Wenn das Meer stillsteht
Es ist gespenstisch, wenn das Meer sich nicht bewegt.
Es ist, als ob die Erde für immer stille steht
und alle Zeit der Welt ab jetzt nicht weitergeht.
Wir wünschen oft, dass das geschehen möge,
dass unsre Zeit nicht gar so schnell verflöge
und schöne Augenblicke zu halten man vermöge.
Doch können wir den Lauf der Zeit nicht einfach so anhalten,
wir können ihn nicht einmal selbst nach unsrem Maß verwalten,
nur eins ist uns hierbei erlaubt: ein wenig Mitgestalten.
Ein sanfter Windhauch streift mein träumendes Gesicht,
ein Spätzchen kommt geflattert und sieht mich einfach nicht.
Die Zeit ist aufgewacht und hat ganz schnell wieder Gewicht.
Mich fröstelt, und es kräuselt sich die Wasseroberfläche.
Schon rauscht es wieder wie gewohnt, vorbei die kurze Schwäche.
Ein Hauch von Wehmut bleibt zurück, woran ich fast zerbreche.
VG - Via
Kommentare (6)
...eine schönes und zugleich demütig stimmendes Bild.
Dein Gedicht ist wie das Leben, mal aufgewühlt und stürmisch, dann wieder beruhigt und sanft, aber nie gibt es wirklichen Stillstand, solange das Herz klopft vom ersten Augenblick bis hin zum letzten… irgendwann…
Grüße zum Abend
Syrdal
Liebe Via,
wenn das Meer stillsteht, ist es mir unheimlich, weil ja dann auch das Getöse fehlt . Wie auf Deinem Foto, sieht es dann wie "gebügelt" aus....
und das ist so untypisch für ein Meer.
Es wirkt, als müsse man auch die Luft mal eben anhalten?
Oder gar das Leben?
Mit Gruß
die andere Renate
Solch ruhige See hat man ja wirklich selten aber hin und wieder kann man sie beobachten. Überhaupt wirkt das endlose Meer beruhigend auf die Seele...und das tut gut.
Dagegen sind wir Menschlein winzig klein...
Kristine
Der endlos, weiße Strand in Binz / Rügen
Herkömmlich vermuten die Menschen im Herzen den Sitz ihrer Emotionen, auch in der „Seele“ (Romantiker Eichendorff: „und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus ...“), Wissenschaftler in der Amygdala. Es sind implizite Schnappschüsse, Sinneseindrücke. Das deklarative, rationale Gedächtnis kann sie nur bedingt abrufen. Die Emotionen lösen aber oft starke, oft physische Reaktionen aus, aufwühlende Situationen.
Einmalige Innen-/Außenerlebnisse, wie du uns eines so gut schilderst. Natürlich bleibt „ein Hauch von Wehmut“ oder was auch immer zurück. Wir haben ja in unsere Seele geschaut.
B.G. Manfred
Diese Augenblicke, in denen uns eine solche Wehmut überfällt, liebe Via, die kenne ich auch. Die Endlichkeit/Vergänglichkeit wird uns bewusst und wie wenig wir unseren Lebensverlauf doch beeinflussen können. Das, was du in deinem Gedicht erzählst, ist mir nahe gegangen.
Herzliche Grüße
Brigitte
Ein Geständnis:
Ich kann gar nicht dichten!
Es passiert manchmal, wenn ich Glück habe oder Kaffee trinke oder an sonst nichts denken muss.
Ich veröffentliche diese Ergüsse tatsächlich nur, um eure zauberhaften Kommentare lesen zu dürfen.
Sie sind mir jedes Mal eine Anregung und kurbeln meine kleinen grauen Zellen dazu an, neue Synapsen zu bilden.
Manche Kommentare von wirklichen KönnerInnen sind mir eine ganz besondere Ehre.
Danke dafür!
@Roxanna
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Liebe Grüße
Via