„… und sonnabends im Würstchen – Klub!“
„… und sonnabends im Würstchen – Klub!“
Als es in Radeberg einen Würstchen – Klub gab
Aus der Frühzeit der Vereine in Radeberg ist manche kuriose Gründung bekannt. So gab es den „Donnerstags-Eckensteher-Klub“, „Die Freunde des Klavierspiels“, „Alles ist nichts“ oder „Die Amtsschieber“. Bei meinen jüngsten Recherchen stieß ich auf den „Würstchen _ Klub“, der Anfang Januar 1890 in der späteren Demmlerschen Gaststätte Jahreshauptversammlung hielt. Über die Versammlung selbst ist außer einer Annonce nichts bekannt, jedoch zu einigen Aktivitäten konnte ich fündig werden.
Das ganze hatte offensichtlich seinen Hintergrund im Gesuch von Moritz Demmler die Schankkonzession zu bekommen. Da ihm dies für den Bau an der Bahnhofsstraße zunächst verweigert wurde, „Es gibt kein Bedürfnis!“, teilte ihm der Stadtrat mit, entschloss sich Demmler Tatsachen zu schaffen. Nicht nur, dass er Frühstück in seiner Fleischerei anbot, auch auf dem Nachhauseweg sollten die Arbeiter von Eschebach oder die vom Bahnhof kamen, ihr Geld bei ihm lassen, nicht im seit 1867 existierenden „Deutschen Haus“ oder anderen Gaststätten. Er bot Rabatte, stundete wer nicht genug Geld hatte oder gab freie Zulagen, wer eine Mindestmenge bei ihm kaufte. Der Zulauf wurde größer und dennoch gab es keine Schankkonzession, obwohl Demmler den Stadtrat wissen ließ, „Es ist ein Unding, dass die Arbeiter zum Frühstück keine Flasche Bier trinken dürften!“ Auch das ließ die Herzen der Ratsherren noch nicht erweichen.
Und so sann Demmler über weitere Möglichkeiten nach. Jetzt legte er den Schwerpunkt auf den wöchentlichen Zahltag des Lohnes, der sonnabends war. Ab 15 Uhr gab es in den Firmen Geld. Demmler lockte mit Abonnentenessen und Freibier. Letzteres durfte man ausschenken, ohne Schankkonzession. Den Arbeitern soll er gesagt haben: „Wenn ich dann eine Schankkonzession habe, kommt ihr aber auch noch!“ Eines Tages im September 1888 kam ihm die Idee als Neuerung sonnabends zum Zahltag ab nachmittags „Warme Würstchen“ anzubieten, „Rettich gratis!“ stand im Schaufenster. Es wurden immer mehr und mancher Stammgast grollte nun schon etwas, wenn er nicht gleich bedient wurde.
Und so gründete Demmler den „Würstchen – Klub“ als Debattier- und Amüsierklub, wie es in den Statuten hieß. Für 8 Pfennig gab es für die Klubmitglieder eine warme Wurst, sonstige Kunden zahlten 15 bis 20 Pfennig. Wer fünf Würstchen aß, brauchte nur 35 Pfennig zu berappen. Der Durst wurde über das „Kantinengesetz“ geregelt, d. h. bei einem solchen Angebot durfte durchaus Branntwein und Bier gereicht werden. Demmler war nämlich gleichzeitig an verschiedenen Bauvorhaben beteiligt, sodass er für die „Bauarbeiter“ Getränke reichen durfte, eben das „Kantinengesetz“. Angeblich war es sogar Teil des Lohnes der Arbeiter.
Mit dem Appetit und der aufkommenden Gemütlichkeit nach der Arbeitswoche, kam die Idee nach Unterhaltung. 1889 entstand das „Würstchenlied“. Der Text lautete: „Es ist sowieso Wurst, was aus uns wird!, sagte ein Schwein zum andern. Wir haben uns hier bei Demmler (als Variante auch „in Radeberg“) verirrt, das ist immer noch besser als wandern!“
Danach gab es in der Art der Limericks Sprüche und Zoten. Wem nichts einfiel oder wer nicht wollte, musste 20 Pfennig in die Klubkasse geben. Es wurde Protokoll geführt und demnach gab es im Frühjahr 1890 mindestens 140 Klubmitglieder. Zu den Sprüchen, die damals aufkamen, soll es zum Beispiel geheißen haben: „In Radebergs größter Not, fressen wir lieber Wurst als Brot!“ oder „Lieber Wurstfinger als Knoblauchzehen!“. Auch dass im 20. Jahrhundert wiederentdeckte „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei!“ war als deutsches Sprichwort schon bekannt.
