Mach die Augen zu und fühle. Du gehst, im Wintermantel warm eingepackt, eine Schleife um den Hals, die Mütze bis zu den Augenbrauen runter gezogen, in Gedanken verloren durch den tief verschneiten Wald. Es weht ein eisigkalter Wind. Deine Seele saugt den Frieden dieser Stille ein, die nur unterbrochen wird durch das Knirschen des Schnees unter deinen Füssen und dem Gesang der Natur.

Ab und zu fällt ein Happen frischen Schnee von einem Ast, der zu müde geworden ist diese Last zu halten. Eine verirrte Schneeflocke bleibt an deinen Wimpern hängen. Dein warmer Atem vermischt sich als kleine Wolke mit der kalten Winterluft.

Ein Eichhörnchen, das deinen Weg kreuzen möchte, beäugt dich misstrauisch und Schwupps klettert es an der ihr am nächsten stehenden Tanne hoch. Vögel, von der lästigen Brutpflege befreit, jagen sich zwitschernd von Baum zu Baum. Irgendwo klopft ein Specht. Du wirst neugierig, bleibst stehen, möchtest sehen wo er klopft.

Du kommst aus dem Wald, siehst das unter einer Schneedecke liegende Tal. Myriaden von Schneeflocken glitzern in der Sonne und bringen dich zum blinzeln. Der harte Kontrast von Schatten und sonnenbeschienenen Plätzen blenden. Du spazierst weiter, zwischen den von der Schneeschleuder gebauten Schneewänden, dem Dorf entgegen.

Dabei kommst du an einem Bauernhof vorbei. Eine vertraute Wärme strömt aus der offenen Stalltüre. Der Geruch von Stall, frischer Milch und das Gemuhe zufriedener Kühe schenken auch dir eine tiefe Zufriedenheit. Der Hofhund sucht schnell wieder den warmen Stall auf, nachdem er sich vergewissert hat, dass von dir keine Gefahr droht. Auf einem kahlen Baum zanken sich einige Spatzen.

Nur noch eine kurze Wegstrecke. Bei den ersten Häusern kann du schon die Fassade der Konditorei sehen, wo du gerne mit einem Stück Kuchen und einem heissen Kaffee, eine wohlverdiente Rast einlegst. Es ist fast so, als ob du den Kaffee schon riechen könntest. Leichtfüssig überwindest du dieses letzte Stück deines Winterspaziergangs.

Diese Zufriedenheit kann man auch Glücksgefühl, das tief aus dem Herzen kommt, nennen.

Frohe Festtage an alle Leser
19.12.2015
Bodenseenebel
 


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Kommentare (1)

ehemaliges Mitglied winterlicher oder auch fast weihnachtlicher "Gemütlichkeit". Die Stille kenne ich noch gut, die Blendwirkung der Schnee bedeckten Felder und Wiesen, die den Wald umgeben auch.

Ähnliches empfand ich immer, wenn ich als recht Licht Empfindliche aus dem dunklen Eingangsbereich eines Hotels in das grelle Sonnenlicht über dem Strand und dem Meer trat. Vor lauter Tränen konnte ich die Augen nicht mehr öffnen, bis die sich selbst färbenden Brillengläser endlich dunkel waren!!

Dennoch ist beides mit schönen Erinnerungen verbunden.

Dir auch ein frohes Weihnachtsfest wünscht

nnamttor44

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