Wenn Fremdwörter ins Spiel kommen
Eine Schnurre um Langebrücks Pfarrer Schubert
Pfarrer Friedrich Adolf Schubert war von 1874 bis 1905 in Langebrück als amtierender Pfarrer präsent. In seinem Alltag galt er der Lebenslust gegenüber aufgeschlossen und war deswegen im wahrsten Sinne des Wortes ein „Original“. Langebrücks einst verdienstvoller Ortschronist Werner Mühlstädt hatte in den 1980er Jahren einige Schnurren, Anekdoten und Zitate notiert.
So ließ Schubert auch einmal eine gläubige Gottesdienstbesucherin ins Irre laufen, um dann die Schnurre im Landwirtschaftlichen Verein zum Besten zugeben. „Herr Pastor“, hatte ihn die Frau auf seinem Morgenrundgang angehalten, „gestern brauchten Sie in Ihrer Predigt einen Ausdruck, den ich nicht richtig verstand!“ „So“, sagte Schubert, „und was war das für ein Ausdruck?“ Darauf die Frau: „Nun sie sagten, der Apostel habe sich an einer gewissen Stelle in seinem Bericht einer Umschreibung bedient. Was soll das denn eigentlich heißen?“
„Mein Himmel, ich dachte das wäre einfach zu verstehen, sehr einfach zu verstehen“, entgegnete der Schubert, dem eigentlich nachgesagt wurde, deutliche Worte zu gebrauchen. „Nun liebe Frau“, erwiderte der Gottesmann, „ich wollte damit bloß sagen, der Apostel habe sich so geäußert, dass er von einer periphrastischen Diktionsweise Gebrauch gemacht hat!“ Nun war die Frau zwar ratloser als vorher, denn das Wort von der Periphrase hatte sie bestimmt noch nie gehört. Aber sie brach die Sache in ihrem Sinn ab. „Ach, so, ich Dumme, wie konnte ich denn nicht gleich darauf kommen!“, wünschte dem Herrn Pfarrer noch einen „Schönen Tag“ und ging ihrer Wege.
Nun hatte es aber Schubert als Stammgast im Landwirtschaftlichen Verein darauf angelegt, die Bauern und anderen Vereinsmitglieder auch unterhaltsam zu informieren, ja manchmal sogar zu examinieren. „Wer von Euch weiß, was eine Periphrase ist, kann sich ein Bier und einen Schnaps auf meine Rechnung bestellen!“ Nicht ahnend, dass unter den Gästen auch zwei Praktikanten der Landwirtschaftlichen Schule in Meißen waren, von denen einer zumindest das Wort deuten konnte.
Zur Verblüffung von Schubert hub er an zu erklären: „Eine Periphrase ist die Kunst etwas mit Worten zu umschreiben, ohne es direkt zu benennen. Das Wort kommt aus dem Griechischen und ist schon deswegen im Sinne der Bibel zu gebrauchen“. Atemlose Stille, der sonst so redseligen Vereinsmitglieder und noch mehr kullerte Pastor Schubert mit den Augen. Doch er fand schnell seine Sprache wieder. „Nun, wenn unter Euch solche gescheiten Leute sitzen, kann ich mir ja die nächste Predigt sparen. Sie junger Mann halten die Predigt und ich gehe derweil in meinen Garten“, wies er fast den Allwissenden an.
Um dann versöhnlich einen Kurzvortrag über den Gebrauch von Fremdwörtern zu halten. Und so nannte er die „Koniferen“ statt der „Koryphäen“ oder den „gotischen Knoten“ statt des „gordischen Knotens“. Schubert hatte wieder die Lacher auf seiner Seite und unterhaltsam war er alle Male. Doch zu dem jungen Mann war er dann später auch ehrlich. „Wenn man redet, sollte man immer vorher wissen, wer im Saale sitzt“, so eine typische Schubertsche Erkenntnis von allgemeinem Wert.
haweger
Pfarrer Friedrich Adolf Schubert war von 1874 bis 1905 in Langebrück als amtierender Pfarrer präsent. In seinem Alltag galt er der Lebenslust gegenüber aufgeschlossen und war deswegen im wahrsten Sinne des Wortes ein „Original“. Langebrücks einst verdienstvoller Ortschronist Werner Mühlstädt hatte in den 1980er Jahren einige Schnurren, Anekdoten und Zitate notiert.
