Wer hätte das gedacht ...
Als kleines Mädchen hatte ich glattes Haar, meist einen „Bubikopf“, weil mein Friseurpapa glaubte, da kann er nix anderes von frisieren.
Ab und zu, wenn meine Haare lang genug waren, flocht er mir Zöpfe, die er mir zu Schnecken über den Ohren feststeckte. Gelegentlich gab es auch „Affenschaukeln“, wenn ich keine Geduld mehr hatte, die Zöpfchen zu Schnecken stecken zu lassen. Ich erinnere mich auch daran, dass ich schon mal einen geflochtenen Haarkranz – Heidi-Frisur nannte mein Vater das – um den ganzen Kopf trug. Doch keine der Aktionen sorgte dafür, dass sich mein Haar mal freiwillig lockig zeigte.
Als ich zur Kinderkommunion meiner großen Schwester ihr Engelchen sein sollte, musste ich Fünfjährige mich bereit erklären, mir vom Vater eine Dauerwelle in mein Haar kochen zu lassen. Das bedeutete, mir wurden dünne Wickler, die fest in einer Dauerwellenhaube installiert waren, mit meinen Haaren umwickelt und ich musste geduldig eine halbe Stunde ruhig unter der Haube sitzen bleiben. Aber ich hatte Pech, mein Haar blieb stumpf so lockig wie Schnittlauch … Es nutzte auch kein weiteres Eintupfen mit der Dauerwell-Lösung ein zweites und drittes Mal – meine Strähnen behielten die Oberhand.
Aber Tage später, als die Kommunion anstand, meine Haare mal wieder gewaschen wurden – gab es plötzlich einen riesigen, lockigen Wuschelkopf, der kaum mit dem Kamm zu durchdringen war!
Ich erlebte mein Leben lang, dass die Versuche, einen Dauerwell-Kopf zu erlangen, der eine wenigstens leichte Lockenentwicklung für ein, zwei Wochen zeigen könnte, so gut wie nie fruchtete. Und ich sah am Hinterkopf meines Vaters immer seine Nackenlocken, war fast ein wenig neidisch …
Irgendwann wollte ich nicht mehr die Dunkle der Familie sein. Als mein Haar in den 1990er Jahren die ersten grauen Strähnen zeigte, ließ ich es blond färben. In den jetzt vergangenen 25 Jahre mutierte ich zu der Frau mit dem „Goldhelm“.
Als ich Ende August 2020 meine Krebsdiagnose erhielt, ahnte ich zwar, dass mir mein Haar ausgehen würde, der „Neubewuchs“ meines Schädels grau sein würde, aber wie es dann kam, versetzte mich dann doch in Erstaunen. Eine ganze Reihe Wirbel sorgen dafür, dass das nachgewachsene Haar sich ziemlich lockig gebärdet! Ich hab mir erst gar nicht die Perücke, die mir die Krankenkasse zugestand, geholt. Meine Lieben waren alle zusammen erstaunt über die neuen Haare, wir stellten fest, dass meine Haare keineswegs auf dem ganzen Kopf grau-weiß waren, sondern sich – gut verteilt – wie bei einer bunten Kuh hier und da recht große Flächen ziemlich dunkle Haare ans Tageslicht drängten.
Und mein neunjähriger Enkel findet die „neue Kurzhaarfrisur“ viel besser als die blonden „Helm-Haare“! „Oma, lass das doch so! Das sieht gut aus!“
Und das tu ich jetzt auch.
Über Eure "Gefallen-Herzchen" bedanke ich mich.
Ich habe mich sehr darüber gefreut!!
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Uschi