Zufall ?
Zufälle gibt es nicht......
so sagte man mir, doch so ganz glaube ich nicht daran.
Ich will es noch mal versuchen. Auch, wenn das Schreiben mit einem Finger
nicht so ganz mein Wille ist. Die Operation an der Hand hat nichts Positives
gebracht und mein gesundheitlicher Zustand läßt zu wünschen übrig.
Nun denn, ich werde es versuchen.
Also, es war vor langer Zeit, wenn man alt ist, kann man nur noch von
vergangenen Zeiten schreiben.
Ich hatte mich entschlossen, den Alltäglichkeiten zu entrinnen und fuhr
mit meinem Jüngsten, er war damals 5Jahre alt, mit einem D-Zug
in Richtung Oberösterreich. Damals waren, besonders vor den Feiertagen,
die Züge dicht besetzt. Wir bekamen noch die letzten Plätze in irgendeinem
Waggon, der voll besetzt war mit jungen Studenten, die in Göttingen zugestiegen
waren. Es wurde zusammengerückt und wir quetschten uns dazwischen.
Es war ein lustiges Völkchen. Unbeschwert und bunt gemischt die Charaktere.
Junge Burschen und Mädchen. Da war ein junger gut aussehender Student,
der sich auf der Fahrt in eines der Mädchen verliebt hatte. Es kümmerte sie kaum,
jedenfalls hatte ich den Eindruck.Sie saß neben mir und erzälte von ihrem Studium.
Da war die junge Frau, die zum Skifahren in`s Salzkammergut wollte und ihre Skistöcke
und ihren Rucksack irgendwo unterbringen mußte und die zu allem Überfluß ihren
Ausweis auf dem Küchentisch liegengelassen hatte.
Kein Problem – sie sagte es dem Schaffner – und bekam an der Grenze Notpapiere
und ihr wurde das Versprechen abgenommen, sich auf der Rückfahrt zurückzumelden.
Inzwischen war die junge Studentin vom Erzählen müde geworden und sie kuschelte
sich, so gut es ging, zurecht. Würzburg, der junge Student war am Ziel und mußte aussteigen,
zärtlich strich er über das Haar der Schlafenden und gab mir die Anweisung, sie zu
grüßen. Bevor er ausstieg warf er noch einen Blick auf die Verehrte.
Ich verspürte ein wenig Taurigkeit.
Sie erwachte später aus ihrem Schlaf und sie erzählte mir, daß sie nach Linz zu ihrem
Bräutigam führe, und es verschlug mir den Atem, es war der Cousin meiner
Jugendliebe. Ich schwieg und sie erzählte mir alles über die Menschen und den Ort,
wo ich hinwollte. Sie wußte fast alles und ich frage mich heute, war es wirklich
ein Zufall, daß ich außgerechnet in dieses Abteil des langen Zuges einstieg?
Sarahkatja
Kommentare (5)
Dies ist eine wunderschöne und besondere Geschichte. Ein Zufall ? Wer weiß.
Auch hänge ich an Deinem Satz fest:
"wenn man alt ist, kann man nur noch von
vergangenen Zeiten schreiben"
Wie wahr, wie wahr, obwohl ich mich sehr bemühe, auch wieder in die Gegenwart zurück zu finden, um ab und zu Aktuelles zu schreiben.
Auf jeden Fall aber danke ich Dir für diese schöne Geschichte aus der Vergangenheit und wünsche Dir gute Besserung.
Mit herzlichem Gruß,
Andrea
Schön, liebe Sarahkatja, dich nach langer Zeit wieder einmal zu lesen. Eine Geschichte aus dem Leben. Es fügt sich etwas "eigenartiges", das uns sehr berührt und wir nennen es Zufall und fragen uns ist das einfach so passiert ohne besondere Bedeutung oder ist uns etwas zugefallen, das eine Bedeutung hat. Ich glaube an Fügungen und ich glaube, dass sich da etwas gefügt hat, was für dich von Bedeutung war. Solche Ereignisse lassen mich daran glauben, dass uns etwas zufällt, wenn es für uns bestimmt ist.
Ich liebe solche Geschichten und danke dir.
Herzlichen Gruß und weiterhin gute Besserung
Brigitte
Liebe Sarahkatja,
Du bringst eine echte "Gänsehaut"-Geschichte, während des Lesens dachte ich mir verschiedene "happy ends" aus, doch endet sie seltsam und ich hätte dieselbe Frage wie Du, war es "Zufall" und warum ....
Ist es nicht irgendwie schade, dass dieser "Zufall" leider keine Fortsetzung hat?
Hat Deine Jugenliebe Dich wegen " ihr " denn verlassen?
Es war recht interessant zu lesen und nicht zu sehen, dass Du mit nur einem Finger schreibst.....
so wünsche ich Dir baldige und gänzliche gesundheitliche Besserung
herzlichst
ladybird
Danke, Ihr Lieben !
Ich bin nur noch selten in diesem Forum. Irgendwie, ist diese Zeit vorbei.
Wie gerne habe ich geschrieben, mal dieses mal jenes.
Nein, sie hat mir nicht meine große Liebe geklaut, aber es war in der Woche zwischen Weihnachten und Sylvester. Ich dachte im voraus mit Schrecken an die Sylvesternacht, wenn um 12 Uhr das NEUE JAHR eingeläutet wurde und mein geliebter Mann, wie jedes Jahr, mit seinen Freunden vorgefeiert hatte, und, wie es nun mal so ist, wenn Freunde
sich von der Wiege an kennen, nach Hause kam und mit gläsernem Auge,
2 Sektgläser in der Hand, mir, wie jedes Jahr, tief in die Augen blickte
um mir, in nicht mehr ganz einwandfreiem Tonfall, ein gutes NEUJAHR zu wünschen.
Dann war es mit ihm vorbei, und ich mußte sehen, wie ich zurech kam.
Ich nahm vorher reißaus und alles andere habe ich schon geschrieben.
Es war gut so, wie ich heute weiß, und sicher hätte ich manches versäumt, hätte ich mich anders entschieden.
Die am Anfang kopflose Frau mit Rücksack und Skistöcken war schon den Entschluß wert.
Und die junge Studentin allenfalls.
Es grüßt Euch herzlich
Eure Sarahkatja