So ließ Schubert auch einmal eine gläubige Gottesdienstbesucherin ins Irre laufen, um dann die Schnurre im Landwirtschaftlichen Verein zum Besten zugeben. „Herr Pastor“, hatte ihn die Frau auf seinem Morgenrundgang angehalten, „gestern brauchten Sie in Ihrer Predigt einen Ausdruck, den ich nicht richtig verstand!“ „So“, sagte Schubert, „und was war das für ein Ausdruck?“ Darauf die Frau: „Nun sie sagten, der Apostel habe sich an einer gewissen Stelle in seinem Bericht einer Umschreibung bedient. Was soll das denn eigentlich heißen?“
„Mein Himmel, ich dachte das wäre einfach zu verstehen, sehr einfach zu verstehen“, entgegnete der Schubert, dem eigentlich nachgesagt wurde, deutliche Worte zu gebrauchen. „Nun liebe Frau“, erwiderte der Gottesmann, „ich wollte damit bloß sagen, der Apostel habe sich so geäußert, dass er von einer periphrastischen Diktionsweise Gebrauch gemacht hat!“ Nun war die Frau zwar ratloser als vorher, denn das Wort von der Periphrase hatte sie bestimmt noch nie gehört. Aber sie brach die Sache in ihrem Sinn ab. „Ach, so, ich Dumme, wie konnte ich denn nicht gleich darauf kommen!“, wünschte dem Herrn Pfarrer noch einen „Schönen Tag“ und ging ihrer Wege.
Nun hatte es aber Schubert als Stammgast im Landwirtschaftlichen Verein darauf angelegt, die Bauern und anderen Vereinsmitglieder auch unterhaltsam zu informieren, ja manchmal sogar zu examinieren. „Wer von Euch weiß, was eine Periphrase ist, kann sich ein Bier und einen Schnaps auf meine Rechnung bestellen!“ Nicht ahnend, dass unter den Gästen auch zwei Praktikanten der Landwirtschaftlichen Schule in Meißen waren, von denen einer zumindest das Wort deuten konnte.
Zur Verblüffung von Schubert hub er an zu erklären: „Eine Periphrase ist die Kunst etwas mit Worten zu umschreiben, ohne es direkt zu benennen. Das Wort kommt aus dem Griechischen und ist schon deswegen im Sinne der Bibel zu gebrauchen“. Atemlose Stille, der sonst so redseligen Vereinsmitglieder und noch mehr kullerte Pastor Schubert mit den Augen. Doch er fand schnell seine Sprache wieder. „Nun, wenn unter Euch solche gescheiten Leute sitzen, kann ich mir ja die nächste Predigt sparen. Sie junger Mann halten die Predigt und ich gehe derweil in meinen Garten“, wies er fast den Allwissenden an.
Um dann versöhnlich einen Kurzvortrag über den Gebrauch von Fremdwörtern zu halten. Und so nannte er die „Koniferen“ statt der „Koryphäen“ oder den „gotischen Knoten“ statt des „gordischen Knotens“. Schubert hatte wieder die Lacher auf seiner Seite und unterhaltsam war er alle Male. Doch zu dem jungen Mann war er dann später auch ehrlich. „Wenn man redet, sollte man immer vorher wissen, wer im Saale sitzt“, so eine typische Schubertsche Erkenntnis von allgemeinem Wert.
haweger
Habe mich sehr amüsiert beim Lesen!
Lg comeback