Vorweihnacht 01
Vom Historiker angemerkt
Bleigießen und Apfelschalen
Mit dem 30. November begann früher die Weihnachtszeit
In der heute oft sehr rationalen Zeit ist das noch vor 100 Jahren bekannte und praktizierte Brauchtum kaum noch bekannt. Da von alters her mit Martini (11. November) die „lichtlose“ Winterzeit begann, die zugleich ursprünglich als Fastenzeit galt, nutzte man alle Gelegenheiten, bestimmte Traditionen zu leben. So blieb erstaunlicherweise der Andreastag, der 30. November, im Bewusstsein auch der Menschen im Radeberger Land, wie die Volkskundeaufzeichnungen von 1934 beweisen. Es ist deswegen erstaunlich, weil das alte Kirchenjahr mit dem letzten Novembertag endete, was durch die die christliche Kirche seit 1000 Jahren auf den „beweglichen“ 1. Adventssonntag gelegt wurde.
Der nach einem Jünger Jesu benannte Andreastag galt als Lostag und die Nacht davor als Orakelnacht für junge, ledige Verliebte. Zugleich wurden die gemeinschaftlich begangenen Spinnabende begonnen. Da letzteres ausuferte, im Volksmund wurde der 1. Dezembermorgen als „Kotzfrühe“ bezeichnet (Wachau, Leppersdorf), gab es mehrere Polizeiordnungen, die dem jugendlichen Treiben ein Ende setzen sollten. In der Tradition des nahen Erzgebirges kam das Lichter aufstellen in unsere Gegend (um 1600 erstmals benannt), die Weihnachtszeit begann.
Zwei Traditionen gab es in unserem Raum. Die noch bis 1930 ziemlich oft gepflegte Tradition des Bleigießens und des Anfertigens von Glücksnüssen war die eine. Mit beiden Dingen sollte die Zukunft vorausgesehen werden. Vor etwa 80 Jahren verlagerte sich das Bleigießen auf Silvester, Glücksnüsse spielten in unserer Gegend dann kaum noch eine Rolle.
Die Andreasnacht war die Nacht des Liebesorakels. Ein jungfräuliches Mädchen musste eine ganze, lange Apfelschale schälen und diese um Mitternacht über die linke Schulter hinter sich werfen. Der sich dabei entwickelnde Buchstabe war jener, mit dem der Vorname des künftigen Ehemanns begann. In Schönborn und Grünberg wurde 1934 noch des „Tremmeln“ genannt. Ein heiratswilliges Mädchen geht um Mitternacht schweigend zu einem Holzhaufen und zieht aus der Mitte ein Scheit. Ist es glatt und gerade wird es von einem jungen, starken Mann geheiratet, ist es krumm oder voller Astwerk, wird es ein alter und krummer Mann sein. Das Wort „Tremmel“ ist im Meißnischen noch als Synonymwort für „grob, ungehobelten Mann“ bekannt.
Letztlich hatte der Tag auch Symbolik für das Wetter, der gefallene Schnee soll mindestens 100 Tage liegen bleiben, nach einer anderen Version bis zum 23. April. Das wären in diesem Jahr gute Aussichten auf die sogenannten „weißen Weihnachten“.
Von den genannten Dingen ist heute fast nichts mehr bekannt, jedoch ist der Andreas noch allgegenwärtig. An Bahnübergängen warnt uns das Andreaskreuz vor der Gefahr.
haweger
Bleigießen und Apfelschalen
Mit dem 30. November begann früher die Weihnachtszeit
In der heute oft sehr rationalen Zeit ist das noch vor 100 Jahren bekannte und praktizierte Brauchtum kaum noch bekannt. Da von alters her mit Martini (11. November) die „lichtlose“ Winterzeit begann, die zugleich ursprünglich als Fastenzeit galt, nutzte man alle Gelegenheiten, bestimmte Traditionen zu leben. So blieb erstaunlicherweise der Andreastag, der 30. November, im Bewusstsein auch der Menschen im Radeberger Land, wie die Volkskundeaufzeichnungen von 1934 beweisen. Es ist deswegen erstaunlich, weil das alte Kirchenjahr mit dem letzten Novembertag endete, was durch die die christliche Kirche seit 1000 Jahren auf den „beweglichen“ 1. Adventssonntag gelegt wurde.
Der nach einem Jünger Jesu benannte Andreastag galt als Lostag und die Nacht davor als Orakelnacht für junge, ledige Verliebte. Zugleich wurden die gemeinschaftlich begangenen Spinnabende begonnen. Da letzteres ausuferte, im Volksmund wurde der 1. Dezembermorgen als „Kotzfrühe“ bezeichnet (Wachau, Leppersdorf), gab es mehrere Polizeiordnungen, die dem jugendlichen Treiben ein Ende setzen sollten. In der Tradition des nahen Erzgebirges kam das Lichter aufstellen in unsere Gegend (um 1600 erstmals benannt), die Weihnachtszeit begann.
Zwei Traditionen gab es in unserem Raum. Die noch bis 1930 ziemlich oft gepflegte Tradition des Bleigießens und des Anfertigens von Glücksnüssen war die eine. Mit beiden Dingen sollte die Zukunft vorausgesehen werden. Vor etwa 80 Jahren verlagerte sich das Bleigießen auf Silvester, Glücksnüsse spielten in unserer Gegend dann kaum noch eine Rolle.
Die Andreasnacht war die Nacht des Liebesorakels. Ein jungfräuliches Mädchen musste eine ganze, lange Apfelschale schälen und diese um Mitternacht über die linke Schulter hinter sich werfen. Der sich dabei entwickelnde Buchstabe war jener, mit dem der Vorname des künftigen Ehemanns begann. In Schönborn und Grünberg wurde 1934 noch des „Tremmeln“ genannt. Ein heiratswilliges Mädchen geht um Mitternacht schweigend zu einem Holzhaufen und zieht aus der Mitte ein Scheit. Ist es glatt und gerade wird es von einem jungen, starken Mann geheiratet, ist es krumm oder voller Astwerk, wird es ein alter und krummer Mann sein. Das Wort „Tremmel“ ist im Meißnischen noch als Synonymwort für „grob, ungehobelten Mann“ bekannt.
Letztlich hatte der Tag auch Symbolik für das Wetter, der gefallene Schnee soll mindestens 100 Tage liegen bleiben, nach einer anderen Version bis zum 23. April. Das wären in diesem Jahr gute Aussichten auf die sogenannten „weißen Weihnachten“.
Von den genannten Dingen ist heute fast nichts mehr bekannt, jedoch ist der Andreas noch allgegenwärtig. An Bahnübergängen warnt uns das Andreaskreuz vor der Gefahr.
haweger
Kommentare (2)
finchen
daß das Bleigießen auf Sylvester verlegt worden ist. Dann kam schon Deine Erklärung dafür !!!!
Wieder richtig spannend von Dir geschrieben. Ich danke Dir dafür.........wie immer die, die solche Geschichten gerne liest
Dein Radeberger-Fan
das Moni-Finchen mit lieben Gruß ins Sachsen-Land
Wieder richtig spannend von Dir geschrieben. Ich danke Dir dafür.........wie immer die, die solche Geschichten gerne liest
Dein Radeberger-Fan
das Moni-Finchen mit lieben Gruß ins Sachsen-Land
gruss helmut