, oft waren ausgediente Generäle darunter, denen man die persönliche Freude ansehen konnte, endlich mal in eine Talkshow eingeladen zu werden, die sich alle über längere Zeit mit diesem Thema beschäftigten.
ABer auch das wird nun abgelöst von einem der bevorzugten Themen von uns Deutschen: Israel.
Noch während die Hamas-Terroristen mordend durch die israelischen Kibbuzim zogen, wimmelte es bereits von Nahost-Experten.
Natürlich darf jede und jeder über Dinge reden, vonen man nichts versteht. Aber die Kombination aus wenig Wissen und viel Gewissheit hat gerade beim Nahostkonflikt oft dramatische Folgen.
Und leider neigen viele Menschen auch dazu, die Welt nicht nur erklären zu wollen, sondern sie auch aus persönlichem Blickwinkel in Gut und Böse aufteilen zu wollen und andere aufzufordern, sich möglichst schnell, eindeutung und laut der richtigen Seite (also der eigenen) zu positionieren.
Das alles durchläuft natürlich wie auch in anderen Themenbereichen diverse Stadien:
Beim gegenwärtigen Nahost-Konflikt werden Distanzierungen und klare Worte gefordert, nicht nur Verbände, PolitikkerInnen sollen sich äussern, sondern auch Menschen, die sich noch nie öffentlich mit diesem Thema befasst haben.
Es spricht natürlich nichts dagegen, im Netz Entsetzen und Mitgefühl auszudrücken. Manche helfen sich auf diese Weise selbst, mit dieser Situation klarzukommen.
Aber es muss auch legitim bleiben, gar nichts zu sagen oder zu schreiben, sondern einfach nur geschockt zu sein und zu trauern oder Angst zu haben.
Vielleicht oft der bessere Weg, da auch die entschlossensten Positionierungen nichts am Leid der Menschen in Israel und Gaza ändern werden (Textpassagen teilweise entnommen dem Artikel in der SZ: "Wenn man keine Ahnung hat...." von Simon Hurtz). Olga
Das stimmt alles, aber wenn wir das ernst nehmen und konsequent sind, dürfen wir ab sofort nichts mehr darüber hier schreiben.
Das würde dann auch deine Beiträge betreffen, liebe Olga..😉
Auch du hast dich schon in epischer Breite dazu geäußert. 😉
Ja, hier gibt es ganz großartige ExpertInnen - die wissen scheinbar alles. Vor allem besser. Und zu gerne werden andere Meinungen und vor allem deren VerfasserInnen in so ganz eigener Folklore ein bisschen überheblich runter gemacht. Namen fallen mir da nicht gerade ein.
Gerne übe ich Selbstkritik, denke aber, dass ich mich heute nie als virologische oder militärische Expertin geoutet habe, weil ich das alles nicht bin und nie werde.
Und natürlich kann und sollte man sich in einem Diskussionsforum mit anderen Menschen auch gedanklich austauschen. Im günstigsten Falle erhält man weiterführende Erkenntnisse - im schlimmsten Falle deckt man wieder Falschinformationen auf und kann sich dagegen wehren.
Olga
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Ich verstehe schon,was sie meinen, liebe Olga. Wenn ich sehe, wie oft Menschen ohne jede Qualifikation in TV, Zeitung und anderen Medien ihre Ratschläge abgeben, schüttele ich manchmal auch den Kopf und denke mir, dass Schweigen sehr oft wirklich Gold ist, und Reden ist nicht Silber, sondern Dummschwätz.
Aber ich denke, in einem Diskussionsforum wie diesem hier, ist das etwas anderes. Wir wissen alle, dass wir nicht die Kompetenz haben, Politiker zu beraten, und auch nicht wissen, wie in schwierigen Situationen mit dem einzig richtigen Durchblick so zu reagieren ist, dass es passt.
Aber nicht diskussionsfördernd ist es, jemandem hier zu sagen, er möge doch bitte seine Qualifikation nennen, bevor er seinen Mund öffnet. Oder bei Kritik z.B. an den USA zu fordern, offen zu legen, wie lange man denn dort gelebt habe.
Wenn hier jeder nur dann und das sagen würde, wenn und was er aus ureigenster Erfahrung kennt, wären das keine Meinungen mehr, sondern Selbsterfahrungsgrüppchen. Und ich prognostiziere, dass das Forum dann in kürzester Zeit ins Schweigen versinken würde.
LG
DW
Ingo sagt das schon richtig - ich habe nicht explizit Mitglieder dieses Forums gemeint, sondern die Betrachtungen recht allgemein zu schildern versucht, weil es auch nicht um einen Themenpunkt geht, sondern nach meiner Beobachtung sich seit der Pandemie zu diversen Bereichen stark ausweitet.
Und würde ich das konzentrieren wollen auf dieses Diskussionsforum, so sollte auch erwähnt werden,dass immer weniger DisputantInnen eigene Meinungen veröffentlichen, also etwas, das sie sich selbst oder im Zusammenspiel mit anderen erarbeitet haben.
Es gibt sie ja die grossen Links,die dann Meinungen anderer,die meist längst verstorben sind oder diese vor vielen Jahren in anderen Zusammenhängen äusserten als "eigene Behauptung" hier einstellen und sie dann als persönliche Meinung zu deklarieren versuchen.
Auch wenn uns offensichtlich die Kompetenz fehlt, Politiker oder andere Experten zu beraten, hindert das viele nicht daran, gerade über diese Berufsgruppen übergriffig und respektlos "ihre Meinung" zu verbreiten mit dem Ziel, diese zu diffamieren, zu verhöhnen und lächerlich zu machen.
Ob uns das in irgendeiner Form weiterbringt? Und wenn ja, wohin? Olga
Ich bin hier auch nur zeitweise als Mitglied in den Foren unterwegs, wunder mich aber schon die ganzen Jahre, meine ganz private Meinung im ST mit Belegen aus dem Internet .. verifizieren.. zu müssen.😉
Kennen all die Journalisten vielleicht meine eigene Meinung ?? Ich kann dort nur die Meinung der ganzen Informationsschreiber nachlesen, mit einigen bin ich einverstanden, mit anderen vielleicht nicht.
Doch ich denke auch hier im ST gibt es viele Personen, die viele Jahre etwas in ihren, jeweiligen Berufen vermittelt haben.
Da sind ganz sich sicher viele Fachleute lesend dabei.
poldy
Liebe Olga,
dass Sie das Forum explizit gemeint haben, habe ich auch nicht geschrieben und auch nicht gemeint. Falls Sie das Forum in Ihre kritischen Bemerkungen gar nicht eingeschlossen haben, ziehe ich meine Bemerkungen an sich zwar nicht zurück, aber ich möchte sie dann nicht als an Sie gerichtet wissen, sondern allgemein.
Aber ich denke, auch das Forum war gemeint, oder nicht 😉? Sie schrieben in der Vergangenheit doch immer wieder mal (und oft zu recht!), dass sich hier manche anhören als seien sie Spezialisten auf einem Gebiet, und fragten dann nach der Qualifikation. Und wie gesagt, das war durchaus manchmal auch zu recht.
Wenn Sie also das Forum wider meine Annahme nicht implizit mit-gemeint haben, fassen Sie meine Bemerkungen als allgemeine Anmerkung zu Ihrem Thema auf.
Schönen Gruss
DW