Als dann Demmler seine ersehnte Schankkonzession erhielt, gab es den „Würstchen-Klub“ noch eine Weile. Auf Ihrer Jahreshauptversammlung 1897 jedenfalls wurde Demmler das Ehrendiplom des Klubs überreicht. Die Urkunde trug den Spruch „Es ist sowieso Wurst, denn der starke Durst, der mich ereilte, führte dazu, daß ich hier verweilte!“ Unterschrieben war das Ehrendiplom von siebzehn ehemaligen Gründungsmitgliedern.
haweger
Als es in Radeberg einen Würstchen – Klub gab
Aus der Frühzeit der Vereine in Radeberg ist manche kuriose Gründung bekannt. So gab es den „Donnerstags-Eckensteher-Klub“, „Die Freunde des Klavierspiels“, „Alles ist nichts“ oder „Die Amtsschieber“. Bei meinen jüngsten Recherchen stieß ich auf den „Würstchen _ Klub“, der Anfang Januar 1890 in der späteren Demmlerschen Gaststätte Jahreshauptversammlung hielt. Über die Versammlung selbst ist außer einer Annonce nichts bekannt, jedoch zu einigen Aktivitäten konnte ich fündig werden.
Das ganze hatte offensichtlich seinen Hintergrund im Gesuch von Moritz Demmler die Schankkonzession zu bekommen. Da ihm dies für den Bau an der Bahnhofsstraße zunächst verweigert wurde, „Es gibt kein Bedürfnis!“, teilte ihm der Stadtrat mit, entschloss sich Demmler Tatsachen zu schaffen. Nicht nur, dass er Frühstück in seiner Fleischerei anbot, auch auf dem Nachhauseweg sollten die Arbeiter von Eschebach oder die vom Bahnhof kamen, ihr Geld bei ihm lassen, nicht im seit 1867 existierenden „Deutschen Haus“ oder anderen Gaststätten. Er bot Rabatte, stundete wer nicht genug Geld hatte oder gab freie Zulagen, wer eine Mindestmenge bei ihm kaufte. Der Zulauf wurde größer und dennoch gab es keine Schankkonzession, obwohl Demmler den Stadtrat wissen ließ, „Es ist ein Unding, dass die Arbeiter zum Frühstück keine Flasche Bier trinken dürften!“ Auch das ließ die Herzen der Ratsherren noch nicht erweichen.
Und so sann Demmler über weitere Möglichkeiten nach. Jetzt legte er den Schwerpunkt auf den wöchentlichen Zahltag des Lohnes, der sonnabends war. Ab 15 Uhr gab es in den Firmen Geld. Demmler lockte mit Abonnentenessen und Freibier. Letzteres durfte man ausschenken, ohne Schankkonzession. Den Arbeitern soll er gesagt haben: „Wenn ich dann eine Schankkonzession habe, kommt ihr aber auch noch!“ Eines Tages im September 1888 kam ihm die Idee als Neuerung sonnabends zum Zahltag ab nachmittags „Warme Würstchen“ anzubieten, „Rettich gratis!“ stand im Schaufenster. Es wurden immer mehr und mancher Stammgast grollte nun schon etwas, wenn er nicht gleich bedient wurde.
Und so gründete Demmler den „Würstchen – Klub“ als Debattier- und Amüsierklub, wie es in den Statuten hieß. Für 8 Pfennig gab es für die Klubmitglieder eine warme Wurst, sonstige Kunden zahlten 15 bis 20 Pfennig. Wer fünf Würstchen aß, brauchte nur 35 Pfennig zu berappen. Der Durst wurde über das „Kantinengesetz“ geregelt, d. h. bei einem solchen Angebot durfte durchaus Branntwein und Bier gereicht werden. Demmler war nämlich gleichzeitig an verschiedenen Bauvorhaben beteiligt, sodass er für die „Bauarbeiter“ Getränke reichen durfte, eben das „Kantinengesetz“. Angeblich war es sogar Teil des Lohnes der Arbeiter.
Mit dem Appetit und der aufkommenden Gemütlichkeit nach der Arbeitswoche, kam die Idee nach Unterhaltung. 1889 entstand das „Würstchenlied“. Der Text lautete: „Es ist sowieso Wurst, was aus uns wird!, sagte ein Schwein zum andern. Wir haben uns hier bei Demmler (als Variante auch „in Radeberg“) verirrt, das ist immer noch besser als wandern!“
Danach gab es in der Art der Limericks Sprüche und Zoten. Wem nichts einfiel oder wer nicht wollte, musste 20 Pfennig in die Klubkasse geben. Es wurde Protokoll geführt und demnach gab es im Frühjahr 1890 mindestens 140 Klubmitglieder. Zu den Sprüchen, die damals aufkamen, soll es zum Beispiel geheißen haben: „In Radebergs größter Not, fressen wir lieber Wurst als Brot!“ oder „Lieber Wurstfinger als Knoblauchzehen!“. Auch dass im 20. Jahrhundert wiederentdeckte „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei!“ war als deutsches Sprichwort schon bekannt.
Als dann Demmler seine ersehnte Schankkonzession erhielt, gab es den „Würstchen-Klub“ noch eine Weile. Auf Ihrer Jahreshauptversammlung 1897 jedenfalls wurde Demmler das Ehrendiplom des Klubs überreicht. Die Urkunde trug den Spruch „Es ist sowieso Wurst, denn der starke Durst, der mich ereilte, führte dazu, daß ich hier verweilte!“ Unterschrieben war das Ehrendiplom von siebzehn ehemaligen Gründungsmitgliedern.
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